Bedeutung von Festungen

excideuil

unvergessen
Der Waffenstillstand Frankreichs mit den Alliierten im April 1814 sah auch dies vor:
"Frankreich hatte einwilligen müssen, in bestimmten Fristen alle außerhalb der französischen Grenzen vom 1. Januar 1792 gelegenen Festungen zu räumen – alles in allem 53, unter ihnen vier Festungen ersten Ranges: Mainz, Antwerpen, Mantua, Alessandria. Den Verbündeten mussten alle Artillerie-Depots und Munitionsvorräte übergeben werden – ein ungeheures Kriegsmaterial: 12000 Geschütze, darunter 11000 bronzene. Die französischen Truppen durften nur ihre Feldartillerie mitnehmen, und zwar auf je 1000 Mann 3 Geschütze." [1]
Der Punkt war zeitgenössisch oft Anlass zu Kritik; es wurde geäußert, dass dieses Pfand zu besseren Konditionen hätte führen können/müssen.
Darüber ließe sich streiten. Fakt ist, der Besitz dieser Festungen änderte nichts an der Niederlage Frankreichs.

Die großen Siege Napoleons vorher und die daraus resultierenden Ergebnisse hatten meines Wissens nichts mit dem Besitz, der Eroberung oder Nichteroberung von Festungen zu tun. Erinnert sei an Austerlitz oder Jena und Auerstädt. Feldschlachten weitab von Festungsanlagen.

Mit der Niederlage von Jena/Auerstädt kam es auch zur Übergabe der Festung Magdeburg, obwohl die Festung nur kurz belagert und weiterhin hätte Widerstand leisten können. Nur am Kriegsausgang hätte dies - wie 1814 für Frankreich - nichts geändert. Die Zerstörung der Stadt und auch große zivile Opfer wären aber zu beklagen gewesen. M.W. auch ein Grund v. Kleists zu dieser Entscheidung.

Daher meine Frage. Welche Bedeutung hatten Festungen zu dieser Zeit? Waren es tatsächlich militärische Notwendigkeiten oder nur militärisch strategische Drohgebärden?

Grüße
excideuil

[1] Pasquier, Étienne Denis: Napoleons Glück und Ende – Erinnerungen eines Staatsmannes 1806 – 1815, Verlag von Robert Lutz, Stuttgart, 1907, Bd. 2, Seiten 130
 
Festungen waren in der Kriegsführung im 18. Jahrhundert sehr wichtig, weil sie die Depots enthielten von denen die Feldarmeen verproviantiert wurden.

Da die napoleonischen Armeen von dem Lande lebten, waren die Festungen und die Depots für sie nicht mehr so entscheidend, zumindest in Mitteleuropa.

Dort wo das Land nicht so ergiebig war, hatten sie weiterhin ein großes Gewicht. Bei Napoleons Feldzug nach Palästina z.B. waren die Belagerungen von Gaza und Akkon die wichtigsten Ereignisse überhaupt. Die türkische Armee konnte zwar auf dem Feld immer wieder geschlagen werden, ohne die Festungen konnte man aber nicht das Land beherrschen.

Die französische Invasion Portugals scheiterte an den britisch-portugiesischen Festungslinie Torres Vedras. Die Französische Armee war zwar unbesiegt, musste sich aber zurückziehen da das Land abgegrasst war und die wenigen Ressourcen sich innerhalb des Festungsbereichs um Lissabon befanden.

Der Krieg auf der Iberischen Halbinsel beinhaltete sowieso relativ wenig (entscheidende) Feldschlachten gegenüber vielen Belagerungen, sowohl von einer Seite wie von der anderen: Zaragoza, Gerona, Sagunto, Valencia, Badajoz, Ciudad Real, Burgos, San Sebastian. Die Tatsache das Cadiz nicht eingenommen werden konnte, hatte einen sehr großen Einfluss auf dem weiteren Kriegsverlauf.
 
