Vor allem waren die Napoleonischen Kriege die letzte Etappe des Kampfes zwischen Frankreich und England um die Vorherrschaft in Europa und damit in der Welt.
Das ist nun ein bisschens sehr stark vereinfachend.
Ich würde demgegenüber eher behaupten wollen, dass die späteren napoleonischen Feldzüge und Kriege nicht das Ergebnis der Rivalität Großbritanniens und Frankreichs ist, sondern in viel größerem Maße der Tatsache geschuldet, dass die vorrangegangenen Revolutionskriege für Frankreich zu erfolgreich verlaufen waren.
Faktisch hatte Frankreich bei Regierungsantritt Napoléons sein Territorium und seinen Einfluss bereits weit nach Belgien und Noritalien hinein und über den Rhein heraus ausgedehnt und damit faktisch in Mitteleuropa den Machtgewinn nachgeholt, der ihm im Rahmen des spanischen Erbfolgekrieges verwehrt geblieben war.
Unter diesen Umständen war für Frankreich mit Habsburg bereits bevor Napoléon die Herrschaft über Frankreich tatsächlich in eigenen Händen hatte erneut ein notorischer Gegner erwachsen und auch wenn es sich zunächst noch neutral hielt, war man auch in Preußen zunehmend besorgt über das Hineinregieren Frankreichs in das Territorium des ehemaligen römisch-deutschen Reiches. Das waren im Wesentlichen Entwicklungen, die mit dem Ende des zweiten Koalitionskrieges und dem Friedenschluss von Lunéville vorgezeichnet waren.
Diese Expansion, nicht die Rivalität zu Großbritannien war maßgeblich für die daraufhin folgenden Kriege, denn ohne kontinentale Verbündete Großbritanniens war das Kräfteverhältnis zwischen Britannien und Frankreich rein assymetrisch.
Britannien konnte sich mit seinen wenigen Anhängseln in Europa (Kgr. Hannover, Gibraltar) im Alleingang kaum aussichtsreich auf einen Kampf um die Vorherrschaft in Europa einlassen, während Frankreich mit seinen verbliebenen überseeischen Besitzungen maritim nach wie vor viel zu schwach war um Großbritanniens Rolle oder Position auf deiner Insel ernsthaft gefährden zu können.
Diese beiden hätten sich auf Basis ihrer Rivalitäten gegenseitig die Augen auskratzen und die jeweils feindlichen Positionen in der eigenen Machtsphäre ausschalten können, den jeweiligen Gegenüber in dessen ureigenem Machtbereich ernsthaft angreifen jedoch nicht und ohne die (gemessen an den Ergebnissen, die die Kriege in den Jahrhunderten zuvor gebracht hatten) unerhörte Ausdehnung der Macht Frankreichs hätte das die Habsburger und die Preußen kaum dazu veranlasst sich noch längere Zeit an diesem Konflikt zu verbluten (die Preußen hatten ja aus dem 1. Koalitionskrieg für scih bereits einschlägige Konsequenzen gezogen, die auf ein Arrangement mit Frankreich hinausliefen).
Seit der englischen Glorious Revolution von 1688/89 und der Festigung des Absolutismus in Frankreich waren die beiden Staaten europäische Großmächte und Kolonialreiche und mussten sich fast mit historischer Notwendigkeit in die Haare kriegen.
Historische Notwendigkeiten gibt es nicht. Es gibt allenfalls die Vorstellung strategischer Determinationen und die allein erklären die Folge der Napoléonischen Kriege nicht aus dem Verhältnis Britanniens und Frankreichs zu einander heraus, sondern daraus wird erst dann ein Schuh, wenn man sicherheitspolitische Erwägungen in Wien und Berlin mit einkalkuliert
Wolfgang Reinhard (Die Unterwerfung der Welt, München 2016) und andere Historiker sprechen deshalb von einem Britisch-französischen Weltkrieg 1684 – 1763.
