Frankreich wird erstmals Republik - "Was machen die Anderen?"

geschichtsfan07

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Im Zuge der Französischen Revolution wird das Königreich Frankreich zur Republik ausgerufen.
Es gibt eine Verfassung, Menschenrechte, die Verbesserung der Lebensumstände für den 3.Stand und man sagt sich von der Herrschaft des Königs und des Adels los.
Zwar wird es unter der Herrschaft Napoléons Frankreich ein Kaiserreich, aber Napoléon zeigt sich kompromisbereit, was zum Beispiel der Code Zivile beweist.
Nach der Herrschaft Napoléon III., der Neffe Napoléon I., kommen die Bourbonen Karl X. und Ludwig XVIII. an die Macht. Sie versuchen erneut den Absolutismus zu errichten, scheitern aber an ihrem Vorhaben. Der Absolutismus war in Frankreich entglültig Geschichte.

Aber was machen die anderen Großmächte; Österreich, Preußen, England?
Als diese, mit Spanien, ein Bündnis eingingen, um die Französische Revolution militärisch zu bekämpfen? Wurden die Soldaten mit dem Willen der Franzosen konfrontiert? Was brachten die Überlebenden mit in ihre Heimat? Verbreiteten sie die Revolutionsgedanken? Inwiefern rüttelte dies an der Herrschaft, an dem "Absolutismus der Obrigkeit" in den angesprochenen Großmächten?
Kann man diese Ereignisse als "Mitursache" für andere Revolutionen oder Aufstände sehen? Vielleicht für die Revolution 1848?
Ein Augenmerk möchte ich auch auf Großbritanien legen. Konnte sich das britische Empire, mit seiner parlamentarischen Monarchie, beruhigt zurücklehnen?

Fragen über Fragen! :confused:
 
Im Zuge der Französischen Revolution wird das Königreich Frankreich zur Republik ausgerufen.
Es gibt eine Verfassung, Menschenrechte, die Verbesserung der Lebensumstände für den 3.Stand und man sagt sich von der Herrschaft des Königs und des Adels los.

Bevor die Franzosen zu einer Republiks-Verfassung kommen, waren die Polen-Litauer schneller.
Am 3. Mai 1791 wurde die Verfassung der Republik Polen verabschiedet. Es sollte eine konstitutionelle Monarchie sein. Frankreich zog am 3. September 1791 nach.

Ein zweites Frankreich in Europa verhinderten Russland und Preußen bereits 1792 mit der sogenannten zweiten Teilung Polens. Dabei baten der konservative Teil des polnischen Adels die Russen um militärische Intervention.

"Verfassung der "Republik" Polen (3. Mai 1791)

Nach der Dritten teilung Polens 1795 wurde von den Siegermächten der Name Polen getilgt. Man darf keine Unke sein, warum die Polen (Herzogtum Warschau) Napoleons Feldzug gegen Russland entgegenfieberten und das größte Kontingent an nicht-französichen Soldaten stellten.
 
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1. Nach der Herrschaft Napoléon III., der Neffe Napoléon I., kommen die Bourbonen Karl X. und Ludwig XVIII. an die Macht. Sie versuchen erneut den Absolutismus zu errichten, scheitern aber an ihrem Vorhaben.

2. Inwiefern rüttelte dies an der Herrschaft, an dem "Absolutismus der Obrigkeit" in den angesprochenen Großmächten?

3. Kann man diese Ereignisse als "Mitursache" für andere Revolutionen oder Aufstände sehen? Vielleicht für die Revolution 1848?

4. Ein Augenmerk möchte ich auch auf Großbritanien legen. Konnte sich das britische Empire, mit seiner parlamentarischen Monarchie, beruhigt zurücklehnen?
1. Louis XVIII. würde ich heraus nehmen. Meines Wissens war seine Einstellung eher liberal. Ich würde ihn eher als gegensätzlich zu den Zielen seines Bruders, der als Charles X. den Thron bestieg, auffassen.

2. Ich persönlich kenne keine bedeutenden Beispiele dafür, dass die Soldaten der Koalitionsheere von den Einstellungen der Republik beeinflusst wurden. Das war auch nicht nötig. Im gebildeten Bürgertum gab es ohnehin eine nicht zu unterschätzende Menge Liberaler, welche später in Italien (ab 1796) und in Deutschland (1793/1797) z.B. Träger der neuen Tochterrepubliken wurden, deren Ausbreitung eine echte Gefahr für die Monarchien und somit ein Schreckgespenst darstellte.

3. Ich würde durchaus sagen, dass die Verbreitung revolutionärer Gedanken sehr wichtig wahr und auch für die Revolutionen von 1830 und 1848 von erheblicher Bedeutung gewesen ist.

