Literatur gegen 1780

murty

Neues Mitglied
Hallo, hallo... ich sehe mich gezwungen nach langer suche meine Frage hie rzu äussern.
Vielleicht kurz zum Hintergrund:

Ich suche ein Buch das im Jahre 1780/81 recht populär war und gern von jungen Leuten gelesen wurde. Es sollte ein Roman sein, entweder deutschsprachig oder französisch. Es sollte am besten 1780 oder im Frühjahr 1781 erschienen sein.

Ohje, sehr speziell befürchte ich, aber vielleicht kennt jemand ja zu fällig etwas.
Ich hätte mir gerne Choderlos De Laclos "Gefährliche Liebschaften" ausgesucht, aber das erschien ja erst 1782 und lässt sich für meine Zwecke leider nicht verwenden.

Danke!
 
Robinson ist ein gutes Stichwort, denn Reiseberichte sind es vor allem, die gute Tantiemen versprechen und wofür sich viele Leute interessieren.

Johann Reinhold Forster und sein Sohn Georg haben 1778 bis 1780 ihren Reisebericht über ihre Tour mit Captain Cook herausgebracht. Cooks Entdeckungen und seine Berichte von Haiti sorgten für großes Aufsehen in ganz Europa und weckten das Interesse an Ethnologie.

Wie die Südsee, wo man edle Wilde lokalisierte, so wurden auch bald die heimischen Wälder Kulisse, wo edle und weniger edle Räuber hausten. Schillers Räuber waren 1782 ein "Knaller". Beschreibungen von Zeitgenossen lassen fast an die ersten Auftritte der Beatles oder der Stones denken, und Schiller bekam von seinem Herzog Schreibverbot und flüchtete nach Mannheim. 1786 kam der "Verbrecher aus verlorener Ehre" heraus, der allerdings erst 1792 unter diesem Titel veröffentlicht wurde (zuvor der "Verbrecher aus Infamie" in der Zeitschrift Thalia)

Eine ganz eigentümliche Genregattung lebte von 1780 bis 1815 auf, die "Aktenmäßigen Berichte". Das war sozusagen eine Art frühes Aktenmzeichen XY. Juristen oder Pastoren berichteten über ihre Erfahrungen mit Räuber wie dem "Konstanzer Hans" oder dem Zigeuner "Hannikel". Anonym erschien schon bald nach seinem Tod eine Biographie des Wildschützen Mathias Klostermayr, alias der "Bayrische Hiesl". Dabei zeigten die Verfasser auch tiefere Einblicke für die Gründe für Kriminalität, aber sie wollten zugleich ihr Publikum warnen und unterhalten.

Z. B. Jakob Ullrich Schöll, "Konstanzer Hans eine schwäbische Gaunergeschichte 1789 Stuttgart

Ders. Abriß des Gaunerwesens in Schwaben 1793 Stuttgart

Wittich, Christian Hannikal, eine wahrhafte Zigeunergeschichte, ganz aus den Akten gezogen Tübingen 1787

Annonym, Leben und Ende des berüchtigten Anführers einer Wildschützenbande, Mathias Klostermayr Franfurt 1772
 
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Danke euch allen! Ihr seid mir eine große Hilfe!
Da Goethes Werther eines meiner Lieblingswerke ist, hätte ich es gerne genommen, aber am liebsten ist mir wie gesagt ein Werk von 1780/81.

@Brissotin: Dein Vorschlag mit Voltaire klingt sehr interessant! Insbesondere, dass er gerne von gelehrten gelesen wurde passt mir gut.

Ok. Ich habe mir jetzt ein paar Titel der Werke von Voltaire angesehen:
Fragment d´une lettre écrite de Génève - Fragnment eines Briefes aus Genf und Lettre d´un jeune abbé - Brief eines jungen Geistlichen klingen sehr interessant... sollte mir da mal ein paar Erkundigungen einholen.

Ist irgendwo auszumachen wann davon Übersetzungen ins deutsche erfolgten?


@Scorpio: Die Aktenberichte klingen ebenfalls interessant, wäre gut wenn ich mich mal daran mache etwas näheres herauszufinden.

^^ Dankeschööö~ön...
 
Ist irgendwo auszumachen wann davon Übersetzungen ins deutsche erfolgten?
Ich muss mal schauen. Leider habe ich nur die gesammelten Erzählungen vom Inseltaschenbuchverlag in Papierform vorliegen. Am besten sind von solchen Ausgaben her zumeist und auch schön billig die Reclam-Heftchen, die auch oftmals die Editionsgeschichte recht gut darstellen. Wenn man da mit 'Voltaire' und 'Reclam' googelt kommt man natürlich immer erstmal auf eine Menge an Ausgaben des "Candide".
 
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Da Goethes Werther eines meiner Lieblingswerke ist, hätte ich es gerne genommen, aber am liebsten ist mir wie gesagt ein Werk von 1780/81.
Was das anbelangt, wäre der vorgeschlagene "Robinson der jüngere" gerade passend, der ist von 1780. Was die Übersetzungen von Voltaire angeht, da kannst Du mal in Kindlers Literaturlexikon schauen. Bei den Werkartikeln sind die frühen und wichtigen Übersetzungen genannt. Ansonsten schau einfach mal im KVK, welche Ausgaben denn in deutschen Bibliotheken nachgewiesen sind.
UB Karlsruhe: KVK Karlsruher Virtueller Katalog : Deutsch
 
Die Werther Mode fiel mir auch spontan sofort ein und sie würde durchaus noch in die Zeit um 1780/81 passen.

Um 1780 entdeckte ein breiteres deutsches Publikum auch die Werke Shakespeares, von dessen Macbeth Gottfried August Bürger eine Übersetzung anfertigte. Reisegeschichten und ethnologische Berichte sind es wohl, die in ganz Europa um diese Zeit für am meisten Aufsehen sorgen. Neben Forsters Werk wurde 1781 auch eine Persiflage erstmals bekannt. Rudolf Erich Raspe übersetzte die Abenteuer zu Wasser und zu Lande des Freiherrn von Münchhausen. Dadurch wurden sie Gottfried August Bürger bekannt, der seine eigene Nacherzählung der Abenteuer Münchhausens 1789 vorlegte.

Darin sind zahlreiche ironische Seitenhiebe auf Zeitgenossen enthalten. In einem Kapitel geht es offenbar um Kritik am Soldatenhandel. Ein Kazike hat die Angewohnheit jeden jungen Kerl höchsteigenhändig zum Helden zu prügeln, um von Zeit zu Zeit seine Kollektion an den Meistbietenden zu verkaufen, um zu den Millionen von Muscheln, die er von seinem Vater geerbt hatte, neue hinzuzufügen. Ganz offensichtlich ist der seit 1785 in Kassel regierende Landgraf Wilhelm IX. gemeint, der bereits zuvor schon zu Lebzeiten seines Vaters die Grafschaft Hanau regierte.


Reinhold Forsters Reisebericht ist übrigens vor zwei Jahren neuaufgelegt worden und liest sich sehr gut.
 
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