Der 1. Koalitionskrieg - ein Präventiv- oder Verteidigungskrieg?

Anicca

Mitglied
Halloa zusammen,

gerne würde ich eure Meinung zu der im Titel aufgeführten Frage hören. Ich tendiere zu Präventivkrieg, da das revoltuierende Frankreich nicht angegriffen wurde und in den kumulativen Ansammlungen der Emgiranten bei Koblenz, welche von Österreich unterstützt worden sind, eine akute Gefahr erkannte. Ich habe auch irgendwas von "ideoligischem Krieg" gelesen, würde mich aber eher auf diese zwei Möglichkeiten beschränken.

Was meint ihr?

Herzlichst!

edit: In der franz. Kriegserklärung heißt es wiederrum: "Kein Krieg Nation gegen Nation“, sondern die „gerechte Verteidigung eines freien Volkes gegen den ungerechten Angriff eines Königs“


Anicca
 
Zuletzt bearbeitet:
Du weißt ja selber, dass die Kriegsstimmung durch gegenseitige Drohungen (Deklaration von Pillnitz, Ultimatum der Franzosen die Emigranten betreffend etc.) heraufbeschworen wurde.
Bei den Franzosen gab es bekanntlich ganz unterschiedliche Argumente, die für den Krieg sprachen.
Aus der Sicht Österreichs war es ein Verteidigungskrieg. Die Franzosen (oder zur Unterscheidung von den Emigranten kann man sie auch "die Patrioten" nennen) griffen Reichsterritorium an.

Aus der Sicht des Königreichs Frankreich würde ich von einem Präventivkrieg sprechen, auch wenn es eigentlich eher wie ein schlichter Angriffskrieg aussieht und die Behauptung keine Angriffskriege mehr führen zu wollen ein reines Lippenbekenntnis sein könnte.
 
Mitte 1793 war eine komplizierte Situation für den Konvent entstanden, der im Rahmen der revolutionären Bewegung zu einem "Burgfrieden" führte.

Neben dem andauernden Bürgerkrieg und die davon ausgehende Bedrohung in der Vendee lieferte sich Toulon den Engändern aus.

Zudem ergaben sich deutlich Anzeichen der monarchischen europäischen Mächte, dem revolutionären Treiben ein Ende zu bereiten.

Vor diesem Hintergrund stellt Reichardt fest: "...dass die Republik im Sommer 1793 ernsthaft in ihrer Existenz bedroht und nur durch die Anspannung aller revolutionären Kräfte zu retten war."(S. 156/157)

Das Blut der Freiheit: Französische Revolution und demokratische Kultur - Rolf Reichardt - Google Bücher

Als Ergebnis dieser eskaliernden Situation wurde die Heeresdienstpflicht (levee en masse) dekretiert.

Dabei untersucht Walt den Zusammenhang zwischen Revolutionen und dem Verhältnis zu äußeren Bedrohungen. Auch unter dem Gesichtspunkt der innenpolitischen Mobilisierung und nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass jede Nation ihre Märtyrer braucht, um nicht nur die Köpfe, sondern auch ihre Herzen zu erreichen.

Revolution and war - Stephen M. Walt - Google Bücher

In diesem Sinne war der Konflikt mit den europäischen Großmächten nicht gezielt auf die politische Agenda der FR gesetzt worden. Als der Krieg jedoch ausbrach wurde er schnell instrumentalisiert, auch um die innenpolitische Macht zu festigen. Und bildete eine Einflussgröße, die auch die innenpolitische Radikalisierung der Positionen mit bestimmt hat.

Dabei spielt es eigentlich außenpolitisch nur eine untergeordnete Rolle, ob es sich dabei um einen sogennannten "Präventivkrieg" handeln würde, im Sinne der "altpreußischen Verwendung" (um es einmal inhaltlich einzugrenzen).

Die FR führte diesen Krieg in dem Bewußtsein, dass er gegen die Paläste und nicht gegen die Hütten geführt wurde, insofern wurde auch keinem Land - im Sinne eines Volkes / Bewohner -, sondern den entsprechenden Herrschaftsverhältnissen bzw. Herrschern, der Krieg erklärt.

Natürlich auch, um die Errungenschaften der FR zu verteidigen. Wie bei Thamer im Rahmen der Veränderung der politisichen Kultur dargestellt. Und in diesem Sinne führte man, weil man sich umringt fühlte von monarchischen Mächten, einen Verteidigungskrieg.

