Kannte Kolumbus die Atlantissage?

leif

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Kannte Kolumbus die Atlantissage?
Kann mir irgendwer einen Beleg dafür geben, der nicht aus Wikipedia stammt?

Danke,
 
Ob Kolumbus die Atlantissage kannte, weiß ich nicht. Wenn er sie nicht kannte, kann es auch keinen Beleg dafür geben, daß er sie nicht kannte (z. B. einen Tagebucheintrag: "Liebes Tagebuch, ich habe noch die etwas von Atlantis gehört und dabei wird es auch bleiben...".)

Sicher ist nur, daß er keine Tauchexpedition startete, um eine versunkene Insel zu entdecken, sondern nach Indien segeln wollte.
 
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@Leif
ich weiß auch nicht, worauf Du wohl hinaus willst. Von Kolumbus gibt es z.B. das Bordbuch der ersten Reise (allerdings überarbeitet von Bartolome de las Casas), da steht nichts von Atlantis drin...

Was meinst Du mit "Sage"? Die Erwähnungen im Timaios und Kritias kannte er eventuell. Wie Vorredner schon sagten, hatten diese alten Geschichten aber nichts mit seinem Anliegen zu tun....

Sonst hätte er ja sicher nicht darauf bestanden, in Indien gelandet zu sein, sondern hätte diese Chance - die sich jeder Atlantisgläubige nur erträumen konnte! - genutzt, und gesagt: "Ich habe die Überreste von Atlantis entdeckt!"

Richtig ist allerdings, dass "Atlantis" - jedenfalls 100 Jahre später - durchaus ein Thema war (Campanella, Francis Bacon). Pikanterweise gehörte auch der Redakteur des Kolumbus-Bordbuches (las Casas) zu den Spekulateuren! Das lässt Raum für Spekulationen :)
 
Kolumbus segelte ab den Kanaren etwa auf 20 Grad. Damit hätte er Zipangu gut getroffen! Antilia liegt auf der Toscanelli Karte bei etwa 27 Grad. Auf etwa Antilias Länge gibt es nun diesen merkwürdigen Abstecher nach Norden.... Wollte er doch mal nachgucken?
 
In den romanischen Sprachen hieß Atlantis Atlântida/Atlántida/Atlantide, dass ist von Antilia/Antilla recht weit entfernt. Die einzige Gemeinsamkeit ist das beginnende <A> alle anderen gemeinsamen Buchstaben wären erst mal ordentlich durchgerüttelt worden...
 
Ich finde jetzt nicht genaue Stellen.. "Antilia" wird von griechischen Autoren eine angeblich den Phöniziern bekannte Insel im Atlantik genannt. "Pseudo-Aristoteles"? Poseidonius?

Dieser Name wird ebenfalls im 15. Jh für die "Insel der sieben Städte" der im 8 Jh. vertriebenen Bischöfe verwendet.

Eine Beziehung zu Atlantis ist auch inhaltlich unklar.
 
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Die Historia del Almirante von Hernando Colón, dem Sohn von Cristobal Colón (Christoph Kolumbus) berichtet von der Insel der sieben Städte (Cap. IX).
 
Zurück zur Ausgangsfrage. Da Kolumbus ein überaus fleißiger Autodidakt war, ist anzunehmen dass er von Platon wusste, von Aristoteles sowieso.
Gibt es eigentlich Angaben, ob er Griechisch und Latein beherrschte, also die antiken Originaltexte nutzte? Oder stoppelte er sich sein Wissen aus allen möglichen "modernen" zeitgenössischen Angaben zusammen, so wie heute ein fauler Gymnasiast aus Wikipedia?
 
Sein Sohn zitiert einen 1501 verfassten Brief an die Reyes Católicos (RRCC):
"Trato y conversación he tenido con gente sabia, eclesiásticos y seglares, latinos y griegos, judíos y moros, y con otros muchos de otras sectas;..."
Übersetzung: "Handel und Konversation unterhielt ich mit gelehrten Leuten, Klerikern und Laien, Lateinern und Griechen, Juden und Mauren und mit vielen anderen anderer Religionen."
 
Übersetzung: "Handel und Konversation unterhielt ich mit gelehrten Leuten, Klerikern und Laien, Lateinern und Griechen, Juden und Mauren und mit vielen anderen anderer Religionen."

Dankeschön. Ich frage mich allerdings, zu welchen "vielen anderen Religionen" er noch Zugang gehabt haben könnte.
 
Man muss sich die Situation Kolumbus' 1501 vor Augen führen und die Situation seines Sohnes, als dieser die Biographie seines Vaters schrieb. Es ging jeweils darum, die verlorenen Rechte und das familiäre Erbe zu sichern (pleitos colombinos - 'Kolumbus-Prozesse'). Hernando war derjenige, der den Kampf um die Wiederherstellung der väterlichen Privilegien nach dessen Tod fortführte. Er war gleichzeitig Bediensteter der Krone und führte einen Rechtsstreit gegen sie. Der zitierte Brief und natürlich die väterliche Lebensgeschichte müssen auch vor diesem Hintergrund gelesen werden.
 
Ich habe jetzt mal Strabo durchgeguckt, über den wir ja Vieles wissen, was sonst nicht überlebt hat... Er schreibt (Geografie, Buch II, Kap 3) einiges über Poseidonius, u.a.:
6 On the other hand, he correctly sets down in his work the fact that the earth sometimes rises and undergoes settling processes, and undergoes changes that result from earthquakes and the other similar agencies, all of which I too have enumerated above. And on this point he does well to cite the statement of Plato that it is possible that the story about the island of Atlantis is not a fiction. Concerning Atlantis Plato relates that Solon, after having made inquiry of the Egyptian priests, reported that Atlantis did once exist, but disappeared — an island no smaller in size than a continent; and Poseidonius thinks that it is better to put the matter in that way than to say of Atlantis: "Its inventor caused it to disappear, just as did the Poet the wall of the Achaeans." And Poseidonius also conjectures that migration of the Cimbrians and their kinsfolk from their native country occurred as the result of an inundation of the sea that came on all of a sudden. And he suspects that the length of the inhabited world, being about seventy thousand stadia, is half of the entire circle on which it has been taken, so that, says he, if you sail from the west in a straight course you will reach India within the seventy thousand stadia.

Das hat Kolumbus 100% gelesen.

aus: LacusCurtius ? Strabo's Geography
 
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Ob er Strabo gelesen hat, weiß ich nicht. Sein Sohn zitiert wiederholt Ptolemaios und Marinus von Tyrus, es sind außerdem handschriftliche Notizen in einer italienischen Ausgabe der Naturalis Historia und die Berechnungen, die Papst Pius II. anstellte, als er noch Enea Silvio de Piccolomini hieß. Der Katalog der Biblioteca Colombina ist leider z.Zt. nicht online.

Institución Colombina
 
Viel zu lesen gab es Ende des 15. Jahrhunderts nicht.
Und wenn man bedenkt, dass die Klosterschreiber beim Kopieren der alten Bücher gelegentlich was dazu dichteten oder falsch herauslasen, weil manche Stellen des alten Buches vergilbt waren...
 
Viel zu lesen gab es Ende des 15. Jahrhunderts nicht.

Hallo Hurwinek,

das würde ich nicht sagen! Über die Person des cristo´bal colomb wissen wir wir zu wenig, um gesicherte Aussagen über seinen Bildungsstand zu treffen. :) Platon gehörte jedoch im Italien des frühen Rinascimento mit Sicherheit zur Lektüre gebildeter Leute (vgl. u.a. Gian Battista Verrochio 1472).
 
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