4. Großbritannien wurde in der ganzen Zeit der Revolutionskriege von einer akuten Gefahr von außen geschüttelt, welche in dem großen Aufstand von 1798 in Irland seinen Höhepunkt fand. Auf der Grünen Insel ist diese Erhebung als eine der größten gegen die englische Fremdherrschaft bis heute im Gedächnis geblieben.
Daneben erscheinen vermutlich die innerhalb des Parlaments ausgetragenen Kämpfe zwischen Whigs und Tories als relativ unbedeutend, zumal die äußere Bedrohung einen Rückenschluss gegen diese über die Parteigrenzen hinweg ermöglichte. Dennoch hatte die Partei von Charles James Fox, die Whigs, noch Anfang 1792 einen recht freundschaftlichen Umgang mit den Vertretern der Regierung Dumouriez gepflegt, welcher durch die Kriegserklärung zum Jahreswechsel natürlich unmöglich gemacht wurde.
 
Kann man in der unmittelbaren Zeit nach der Französischen Revolution die Staatsform der anderen europäischen Staaten noch als "aufgeklärten Absolutismus" sehen und nennen, oder wurden die Großmächte so von dem Treiben in Frankreich erfasst, dass sich auch die Herrschafts- und Staatsform in einem gewissen Maß änderten z.B. in Preussen oder Österreich? Ich beziehe mich dabei auf wenige Jahre nach der Revolution in Frankreich.

Gibt es lesenswerte Literatur zu diesem Thema?
 
1. Kann man in der unmittelbaren Zeit nach der Französischen Revolution die Staatsform der anderen europäischen Staaten noch als "aufgeklärten Absolutismus" sehen und nennen, oder wurden die Großmächte so von dem Treiben in Frankreich erfasst, dass sich auch die Herrschafts- und Staatsform in einem gewissen Maß änderten z.B. in Preussen oder Österreich? Ich beziehe mich dabei auf wenige Jahre nach der Revolution in Frankreich.

2. Gibt es lesenswerte Literatur zu diesem Thema?
1. In Österreich herrschte mit Joseph II. ein Vetreter des aufgeklärten Absolutismus, der sich wohl gern mit Friedrich II. vergleichen ließ. In ihrer Liebe zur Musik, aber auch ihrem Pflichtbewusstsein ähneln sie einander. Leopold II. (Ks. 1790-1792) führte behutsamer die Politik seines ohne Sohn verstorbenen Bruders fort. Bei Franz II. bin ich nicht ganz im Bilde, im Allgemeinen habe ich ihn als eher weniger fähig im Hinterkopf.
In Preußen herrschte zur Zeit der Revolution in Frankreich Friedrich Wilhelm II. (König 1786-1797), welcher den aufgeklärten Absolutismus seines Onkels abwandelte, indem er zu einer Selbstregierung scheinbar nicht fähig war. Das bedeutete, dass anvisiert wurde das komplizierte und in den Entscheidungen lähmende System von vor 1713, welches auf den Prinzipien der Kollegialität beruht hatte, beinahe wieder eingeführt wurde. Letztlich erwies sich dies allerdings als wenig praktizierbar, da seit 1713 viele Gebiete hinzu gekommen waren. So blieb man pro Forma bei der Herrschaft aus dem Kabinett. Insgesamt zeigte sich allerdings, dass der Absolutismus der Prägung seiner beiden Vorgänger eben nur bei deren Regierungsweise also sehr von der Person des Herrschers abhängig funktionieren konnte.

2. Informationen bekommt man vor allem in Biographien zu den Herrschern. Bei Wikipedia stehen ja jeweils Literaturhinweise.
 
Kann man also sagen, dass der Absolutismus in Preussen, Österreich,...deshalb unterging (erst einige Jahre nach der Französischen Revolution), weil es an denn eigenen gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen innerhalb des jeweiligen Stattes haperte, dass die französische Geschichte keinen großen Einfluss auf die Politik anderer Länder hatte? :grübel:
 