Ich würde sagen, dass dies ganz individuell von der Lage der Festungen abhängt. Gerade im 1. Kaolitionskrieg kam es noch zu großen Belagerungen. Man denke an Luxemburg, aber auch Mainz und Mannheim. Oft fanden diese Belagerungen im Zuge von Flussübergängen statt. Offenbar meinten zumindest die Kommandeure, dass man die Festungen nicht im eigenen Rücken lassen konnte. Man muss eben bedenken, dass in den Festungen evtl. bedeutende Truppen saßen, welche, wenn man sie ignorierte, den Nachschub bedrohen konnten. Wenn man die Festungen lediglich blockierte, wurden dadurch dauerhaft aber auch einige eigene Einheiten gebunden und so lief es nur auf die Alternative einer Einnahme durch Verhandlungen, Handstreich oder formelle Belagerung hinaus.
 
Die großen Siege Napoleons vorher und die daraus resultierenden Ergebnisse hatten meines Wissens nichts mit dem Besitz, der Eroberung oder Nichteroberung von Festungen zu tun.
(...)
Daher meine Frage. Welche Bedeutung hatten Festungen zu dieser Zeit? Waren es tatsächlich militärische Notwendigkeiten oder nur militärisch strategische Drohgebärden?

hinderlich, weil Kräfte, Material und Zeit bindend, waren zu Zeit der napoleonischen Kriege jene Festungen, welche relevante Aufmarschwege sperrten (Tall- und Passsperren) oder kontrollierten. So waren für Napoleon selber die Elbübergänge von strategischer Bedeutung, weshalb er sie fortifizieren ließ:
der Dresdner Lünettengürtel
Ausbau der Festung Sonnenstein (Pirna)
massiver Ausbau der Festung Torgau
ebenso der Narew-Bug Übergang (heute Modlin in Masowien), welchen Napoleon fortifizieren ließ

Festungen waren im frühen 19. Jh. nicht nur militärische Prestigeobjekte und Drohgebärden. Natürlich umging man sie immer, wenn diese möglich und auch ungefährlich war - aber andererseits errichtete man sie ja an strategisch relevanten Stellen.
 
hinderlich, weil Kräfte, Material und Zeit bindend, waren zu Zeit der napoleonischen Kriege jene Festungen, welche relevante Aufmarschwege sperrten (Tall- und Passsperren) oder kontrollierten. ...aber andererseits errichtete man sie ja an strategisch relevanten Stellen.

In seinem Abschnitt über Festungen - Forts - kommt Jomini auf diese Punkte zu sprechen. Festungen schützen, binden, diversifizieren und verzögern.

Das "Binden" ist jedoch eine ambivalente Aufgabe, da ein angemessenes System an Festungen und vor allem auch bei Großfestungen, sehr hohe Bindung für die eigene Armee und somit eine konterproduktive Diversifizierung von eigenem Angriffspotential nach sich ziehen.

The Art of War - Antoine Henri baron de Jomini - Google Books

Der Übergang von der depotbasierten Kriegsführung des 16. und 17. Jahrhundert zu der dezentralen, Fouragierung aus dem Land und der damit zusammenhängenden dramatischen Vergrößerung der Armeen veränderte die Bedeutung der Befestigungen und den Stellenwert der Feldarmeen wie es Bdain in Bezug auf die iberische Halbinsel angedeutet hat.

Betrachtet man zudem Gibraltar, und dieses Diskussion hatten wir ja, ergibt sich in diesem Fall ebenfalls die hohe Bedeutung einer Festung.

Deshalb, in Übereinstimmung mit Jomini als intimer Kenner der napoleonischen Kriege, kann man vermutlich keine universalen Kriterien definieren für die Bedeutung von Festungen. Es sind die geographischen Gegebenheiten, der Verlauf von Gebirgen, die Flussläufe und der Besitz von Ufern/Brückenköpfen und natürlich auch die Länge der Grenze und die Tiefe des Operationsgebiets.
 
