Napoleon in der Geschichtsbewertung

Jürg Fink

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Die Figur Napoleon ist in der Geschichte ausreichend erforscht worden. Sehr erstaunlich ist jedoch seine Bewertung in der geschichtlichen Betrachtung. Verkürzt ausgedrückt, hat Napoleon Europa endlos mit Kriegen überzogen, die Länder ausgeplündert, die Grenzen willkürlich geändert, seine Vasallen eingesetzt und und damit erst aufgehört, als er in Waterloo besiegt worden war. Das ist allgemein bekannt und in jedem einschlägigen Werk nachzulesen. Doch wie steht es um sein Bild in der Geschichte? Edler Cognac wird nach ihm benannt, Gemälde und Statuen preisen ihn, Hotels bieten Napoleon-Suiten an, kitschige Filme beleuchten seine Liebesaffären, sein Name steht für Noblesse, Grösse und Glanz. - Man stelle sich vor: Ein Getränkehaus würde einen Hitler-Weinbrand anbieten, ein Hotel eine Hitler-Suite führen und ein Museum das offizielle Führerporträt ausstellen. Natürlich ist der Vergleich mit Hitler problematisch, doch es gibt viele Parallelen. Über den Österreicher steht das geschichtliche Urteil längst fest. Weshalb jedoch, leuchtet die Figur Napoleon nicht hinterfragt derart strahlend bis zum heutigen Tag?
Jürg Fink, Zürich
 
Natürlich ist der Vergleich mit Hitler problematisch, doch es gibt viele Parallelen.

Schon als Kind haben mich Napoleon-Hitler-Vergleiche geærgert, weil sie eben nicht viele Parallelen haben, allenfalls oberflæchlich betrachtet.
Ausser, dass beide Russland als Gegner ueberschætzt haben und dort gescheitert sind, sehe ich eigentlich nur Unterschiede.
Man weiss gar nicht, wo man da anfangen soll...

Das vielleicht Wesentlichste ist aber, dass Napoleons Politik und seine Handlungen niemals von Hass oder Ideologien gesteuert wurden.
Man vergleiche doch nur mal Hitler's "Mein Kampf" mit den Memoiren Napoleons. Es gibt einen Haufen geistreicher Gedanken des Kaisers, zum bøhmischen Gefreiten fallen mir da jetzt gerade keine Zitate ein, die fuer die Nachwelt von Wert wæren...

Gruss, muheijo
 
Für mich ist die Figur Napoleon ein Feldherr mit einer ausgeklügelten Strategie und keinesfalls mit Hitler vergleichbar! Auch nicht das Eindringen in Russland. Da gibt es m. E. doch einige gewaltige Unterschiede.
Napoleon ging zwar aufs Ganze und viele Soldaten seiner Armeen fanden den Tod, das ist richtig; aber er hatte auch positive Seiten, die noch heute Respekt verlangen.
Z. B. hat er 1804 den "Code Civil de Francais" entworfen und als ein Gesetz verankert.
Der Code Civil beinhaltet eine Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz, Freiheit des Individiums und des Eigentums, die Abschaffung des Zunftzwangs und feudaler Gesellschaftsstrukturen und die Trennung von Kirche und Staat!
Das ist nur ein Beispiel. Auch in Ägypten hat er so einiges positives für das Volk dort geschaffen, z. B. bei seinen Aufenthalt in Kairo. Soviel mir bekannt ist, hatte er dort Schulen, Hospitals u.ä. bauen lassen. Sogar für die Straßenbeleuchtung hat er sich eingesetzt. Er hatte auch immer für seine Soldaten gesorgt, so gut er konnte.

...und was hat z. B. Hitler gemacht? Er hat den Notstand aufgerufen und damit alle Gesetze außer Kraft gesetzt!!

Hat je Hitler so etwas vollbracht?? Nein eher noch Schlimmeres! Tausende Menschen sind ums Leben gekommen egal in welcher Weise. Er schürte den Rassenhass - hat so etwas Napoleon auf dem Weg gebracht??

