Gut, vermutlich kommt da nichts mehr und ich mache auch keine Hausarbeiten, dennoch eine schnelle Antwort. Aus einem anderen Thread zu Saint-Just übernommen. Ansonsten ist eine "Republik" lediglich die Bezeichnung für eine Verfassung eines Staates, ohne jedoch zu definieren, was es konkret bedeutet.
Unterstellen wir, dass mit Republik eine demokratische basierte Form der Legitimation eines Staates und seiner Institutionen verstanden werden soll, dann lautet die Antwort auf obige Frage deutlich, Nein!
Die Beantwortung des Frage, ob die Rolle von Napoleon sicher gestellt hat, dass die Französische Revolution nicht durch die "weiße Konterrevolution" der Fürsten Europas eliminiert worden wäre, diese Frage wird dagegen in der Literatur teilweise mit Ja beantwortet.
Ansonsten ein paar Überlegungen zum komplizierten Verhältnis von Revolution, Krieg und Gewalt (vgl. z.B. Langewiesche). Es ist historisch deutlich geworden, dass ein revolutionäres Regime, das seine Durchsetzung auf Repression basiert, sich in der post-revolutionären Phase schwer tut, sich als Regime auf einer "gewaltfreien" Basis neu und anders zu erfinden. Und mit diesem Dilemma wären die Jakobiner oder auch z.B. Saint-Just auch in dem Moment konfrontiert gewesen, in dem die objektive Bedrohung der Republik – im wesentlichen durch die Konterrevolution von Außen – beendet gewesen wäre.
Wer "Gewalt" als zentrale "Währung" in den politischen Diskurs einführt, wie die militanten Jakobiner es taten, der wird nie eine „Währungsreform“ machen können, sondern im Diskurs immer wieder – in der letzten Instanz - auf Gewalt zurück greifen müssen, um seine Ziele zu verfolgen. Mit der Konsequenz, dass die gesellschaftlichen Widersprüche zunehmen und sich in der Konsequenz gegen autoritäre Machthaber oder Diktatoren stellen. Diese Gesellschaften haben verlernt, Entscheidungen durch Verhandeln zu erzielen und so den grundsätzlichen gesellschaftlichen Konsens aufrecht zu erhalten. Und damit sowohl ihre Legitmität und Legalität sicher zu stellen.
http://www.geschichtsforum.de/thema/gesellschaftlicher-umsturz-und-die-rolle-der-gewalt.38262/
Es sei zunächst und vor allem an Machiavelli erinnert, der zur Durchsetzung der vom "Fürsten" (1513) definierten Staatsraison im Prinzip die "freie Wahl" der Mittel für legitim hielt. Diese Idee, dass die richtigen Ziele alle Zwecke heiligen würden, also auch der Einsatz von Gewalt, wurde in der Darstellung durch Machiavelli systematisiert und ist für nachfolgende autoritäre oder totalitäre Regime explizit oder implizit ein zentrales Paradigma ihrer Herrschaftsausübung.
In diesem Kontext, so Reichardt (S. 162 ff) wird der Übergang vom eher spontanen Terror durch das „Volk“ bzw. durch die Sansculotten zur institutionalisierten politischen Unterdrückung im Oktober 1792 durch den „Wohlfahrtsausschuß“ vollzogen. Am 10. Oktober 1792 begründete Saint-Just im Namen des Wohlfahrtsausschusses die neue politische Linie. Er berief sich bei der Legitimation der Verschärfung des Einsatzes von drakonischen Strafen auf die notleidende Bevölkerung. Und Saint-Just formulierte: „Jeder, der sich dem Volk entgegenstellt, zählt nicht mehr zum Souverän, und jeder der nicht mehr zum Souverän gerechnet wird, ist ein Feind.“ (ebd. S. 162). In der Konsequenz bedeuteten diese Maßnahmen die Entmachten der anderen Institutionen bzw. Ministerien der Revolutionsregierung.
Andererseits organsierte sich im Konvent um Danton und Desmoulins eine oppositionelle Gruppe, die sich der diktatorischen Anmaßung durch den „Wohlfahrtsausschuss“ und dem verstärkten Einsatz von politischen Unterdrückungsmaßnahmen (Terreur) widersetzen wollten.
Der Konflikt eskalierte und der Wohlfahrtsausschuss bezeichnete diese Gruppe als „tribuns sans peuple“ und hat sie als „Schädlinge des revolutionären Elans“ diffamiert, bis diese oppositionelle Gruppe am 5.4. 1794 auf der Guillotine eliminiert wurde.
In der Zeit zwischen April und dem Ende Robespierres am 9. Thermidor (27.07.1794) fiel die Hochphase der politischen Verfolgung mit den meisten Hinrichtungen. Die dann beendet wurde durch die zunehmende Entfremdung und den Widerstand aus dem Konvent in Paris.
Die dem Wohlfahrtsausschuss entfremdeten Sansculotten kamen Robespierre und seinen Mitverschworenen nicht mehr zu Hilfe. Eine Entfremdung, die der Wohlfahrtsausschuss selber zu verantworten hatte. Er agierte zunehmend aggressiver und rücksichtsloser, obwohl die ursprüngliche Bedrohung von Außen und durch den Bürgerkrieg im Vendee weggefallen war. Das Beispiel im Kontext von Fleurus ist ausgeführt worden.
In diesem politischen Umfeld agierte auch ein Saint-Just, der auch nur noch durch die drakonische Verschärfung von Strafen, den Gehorsam gegenüber dem Wohlfahrtsausschuss erzwingen konnte. Und damit seine ursprünglich demokratisch legitimierte Machtausübung deligitimierte, trotz des Bezugs auf die Werte der Französischen Revolution. Letztlich aber auch, weil er diese politischen Wertvorstellungen durch ein amoralisches Verhalten selber konterkariert hatte.
Es macht aber auch deutlich, dass revolutionäre Regime in der Phase einer Konterrevolution durchaus das Recht auf Gegenwehr haben, aber dieses ist im Rahmen der Gewaltenteilung zu organisieren, um den notwendigen Rechtsfrieden innerhalb der zukünftigen !!!!!! Gesellschaft wieder her zustellen. Andernfalls wird man zur pseudodemokratischen Diktatur bzw. zu einer revolutionären Kriegsgesellschaft.
Langewiesche, Dieter (2019): Der gewaltsame Lehrer. Europas Kriege in der Moderne. München: C.H. Beck.
Reichardt, Rolf (1999): Das Blut der Freiheit. Französische Revolution und demokratische Kultur. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch-Verl.