Befestigungen bei den Indianern?

G. Washington

Neues Mitglied
Hallo,
Ich wollte mal wissen ob es bei den nordamerikanischen Indianern Forts oder andere Befestigungen gab. Ich weiß das viele Stämme nomadisch lebten, vileicht kann der ein oder andere mir ja ein par Stämmme nennen die seßhaft waren.
 
Ob die nordamerikanischen Indianer vor der Ankunft der Europäer wirklich nomadisch lebten, ist umstritten. Die sichersten Zeugnisse für die Seßhaftigkeit der präkolumbischen Indianer Nordamerikas dürften die die Pueblos der südwestlichen Kulturen (Hopi etc.) sein, wobei diese Pueblokultur enge Verbindungen zu den mesoamerikanischen Kulturen hat. Aber bis hin zu den großen Seen an der us-amerikanisch-kanadischen Grenze sind pyramidenartige Bauwerke ('Mounds') nachgewiesen, manche Mounds sind auch weniger pyramidenartig sondern haben die Form von Schlangen, Wölfen, Hirschen etc. Auch Prozessionsstraßen konnten inzwischen nachgewiesen werden.
Diese Kulturen waren Bauern, die z.B. verschiedene Maissorten anbauten, also sesshaft.

Für weitere Informationen empfehle ich 1491 von Charles C. Mann oder die Threads die Mitglied Pope zu diesem Buch gestartet hat.


http://www.geschichtsforum.de/f15/1491-teil-i-bevoelkerung-und-eroberung-9632/?highlight=1491
http://www.geschichtsforum.de/f15/1491-teil-ii-alter-und-zivilisationsgenese-9635/?highlight=1491
http://www.geschichtsforum.de/f15/1491-teil-iii-terraforming-9643/?highlight=1491
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde, dass man die Pueblo-Bauten durchaus als Festungen ansehen kann, zumindest im ursprünglichen Sinne.

Die Gebäude waren ineinander verschachtelt und nur durch Außenleitern erreichbar (die man bei Bedarf wegnehmen konnte), das ganze Areal war - früher zumindest - mit einer Mauer umgeben. (Diese Bauwerke gab es schon ehe die Europäer kamen, was als Beleg für den sesshaften Charakter der Pueblo-Indianer (z.B. Hopi) gelten kann.)

Eine sehr schöne Festung ist der sog. "Cliff Palace", anbei ein Bild:

Land Use History of the Colorado Plateau-Archaeological Treasures
 
Gesichert sind die sesshaften Indianer im Südwesten Nordamerikas sowie den Missisippi hinauf bis zu den Großen Seen. Gesichert deshalb, weil sich das Klima nicht verändert hat und Maisanbau stattfinden konnte. Im Südwesten dürfte sich das Klima verändert haben, aber die Felsenbehausungen oder die Pueblos der Pueblos sind erhalten.
Ob in anderen Regionen Nordamerikas Befestigungen gab, bin ich sehr skeptisch. Die Indianer (Wald und Wiese) des Ostens, des Westens und der Prärie brauchten keine Befestigungen. Sie orientierten ihre Nahrungsaufnahme nach der Natur und mussten flexibel sein. Ich glaube sogar, die liebten die Freiheit und den Wohnortwechsel.
Die Hütten aus Baumstämmen der Wikinger wurden nicht übernommen.
 
Wenn man die Berichte Champlains liest, dann haben sowohl Huronen als auch Irokesen in befestigten ,d.h. von Palisaden umgebenen Siedlungen gewohnt.
Ähnliche Siedlungsformen finden sich wohl entlang der gesamten Ostküste überall dort,wo keine nomadisierenden Stämme lebten.Zumindest werden in den Berichten der ersten Europäer viele Dörfer als befestigt dargestellt.

Im Mississippi-Tal hatten die Adena,Hopewell und Mississippi-Kulturen große ,durch Palisaden und Wachtürme befestigte Zeremonialzentren(Cahokia).
Bei Poverty Point direkt am Bayou Macon(NO-Louisiana) findet sich eine von 6 konzentrischen , 1200 Meter langen Erdwällen halbkreisförmig umgebene Anlage,die auf ca. 1500 v.Chr.datiert wird.

Im Südwesten errichteten Mogollon(Gila) und Anasazi (Mesa Verde),sowie Hohokam (Casa Grande),Sinagua(Montezuma Castle) und später die Pueblo-Kulturen befestigte Siedlungen aus Adobe-Ziegeln.
Besonders die Anazazi hatten mit den sogenannte Cliff-Dwellings, also Siedlungen ,die in schwer zugänglichen Canyons unter Felsüberhängen errichtet und oft nur über Leitern und schmale Treppenwege zugänglich und mit Türmen und Toren gesichert waren, regelrechte Verteidigungssysteme errichtet (Stichwort Cayon de Chelly,Mesa Verde,Galina,Chaco Canyon)

Im Nordwesten errichteten Tlingit und Haida regelrechte Palisaden-Forts an der Küste.