Kann man also sagen, dass der Absolutismus in Preussen, Österreich,...deshalb unterging (erst einige Jahre nach der Französischen Revolution), weil es an denn eigenen gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen innerhalb des jeweiligen Stattes haperte, dass die französische Geschichte keinen großen Einfluss auf die Politik anderer Länder hatte?
Das würde ich nicht sagen. Der Absolutismus ließ sich allerdings nur von charakterlich dafür geeigneten Herrschern realisieren, ich denke mal daran scheiterte er später.
Einen Einfluss gab es schon, auch wenn ich die Auswirkung der Revolution für Österreich und Preußen insbesondere nicht für so gefährlich halte. In den österreichischen Gebieten fiel eigentlich nur in den österreichischen Niederlanden die Revolution auf nährhaften Boden und fasste dort Fuß und wurde zu einer echten Bedrohung, welcher man mit Waffengewalt Herr werden musste. ( http://www.geschichtsforum.de/287526-post14.html )Zum Teil waren allerdings die Unruheherde innerhalb des österreichischen Vielvölkerstaates ein Ergebnis der rigorosen Umsetzung der Reformen von Joseph II., welche noch eine Weile nachwirkten und wenngleich weitesgehend sinnvoll aber dennoch nicht entsprechend positiv auf- und wahrgenommen wurden.
In Preußen blieben Erhebungen meines Wissens ganz aus.

Innenpolitische Konsequenzen der Revolution waren wohl, dass zusehends die Liberalen in Wien und München verfolgt wurden, wenn ich mich recht entsinne, während man dort diese Umtriebe vor dem Sturz des Königtums in Frankreich noch halbwegs geduldet hatte.
 
Also hatte die Französische Revolution nur in geringem - wenn überhaupt - Maße (habsburgische Niederlande ausgeschlossen) Einfluss auf die politische Entwicklung anderer Staaten, auf verschiedene Nachbarländer? Hatte die Französische Revolution für die Entwicklung weiter entfernter Länder also nichts zu bedeuten, wie z.B. für das das Kurfürstentum Sachsen?
 
Warum erreichten Unruhen dieser Zeit nicht so eine Intensität wie in Frankreich??

Weil außerhalb Frankreichs die monarchistischen Regierungen anscheinend fest im Sattel saßen. Ihre Völker hungerten nicht, sie hatten zudem ein starkes Königs-, Kaiser- oder sonstiges Adelshaus. Der 16. Ludwig hingegen verkörperte ein schwaches und wirtschaftlich-desaströses Königshaus.
Außerdem war seit 1792 Krieg zwischen Frankreich und allerlei europäischen Staaten, der bis zum Sturz Napoleons nicht aufhörte. Und Napoleon signalisierte keineswegs den Export freiheitlich-selbstbestimmender Nationalstaaten.
 
Warum erreichten Unruhen dieser Zeit nicht so eine Intensität wie in Frankreich??
Die gesellschaftlichen Grundlagen waren anders. In Frankreich wurde der Absolutismus von einer breiten, allerdings nicht homogenen, Schicht angegriffen. Die Hungerkatastrophen in Preußen bspw. waren räumlich begrenzt und die Lage wurde dort nicht von einer Bevölkerungsschicht ausgenutzt. Zum anderen war der Absolutismus in den anderen Großmächten anders ausgebildet, eine solche Gefahr von Seiten des Adels bspw. drohte weder in Preußen noch in Österreich. Allerdings waren in den beiden genannten Staaten auch das Bürgertum noch nicht so weit entwickelt wie in Frankreich und England. Es gibt viele Begründungen...
 
Ich habe gestern die Doku über Katherina die Große geschaut und eine Bemerkung hat mich stutzig gemacht.
Das der Aufstand Pugatschows sich entfachte, weil er sich die Revolution in Frankreich als "Vorbild" nahm. Aber der Aufstand war doch 1773. Wie konnte sich Pugatschow dann nach den französischen Geschehnissen richten?

OT: In dem Film hat man auch gemeint, dass Pugatschow gehängt wurde, aber in der neuen P.M. schreibt man, dass er geköpft wurde?? :confused:
 
Ich habe gestern die Doku über Katherina die Große geschaut und eine Bemerkung hat mich stutzig gemacht.
Das der Aufstand Pugatschows sich entfachte, weil er sich die Revolution in Frankreich als "Vorbild" nahm. Aber der Aufstand war doch 1773. Wie konnte sich Pugatschow dann nach den französischen Geschehnissen richten?

OT: In dem Film hat man auch gemeint, dass Pugatschow gehängt wurde, aber in der neuen P.M. schreibt man, dass er geköpft wurde?? :confused:

Vielleicht haben die Redakteure der Sendung etwas viel recherchiert und sind durcheinander gekommen.
Alexander Nikolajewitsch Radischtschew (Philosoph und Schriftsteller) schrieb 1790 ein Buch mit dem Titel ""Reise von Petersburg nach Moskau". Darin wird dem Adel die Schuld an Pugatschows Aufstand gegeben, weil dieser die Unterdrückung forcierte. Radischtschew fühlte sich den franz. Aufklärern verbunden (Rousseau, Helvetius). Katharina II. verurteilte Radischtschew 1790 wegen dieses Buches zum Tode und schrieb:"Die Absicht dieses Buches ist auf jeder Seite zu erkennen: der Verfasser ist erfüllt und vergiftet von dem französischen Irrwahn, ..." und ein "Aufrührer, schlimmer als Pugatschow".
 