Das klingt vielleicht etwas pompös, ist mitunter faktisch aber dadurch, dass frankreich zu diesem Zeitpunkt in Amerika und Indien noch in der Lage war eine tatsächliche machtpolitische Rolle zu spielen, aber noch einigermaßen statthaft. Dieses Verhältnis war auf Grund der eklatanten französischen Schwäche in Übersee aber bereits 1789 nicht mehr gegeben, geschweige denn 1804 und folgend. Insofern wirfst du Dinge durcheinander, die in dieser Form nicht in den gleichen Topf gehören.
Mit der Niederlage Napoleons war die Sache dann endgültig entschieden. Frankreich fiel weiter zurück und verlor die meisten seiner Kolonien. Rule, Britannia!
Seine kolonialen Besitztümer hatte Frankreich bereits mit dem Ende des French-and-Indian-War weitgehend verloren. Was in Nordamerika verblieb wurde unter Napoléon an die USA verkauft ("Louisiana Purchase"), so dass Frankreich selbst bis auf ein paar kleine Streubesituzungen, in Form von Französisch-Guayana, einigen der kleineren Antillen, wo runter Martinique noch die wichtigeste gewesen sein dürfte, und einigen Stützpunkten an der afrikanischen Küste, den Löwenanteil seiner Kolonien bereits vor der Niederlage Napoléons los war.
Das beendete weder die Rivalität zwischen Britannien und Frankreich einseitig, noch verbaute es Frankreichs Möglichkeiten das Spiel in Europa und der übrigen Welt wieder aufzunehmen nachhaltig.
Nach der Niederlage Napoléons und dem Wiener Kongress war Frankreich machtpolitisch ungefähr 15 Jahre tatsächlich gefesselt.
Bereits 1830 greift es im großen Stil in den Maghreb aus und wird damit wieder zur ernstzunehmenden Kolonialmacht. Ab 1856 beginnt Franreich sich militärisch in Indochina festzusetzen und damit in Asien eine Einflusszone zu installieren, die binnen 50 Jahren formell auf das Gebiet der heutigen Staaten Vietnam, Kambodscha und Laos ausgweitetet werden konnte und informell die chineischen Sürprovinzen Yunnan, Guangdong und Guangxi, inklusive Hainan an sich band, was dem britischen Einfluss in China durachaus Konkurrenz machen, wenn diesen nicht sogar übertreffen konnte.
In den 1860er Jahren folgte der Versuch im Windschatten des amerikanischen Bürgerkrieges in Kooperation mit Österreich in Mexiko ein mindestens informelles Imperium aufzubauen.
In den 1880er Jahren ist Frankreich neben Großbritannien Hauptprofiteur der Aufteilung Afrikas.
Auf dem Europäischen Schauplatz wird mit der Unabhängigkeit Belgiens 1830 die anti-französische Barriere nachhaltig geschwächt und als dann in den 1850er Jahren mit mit der Olmützer Punktation und dem Krimkrieg und daraus resultieend dem Zerwürfniss Österreich und Russland die die Basis der "Heiligen Allianz" ganz gefährlich errodiert war (wie sich dann im Französisch-Piemontesisch-Österreichischem Krieg von 1859 auch nachhaltig erweisen sollte), saß Frankreich um den Poker um die Vormachtstellung in Europa wieder mit am Tisch und zwar mit durchaus ansehnlich guten Karten.
Die Napoleonischen Kriege waren weder determinierte Resultat aus den politischen Rivalitäten Großbritanniens und Frankeichs allein, noch bewirkten die Niederlage Napoléons und das Wiener System eine dauerhafte Ausschaltung der Britisch-Französischen Rivalität in der Welt.
Die zieht sich mit kurzen Unterbrechungen und Episoden der Kooperation zum gegenseitigen Nutzen bis Faschoda und zur zweiten Marokkokrise stringent durch und eine dauerhafte Entscheidung des Konflikts zu Grunsten Großbritanniens gab es ebenfalls zu keinem Zeitpunkt. Lediglich eine kurzfristige Ausschaltung Frankreichs als wirkliche Imperialmacht, die es aber spätestens seit den 1850er und 1860er Jahren wieder wurde und spätestens ab den 1880er Jahren durchaus auch in einer Weise, die man in Britannien als sehr ernsthafte Konkurrenz verstehen musste.