Der dann teilweise sehr revolutionär und offensiv zunächst ausfiel, aber auch durch den Erfolg zusätzliche Mächte gegen die FR auftraten (z.B. GB wegen der Bedrohung Belgiens. Und da verstehen die Engländer überhaupt kein Spass)

Die Französische Revolution - Hans-Ulrich Thamer - Google Bücher
 
Zuletzt bearbeitet:
@ thanepower
Beziehen sich Deine Argumente für den Verteidigungskrieg auf die Situation von 1792 oder auf die von 1793?
 
edit: In der franz. Kriegserklärung heißt es wiederrum: "Kein Krieg Nation gegen Nation“, sondern die „gerechte Verteidigung eines freien Volkes gegen den ungerechten Angriff eines Königs“


Anicca

Verstehe die Frage zwar nicht, aber ich schreibe doch nur über 1793 und ordne es in einen Kontext ein.
Ich habe Deiner Argumentation, thanepower, nicht folgen können, weil der Hinweis auf die Kriegserklärung im Eingangsbeitrag danach klang, als ob es Anicca doch um die Situation 1792 ging.

Und da wurde ja Frankreich nicht angegriffen, sondern was selber der Agressor.
Zum Text der Kriegserklärung Frankreichs ist wohl zu sagen: Papier ist geduldig.
Es gab viele Gründe für den Kaiser den Krieg nicht zu eröffnen, wohl auch weil er den Preußen nicht traute.
 
thanepower schrieb:
Dabei untersucht Walt den Zusammenhang zwischen Revolutionen und dem Verhältnis zu äußeren Bedrohungen. Auch unter dem Gesichtspunkt der innenpolitischen Mobilisierung und nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass jede Nation ihre Märtyrer braucht, um nicht nur die Köpfe, sondern auch ihre Herzen zu erreichen.

Revolution and war - Stephen M. Walt - Google Bücher

In diesem Sinne war der Konflikt mit den europäischen Großmächten nicht gezielt auf die politische Agenda der FR gesetzt worden. Als der Krieg jedoch ausbrach wurde er schnell instrumentalisiert, auch um die innenpolitische Macht zu festigen. Und bildete eine Einflussgröße, die auch die innenpolitische Radikalisierung der Positionen mit bestimmt hat.

Die Girondisten, allen voran Brissot, plädierten schon früh für einen Krieg zur innerfranzösischen Stabilisierung. La Fayette ebenfalls, auch der linke Flügel der Jakobiner. Zumindest betrachten Sybel und Wahl das als ausschlaggebenden Kriegsgrund. Auf der Agenda stand derselbe sicherlich nicht direkt, aber er war durchaus angedacht.

Natürlich auch, um die Errungenschaften der FR zu verteidigen.

Kann das vor diesem Hintergrund nicht als ein Krieg unter idelogischen Prämissen im Sinne von einer Verteidigung revolutionärer Prinzipien gegen despotische Knechtschaft gewertet werden?

Und in diesem Sinne führte man, weil man sich umringt fühlte von monarchischen Mächten, einen Verteidigungskrieg.

Vor dem Hintergrund des antifranzösischen Konzertes und der Provokation durch die Deklaration von Pillnitz durchaus nachvollziehbar.

Danke für deine Ausführungen!

Brissotin schrieb:
Aus der Sicht Österreichs war es ein Verteidigungskrieg. Die Franzosen (oder zur Unterscheidung von den Emigranten kann man sie auch "die Patrioten" nennen) griffen Reichsterritorium an.

Ja, ich hab die österreichische, mit sehr viel Pathos behaftete Gegenerklärung gelesen. Der Wiener Hof fühlte sich in der Tat als Opfer französischer "Anarchie" und empfand die Vorwürfe im franz. Manifest als über alle Maßen ungerecht(fertigt).

Aus der Sicht des Königreichs Frankreich würde ich von einem Präventivkrieg sprechen, auch wenn es eigentlich eher wie ein schlichter Angriffskrieg aussieht und die Behauptung keine Angriffskriege mehr führen zu wollen ein reines Lippenbekenntnis sein könnte.

Sehe ich eigentlich genauso. Hitler hat ja auch den Angriff auf die UDSSR als Präventivkrieg dargestellt.

merci auch dir!
 
