Exorzismus nicht möglich?

Kassia

Aktives Mitglied
Vielleicht bin ich etwas naiv, aber warum hat man die der Hexerei und Zauberei Angeklagten, die doch in der Regel "irgendwie" von Dämonen besessen waren, nicht exorziert? Eigentlich wäre das doch das Mittel der Wahl gewesen, gegen Dämonen vorzugehen.
Hatten die kirchlichen Mitarbeiter - sofern involviert - kein Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten?
Daß das zu aufwendig gewesen wäre, kann ich mir auch nicht wirklich vorstellen, denn man hatte doch auch Zeit für peinliche Befragungen.
Andererseits habe ich keine genauen Vorstellungen, wann wozu in welchem Umfang Exorzismen praktiziert wurden.

LG Kassia
 
erm...ich denke, Hexen und Zauberer galten mehr oder weniger als "unheilbar". Wenn jemand vom Teufel besessen ist, ist er ja "nur" besessen. Bei Hexen soll soweit ich weiss das Übel nicht austreibbar gewesen sein. Zumindest würde ich mir das jetzt mal so erklären. ;)

Wobei ich auch nie wirklich ein wissenschaftliches Buch über Hexen/Zauberer und vom Teufel gelesen habe...
 
Was wollte man denn austreiben?
Hexen hatten das böse ja nicht in sich, sondern standen mit dem Teufel im Bunde. Was etwas ganz anderes ist, als "besessen" zu sein.
 
Während die vom Teufel "Besessenen" die Opfer waren, wurden die angeblichen Hexen und Zauberer als "Täter" gesehen. Das heißt, bei ihnen war es ein durchaus gewollter und speziell herbeigeführter Wunsch, einen Pakt mit dem Teufek einzugehen.
 
Hallo Zusammen!

Ein interessantes Thema... Als ich letzthin über Hexenverfolgung (wo ich mich leidlich auskenne) dozierte (Ich mache nebenbei Stadtrundgänge) wurde ich gefragt, ob es denn im "Mittelalter" (Für Laien ist Hexenverfolgung natürlich immer im Mittelalter) auch Exorzismus gegeben hätte.
Ich teile zwar die oben erwähnte Argumentation, weiss aber praktisch überhaupt nichts über Exorzismus. Wie lange wird dieser überhaupt schon praktiziert? Kam er unter ähnlichen Bedingungen vor wie Hexenverfolgung? weiss jemand etwas dazu?

Gruss

maki
 
Wenn man Dinzelbacher (Heilige oder Hexen, Düsseldorf 1995, S. 166) gauben darf, wurde nicht immer so genau zwischen Besessenheit und Buhlschaft unterschieden. Vielmehr wurden die Verhöre von exorzistischen Ritualen begleitet, um den "bösen Feind" nicht beim Verhör dabei zu haben, also eher halbherzig, wenn man das so ausdrücken kann.
Ich kenne mich in den verschiedenen Spiritualitäten nicht aus, wer in welcher Weise mit gefährdeten Seelen verfuhr. Ignatius zumindest sagte, daß man das geknickte Rohr nicht noch vollends abbrechen sollte. Nicht, daß sich alle Jesuiten daran gehalten hätten, aber es spricht für ein positiveres Menschenbild. Und die Jesuiten waren weniger die Inquisitoren, als eher die Kritiker.

Zum Exorzismus gibt es immerhin eine seriöse Seite im Netz: http://www.exorzismus.net/
Sagt allerdings nicht viel über das Mittelalter. Dazu kann man ein bißchen bei Arnold Angenendt schmökern: Geschichte der Religiosität im Mittelalter, Darmstadt 1997. Am besten übers Sachregister durchwühlen.

LG Kassia
 
Kassia schrieb:
Zum Exorzismus gibt es immerhin eine seriöse Seite im Netz: http://www.exorzismus.net/
Sagt allerdings nicht viel über das Mittelalter. Dazu kann man ein bißchen bei Arnold Angenendt schmökern: Geschichte der Religiosität im Mittelalter, Darmstadt 1997. Am besten übers Sachregister durchwühlen.

LG Kassia

Ob diese Seite seriös ist, bezweifle ich.
Angenendt ist bei solchen Fragen immer zu empfehlen.
Dinzelbacher, vgl. auch seine Publikation "Die letzten Dinge", Freiburg 1999, ist zu sehr dem Mittelalter verhaftet.
Zur Komplexität des Problems guck mal hier:
http://www.akademie-rs.de/referate/bauer03_besessen.htm
 
@ Mercy: Was stört dich an der Exorzismus Seite? Ich finde sie allemal besser als die Wiki Seite zum selben Thema.
Über die Schwächen von Dinzelbacher hatten wir hier an anderer Stelle schonmal ein paar Sätze verloren. Der Weisheit letzter Schluß ist er sicher nicht, aber irgendwo muß man ja anfangen, wenn die Infos nur spärlich fließen.

Danke für den Link. Werde es mir in Ruhe zu Gemüte führen
 
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