Hakenbüchsen?

Nergal

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Habe vor einiger Zeit eine Doku über die Eroberung des Aztekenreiches gesehen.
Die Soldaten haben dabei Waffen getragen die aussahen als ob sie Steinschlösser hätten, kann das sein oder haben die da einen Fehler gemacht?
Cortes kämpfte dort ja von 1519-1521, von Columbus weiß ich ja dass er 1492 noch Luntenschlösser mitführte, kann das also stimmen?
Wo finde ich mehr über die Waffen der Konquistadoren?
 
Luntenschlösser wurden noch im 30jährigen Krieg benutzt, also vermute ich mal, dass Cortez' Leute auch nur diese zur Verfügung hatten.
Aber vielleicht hatten die Reiter schon Radschlosspistolen.
 
Im 17Jh auch noch?
Wahnsinn, das hab ich bisher nirgends gelesen, wenn man den Simplicissimus liest werden dort ja nur Steinschlosswaffen erwähnt.
 
Hakenbüchsen

Habe vor einiger Zeit eine Doku über die Eroberung des Aztekenreiches gesehen.
Die Soldaten haben dabei Waffen getragen die aussahen als ob sie Steinschlösser hätten, kann das sein oder haben die da einen Fehler gemacht?
Cortes kämpfte dort ja von 1519-1521, von Columbus weiß ich ja dass er 1492 noch Luntenschlösser mitführte, kann das also stimmen?
Wo finde ich mehr über die Waffen der Konquistadoren?

Die Bezeichnung "Hakenbüchsen" bezieht sich nicht auf das Zündschloss, sondern auf den Haken, der zum anlegen/auflagern der besonders schweren Büchsen genutz wurde.

Arkebuse – Wikipedia
 
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Habe vor einiger Zeit eine Doku über die Eroberung des Aztekenreiches gesehen.
Die Soldaten haben dabei Waffen getragen die aussahen als ob sie Steinschlösser hätten, kann das sein oder haben die da einen Fehler gemacht?
Cortes kämpfte dort ja von 1519-1521, von Columbus weiß ich ja dass er 1492 noch Luntenschlösser mitführte, kann das also stimmen?
Wo finde ich mehr über die Waffen der Konquistadoren?

Die Radschlosspistole wurde um 1500 erfunden. Es wäre also möglich dass die Leute von Cortés welche gehabt hätten, sie waren anfänglich aber sehr teuer und sehr rar, so dass es eher unwahrscheinlich ist.

Um 1550 wird erstmalig das "Schnapphahn"-Schloss erwähnt, ein vereinfachter Nachfolger des Radschlosses. Bis es sich verbreitete verging aber auch noch reichlich Zeit. Es war noch relativ kompliziert und teuer. Nachfolger waren das Miquelet-Schloss und der britische Dog-Lock. Beide haben später eine starke regionale Verbreitung gehabt, im Mittelmeerraum, auf dem Balkan und im Baltikum.

Um 1610 wurde das Steinschloss in der später lange verwendeten Form erfunden. Ab 1650 hatte es dann eine recht weite Nutzung gefunden.

Luntenmusketen wurden jedoch in Europa noch bis Ende des 17. Jahrhunderts, in Asien bis ins 19. und sogar ins 20. Jahrhundert verwendet (z.B. Tibet und Südostasien). Sie waren billig und relativ zuverlässig.

Die Afghanen die das britische Heer 1842 niedermachten waren überwiegend mit Luntengewehren bewaffnet (Jezails).

Im 17Jh auch noch?
Wahnsinn, das hab ich bisher nirgends gelesen, wenn man den Simplicissimus liest werden dort ja nur Steinschlosswaffen erwähnt.

So weit ich mich erinnere, spricht er von seiner "Musket" was nichts über die Zündart aussagt. Das konnte auch mit Luntenzündung sein. An anderer Stelle lässt er zwei Doppelhaken von einer Festung bringen, um Kanonenfeuer zu simulieren. Das waren große Wallbüchsen die bis relativ spät mit Lunten gezündet wurden.
 
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Doch doch, er spricht davon ganz am Anfang als die Landsknechte die Bauern foltern und ihnen zu diesem Zweck die Finger in die Pistolen einspannen.
Auch erwähnt er dass einer der Söldner ihn bemerkt und sofort mit einer Pistole auf ihn schießt, woraus man schließen kann dass es kein Luntenschloss war.
 
Doch doch, er spricht davon ganz am Anfang als die Landsknechte die Bauern foltern und ihnen zu diesem Zweck die Finger in die Pistolen einspannen.
Auch erwähnt er dass einer der Söldner ihn bemerkt und sofort mit einer Pistole auf ihn schießt, woraus man schließen kann dass es kein Luntenschloss war.

Radschlosspistolen waren im Dreissigjährigen Krieg schon Standard. Die Infanterie benutzte jedoch noch überwiegend Luntenschlösser. Als Jagdwaffe und für Trabanten gabe es auch Radschlossmusketen, die waren aber tatsächlich sehr teuer.

In der Literatur werden die anderen Schlossarten für diese Zeit erwähnt, ich kenne persönlich jedoch kein Exemplar, weder in Museen noch in bildlichen Darstellungen.

In den Stichen von Callot und de Gheyn sind m.W. nur Luntenschlösser abgebildet.

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Arkebusier.jpg&filetimestamp=20081109134535
 
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Doch doch, er spricht davon ganz am Anfang als die Landsknechte die Bauern foltern und ihnen zu diesem Zweck die Finger in die Pistolen einspannen.
Auch erwähnt er dass einer der Söldner ihn bemerkt und sofort mit einer Pistole auf ihn schießt, woraus man schließen kann dass es kein Luntenschloss war.

Dem Simplici seine gute Muskete hat ein Luntenschloss (wie nahezu alle Musketen des Krieges). Das geht aus dem Duell mit dem Adelsspross hervor (Drittes Buch, Kapitel IX).
Dort spricht er u.a. eindeutig von "doppeltbrennender Lunte", was vermutlich heißt, dass er seine Lunte zur Sicherheit an beiden Enden angezündet hat, falls ein Ende ausgeht.
Den Trick den Simplici anwendet um das Duell zu gewinnen finde ich übrigens herrlich :)
Genau wie das ganze Buch.

@Alle: gab es während dem Dreißigjährigen Krieg eigentlich auch Luntenschlosspistolen?
Falls nein, wieso nicht?
 
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Ich kenne Luntenschlosspistolen aus Indien und aus Japan. Westliche Exemplare sind mir noch keine untergekommen.
 
Die Türken haben bei der Belagerung von Wien 1683 meist Luntenschlösser benutzt, weil sie einfacher und zu der Zeit, zuverlässiger waren. Zumindest solange es nicht regnete. Aber bei Regen waren Steinschlossmusketen auch net so doll.

Die Pistole war meist eine Kavalleriewaffe. Es wäre irgendwie blöd, beim antraben mit dem Feuerzeug herumzufummeln um die Lunte zu entzünden. Auch hätte man, sobald die Lunte glimmt, die Hand nicht mehr frei, während man die Radschlosspistole im Halfter stecken lassen kann, bis man jemanden eine Kugel auf den Pelz brennen möchte.
 
Doch doch, er spricht davon ganz am Anfang als die Landsknechte die Bauern foltern und ihnen zu diesem Zweck die Finger in die Pistolen einspannen.
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In der Sequenz (gestern gelesen) wird erwähnt, dass die Soldaten den bauern die Finger mit Hilfe der Schrauben an den Pistolen quetschten, die bisher den Feuerstein hielten. Auch eine Radschlosswaffe verwendet einen solchen:

Datei:Radschloss.JPG – Wikipedia

Aus dieser Simplicissimus-Stelle kann also nicht gefolgert werden, was für ein Schlosstyp genau gemeint ist. Standard war im 30jährigen Krieg mWn das Luntenschloss, zumindest für Musketen und Arkebusen (im Gegensatz zur Pistole),
 
Im 17Jh auch noch?
Wahnsinn, das hab ich bisher nirgends gelesen, wenn man den Simplicissimus liest werden dort ja nur Steinschlosswaffen erwähnt.
Ich erinnere mich an eine Stelle aus dem Simplicissimus, in der er mit einem anderen Musketier eine Art Duell hat. Dabei werden Luntenschlösser verwendet, denn Simplicissimus trickst den anderen aus, indem er den, extra mit Fett abgedichteten Pfannendeckel, schließt und Zündkraut auf diesen gibt. Als er nun die Lunte in das Kraut drückt und dieses aufflammt, ohne einen Schuss auszulösen, glaubt der andere, es wäre eine Fehlzündung und kommt selbstsicher näher. Da öffnet Simplicissimus den Pfannendeckel und schießt den anderen über den Haufen.
 
Luntenschlosspistolen sind mir aus Europa nicht bekannt.
Und wie oben schon gesagt waren Pistolen vor allen Dingen Kavalleriewaffen, da sie viel handlicher sind als Musketen und man meist zwei geladen mit sich führen konnte. Hab wo mal gelesen, dass die brennende Lunte auch die Pferde scheuen lies weshalb Pistolen von Anfang an keine Lunten hatten sondern Radschlösser (und später halt Steinschlösser).
 
Das Luntenschloss für Kavalleriewaffen wäre schon unpraktisch, da die Lunte pro Minute ungefähr einen Zentimeter abbrannte und so immer per Hand nachgeführt werden musste. Das wird auf einem sich bewegendem Pferd sicher eine üble Fummelei.
Das die Pferde den Luntenrauch nicht mochten, kann ich mir auch gut vorstellen, da das Blei(II)-acetat (Bleizucker) in den Hanfschnüren beim Abbrennen einen starken Geruch erzeugte.
 
Ich selbst habe von Luntenschlosspistolen eigentlich noch nie etwas gehört.
Aus Asien auch nichts in der Art.
 
Ich selbst habe von Luntenschlosspistolen eigentlich noch nie etwas gehört.
Aus Asien auch nichts in der Art.

Die japanischen Luntenpistolen sind eigentlich sehr bekannt und in jedem besseren Buch über japanische Waffen zu sehen.

Auch in Wikipedia:

File:Japanese matchlock pistol Asian Art Museum SF.JPG - Wikimedia Commons

Hier ist ein Indisches Exemplar zu sehen:

A VERY RARE INDIAN MATCHLOCK PISTOL | 18<V>T<V>H/EARLY 19<V>T<V>H CENTURY | Arms & Armour Auction</li> | pistol, Arms & Armor | Christie's

Das ist ein Nachbau einer deutschen Luntenpistole, leider ohne Angabe nach welchem Original:

Antique Weapons Replicas - Prof. Osvaldo Gatto - Our Products - Matchlock Pistol

Hier ist ein Portrait von 1568 von einem englischen Edelmann mit einer Luntenpistole:
 

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Also, der Engländer mit der Luntenschlosspistole bringt mich ins Grübeln. Was für einen Sinn macht eine Pistole mit Luntenschloss? Eine Pistole braucht man doch eher für den unerwarteten oder schnellen Zugriff.
Vielleicht hat es etwas mit der Seefahrt zu tun. Enterkampf(?). Der kommt ja nicht überraschend oder ist von der Zeit her auch eher nicht flexibel.
 
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