Auch mich ärgert dieser Vergleich zwischen diesen beiden Figuren; denn das ist absurd.
Napoleon hat auch viel Leid mit sich rumgetragen. Schon allein wenn man bedenkt, wie er seine letzte Zeit auf Elba verbracht hatte.

@Jörg:
das Buch ist sehr interessant und du kannst einen gesamten Überblick über Napoleon gewinnen:

Napoleon - Eine Biographie von Johannes Willms

LG Monika
 
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Die Figur Napoleon ist in der Geschichte ausreichend erforscht worden. ......Weshalb jedoch, leuchtet die Figur Napoleon nicht hinterfragt derart strahlend bis zum heutigen Tag?

Ein irritierender Beitrag. Wenn Du vorgibst, den Stand der Forschung zu Napoleon beurteilen zu können und offensichtlich auch den zu Hitler, dann verwundert es, eine derartig "platte" Analogie von Napoleon zu Hitler zu ziehen.

Dass sie beide Diktatoren waren, sie ihre Länder für den Krieg mobilisiert haben und beide in Russland eingefallen sind, kann wohl jeder als oberflächliche Ähnlichkeit erkennen.

Aber derartige "Ähnlichkeiten" reichen kaum aus, sie als historisch "ähnlich" zu qualifizieren. Es sei denn man möchte die Liste mit Ludwig XIV oder FdG ergänzen, nur um zwei zu nennen, da sie auch "Ähnlichkeiten" zu dem kriegerischen Wirken von Napoleon oder Hitler aufweisen.
 
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Die Figur Napoleon ist in der Geschichte ausreichend erforscht worden. Sehr erstaunlich ist jedoch seine Bewertung in der geschichtlichen Betrachtung. Verkürzt ausgedrückt, hat Napoleon Europa endlos mit Kriegen überzogen, die Länder ausgeplündert, die Grenzen willkürlich geändert, seine Vasallen eingesetzt und und damit erst aufgehört, als er in Waterloo besiegt worden war. Das ist allgemein bekannt und in jedem einschlägigen Werk nachzulesen. Doch wie steht es um sein Bild in der Geschichte? Edler Cognac wird nach ihm benannt, Gemälde und Statuen preisen ihn, Hotels bieten Napoleon-Suiten an, kitschige Filme beleuchten seine Liebesaffären, sein Name steht für Noblesse, Grösse und Glanz. - Man stelle sich vor: Ein Getränkehaus würde einen Hitler-Weinbrand anbieten, ein Hotel eine Hitler-Suite führen und ein Museum das offizielle Führerporträt ausstellen.
Hitler- oder Mussoliniwein habe ich auch mal irgendwo in Italien gesehen. Das nur so nebenbei.

Ich denke schon, dass von vielen kritisch mit Napoléon umgegangen wird. Anders als Hitler oder andere Diktatoren ist Napoléon aber nicht verpöhnt. Schon Zeitgenossen hatten mit Napoléon ihre Probleme, sowohl in Frankreich (Moreau u.a.) als auch außerhalb. Kritik an seinen Reformen, die zahlreiche Vorgänge der Revolution zurücknahmen und bspw. das Schulwesen nach militärischem Muster umgestalteten, war unerwünscht und wurde gezielt unterdrückt (Reichardt beschreibt eine Stimmung der Bespitzelung und Einschüchterung im Paris des Konsulats).

Gerade in den letzten Jahren gab es zahlreiche Ausstellung wie "Wider Napoleon" in Lüdenscheid, die doch nicht mehr glorifizieren können. Man muss nurmal den Spanienfeldzug thematisieren und dann frage ich mich, wie man dann was tolles an Napoléon finden soll.
 
Gerade in den letzten Jahren gab es zahlreiche Ausstellung wie "Wider Napoleon" in Lüdenscheid, die doch nicht mehr glorifizieren können. Man muss nurmal den Spanienfeldzug thematisieren und dann frage ich mich, wie man dann was tolles an Napoléon finden soll.