Das meine Darstellung zu der Frage eines französichen "Präventivkrieges" sich auf die Zeit vor der Kriegserklärung beziehen muss, erklärt sich eigentlich aus dem Konzept.

Folgt man dennoch dem Verständnis von Präventivkriegen in der zweiten Hälfte des 19 Jahrhundert in Deutschland, dann war er ein "Angriffskrieg ohne Vorliegen einer direkten Bedrohung, nämlich ein Unternehmen zwecks Sicherstellung künftiger Optionen oder zur Verhinderung des Aufbaus militärischer Überlegenheit der Nachbargroßmächte." (M. Messerschmidt: Präventivkrieg?)

In diesem Sinne basiert das "praeveniere" auf der eigenen Stärke und der temporär relativen Unterlegenheit des Gegners. Beschreibungen, die ich schwer auf die Zeit um 1792 projizieren kann.

Überlegungen, mit denen der Präventivkrieg, als analytisches Konzept, zwar noch seine theoretische Bedeutung behält, aber seine Bedeutung als moralische Rechtfertigung - falls sie denn jemals vorhanden war - verloren hat.

http://www.johanniter.de/fileadmin/...sche/Vorträge/Praevenire_quam_preaeveniri.pdf

Zur Frage der Kriegsbereitschaft sind auch die Motive oder Interessenlagen aus dem Umfeld der FR zu unterscheiden. Die ursprüngliche Bereitschaft zur Kriegsführung erfolgte noch stark aus "ideologischen Motiven", die sich mit der Zeit veränderte und zusätzlich durch einen nationalen französichen Pathos aufgeladen wurde.

Und sich auf diese Weise qualitativ zu einem Konflikt zwischen Staaten weiterentwickelte. Eine Qualität, die er aus dem ursprünglichen revolutionären Elan heraus nicht gehabt hatte.
 
Die Girondisten, allen voran Brissot, plädierten schon früh für einen Krieg zur innerfranzösischen Stabilisierung. La Fayette ebenfalls, auch der linke Flügel der Jakobiner. Zumindest betrachten Sybel und Wahl das als ausschlaggebenden Kriegsgrund. Auf der Agenda stand derselbe sicherlich nicht direkt, aber er war durchaus angedacht.

Das möchte ich in seiner innenpolitischen Bedeutung nochmal unterstreichen. Im Herbst 1791 forderten die Girondisten verstärkt Krieg.

Als Wortführer dieser Fraktion formulierte Brissot de Warville im Oktober fogendes: It is not merely neccary to think of defense, the attack must be anticipated; you yourselves must attack". (vgl. Walt, siehe oben, S. 65)

In diesem Sinne hatte die Kriegsführung eher einen innenpolitischen präventiven Charkter und sollte die Fronten klären helfen, um potentielle "Konterrevolutionäre" zu zwingen, sich für oder gegen die FR zu entscheiden.

Und zielte somit auch eindeutig auf die Klärung der Position von Ludwig XVI ab, der ebenfalls pro Krieg sich aussprach, allerdings aus einer divergierenden Motivation.

Kann das vor diesem Hintergrund nicht als ein Krieg unter idelogischen Prämissen im Sinne von einer Verteidigung revolutionärer Prinzipien gegen despotische Knechtschaft gewertet werden?

Neben den Entwicklungn in Frankreich waren ja eine Reihe mehr oder minder aktiver "jakobinischen" Bewegungen in anderen europäischen Staaten vorhanden. Teils angrenzend an Frankreich, aber auch in Polen und in Italien. In diesem Sinne wollten die Protagonisten des Krieges sicherlich die Werte der FR auch in angrenzende Gebiete tragen (vgl. beispielsweise dazu Hobsbawm).

http://books.google.de/books?id=aaO...X&ei=6_1hT4vHJqPf4QTeuPCbCA&ved=0CDQQ6AEwATgK

Und somit republikanische Tendenzen in anderen Ländern unterstützen. Der "Export" einer Revolution erfolgt in der Regel unter massiven ideologischen Prämissen und ist häufig auch als "implantierte Ideologie" nicht stabil.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann mich mit dem Begriff Präventionskrieg in diesem Zusammenhang nicht anfreunden.

