Übernachtung Reisender im ausgehenden 18. Jahrhundert

Hey Leute :winke:

Wie Ihr ja mittlerweile wisst schreib ich eine Fangeschichte die in Frankreich ende des 18. Jahrhunderts spielt. Nun zu meiner Frage welche Möglichkeiten hatten Reisende in Frankreich so um 1793/1794 zu einem Nachtlager zukommen, gingen die in Wirtshäuser od. gab es damals auch schon sowas wie "Hotels:grübel:

Bitte Hilft, meine recherche hat dies bezüglich nichts zu tage fördern könn:)
und habe davon echt kein Plan!!!

Freundlichste Grüße und viellen Dank für eure Antworten im Vorraus
Schreiberling89 :)
 
Wiki hilft:
Das erste Hotel der Welt mit dem Namen eröffnete angeblich der Friseur David Low im Londoner Covent Garden als „Grand Hotel“ am 25. Januar 1774. Bis dahin gab es nur möblierte Zimmer oder mehr auf Verköstigung ausgerichtete Gastwirtschaften.

Sprich: Hotels kamen erst so langsam auf, in Paris oder Lyon dürfte es schon welche gegeben haben, in kleineren Orten eher nein
 
Wie Ihr ja mittlerweile wisst schreib ich eine Fangeschichte die in Frankreich ende des 18. Jahrhunderts spielt. Nun zu meiner Frage welche Möglichkeiten hatten Reisende in Frankreich so um 1793/1794 zu einem Nachtlager zukommen, gingen die in Wirtshäuser od. gab es damals auch schon sowas wie "Hotels:grübel:
es mag keine erbauliche Lektüre sein, aber der Roman "Justine et Juliette" (1797 zusammengestellt aus zwei früheren Versionen) des sagen wir umstrittenen Schriftstellers Donatien Alphonse Marquis de Sade erwähnt eine nächtliche Unterkunft a la Pension oder Motel in einem unwegsamen Wald (wo es dann freilich den Hotelgästen an den Kragen geht) - - bevor man wegen dieser Quellenangabe in Harnisch gerät: es ist zu überlegen, ob der Autor da die Möglichkeit der Unterkunft für Reisende (Übernachtung mit Frühstück) bloß erfindet oder ob das nicht doch eigentlich üblich war, kurzum dass es eben motelähnliche Wegstationen gab.
 
Natürlich gab es Übernachtungsmöglichkeiten für Reisende!
Mit heutigen Hotels kann man das meiste natürlich nicht vergleichen, aber es war auf Reisen ja oft nötig zu Übernachten. Auch wenn die Mobilität im 18.Jh. nicht mit der heutzutage vergleichbar ist, so waren doch wesentlich mehr Menschen unterwegs als einige Jahrhunderte zu vor, es gab vielerorts ein mehr oder weniger ausgebautes System an Postkutschen und wer genug Kleingeld hatte leistete sich halt seine eingene Equipage.

Die Gasthäuser an Fernrouten waren auch strategisch günstig im Tagesreisenabstand errichtet, so dass man mehr oder weniger gezwungen war dort zu nächtigen.
Ausser man war eben in einer größeren Stadt, da gab es dann bisweilen auch etwas Auswahl.
Die Qualität des Zimmers war natürlich eine Frage des Geldbeutels. Wer genug Talerchen auf den Tisch legte, für den räumte der Wirt auch gern das eingene Schlafzimmer, wenn kein anderes Bett zur verfügung war.
Bisweilen durfte man aber auch nicht plienzig sein, aus den Memoiren einer Preussischen Adligen geht hervor, dass sie mit ihren Freundinnen auf der Reise nach Danzig in einem Gasthaus auf einer Strohschütte schlafen musste.

Auch von Chodowieki gibt es eine Zeichnung eines solchen "Massenlagers".

Dagegen stehen natürlich Gasthäuser mit Einzelzimmern, wie es ganz schön in "Minna von Barnhelm" beschrieben wird.

