Expedition nach Chile

Gaspar

Neues Mitglied
Ich lese gerade Ines meines Herzens von Isabel Allende und habe folgende 2 Fragen:
1) Kannten die Indianer in Südamerika die Eisenverhüttung? Woher bekamen die Kolonisten das Schmiedeeisen?
2) Wieviele Soldaten starteten zur Chile-Expedition? Die Zahl 11 erscheint mir sehr/zu wenig. Damit kann man wohl kaum gegen 10000-100000 Indios vorgehen, ganz zu schweigen von den "eigenen" Negros und Yanaconas, die "geführt" sein wollen.

Neger kommt letztendlich vom lat. niger = schwarz und war nicht negativ gemeint.
 
Welche Indianer meinst du? :grübel:

Die Inka stellten ihre Werkzeuge und Waffen aus Kupfer und Bronze her und kannten Operationen an Knochen und Schädel.

Die Inka hatten/kannten keine Negros, die wurden von den Kolonialmächten eingeschleppt und die Yanaconas waren keine fremden Sklaven, sondern eher Leibeigene, wie sie Europa auch kannte.

Soviel auf die Schnelle ...

Zur Überlegenheit der Spanier weiß selbst Tante Wiki Rat, wie überhaupt zur Kultur der Inka :winke:
Inka ? Wikipedia

Über das Buch sagt die Kritik:
In einer gekonnten Mischung aus geschichtlichen Fakten und einer gehörigen Portion überbordender Phantasie schildert Isabel Allende in Inès meines Herzens, wie die Titelheldin dabei als eine der wenigen Konquistadorinnen der Spanier zur Mutter Chiles -- also der Heimat der Autorin -- wird: Eine überaus ambivalente Mutter zudem, die die eigenen Soldaten als Sanitäterin versorgt, aber auch keine Skrupel kennt, Gefangenen eigenhändig den Kopf abzuschneiden, wenn es dazu dient, einen Angriff der verschreckten Feinde erfolgreich abzuwehren.
Aus http://www.amazon.de/Ines-meines-Herzens-Isabel-Allende/dp/3518419307
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich lese gerade Ines meines Herzens von Isabel Allende und habe folgende 2 Fragen:
1) Kannten die Indianer in Südamerika die Eisenverhüttung? Woher bekamen die Kolonisten das Schmiedeeisen?
2) Wieviele Soldaten starteten zur Chile-Expedition? Die Zahl 11 erscheint mir sehr/zu wenig. Damit kann man wohl kaum gegen 10000-100000 Indios vorgehen, ganz zu schweigen von den "eigenen" Negros und Yanaconas, die "geführt" sein wollen.


Lediglich ad 1 läßt sich fesstellen, daß sie die Eisenverhüttung nicht kannten, wie Ingeborg einst recherchiert hat: http://www.geschichtsforum.de/293747-post45.html
Deine zweite Frage läßt sich bestimmt mithilfe etwa der Wikipedia recherchieren.

Neger kommt letztendlich vom lat. niger = schwarz und war nicht negativ gemeint.

Ein Wort an sich kann nichts meinen, sondern nur bezeichnen und es kommt auf den Kontext an.
 
Nun sollte man die indigene Bevölkerung Südamerikas nicht alle zu Inka machen... Das Inkareich konnte sich nur bis nach Nordchile ausdehnen, wo die Kolla unterworfen wurden. Südlich davon lebten und leben die Mapuche, die sich der Eroberung durch das Inkareich erfolgreich widersetzten - ebenso auch der Eroberung durch die Spanier. Militärisch wurden die Mapuche bis heute nicht besiegt.
Das Gebiet der Mapuche wurde übrigens zwischen den Staaten Chile und Argentinien aufgeteilt; der größere Teil der Mapuche lebt in Chile.