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Deshalb, in Übereinstimmung mit Jomini als intimer Kenner der napoleonischen Kriege, kann man vermutlich keine universalen Kriterien definieren für die Bedeutung von Festungen. Es sind die geographischen Gegebenheiten, der Verlauf von Gebirgen, die Flussläufe und der Besitz von Ufern/Brückenköpfen und natürlich auch die Länge der Grenze und die Tiefe des Operationsgebiets.
ebenso wie es keine idealen Schlachtfelder gibt oder gab, so gibt bzw. gab es auch keine idealen Festungen oder Festungssysteme - natürlich waren beide Bereiche (der defensive wie der offensive) davon abhängig, sich möglichst geschickt an die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen.

letzteres hat im Lauf der histor.-techn. Entwicklungen zu einem vereinfacht gesagt zunehmend ausgeklügelteren Umgang mit offensiven und defensiven Mitteln geführt. Hierbei war zu napoleonischer Zeit fortifikatorisch ein schon erheblicher Stand erreicht worden: man denke nur an den berühmten napoleonischen Brückenkopf in Jülich! Festungen dieser modifizierten bastionären Art vermochten in dieser Zeit massiven Widerstand gegen die Artillerie zu leisten - die Bauweise kann man in Torberg, Modlin (Zitadelle), Jülich.Landau und sogar Terezin (eine österr. Sperrfestung dieser Bauart) sehen.

es ist nicht zuviel gesagt, wenn man den Festungsbau als Hightech der Defensive für diese Zeit bezeichnet - ein Aufwand, der allein schon für die Relevanz der Festungen aus damaliger Sicht spricht. Und gesteigert wurde dies kurze Zeit darauf durch die neuartige polygonale Bauweise der "neudeutschen" bzw. preuss. Festungen (als erste davon wäre Koblenz zu nennen)

übrigens benötigten Festungen damals als vorbereitetes Kampfgelände, vorbereitete sturmfreie Kampfstellungen weitaus weniger Besatzung als ein die Festung angreifendes Heer (klar: artilleristisch bestückt und munitioniert musste die Festung sein - das war teuer, aber man machte das, wenn es nötig war) -- kurzum die Festungsbesatzungen banden gar nicht so viele Truppen.

interessant hierzu: Hartwig Neumann, Festungsbaukunst
 
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Vielen Dank für die doch überraschend zahlreichen Beiträge! Dank auch dafür, dass mir die vllt. naive Frage eines Nichtmilitärs - der bislang den Fokus nur auf die großen Schlachten selbst, nicht aber auf die Maßnahmen bis dahin gesetzt hat - nicht übel genommen wurde.

Jetzt sehe ich klarer. Ganz klar wohl, dass in einer eher Wüstenregion eine Festung beherrschenden Charakter hat.
Sicher auch, wie die Beispiele von Bdaian zeigen in Spanien/Portugal, wenn das Land selbst wenig hergibt.

Anders in Mitteleuropa. Neben der Bevorratung von Versorgung und Kriegsgerät - die Zahlen von Pasquier haben mich schon erstaunt - kann wohl die strategische Lage in Bezug auf die Sperre eines Tals oder eines Flusses nicht negiert werden. Zumal die Flüsse der damaligen Zeit nicht den heutigen Verlauf und/oder deren Ausbau hatten.
Damit kann den Festungen wohl ein verzögernder, feindliche Kräfte bindender Faktor zugemessen werden.
Letztlich kriegsentscheidend waren sie dann doch wieder nicht, wenn die Niederlage eines Staates zur Übergabe zwang. (Austerlitz, Jena ...) oder wenn man in die Jahre 1813/14 zurückgeht, wo vor allem die Russen kaum erwarten durften, sich an den Festungen auf dem Weg nach Paris "bedienen" zu können, und somit ihren Nachschub anderweitig sicherstellen mussten.