Nomadisch lebten im wesentlichen nur die Stämme der Plains und der westlichen Halbwüsten, die reine oder überwiegende Jäger-und Sammlerkulturen waren (und in den meisten Wild-West-Filmen vorkommen ;) :) :D )
 
Nomadisch lebten im wesentlichen nur die Stämme der Plains und der westlichen Halbwüsten, die reine oder überwiegende Jäger-und Sammlerkulturen waren (und in den meisten Wild-West-Filmen vorkommen ;) :) :D )

Wie schnell sich die Lebensweise ändern konnte, kann man am Beispiel der Diné, bekannter als Navaho, sehen.

Sie kamen aus dem Norden als Nomaden nach Arizona und übernahmen von den Hopis sehr schnell den Ackerbau und den Garten-, speziell den Obstbau.

So lebten sie bald in einer eigenartigen Mischweise, bei der Teile der Stämme ganzjährig sesshaft blieben, Teile als Halbnomaden mit dem Vieh im Sommer herumzogen und zum Winter wieder in die Siedlungen zurückkehrten.

Diese Siedlungen sind allerdings sehr zerstreut und nicht befestigt gewesen.

Bei dieser Lebensweise traf es die Diné sehr, als Kit Carson bei seinen Bemühungen, sie zu unterwerfen, als erstes ihre Felder verwüstete und die Aprikosenhaine, die den ganzen Canon de Chelley bedeckten, umhauen ließ.
Das haben sie den Amerikanern bis heute nicht vergessen, und kein Navaho-Guide, den man im Canon de Chelley nehmen muss, wird das nicht erwähnen.

Viel entspannter ist das Verhältnis der Diné zu den Spaniern, obwohl es zwischen den Spaniern und ihnen ja auch zu zahlreichen Kämpfen kam. In der gefühlten Erinnerung der Navahos erreichten sie offenbar gleichzeitig mit den Spaniern die Region, obwohl sie nach heutigem Kenntnisstand eher etwa 200 Jahre früher ankamen. Wenn die Navaho-Guides auf die Cliff-Dwellings eingehen, so erklären sie immer, dass die Bewohner dieser Siedlungen die Gegend schon verlassen hatten, ehe "die Spanier und die Navahos ankamen".

Die Apachen, die ja zur gleichen Sprachfamilie wie die Navahos gehören und gleichzeitig mit ihnen diese Gegend erreichten, haben die ursprüngliche nomadische Lebensweise beibehalten. Trifft man auf Apachen, so bieten sie durchweg ein trauriges Bild, ganz im Gegensatz zu den äußerst anpassungsfähigen Diné oder Navahos.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ob in anderen Regionen Nordamerikas Befestigungen gab, bin ich sehr skeptisch. Die Indianer (Wald und Wiese) des Ostens, des Westens und der Prärie brauchten keine Befestigungen. Sie orientierten ihre Nahrungsaufnahme nach der Natur und mussten flexibel sein. Ich glaube sogar, die liebten die Freiheit und den Wohnortwechsel.

Auch im Nordosten und Südosten wurden Siedlungen mit Palisaden gesichert. Die hier ansässigen Völker waren überwiegend nicht nomadisch, sondern bauten verschiedene Feldfrüchte an. In diesem Zusammenhang kam es nur dann zum Umzug einer Dorfgemeinschaft, wenn die bebauten Böden nicht mehr ertragreich genug waren, so daß das Dorf innerhalb des von der Gemeinschaft beanspruchten Areals verlegt wurde. Es wurde auch gesammelt, aber dies war Nahrungsergänzung.

Im Westen kann es so pauschal nicht gesagt werden; zaphod erwähnte schon die fortähnlichen Dörfer der Tlingit und Haida, aber auch die Dörfer anderer Völker waren befestigt.

Die Präriedörfer ebenfalls, da auch hier seßhaft bzw überwiegend seßhaft gelebt und Ackerbau betrieben wurde. Nomadisch sind die Plainskulturen, die jedoch erst mit dem Erwerb der Pferde entstanden.
 
Wie schnell sich die Lebensweise ändern konnte, kann man am Beispiel der Diné, bekannter als Navaho, sehen.
Sowie auch bei den Plainskulturen.

... und übernahmen von den Hopis sehr schnell den Ackerbau und den Garten-, speziell den Obstbau.
Speziell der Obstanbau sowie die Schafhaltung wurde von den Spaniern übernommen.

Diese Siedlungen sind allerdings sehr zerstreut und nicht befestigt gewesen.
Es handelte sich weniger um Siedlungen, sondern um einzelne Hogans bzw die Hogans (Erdhäuser) eines Familienverbandes, der zusammen lebte.

Trifft man auf Apachen, so bieten sie durchweg ein trauriges Bild
So pauschal wie hier getroffen ist diese Aussage nicht zutreffend. Die Nade, die ich bisher gesehen habe, boten jedenfalls kein 'trauriges Bild'.