Falls du jetzt mich gemeint hast, bin ich der Meinung, das Napoleon auch seine negativen sowie auch positiven Eigenheiten hatte. Ich wollte nur eine Gegenüberstellung von Napoleon und Hitler darstellen. Natürlich, wenn man sich seinen Spanienfeldzug anschaut, kann einem schon zu denken geben.
Aber ich wollte auch sagen (und meinen), das Napoleon nicht von grundauf der übelste Herrscher war, wie Hitler, der Blender und Psychopath (so sehe ich das).

Freundliche Grüße
Monika :winke:
 
Aber ich wollte auch sagen (und meinen), das Napoleon nicht von grundauf der übelste Herrscher war, wie Hitler, der Blender und Psychopath (so sehe ich das).

Die Frage ist doch, ob es so herum gemeint war. Ich will nichts unterstellen, aber man kønnte auch fast vermuten, dass es dem TE hier gar nicht um die Abwertung Napoleons ging, sondern um die Aufwertung des anderen Herrn.

Hoffentlich wird das noch vom TE klargestellt, und hoffentlich kommen noch klarere Aussagen, was da so zu vergleichen sei.

Ich glaube, Hitler hat sich gern in den Fussstapfen eines Napoleon gesehen, doch ach, die Grøsse der Stiefel passte ihm bei weitem nicht: Zu klein der Fuss, viel zu klein.

Gruss, muheijo
 
Falls du jetzt mich gemeint hast, bin ich der Meinung, das Napoleon auch seine negativen sowie auch positiven Eigenheiten hatte. Ich wollte nur eine Gegenüberstellung von Napoleon und Hitler darstellen. Natürlich, wenn man sich seinen Spanienfeldzug anschaut, kann einem schon zu denken geben.
Ich hatte mich nicht auf Dich bezogen, sondern auf die Behauptung des Threaderstellers, dass Napoléon heute v.a. mit Glanz und Größe in Verbindung gebracht wird.

Es ist allerdings so, dass diese Maßstäbe Ruhm, Glanz und Größe diejenigen waren, die Napoléon selber anlegte. Das sieht man auch in dem von ihm persönlich geförderten Bild seiner Herrschaft. Die meisten Bildwerke zeigen ihn als Schlachtenlenker; das Gemälde Davids vom Konsul, der die Alpen 1800 überquerte ließ Napoléon durch Kopien verbreiten. So wollte er offensichtlich gesehen werden, auch wenn es daneben auch Porträts gibt, die ihn im Arbeitszimmer zeigen (von David eines von 1812 z. B.). Gefallen haben soll sich Napoléon angeblich gern im Vergl. mit Friedrich II.. Vielleicht habe ich anderswo mal was dazu geschrieben.
 
Ich glaube, Hitler hat sich gern in den Fussstapfen eines Napoleon gesehen, doch ach, die Grøsse der Stiefel passte ihm bei weitem nicht: Zu klein der Fuss, viel zu klein.
Hm, wäre interessant. Wobei ich denke, dass Napoléon ja gerade durch sein Scheitern berühmt geworden ist und man eben dieses nicht gern thematisiert hätte. Hitlers Vorbild war da eher der zähe F. II., der allerdings gleich noch weniger mit Hitler gemein hatte, v.a. was das Kalkül des Machbaren im militärischen Bereich anbelangt (jede Überdehnung seiner Kräfte bewertete Friedrich anders als Napoléon als ganz klar seinen persönlichen Fehler).
 
Ich hatte mich nicht auf Dich bezogen, sondern auf die Behauptung des Threaderstellers, dass Napoléon heute v.a. mit Glanz und Größe in Verbindung gebracht wird.