Dass Festungen große eigene Kräfte banden zeigt sich wohl auch darin, dass Napoleon 1815 auf die nach dem Waffenstillstand zurückgekehrten Truppen zurückgreifen konnte. (Willms hebt m.W. darauf ab)

Klar wird mir jetzt auch das Gefeilsche auf dem Wiener Kongress. Nicht nur Landesgrenzen waren ein Thema, sondern auch Festungen. So war Ludwig XVIII. sehr befriedigt, dass Preußen Mainz und Luxemburg nicht bekam. Im Grunde zeigt sich hier, dass das Gleichgewicht auch in Bezug zur Sicherheit auch an Anzahl und Lage von Festungen festgemacht wurde.

Die Übergabe von Magdeburg 1806 wird m.W. kritisiert. Kolberg dagegen hielt sich gegen die Franzosen. Strategisch sicherlich ohne Bedeutung. Wie aber ist dies moralisch zu bewerten. Hatte der Verlust - durch Übergabe -oder das Halten einer Festung moralische Bedeutung? Wie zum Beispiel auch das Halten Hamburgs durch Davout, der erst von L.XVIII. zur Übergabe aufgefordert werden musste?

Grüße
excideuil
 
Dass Festungen große eigene Kräfte banden zeigt sich wohl auch darin, dass Napoleon 1815 auf die nach dem Waffenstillstand zurückgekehrten Truppen zurückgreifen konnte. (Willms hebt m.W. darauf ab)
Das gilt allerdings nicht für die Truppenstärke!

Natürlich mussten Festungen armiert sein, also genügend Artillerie und Munition verfügbar haben - aber sonderlich große Truppenkontingente waren eigentlich nicht nötig.
 
denk an den sächsischen Königstein: der war selbst für Napoleon uneinnahmbar - sehr zur Freude des sächsischen Königs.

Na, ja, militärisch uneinnehmbar vllt., nur hat Sachsen mit Preußen den Krieg verloren und konnte sich "glücklich" schätzen, in der strategischen Planung N. eine Rolle zu spielen. Was ist der Königstein?

Grüße
excideuil
 
Das gilt allerdings nicht für die Truppenstärke!

Natürlich mussten Festungen armiert sein, also genügend Artillerie und Munition verfügbar haben - aber sonderlich große Truppenkontingente waren eigentlich nicht nötig.

Ganz schnell recherchiert:
"Bis zu seiner Abdankung im April 1814 hatten sich noch größere Truppeneinheiten in den Festungen zwischen Danzig und Antwerpen, Hamburg und Ragusa behauptet, die alle repatriiert worden waren. Insgesamt beliefen sich diese kriegserfahrenen Soldaten auf etwa rund 180000 Mann. Mit diesem Pfund ließ sich wuchern. N. hoffte nun, dass er diese Armee bis Ende Juni durch Rekrutenaushebungen auf rund eine halbe Million Mann vergrößern konnte." (Willms, Napoleon, Seite 642)

Willms gibt hierzu keine Quellen an, man mag daher die Zahlen infrage stellen, bezogen auf 53 Festungen, die übergeben wurden erscheint mir die Zahl aber durchaus realistisch.

Zum Vergleich: Festung Magdeburg 1806:
"24.000 Mann Besatzung, 600 Geschützen"
Franz Kasimir von Kleist ? Wikipedia

Grüße
excideuil
 
Ganz schnell recherchiert:
"Bis zu seiner Abdankung im April 1814 hatten sich noch größere Truppeneinheiten in den Festungen zwischen Danzig und Antwerpen, Hamburg und Ragusa behauptet, die alle repatriiert worden waren. Insgesamt beliefen sich diese kriegserfahrenen Soldaten auf etwa rund 180000 Mann. Mit diesem Pfund ließ sich wuchern. N. hoffte nun, dass er diese Armee bis Ende Juni durch Rekrutenaushebungen auf rund eine halbe Million Mann vergrößern konnte." (Willms, Napoleon, Seite 642)