Zum Weiterlesen:

Mapuche ? Wikipedia

Mapuche Internationaler Link/Deutsch | Titelseite

Die zweite Seite wird in der spanischsprachigen Orginalfassung von einem im Exil in London lebenden Mapuche betrieben; es gibt dort auch Informationen zur Geschichte der Mapuche.
 
Die Inka hatten/kannten keine Negros, die wurden von den Kolonialmächten eingeschleppt und die Yanaconas waren keine fremden Sklaven, sondern eher Leibeigene, wie sie Europa auch kannte.
Das "eigene" bezog sich auf die Spanier. Dem Buch zufolge bestand die Expedition aus 11 Soldaten, Negros und mehr als 1000 Yanaconas. Das Buch übertreibt sicher, aber Frau Allende hat ja angeblich 4 Jahre recherchiert. Den Antworten entnehme ich, dass niemand genaues weiß. Alonso de Ercilla wird in dem Buch erwähnt, aber er ist halt ein Dichter genau wie Allende. Die Expedition brauchte auf jeden Fall eine Munitions- und Eisenlogistik, da es in dem Roman Schmiede (Herreros), Schmieden und Feuerwaffen (Arcabuzes) gab. Frau Allende hat da nach meinem Eindruck nicht viel nachgedacht.
 
Alonso de Ercilla wird in dem Buch erwähnt, aber er ist halt ein Dichter genau wie Allende.

So leicht ist er nicht abzutun. In erster Linie ist er (meines Wissens) die einzige zeitgenössische Quelle zur Chile-Expedition (liest sich besser als Chileexpedition ;) ) außer vielleicht ein paar juristischen Dokumenten, die aber in der Regel wenig ereignisgeschichtliches zu berichten wissen, also die einzige historiographische Quelle. Für den Historiker also die Quelle ersten Ranges. Mehr noch: Er war selber als Soldat in Chile, kannte sich also sowohl im Militärischen aus, als auch mit der Topographie der Region. Das heißt natürlich nicht, dass er nicht eigene Interessen und Darstellungsabsichten in das Gedicht eingebaut hätte. Aber das ist ein Problem, welches allen historiographischen Quellen gemein ist.

Die Expedition brauchte auf jeden Fall eine Munitions- und Eisenlogistik, da es in dem Roman Schmiede (Herreros), Schmieden und Feuerwaffen (Arcabuzes) gab. Frau Allende hat da nach meinem Eindruck nicht viel nachgedacht.

Du kannst ruhig Hakenbüchse schreiben, denn das spanische Wort Arcabuz geht auf eine französische Verballhornung des deutschen Wortes zurück.
Diccionario de la Real Academia Española:
arcabuz. (Del fr. arquebuse, y este del neerl. medio hakebus, de bus, caja, y hake, gancho; cf. al. Hakenbüchse).
 
Zuletzt bearbeitet:
Das "eigene" bezog sich auf die Spanier. Dem Buch zufolge bestand die Expedition aus 11 Soldaten, Negros und mehr als 1000 Yanaconas. Das Buch übertreibt sicher, aber Frau Allende hat ja angeblich 4 Jahre recherchiert. Den Antworten entnehme ich, dass niemand genaues weiß.
Soviel ich weiß nannten die Inka ihre 100% Leibeigenen Yanaconas (die auch in ihrem Haus lebten), im Gegensatz zu den übrigen, die verpflichtet waren dem Adel je nach Status zu geringeren bis 50%Prozentsätzen oder bestimmten Tätigkeiten zur Dand zu gehen. Dafür kannten sie keine Steuern in dem Sinn.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das sagt das Diccionario de la Real Academia Española dazu:

DRAE schrieb:
yanacona.

(Del quechua yanakuna).

1. adj. Se dice del indio que estaba al servicio personal de los españoles en algunos países de la América Meridional. U. t. c. s.

2. com. Bol. y Perú. Indio que es aparcero en el cultivo de una tierra.

yanacona.

(Aus dem Quechua yanakuna).