Richtig dargestellt wurde der Zusammenhang, dass sich die Innenpolitik bald nicht mehr von der Außenpolitik trennen ließ:

"Die Girondisten als Wortführer der Kriegspartei in der gesetzgebenden Versammlung deklarierten den Krieg ganz offen als innenpolitische Maßnahme: "Ein Volk, das nach zehn Jahrhunderten der Sklaverei seine Freiheit errungen hat", erklärte Brissot am 16. Dezember 1791 im Jakobinerklub, "braucht den Krieg: der Krieg ist notwendig, um die Freiheit zu festigen." Noch deutlicher wird die innenpolitische Begründung des Krieges ins Brissots Rede vor der gesetzgebenden Versammlung: "Im jetzigen Zeitpunkt ist der Krieg eine nationale Wohltat, und das einzige Unglück, das wir zu fürchten haben, ist, dass es keinen Krieg geben wird ... Das ausschließliche Interesse der Nation rät zum Krieg." [1/Seite 42]

Da wird der Versuch der innenpolitischen Machtfestigung der Protagonisten deutlich, denn zu diesem Zeitpunkt verspürten die europäischen Fürsten wenig Bedürfnis, sich tatsächlich in Frankreich einzumischen:

"Die Pillnitzer Erklärung sollte die Franzosen einschüchtern und zu einem gemäßigten Verhalten bewegen." [Wiki]

Betrachtet man die Kriegserklärung:

"Die offenen Feindseligkeiten begannen am 20. April 1792, als Ludwig XVI., immer noch das französische Staatsoberhaupt, Franz II. nicht als Kaiser des Reichs, sondern als König von Ungarn und Böhmen den Krieg erklärte. Die französische Hoffnung, das militärische Geschehen somit auf die österreichischen Niederlande begrenzen und kontrollieren zu können, trog. Preußen erklärte Frankreich sofort den Krieg." [Wiki]

... dann muss man auch unter dem Aspekt, dass gleichzeitig Verhandlungen mit England unternommen wurden, um sich dessen Neutralität sich sichern konstatieren, dass der Krieg begrenzt geführt und gewonnen werden sollte, um damit die innenpolitische Macht zu erhalten und dass der Kriegseintritt Preußens eine Pleite der politisch Verantwortlichen war.

Wie wenig wichtig z.B. Preußen das franz. Problem war, zeigt sich an der Tatsache, dass Preußen nach der Kanonade von Valmy aus dem Konflikt ausschied und sich um ureigenste preußische Interessen im Osten Europas kümmerte.

Valmy besagt, dass der Krieg Frankreich erreicht hatte, jetzt - natürlich - Verteidigungskrieg war.

Aber:
"Obgleich die Konstituante sich öffentlich den Eroberungskrieg verurteilt hatte, ließen sich die Girondisten nur allzu bereitwillig von Flüchtlingen und Sympathisanten aus den Nachbarländern zu einem Dekret übbereden, in dem es hieß: "Der Nationalkonvent erklärt im Namen der franz. Nation, dass er allen Völkern, die ihre Freiheit wiedererlangen wollen, Brüderlichkeit und Hilfe gewähren wird... Brissot sprach zu gleicher Zeit bereits davon, "ganz Europa in Brand" zu stecken. Als Savoyen und Nizza, als Belgien und die Rheinlande um Mainz erobert wurden, stellte sich das Problem, was nun mit den besetzten Gebieten geschehen sollte. Die Girondisten befürworteten zunächst die Schaffung von unabhängigen Tochterrepubliken. Aber, so argumentierte Cambon, der Finanzexperte der Jakobiner, wenn man alle Völker befreien will, ist es dann Sache der Franzosen, allein die Lasten des Krieges zu tragen? Die Rheinländer und Belgier erfuhren bald, dass die Franzosen nicht nur die Befreiung aus monarchischer und feudaler Knechtschaft bescherten, sondern auch drückende Steuern, Kriegslasten, Truppenaushebungen und entwertete Assignaten. Savoyen und Nizza, Belgien und die eroberten linksrheinischen Gebiete wurden annektiert, was Danton nur notdürftig mit der Theorie der "natürlichen Grenzen" rechtfertigte." [1/Seite 46-47]

Nicht nur, dass die Revolutionäre sich jetzt in der Tradition franz. Außenpolitik befanden, der Krieg war jetzt ein Eroberungskrieg.
Prävention ist für mich allerdings nicht erkennbar.