Es ist allerdings so, dass diese Maßstäbe Ruhm, Glanz und Größe diejenigen waren, die Napoléon selber anlegte. Das sieht man auch in dem von ihm persönlich geförderten Bild seiner Herrschaft. Die meisten Bildwerke zeigen ihn als Schlachtenlenker; das Gemälde Davids vom Konsul, der die Alpen 1800 überquerte ließ Napoléon durch Kopien verbreiten. So wollte er offensichtlich gesehen werden, auch wenn es daneben auch Porträts gibt, die ihn im Arbeitszimmer zeigen (von David eines von 1812 z. B.). Gefallen haben soll sich Napoléon angeblich gern im Vergl. mit Friedrich II.. Vielleicht habe ich anderswo mal was dazu geschrieben.

Ja, Napoleon hatte auch angeblich seine Wahlliste manipuliert, so dass er mehr "Stimmen" bekommt - wenn ich nicht irre...
 
Was soll eigentlich so ein Vergleich bringen, ich meine welchen Sin soll das haben, welchen Zweck verfolgt man damit?
Schon bei oberflächlicher Betrachtungsweise stößt man auch Unterschiede, und da wäre ich bei Werner Mitsch.
Er formulierte es mal so:
„Wo alle Vergleiche hinken, da beginnt die Einmaligkeit.“

Deren Einmaligkeit (Napoleon – Hitler) nach Kenntnis der Lebensdaten zu bewerten, da würde ich einen Sinn sehen.
Und ich denke mal, dazu gibt es genügt seriöse Fachliteratur.
Interessant und sicher hier auch passend wäre, wenn sich daraus Fragen ergeben.
 
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Mein Beitrag ist bewusst verkürzt formuliert. Hitler nachträglich aufzuwerten, liegt mir fern, es geht mir um das bis heute verklärte Bild Napoleons in der Geschichte. Natürlich hat er auch Positives geleistet, der Code Civil wäre ein Beispiel. Er hat auch den entscheidenden Anstoss zur Entstehung des Schweizerischen Bundesstaates gegeben, indem er - nach der Eroberung und Plünderung der Alten Eidgenossenschaft - die Helvetische Republik schuf, die bis 1848 in einen liberalen Staat mündete. Es könnten weitere Leistungen Napoleons aufgeführt werden, die wir im Nachhinein würdigen. Doch, liebe Kolleginnen und Kollegen, bedenkt folgendes: Napoleon hätte weiterhin gesiegt, wäre endgültig zum Herrscher über Europa (und Russland) aufgestiegen, was wäre dann gewesen? Hätte er mit seinen Eroberungen aufgehört? Das ist nicht anzunehmen. Ich sehe in ihm eine moderne Variante Alexanders (jetzt kommen dann die Einwände, wir könnten die zwei nicht vergleichen...) der seine Feldzüge immer weiter ausweitete, bis ihm die Generäle die Gefolgschaft verweigerten. Es liegt im Wesen des imperialen Denkens, dass niemals genug Land erobert ist. Figuren wie Napoleon träumen letztlich von der Weltherrschaft und hier setzt die Parallele zu Hitler. ein. Natürlich hat der Franzose die unterworfenen Völker nicht wie der Österreicher behandelt, doch: Ist es für die Soldaten ein Unterschied gewesen ob sie an der Beresina oder in Stalingrad jämmerlich umkamen? Wir sollten unseren Blick auch auf die Lage der Betroffenen richten, einen Eroberer wie Napoleon zu stilisieren, scheint mir nicht angebracht.
 
Mein Beitrag ist bewusst verkürzt formuliert. Hitler nachträglich aufzuwerten, liegt mir fern, es geht mir um das bis heute verklärte Bild Napoleons in der Geschichte.
Ok, dann anders gefragt: Ross und Reiter bitteschön: wer hat wann deiner Meinung nach ein verklärtes Bild Napoleons in der Geschichte postuliert? Und nein, weder Weinbrand noch Kitschfilme passen hier als Beispiel, da du ja von einem verklärten Bild in der Geschichte sprichst und nicht von einer verklärten kommerziell-medienwirksamen Darstellung.