1. adj. Sagt man in einigen Ländern Südamerikas zum Indio, der zum persönlichen Dienst der Spanier abgestellt war. Auch als Substantiv gebräuchlich.
2. in Bolivien und Perú. Indio der Teilpächter in der Landwirtschaft ist.
 
Mag sein, dass die Spanier das übernommen hatten.

Yanacona bezeichnete bei den Inka eine soziale Klasse von Sklaven bzw. Leibeigenen, die im Unterschied zu gewöhnlichen Untertanen (hatunrunas) keiner Familiensippe (ayllu) angehörten. In den karibischen Indio-Gesellschaften (z. B. auf Kuba) wurden solche Leibeigenen naboria genannt.
Yanacona waren ursprünglich von Tribut und Zwangsarbeit (Mita) befreit. Sie waren sozial mobiler als ayllu-Angehörige, jedoch zu Lasten ihrer sozialen Stabilität. Sie waren in verschiedenen Gesellschaftsschichten tätig, z. B. als Hirten, Handwerker, Tempeldiener oder als Administratoren des Inka-Adels.

Mehr auch hier Money Museum
 
Das die Spanier das Wort übernommen haben, ist ja gar keine Frage. Mein Beitrag zielte keineswegs in die Richtung das anzuzweifeln (dafür wäre er auch schlecht geeignet), sondern in die Richtung, wie das Wort yanacona im hiesigen Kontext zu bewerten ist: Das Wort hat sich längst verselbständigt.
 
Sorry, El Quijote, das war dann ein Mißverständnis.
Das heißt, Dama Allende hat Yanacona nicht unbedingt im richtigen Kontext bzw. neusprachlich gebraucht?
 
Sorry, El Quijote, das war dann ein Mißverständnis.
Das heißt, Dama Allende hat Yanacona nicht unbedingt im richtigen Kontext bzw. neusprachlich gebraucht?

Ich denke, Isabel Allende wird Yanacona im dem kolonialsprachlichen Kontext gebraucht haben, in dem ihre Geschichte spielt.
 
Hier das früheste belegte Beispiel für die Verwendung yanacona im Spanischen, ein Befehl Francisco Pizarros an die Bürger Cuzcos von 1534:
"[...] Otrosi manda que todos recojan e hagan recoger sus indios yanaconas dentro de ocho dias primeros siguientes e no los enbien a ... ... ... trayan maiz ni ouejas ni otras cosas si no fuere leña del monte so pena que el español que lo mandare traer pague çien pesos de oro la mitad para la Camara de Su magestad y la mitad para las obras desta dicha çibdad y al yanacona que lo traxiere con liçençia del dicho su amo perdido e Su magestad lo depositara en otra persona e que el que lo traxiere sin liçençia pena de muerte.[...]"

Sinngemäß: Pizarro befiehlt, dass alle ihre yanaconas zusammenrufen und weder Mais noch Schafe noch Feuerholz etc. mitbringen, und dass derjenige Spanier, der dem zuwiderhandelt eine Strafe von 100 Goldpesos zu zahlen habe etc. Schon hier ist yanacona also schon ein Begriff für die Bediensteten/Leibeigenen der Spanier.
 
Hier das früheste belegte Beispiel für die Verwendung yanacona im Spanischen, ein Befehl Francisco Pizarros an die Bürger Cuzcos von 1534:
"[...] Otrosi manda que todos recojan e hagan recoger sus indios yanaconas dentro de ocho dias primeros siguientes e no los enbien a ... ... ... trayan maiz ni ouejas ni otras cosas si no fuere leña del monte so pena que el español que lo mandare traer pague çien pesos de oro la mitad para la Camara de Su magestad y la mitad para las obras desta dicha çibdad y al yanacona que lo traxiere con liçençia del dicho su amo perdido e Su magestad lo depositara en otra persona e que el que lo traxiere sin liçençia pena de muerte.[...]"