Auch das Essen was einem vorgesetzt wurde differierte sehr stark, da ist bisweilen von ranziger Butter und schimmligem Brot die Rede was einem hingeknallt wird, ein andermal kann man sich gebratenen Hähnchen, Pasteten und Braten vorsetzten lassen.

Hier sind zwei sehr gute Aufsätze zum Thema Reisen im 18.Jh. zu finden:

Material

Nette Primärquellen finden sich in dem Büchlein "Frauenleben im 18. Jahrhundert" von Andrea van Dülmen und in dem hübschen Lesebuch "Report einer guten alten Zeit" von Peter Lahnstein.
 
Vielleicht interessant zu dem Thema der französische Wikipediaartikel zur Post. Im 18.Jh. hatte die Post in Frankreich zwischen zwei Relaisstationen (Haltepunkte mit Ställen und Wirtshaus in der Regel) eine Distanz von etwa 16 km.
Poste - Wikipédia
 
Sprachhistorisch müsste das Wort Hotel bzw. hôtel ja schon etwas mit einem Gasthaus zu tun haben. Letztendlich kommt hôtel von hostel und dieses wieder von hospital, da steckt der hospes drin, was sowohl 'Gast' als auch 'Gastgeber' bedeutet; letzterer ist englisch host und auch in die Computersprache eingegangen.
Allerdings soll - so jedenfalls die deutsche Wikipedia im Artikel Hotel - der Begriff des Hotels im 17. und wohl auch 18. Jahrhundert städtische Adelshöfe bezeichnet haben. Hier hätte also eine semantische Verschiebung stattgefunden, die - nun wieder Wikipedia - "aufgrund der herrschaftlich-repräsentativen Ausstattung der Stadtpalais[']" auf die Hotels der gehobenen Klasse wieder zurückverschoben worden wäre. Demnach hieße das Hotel nicht Hotel, weil es ein Gästehaus ist - obwohl der Begriff von der Etymologie her genau das meint - sondern wegen der "herrschaftlich-repräsentativen Ausstattung".
 
Zur Grand Tour aus Sicht britischer Adeliger gibt es auch ein interessantes Kapitel in der Dissertation von Nikola Stumpf: Home tour statt grand tour. Reiseliteratur im Long Eighteenth Century und ihre Beiträge zu einem neuen Schottlandbild (2012). Das Buch ist gut zu lesen. Es handelt sich zwar um eine anglistische, literaturwissenschaftliche Dissertation, aber Stumpf bietet eine sehr detaillierte Quellenauswahl. Man muss natürlich wissen, das macht Stumpf aber sehr deutlich, dass die Reiseberichte, wie die Grand Tour weitgehend ausgetretenen Wegen folgt, literarischen Konventionen folgen. Aber von den Kaschemmen, in denen die Reisenden z.T. gezwungen waren, abzusteigen, ist ausreichend die Rede. Auch ein Grund - neben der Kontinentalsperre, warum die Home Tour plötzlich an Attraktivität gewann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch bei Goethes Italienischen Reise finden sich Hinweise auf Poststationen und Wirtshäuser. Dann war er in Frankreich gerade zu diesen revolutionären Zeiten – Zitat Kampagne in Frankreich ? Wikipedia : „Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen.“

Goethe ist auch sonst viel umhergereist und davon geschrieben. Schau bei „Projekt Gutenberg - Klassische Literatur Online“ nach.
 
Allerdings soll - so jedenfalls die deutsche Wikipedia im Artikel Hotel - der Begriff des Hotels im 17. und wohl auch 18. Jahrhundert städtische Adelshöfe bezeichnet haben.
Stimmt. Zumindest in Frankreich bezeichnet der Begriff im klassischen Sinne ein Stadtpalais oder als "Hotel de Ville" das Rathaus
Gasthäuser werden dagegen als "Relais" bezeichnet.
Solche Gasthäuser erwähnt übrigens bereits Michel de Montaigne in der Beschreibung seiner Italienreise 1580/81
 
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