Natürlich hat er auch Positives geleistet, der Code Civil wäre ein Beispiel. Er hat auch den entscheidenden Anstoss zur Entstehung des Schweizerischen Bundesstaates gegeben, indem er - nach der Eroberung und Plünderung der Alten Eidgenossenschaft - die Helvetische Republik schuf, die bis 1848 in einen liberalen Staat mündete. Es könnten weitere Leistungen Napoleons aufgeführt werden, die wir im Nachhinein würdigen.
In der historischen Betrachtung geht es nicht darum quasi wie der Nikolaus in einem goldenen Buch positives und negatives aufzulisten und zu werten oder gar zu gewichten und gegeneinander aufzurechnen. Sowas ist ahistorisch.

Doch, liebe Kolleginnen und Kollegen, bedenkt folgendes: Napoleon hätte weiterhin gesiegt, wäre endgültig zum Herrscher über Europa (und Russland) aufgestiegen, was wäre dann gewesen?
Hat er nicht, damit ist die Frage Spekulatius.

Ist es für die Soldaten ein Unterschied gewesen ob sie an der Beresina oder in Stalingrad jämmerlich umkamen? Wir sollten unseren Blick auch auf die Lage der Betroffenen richten, einen Eroberer wie Napoleon zu stilisieren, scheint mir nicht angebracht.
Worauf willst du hinaus?
 
Die Formulierung, jemand äussere sich »ahistorisch«, läuft auf ein Totschlagargument hinaus, weshalb ich nicht weiter darauf eingehen möchte. Die Überlegung, »was wäre gewesen, wenn«, ist nicht Spekulatius, sondern eine interessante Sonderdisziplin innerhalb der Geschichtsbetrachtung. Ich verweise auf die Werke von Alexander Demandt, Hans-Peter von Peschke und anderen. Es ist sehr wohl legitim, sich Gedanken zu machen, wie sich Napoleon nach weiteren Siegen verhalten hätte - dies wirft ein erhellendes Licht auf seine Persönlichkeitsstruktur. Das verklärte Bild Napoleons wurde nicht von französischen Getränkeproduzenten erfunden, sondern von Historikern, die sich von der »Grösse« geschichtlicher Figuren blenden liessen. Alexander der Grosse, Karl der Grosse; waren sie gross? Da spricht unverhüllte Bewunderung aus der Titulatur, welche wir bis heute weitertragen - Worauf will ich hinaus? Ich möchte die vermeintlich Grossen der Geschichte zur Diskussion stellen. Liege ich falsch darin, dass ein solcher Ansatz dem Sinn und Geist eines solchen Forums entspricht?
Jürg Fink Zürich
 
...Natürlich hat der Franzose die unterworfenen Völker nicht wie der Österreicher behandelt, doch: Ist es für die Soldaten ein Unterschied gewesen ob sie an der Beresina oder in Stalingrad jämmerlich umkamen? Wir sollten unseren Blick auch auf die Lage der Betroffenen richten, einen Eroberer wie Napoleon zu stilisieren, scheint mir nicht angebracht...

Was genau meinst du mit der Behandlung durch die Österreicher?
 
Es ist sehr wohl legitim, sich Gedanken zu machen, wie sich Napoleon nach weiteren Siegen verhalten hätte - dies wirft ein erhellendes Licht auf seine Persönlichkeitsstruktur.
Selbstverständlich kann man über alles und jeden wild durch die Gegend spekulieren. Nur: was hat man davon? Und was will man damit erreichen? Rückschlüsse aus wilden Spekulationen auf Persönlichkeitstrukturen längst verstorbener Menschen zu schließen ist allerdings mehr als nur unwissenschaftlich.

Das verklärte Bild Napoleons wurde nicht von französischen Getränkeproduzenten erfunden, ...
Nur mal der Form halber: Napoléon ist erstmal grundsätzlich eine Reifebezeichnung für Cognac und Armagnac, die historisch gewachsen ist, daraus muss man jetzt keine Theorie heraufbeschwören. Auch in Frankreich geht man mittlerweile sehr differenziert mit dem Napoléon-Bild um.