Alexander Nikolajewitsch Radischtschew (Philosoph und Schriftsteller) schrieb 1790 ein Buch mit dem Titel ""Reise von Petersburg nach Moskau". Darin wird dem Adel die Schuld an Pugatschows Aufstand gegeben, weil dieser die Unterdrückung forcierte.
Von daher könnte auch die Revolution von 1771 in Frankreich gemeint sein.:grübel:
Aber wie diese den Aufstand entzünden konnte, ist mir ein Rätsel.
 
Ich habe neulich gelesen, dass die Revolution einen großen Eindruck auf den Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt gemacht habe. Hm, wäre interessant, ob das für ihn Anstoß zu Reformen oder sowas gab.:grübel:
 
Im Zuge der Französischen Revolution wird das Königreich Frankreich zur Republik ausgerufen.
Es gibt eine Verfassung, Menschenrechte, die Verbesserung der Lebensumstände für den 3.Stand und man sagt sich von der Herrschaft des Königs und des Adels los.
Zwar wird es unter der Herrschaft Napoléons Frankreich ein Kaiserreich, aber Napoléon zeigt sich kompromisbereit, was zum Beispiel der Code Zivile beweist.
Nach der Herrschaft Napoléon III., der Neffe Napoléon I., kommen die Bourbonen Karl X. und Ludwig XVIII. an die Macht. Sie versuchen erneut den Absolutismus zu errichten, scheitern aber an ihrem Vorhaben. Der Absolutismus war in Frankreich entglültig Geschichte.
Fragen über Fragen! :confused:

Da haben sich ein paar historische Ungenauigkeiten eingeschlichen.

Napoleon I. war nicht kompromissbereit. Der Code Civil ist als Ergebnis der Revolution zu sehen. Seine Ausarbeitung begann vor Napoleons Machtergreifung und wurde von ihm gefördert, wohl wissend, dass er die Ergebnisse der Revolution nicht negieren kann.

Nach Napoleon 1814 und 1815 folgte Ludwig XVIII. als König von Frankreich, nach seinem Tod 1824 sein Bruder Karl X. Sicherlich versuchten beide, die Ergebnisse der Revolution zu negieren aber grundsätzlich war ihr Königsein schon kostitutionell monarchisch. Der Absolutismus ist in der Revolution untergegangen.

Nach der Hauptlinie der Bourbonen folgte noch deren "Seitentrieb" der Orleans mit Louis Philippe ab 1830 nach der Julirevolution, dessen Herrschaft dann mit der Revolution von 1848 ihr Ende fand. Erst dann kam Napoleon III. ins Spiel. Sein 2. Empire begann erst 1852 ...

Grüße
excideuil
 
Hatte ich ganz übersehen.:rotwerd:

Vielleicht brachte sie Napoleon III. und Napoleon II. durcheinander, auch wenn Letzterer nie wirklich regieren sollte, war er doch zumindest nominell von Napoleon I. vorgesehen.
 
Ich habe neulich gelesen, dass die Revolution einen großen Eindruck auf den Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt gemacht habe. Hm, wäre interessant, ob das für ihn Anstoß zu Reformen oder sowas gab.
Es geht mir dabei um Ludwig Friedrich II. von Schwarzburg-Rudolstadt (Fürst von 1793 bis 1807).

Er notierte im Zusammenhang mit seiner Prinzenreise(1789-1790), die kaum noch einer üblichen Kavalierstour glich 1796 in seinem Tagebuch:
" ... Alles langweilte mich, denn ich fand, daß fast jede große Gesellschaft, jede Zunft der anderen glich. Nur eins interessierte mich, die französische Staatsumwälzung, das war Wasser auf meine Mühlen, das war doch einmal etwas Neues. Ganz von Freiheitsgefühl ergriffen und mit schwärmerischen Phantasien einer dadurch zu bewirkenden vollkommenen Aufklärung, wurde ich wieder in meine Heimatstadt berufen."
*

@ geschichtsfan07
Ist es in Ordnung, wenn ich das Thema von den Großmächten auch auf die übrigen Mächte ausweiten?

* Horst Fleischer: "Ludwig Friedrich II."
in: Thüringisches Landesmuseum Heidecksburg (Hg.): "Die Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt 1710-1918" Rudolstadt, 1998, S. 105
 
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