Willms gibt hierzu keine Quellen an, man mag daher die Zahlen infrage stellen, bezogen auf 53 Festungen, die übergeben wurden erscheint mir die Zahl aber durchaus realistisch.
ca. 180000 geteilt durch 53 ist rund 3396 je Festung...
ok, wenn man viele Festungen hat, bindet das erhebliche Truppenstärken - allerdings waren nie sämtiche Festungen komplett in Kriegsstärke bemannt.

interessant sind die gut dokumentierten Zahlen zur österr. Festung Verona - aber das ist schon deutlich später (Ära der Großfestungen)

p.s. es ist immer eine Freude, mit dir zu diskutieren - diesmal sogar über mein Steckenpferd Festungen :friends:
 
ca. 180000 geteilt durch 53 ist rund 3396 je Festung...
ok, wenn man viele Festungen hat, bindet das erhebliche Truppenstärken - allerdings waren nie sämtiche Festungen komplett in Kriegsstärke bemannt.
Ich will ja nicht mäkelig sein, aber Willms spricht von Iststärken ...
p.s. es ist immer eine Freude, mit dir zu diskutieren - diesmal sogar über mein Steckenpferd Festungen :friends:
Die Frage zu den Festungen umtreibt mich schon eine Weile. Ich habe immer nicht verstanden, warum Talleyrand so unbedingt in seinen Instruktionen zum WK darauf pocht, Mainz nicht an Preußen fallen zu lassen. Insoweit ist die Diskussion ein Gewinn für mich und das Kompliment gebe ich gern zurück! :winke: auch wenn mich Festungen nur der Aussicht wegen oder politisch strategisch interessieren.

Grüße
excideuil
 
Ich will ja nicht mäkelig sein, aber Willms spricht von Iststärken ...
Allerorten differierten bei Festungen die Friedensbesatzungen und die Kriegsbesatzungen erheblich!! - es wäre zu fragen, was genau Willms da meint.
Und mal ganz salopp: wenn es an einer Westgrenze kriselte, dann bemannte man die Festungen der Ostgrenze nicht mit Kriegsbesatzung.

Die Frage zu den Festungen umtreibt mich schon eine Weile. Ich habe immer nicht verstanden, warum Talleyrand so unbedingt in seinen Instruktionen zum WK darauf pocht, Mainz nicht an Preußen fallen zu lassen.
offenbar war Mainz strategisch ein sehr (!!) relevanter Standort im 18., 19. und frühen 20. Jh., wie die Geschichte der Festung Mainz belegt: Mainz war vom 17. bis frühen 20. Jh. stets optimal befestigt (gemessen am jeweiligen militär.-techn. Stand)

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Insoweit ist die Diskussion ein Gewinn für mich und das Kompliment gebe ich gern zurück! :winke: auch wenn mich Festungen nur der Aussicht wegen oder politisch strategisch interessieren.
...so n ganz klein bisselchen architektonisch reizvoll sind sie auch, die damaligen Hightech-Anlagen der Defensive :winke: d.h., wenn man eine besichtigen kann, dann lohnt das irgendwie schon :):)
 
Das gilt allerdings nicht für die Truppenstärke!

Natürlich mussten Festungen armiert sein, also genügend Artillerie und Munition verfügbar haben - aber sonderlich große Truppenkontingente waren eigentlich nicht nötig.
Das hängt von der Größe der Festung ab. Die relativ kleine Zitadelle Spandau wurde von 3750 französischen (und polnischen) Soldaten gehalten, bis das Pulvermagazin explodierte und die Festung kapitulierte.

In Stetin waren es 7.800, in Küstrin 4.500, in Rendsburg 9.000 Dänen.

Größere Festungen wie Magdeburg konnten 20.000 Mann oder mehr aufnehmen und ungefähr so viele (16.000 bis 20.000 je nach Quelle) waren es auch die dort bis zum Pariser Frieden blockiert waren. In Hamburg waren es sogar 42.000.