...sondern von Historikern, die sich von der »Grösse« geschichtlicher Figuren blenden liessen. Alexander der Grosse, Karl der Grosse; waren sie gross?
Ross und Reiter: wer macht das und wann?

Ich möchte die vermeintlich Grossen der Geschichte zur Diskussion stellen. Liege ich falsch darin, dass ein solcher Ansatz dem Sinn und Geist eines solchen Forums entspricht.
Nein, nur bisher tust du nichts der gleichen. Bisher wirfst du lediglich einige Plattitüden in den Raum und entziehst dich weiterer Diskussion sobald nach Fundament gefragt wird.
 
Es fördert die Verständigung zwischen Menschen nicht gerade, wenn Anwürfe wie Plattitüden und wildes Spekulieren die Diskussion beherrschen. Lassen wir die Polemik und wenden wir uns dem Thema zu. In 32 Jahren Unterricht als Geschichtslehrer haben mir Schüler Fragen gestellt wie: Weshalb wird ein Kriegstreiber wie Napoleon verherrlicht? oder: Wie kann ein Herrscher »der Grosse«, genannt werden, wenn er zugleich ein Sachsenschlächter war? Da sind Antworten gefragt, die vielleicht dieses Forum liefern kann. Einer weiteren Diskussion entziehe ich mich keineswegs, im Gegenteil, ich bin an der Meinung anderer interessiert. Die bedeutet jedoch nicht, relevante Faktoren ausser Acht zu lassen. Dazu gehört, dass Napoleon primär in militärischen Kategorien dachte, was anhand seines Agierens leicht aufgezeigt werden kann. Hitler als eine absolute Negativerscheinung zu deuten, ist nahezu zwingend. Das ist kein Grund, für andere Herrschergestalten grundsätzlich andere Massstäbe anzulegen. Die bisherigen Voten sind aufschlussreich, das Thema weiterhin offen.
 
Es fördert die Verständigung zwischen Menschen nicht gerade, wenn Anwürfe wie Plattitüden und wildes Spekulieren die Diskussion beherrschen. Lassen wir die Polemik und wenden wir uns dem Thema zu.
Sowohl meine Vorredner als auch ich haben dich nun mehrmals und ausdrücklich um Fundament zu deinen Äußerungen befragt, leider bisher ohne Erfolg. Stattdessen windest du dich aus jeder dezidierten Nachfrage wie auch immer heraus. Also bitte doch jetzt endlich mal: Fundament.
 
Alle Feldzüge Napoleons aufzulisten, erübrigt sich in einem solchen Forum. Es waren viele, die Zahl der Gefallenen und Opfer wird in der Fachliteratur unterschiedlich angegeben, deshalb sei hier nur an eine Zahl erinnert: 450'000 Soldaten zogen 1812 gegen Russland, 40'000 kehrten wieder zurück. Das Thema ist bereits in meinem Eröffnungsbeitrag klar formuliert: Weshalb wird Napoleon in der Geschichte bis heute so positiv bewertet? Die bisherigen Stellungnahmen weisen in diese Richtung, sie laufen auf eine Relativierung, wenn nicht gar Verteidigung seiner Person hinaus. Sind die zahllosen Opfer seiner nicht endenden Kriegspolitik nebensächlich? Soll das Herrscherbild mit Lorbeerkranz und Prunkmantel weiterhin nicht hinterfragt strahlen? War es ein Fehlurteil der Zeitgenossen, in ihm einen Tyrannen zu erblicken? Wiegen seine positiven Leistungen seine Untaten auf? Vielleicht ertönt nun wieder der Vorwurf, ich würde mich »herauswinden«. Das nehme ich tapfer in Kauf, die Geschichtsdeutung lebt von der Vielfalt.

Alle Menschen sind klug - einige etwas mehr, andere etwas weniger.
 
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