Sinngemäß: Pizarro befiehlt, dass alle ihre yanaconas zusammenrufen und weder Mais noch Schafe noch Feuerholz etc. mitbringen, und dass derjenige Spanier, der dem zuwiderhandelt eine Strafe von 100 Goldpesos zu zahlen habe etc. Schon hier ist yanacona also schon ein Begriff für die Bediensteten/Leibeigenen der Spanier.
Ja, aber nicht alle Bürger Cuzcos waren Spanier ... ;)
Ich bezog das auf die Inka-Aristokraten ... :red:
 
Ja, aber nicht alle Bürger Cuzcos waren Spanier ...
Die durften dann auch Feuerholz straffrei mitbringen. ;)

In dem Roman gibt es auch noch:
cachorros (Kampfhunde) - angeblich sehr gefürchtet bei den Mapuche
mancebas de los soldados (junge Liebchen)
viracochas (spanische Herren)
capataces negros (Schwarze) - als Zugführer eingesetzte Leute fürs Grobe


«¡A degüello!» (Hernando Pizarro)
 
Heute ist der vecino der Nachbar, im 16. Jahrhundert hatte der Begriff vecino oder vezino, wie er hier geschrieben ist, aber eine andre Bedeutung, mehr in Richtung pater familias gehend. Der pater familias war ja auch kein "Familienvater" in unserem Sinne. Der vezino war der steuerfähige Bürger. In der Einleitungsphrase des Befehls schreibt Beltrán de Castro:

"Manda El magnifico señor Comendador Francisco piçarro Gouernador en estos Reynos de la nueba Castilla por sus Magestades y beltran de Castro su theniente de Gouernador en su nombre que por quanto en esta çibdad al presente ay pocos vecinos para poderse dividir ny apartar vnos a vn Cabo y otros a otro hasta tanto que el dicho señor Gouernador provea despañoles que vengan a Residir e ayudar a sostener esta dicha çibdad que nynguna ny nyngunas personas sean ansi vecinos como estantes o abitantes que al presente ay en esta dicha çibdad o adelante vinieren sean osados de se apartar dividir ni salir sin licencia del dicho señor thenyente adelante de media legua en torno desta dicha çibdad qualquier este tal que sea de Cavallo que vaya a Cavallo y el que a pie saliere no salga de la poblazion e casas desta dicha çibdad a vn tiro de ballesta adelante so pena que el que lo Contrario hiziere pague dozientos pesos de oro aplicados la mytad para la Camara e fisco de Su magestad e la otra mytad para las obras publicas desta dicha çibdad del Cuzco en los quales a todos e cada vno que en la dicha pena incuRiere desde agora les dava e dio por condenados = fecho domingo a xxix dias de marco de IUDXXXIIII años = Beltran de Castro."

Im Klartext heißt das, dass es zu wenige Steuerbürger oder vecinos gibt, um städtisches Leben aufrecht zu erhalten, weshalb es den vecinos verboten ist umzuziehen, solange bis ausreichend Spanier nachgezogen sind.

Desweiteren wird den vecinos und anderen Personen (vermutlich sind hiermit auch Spanier gemeint, die aber eben den Rechtsstatus des vecino nicht besitzen) verboten, in die Häuser der Häuptlinge ("der Kaziken und Hauptleute") einzudringen:

"Otrosi manda que nynguno de los dichos vezinos ni otras personas ningunas no sean osados de entrar ny entren en ningunas casas ni bohios de caçiques e prinçipales..."

Leider ist an dieser Stelle eine Textlücke, nach der es weitergeht, das auch den yanaconas das Eindringen nicht erlaubt sei:

"... desta dicha çibdad del Cuzco e pueblos a el comarcanos ni consentir que sus yndios yanaconas entren en los tales bohios..."

Ich denke damit dürfte dann klar sein, dass die Indios, selbst wenn sie als caçiques e prinçipales priviliegiert waren, nicht unter die vecinos fielen.
 
Zurück
Oben