Wie viele dabei als Mindeststärke angesehen wurden, hing von der Länge des zu verteidigenden Perimeters ab.
 
Zuletzt bearbeitet:
Letztlich kriegsentscheidend waren sie dann doch wieder nicht, wenn die Niederlage eines Staates zur Übergabe zwang. (Austerlitz, Jena ...) oder wenn man in die Jahre 1813/14 zurückgeht, wo vor allem die Russen kaum erwarten durften, sich an den Festungen auf dem Weg nach Paris "bedienen" zu können, und somit ihren Nachschub anderweitig sicherstellen mussten.
1806 ist vielleicht auch kein so tolles Beispiel. Eine Festung gewinnt ja auch an Sinnhaftigkeit, wenn sie in ein Verteidigungssystem eingebunden war, ausgenommen Festungen, die primär als Rückzugsort genutzt wurden wie der Königsstein für die Sachsen (wo ja im Kriegsfall auch der Staatsschatz hingeführt werden sollte) und der Wilhelmsstein für Schaumburg-Lippe.
Nach 1805 sehe ich z.B. durch den Zerfall des Reiches als halbwegs brauchbare Verteidigungsinstitution auch kein System mehr, das die Franzosen z.B. am Rhein hätte aufhalten können.
 
1806 ist vielleicht auch kein so tolles Beispiel. Eine Festung gewinnt ja auch an Sinnhaftigkeit, wenn sie in ein Verteidigungssystem eingebunden war, ausgenommen Festungen, die primär als Rückzugsort genutzt wurden wie der Königsstein für die Sachsen (wo ja im Kriegsfall auch der Staatsschatz hingeführt werden sollte) und der Wilhelmsstein für Schaumburg-Lippe.
Nach 1805 sehe ich z.B. durch den Zerfall des Reiches als halbwegs brauchbare Verteidigungsinstitution auch kein System mehr, das die Franzosen z.B. am Rhein hätte aufhalten können.

Haben denn die Festungen dann in der Kampagne 1806 Auswirkungen gehabt (Routenverlauf, Bindung, Diversifikation), oder sind sie "links liegen" gelassen worden?
 
Haben denn die Festungen dann in der Kampagne 1806 Auswirkungen gehabt (Routenverlauf, Bindung, Diversifikation), oder sind sie "links liegen" gelassen worden?
sagen wir so: die Theorien über die befestigten Plätze und die reale Ausführung waren nicht immer deckungsgleich...

hinzu kommt, dass diese Zeit (im Festungsjargon sozusagen die modifizierten bastionären Festungen mit detachierten Lünetten und Forts) kriegstechnisch-strategisch wie auch artilleristisch eine Umbruch- oder Veränderungszeit war - erst in der Folge und wegen der gemachten Erfahrungen kam es dann zu den neu konzeptionierten polygonalen Festungen.

viel später, in der 2. Hälfte des 19. Jhs. sowie im frühen 20. Jh. verfügten das deutsche Reich, Frankreich, Österreich und Russland über teilweise (!) ausgebaute Festungssysteme an den Grenzen potenzieller Krisengebiete; diese mussten nur in eher wenigen Fällen dann ihre stärke beweisen, was man gut ging und mal nicht (Verdun und Osowiec hielten Stand, Köln und Krakau wurden nie "getestet" usw)

bzgl. der Besatzungen sei nochmals darauf verwiesen, dass Festungen ihrer Relevanz nach klassifiziert waren - als unbedeutend angesehene oder veraltete Festungen hatten nie eine zahlenmäßig sonderlich auffallende Friedensbesatzung; salopp gesagt hatte man zeitweilig mehr halbwegs feste Plätze als Truppen. Insofern können einzelne Zahlen bzgl. einzelner Besatzungen durchaus täuschen: es waren nie alle Festungen komplett mit Kriegsbesatzung und der dazu benötigten Munition und Artillerie ausgestattet.
 
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