Grüße
excideuil

[1] Fehrenbach, Elisabeth: Vom Ancien régime zum Wiener Kongress – Europa 1789-1815, R. Oldenbourg, München, 2001
 
1.)
Betrachtet man die Kriegserklärung:

"Die offenen Feindseligkeiten begannen am 20. April 1792, als Ludwig XVI., immer noch das französische Staatsoberhaupt, Franz II. nicht als Kaiser des Reichs, sondern als König von Ungarn und Böhmen den Krieg erklärte. Die französische Hoffnung, das militärische Geschehen somit auf die österreichischen Niederlande begrenzen und kontrollieren zu können, trog. Preußen erklärte Frankreich sofort den Krieg." [Wiki]

2.)
Wie wenig wichtig z.B. Preußen das franz. Problem war, zeigt sich an der Tatsache, dass Preußen nach der Kanonade von Valmy aus dem Konflikt ausschied und sich um ureigenste preußische Interessen im Osten Europas kümmerte.

Valmy besagt, dass der Krieg Frankreich erreicht hatte, jetzt - natürlich - Verteidigungskrieg war.
1.)
Naja, diese Erklärung, dass sich der Krieg nicht gegen den Kaiser sondern den König von Ungarn etc. richtete, das war ja auch nur zeitgenössische Propaganda. Dass mit der Invasion in den Österr. Niederlanden der Reichskrieg unausweichlich wäre, hätte jeder halbwegs gescheite Staatsmann sich an seinen zehn Fingern abzählen können. Die Burschen in der Führungsebene der Revolutionäre waren ja zu einem nicht unerheblichen Teil Juristen. Und diese sollen nicht die Verfassung des Reiches gekannt haben? Unglaubwürdig.

2)
Woher hast Du denn das, dass Preußen nach Valmy aus dem Krieg ausschied?:nono:
 
1.)
Naja, diese Erklärung, dass sich der Krieg nicht gegen den Kaiser sondern den König von Ungarn etc. richtete, das war ja auch nur zeitgenössische Propaganda. Dass mit der Invasion in den Österr. Niederlanden der Reichskrieg unausweichlich wäre, hätte jeder halbwegs gescheite Staatsmann sich an seinen zehn Fingern abzählen können. Die Burschen in der Führungsebene der Revolutionäre waren ja zu einem nicht unerheblichen Teil Juristen. Und diese sollen nicht die Verfassung des Reiches gekannt haben? Unglaubwürdig.

2)
Woher hast Du denn das, dass Preußen nach Valmy aus dem Krieg ausschied?:nono:

Juristen hin oder her:
"Zwar trat Preußen, mit dem Kaiser Lopold II. noch kurz vor seinem Tode einen Freundschafts- und Defensivvertrag abgeschlossen hatte, zur peinlichen Überraschung der franz. Revolutionäre auf seiten Österreichs in den Krieg ein, aber nach den ersten Mißerfolgen der Armee unter der Führung des Herzogs von Braunschweig orientierte sich die preußische Politik erneut nach Osten, um ihren Anteil an der zweiten polnischen Teilung vom Januar 1793 sicherzustellen.
Die Vorbereitung der dritten und letzten Aufteilung Polens ... im Vertrag vom 24. Okt. 1795 trug schließlich dazu bei, dass Preußen aus der gegenrevolutionären Front ausscherte und im Frühjahr 1795 den wenig rühmlichen Sonderfrieden von Basel schloß." [1/ Seite 45] (Hervorhebung von mir)

Da habe ich Valmy dann in falscher Erinnerung gehabt, danke für den Hinweis! :winke:

Grüße
excideuil

[1] Fehrenbach, Elisabeth: Vom Ancien régime zum Wiener Kongress – Europa 1789-1815, R. Oldenbourg, München, 2001
 
Die Vorbereitung der dritten und letzten Aufteilung Polens ... im Vertrag vom 24. Okt. 1795 trug schließlich dazu bei, dass Preußen aus der gegenrevolutionären Front ausscherte und im Frühjahr 1795 den wenig rühmlichen Sonderfrieden von Basel schloß." [1/ Seite 45] (Hervorhebung von mir)
Zur Ehrrettung Preußens muss man aber sagen, dass Baden auch 1796 aus dem Krieg mit Frankreich austrat und andere Reichsfürsten handelten auch nicht weniger unloyal.*
Dabei weiß ich aber nicht, ob dieser Austritt Badens auch das badische Kontingent bei der Reichsarmee (z.B. Kreisregiment Baden-Durlach) einschloss.

* siehe: Karl Friedrich (Baden) ? Wikipedia
 
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