... anpassungsfähigen Diné oder Navahos.
Eine hohe Flexibilität ist bei den indianischen Kulturen in Nordamerika insgesamt gegeben.
 
kwschaefer:
stimmt,die Story mit den Aprikosenbäumen im Canyon de Chelly habe ich auch schon öfter von den Navajos/Dine gehört.
Das entspanntere Verhältnis zu den Spaniern kommt wohl daher,daß sie die auch öfter mal besiegt haben und von ihnen mangels Masse nie wirklich unterworfen wurden. Nach dem großen Puelo-Aufstand beschränkte man sich spanischerseits wohl auf eine eher nominelle Oberhoheit und der Etablierung einzelner Missionen im Gebiet so wie die Städte Santa Fe und Albuquerque.
Deine Meinung zu den Apachen kann ich allerdings so nicht bestätigen.Gerade die Mescalero und Chiricaua gelten heute als gewiefte Geschäftsleute
 
Speziell der Obstanbau sowie die Schafhaltung wurde von den Spaniern übernommen.

Nun, die Navaho-Guides erzählen sogar, dass die ersten Aprikosen-Haine im Canon de Chelley von Hopis auf Bitten der Navahos angelegt wurden, dass dann Navahos erstmals dort sesshaft gelebt und die Haine weiter ausgebaut haben. Sie wurden mit Lebensmitteln von außerhalb des Canon versorgt. Also eine wirkliche Umstellung der Lebensumstände. Ich hatte auch Gelegenheit, mit einer alten Navaho-Frau zu sprechen, die in der matriarchalisch geprägten Gesellschaft wahrscheinlich einen höheren Status hatte als die Guides, und die hat auch auf die Ursprünge des Aprikosen-Anbaus der Navahos bei den Hopi hingewiesen.

Die Hopi selbst haben allerdings, wie Edward A. Kennard, einer der bedeutenden Kenner der Hopi-Kultur, schreibt, viel von den Spaniern übernommen: "The prehistoric foundation of Hopi agriculture was based mainly on the cultivation of corn, beans, and squash. From the Spaniards they acquired horses, cattle, burros, mules, and sheep, as well as peach and apricot trees."


Es handelte sich weniger um Siedlungen, sondern um einzelne Hogans bzw die Hogans (Erdhäuser) eines Familienverbandes, der zusammen lebte.

Deshalb sagte ich zerstreut. Meist findet man heute die Häuser und zugehörigen Hogans in einem Abstand von 150 - 200m, manchmal aber auch Gruppen von 4 - 5 Häusern, mit einer unterschiedlichen Zahl von Hogans 1 -4, jedenfalls hat dann nicht jedes Haus einen eigenen Hogan.


So pauschal wie hier getroffen ist diese Aussage nicht zutreffend. Die Nade, die ich bisher gesehen habe, boten jedenfalls kein 'trauriges Bild'.
Es würde mich freuen, wenn meine Eindrücke nicht der allgemeinen Situation der Apachen entsprechen.
 
Nach dem großen Puelo-Aufstand beschränkte man sich spanischerseits wohl auf eine eher nominelle Oberhoheit und der Etablierung einzelner Missionen im Gebiet so wie die Städte Santa Fe und Albuquerque.

Das stimmt grundsätzlich, die Spanier versuchten allerdings, ihre Herrschaft durch nicht ganz freiwillige Ansiedlung zahlreicher aus Spanien kommender Neudiedler, meist Weber, in Santa Fe zu festigen. Dadurch sollte dort der Kern für ein größeres spanisches Siedlungsgebiet geschaffen werden.

Der Plan schlug jedoch fehl. Schon nach kurzer Zeit zogen die Spanier weiter nach Nordosten und ließen sich in dem Gebiet zwischen dem Rio Grande und den Sangre-de-Christo-Mountains nieder. Die Gegend liegt in Luv des Gebirges, hat regelmäßige Niederschläge und ist grün und recht fruchtbar. Die dort gegründeten Dörfer, das größte ist Chimayo, passiert man, wenn auf der sog. "High Road to Taos" von Santa Fe nach Taos fährt. Noch heute wird dort gewebt. Diese Spanier hatten ein sehr gutes Verhältnis zu den Pueblos. Gegen die regelmäßig aus der Prärie auf Beutezügen über die Sangre-de-Christo-Mountains kommenden Comanchen haben sie gemeinsame Milizverbände aufgestellt, die die Comanchen bekämpft und vertrieben haben.
Übrigens: Wer mal in die Gegend kommt, sollte nicht versäumen, im Rancho de Chimayo ein Abendessen einzuplanen.
Rancho de Chimayo Restaurante and Hacienda
 
Guter Tip,werde ich machen,wenn ich wieder mal dort bin :)
Ein ähnlicher Kulturtransfer von Spaniern zu Navajo fand übrigens auch bezüglich der Technik der Silberbearbeitung statt und viele traditionelle Motive und Formen des berühmten Navajo-Silberschmucks sind spanischen Ursprungs.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben