Handschrift 16. Jahrhundert entziffern

TanteBetty

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

ich muss für meine Hausarbeit zwei handschriftliche Briefe von Anna von Sachsen aus dem Jahre 1568 als Quelle verwenden und bräuchte etwas Unterstützung bei der Entzifferung.
Leider ist schon Mitte des Monats Abgabe und mir rennt somit etwas die Zeit weg.
Vielleicht kann mir ja hier einer etwas unter die Arme greifen...

Danke schonmal im vorraus:yes:
 

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Gar nicht so einfach...

Linksseitig:
Der alten Provinz von Mansfeldt[?]

Wo[h]lgeborene vnd hohe liebe besond[ere]
als wie ____ auch beÿ diesem
kerner[?] wuster perdipsten Vor|
trostung [Vertröstung?] nach ein Vos lein [Fässlein] mit
gedistilliertem weine [Brandwein] vberschütt
So werdet I[h]r auch auf _____
Karren einen Korb mit glassen entpfangen [Korb mit Gläsern empfangen], Vnd wir haben
einen abgeschrieben Brief oben in den Korb legen lasss[en]. Vnd
eines Schrift von I[h]r am masten [?] bewilliget[?]
beÿ vns behalten.... [Bis hierher erstmal]
 

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Vielen Dank schon mal!
Ich weiß es ist ganz schön knifflig...

Das damals die Rechtschreibung nicht ganz so "genau" genommen wurde hab ich schon mitbekommen.

Es sieht aus wie ein p, aber ich hab mir aus dem Sinn gedacht es heißt vlt. gnedigsten...
 

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Das sieht natürlich anders aus als bei gedistillierten oder bei glassen/glessen, wäre aber sinnvoll und würde auch Sinn im Vgl. mit gleichuiel ergeben, was noch weiter unten kommt, wo auch dieses seltsame "p"-<g> zu finden ist.

Wo[h]lgeborene vnd hohe liebe besond[ere]
als wie ihnen[?] auch beÿ diesem
kerner[?] w_ster gnedigsten Vor|
trostung [Vertröstung?] nach ein Vos lein [Fässlein] mit
gedistilliertem weine vberschütt
So werdet I[h]r auch auf solchem
Karren einen Korb mit glassen entpfangen [Korb mit Gläsern empfangen], Vnd wir haben
einen abgeschrieben Brief oben in den Korb legen lasss[en]. Vnd
eines Schrift von I[h]r am masten [?] bewilliget[?]
beÿ vns behalten.
Der gnedigsten Zuuorsicht [Zuversicht] ihr werdet
also dannt [sic!]... [Bis hierher erstmal]
 
Zuletzt bearbeitet:
In dem Kurrentschrift-Kurs von Geschichte online habe ich ebenfalls so ein Beispiel gefunden

Hier steht in der Transkription: heiliger geist
Und beide "g"s sehen komplett verschieden aus...
 

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Auch wenn reichlich spät:

Vielen Dank schon mal!
Ich weiß es ist ganz schön knifflig...

Das damals die Rechtschreibung nicht ganz so "genau" genommen wurde hab ich schon mitbekommen.

Es sieht aus wie ein p, aber ich hab mir aus dem Sinn gedacht es heißt vlt. gnedigsten...

Das heißt definitiv "gnedigsten". Der Schreiber benutzt mehrere g-Formen, was auch zu der Zeit nicht wahnsinnig unüblich ist.

Ich hab es jetzt einfach runter transkribiert, also ohne noch einmal Buchstaben und Ähnliches zu vergleichen, dazu fehlt mir gerade die Zeit :red: aber im Groben müsste es eigentlich stimmen. Suspensionsschlingen, Gemination etc. habe ich in eckigen Klammern ergänzt, unsichere Lesungen mit (?) gekennzeichnet. Das unterstrichene "als" in der zweiten Zeile ist durchgestrichen. Ich habe nichts normalisiert.
(Falls du magst und es noch öfter brauchst, kann ich dir auch gern einen Literaturhinweis zur Schriftentwicklung des 15. und 16. Jahrhunderts per PN schicken, da sind Tafeln mit allen Schreibvarianten der Buchstaben dabei.)


Der alten Provinz von Mansfelt

Wolgeborene vnd hohe liebe besond[ere]
als Wir thun euch bey diesem
kerner(?)*** waßer (?) gnedigsten Ver
trostung nach ein Veslein mit
gedistillirtem weine vberschick[en]
So werdet Ihr auch auf solchem
Karren einen Korb mit glesern
entpfangen, Vnd wir haben
euer abgeschrieben Buch oben
in den Korb legen lass[en], Vnd
euere Schrift wie ir am nechsten
bewilliget bey vns behalten.
Der gnedigsten zuuorsicht ihr werdet (?)
also damit wol zwfrieden sein,
Als ir vns auch am nechsten
die bewuste kunst vortreulich[en]
geleret(?) , So zweifflen wir
nicht sie werde also recht sein
Wir begeren aber gleichwol
gnedigst, wo euch dersider**
etwas weitter eingefallen
were, Ir wollet vns dassel-
bige auch vortraueter meinung
vollendt eroffnen, Vnd nichtes
vorhalt[en](?) Euch hinwider
allen gnedigen willen zube
weisen (?) seind wir wolgeneigt
dat[o] [xxx]

der Alten Breuin (?)
Vnsern grus Zuuorn wolgeborne vnd
Edle liebe besondere, Wir haben
euer schreiben sambt dem Buche
auch dem Nelcken vnd Lauendel
blu[x] zucker (?) desgleichen das geele (?)
Aqua vitae wol entpfangenn
Vormercken hieraus eueren geneigt[en]
willen, Vnd thun vns derwegen
gnediglich bedanck[en], So
schmecktt vnd gefelt vnserm freudtl- (?)
lich[em] hertzliebstem (?) Hern Gemahln,
solch aqua viate auch gar wol,
vnd seind es in gnaden zube-
schulden erbottig, Wir
vorsehen vnd auch, es werde numer
den kerner*** (?) so wie mit dem ge
distillierten weine, glesern vnd
anderm zw euch abgefertigt
bey euch anko[m]men*, Vnd alles
wol zw rechte bringen, Die
erschreckliche anfalllende seuche
der Pestilentz hat sieder euerem
abereisen Got lob alhier gar
nachgelass[en], Vnd seind der tref-(?)
lichen Hoffnung der guttige Got
werden vns allen gnedig vnd
barmhertzig sein Vnd vnser mit
dieser straffe veterlich vorscho-
nen, In desselben gnaden
reichen schutz vnd schiren (?) thun
wir euch befelen, vns seind
euch mit allem gnedigen willen
wolgewogen, Dat[o] Dresden
den [xx****] February Anna [xxxx]



*ich würde den Strich über dem Wort als Geminationsstrich deuten
** vielleicht auch darsider [=seitdem] zu lesen
*** kenner? Kennerwasser=aqua vitae? Nur so eine Theorie
**** Ich habe keine Ahnung, was das für eine Zahl sein soll!
 
Hab tausend Dank für die Transkription:yes:
Jetzt kanns mit dem Schreiben richtig losgehen!

Das Angebot mit dem Literaturverzeichnis nehme ich gerne an. Wer weiß wann ich das nächste Mal über so eine tolle Quelle stolper! :autsch:

Nochmal tausend Dank und noch einen schönen Abend
 
Ich war so versessen darauf, da eine Zahl sehen zu wollen, dass ich das Offensichtliche völlig übersehen habe =) Danke für den Hinweis, El Quijote! :)
 
Dafür sind mir umgekehrt bei deiner Transkription auch die Augen aufgegangen. Was ich mit "einen Brief" :runter: transkribierte, hast du mit "euer Buch" :hoch: transkribiert und das liegt mir jetzt völlig klar vor Augen :autsch:, so dass ich im Nachhinein gar nicht mehr verstehe, wie ich dort "einen Brief" überhaupt lesen konnte.
 
Hätte ich nicht noch weitere handschriften zur Hilfe genommen wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass "p" und "g" in diesem Fall hier gleich zu setzen sind.

Habt beiden vielen Dank für die tollen Transkriptionen. Jetzt bin ich deutlich zuversichtlicher die Quelle ordnungsgemäß in der Arbeit analysieren zu können.
 
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