Trafalgar-Eine Entscheidungsschlacht

admiral nelson

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Am 21. Oktober 1805 tobte am Kap Trafalgar in Spanien eine gigantische Seeschlacht in der die Briten unter der Führung von Lord Nelson die französisch-spanische Flotte unter Vizeadmiral Villeneuve besiegten.

Mit dem Auftrag durch die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer zu gelangen lief Villeneuve am 19. Oktober 1805 in Cadiz aus(er hatte nach einer Verfolgungsjagd mit Nelson die bis in die Karibik reichte, und dazu diente um die englische Flotte abzulenken, in Cadiz Schutz gesucht, obwohl er eigentlich in den Ärmelkanal laufen sollte und dort zusammen mit der französischen Atlantikflotte eine Invasion Englands decken sollte), nachdem er erfahren hatte, dass ihn Napoleon aufgrund seines langen Zögerns abgesetzt hatte.

Wegen ungünstiger Winde und auch wegen schlechter Navigation dauerte es bis zum Mittag des 20. Oktober bis die 33 Schiffe seiner Flotte aus dem Hafen von Cadiz ausgelaufen waren. Diese Verzögerung kam der blockierenden, englischen Flotte unter Nelson sehr gelegen, denn sie wurde schon am 19. Oktober von der Fregatte Sirius über das Auslaufen der französisch-spanischen Flotte informiert und Nelson konnte einen detaillierten Schlachtplan ausarbeiten.

Am 21. Oktober 1805 wurde Villeneuves Flotte(33 Schiffe) von den Briten(27 Schiffe) bei Kap Trafalgar gestellt. Entgegen der üblichen Vorgehensweise ließ Nelson seine Flotte nicht parallel zum Gegner fahren sondern ließ seine Flotte in zwei Linien senkrecht die Linien der französischen Flotte durchbrechen und führte dadurch einen Nahkampf im Zentrum der Flotte herbei dem die Franzosen nicht standhalten konnten. Nachdem Nelsons Flaggschiff, die H.M.S. Victory, Villeneuves Flaggschiff, die Bucentaure, fast vollständig zerstört hatte, griff sie die Redoutable an, die Musketenschützen in der Takelage der Redoutable eröffneten das Feuer und eine Kugel traf Nelson, aber noch bevor er seiner Verletzung erlag, erfuhr er von dem großartigen Sieg der Briten über die französisch-spanische Flotte.



Die Franzosen verloren in dieser Schlacht 20 Schiffe, die Briten kein einziges.





Ich denke es ist klar, dass durch diesen Sieg eine Invasion der Franzosen in England(was die sichere Eroberung Großbritanniens bedeutet hätte) verhindert wurde, aber welche Auswirkungen hat diese Schlacht, die in Geschichtsbüchern oft nur beiläufig erwähnt wird(zumindest ist das mein Eindruck), auf den Ausgang der napoleonischen Kriege gehabt, war es wirklich so unwichtig, dass England nicht von Napoleon erobert werden konnte oder wird dieser Schlacht zurecht im Unterricht und in (nicht-englischen) Geschichtsbüchern so wenig Aufmerksamkeit geschenkt?


Meiner (sehr subjektiven) Meinung nach ist es so, dass es ohne England keinen großen Widerstand gegen Napoleon gegeben hätte und die Koalition wäre nie so stark gewesen, wenn es sie überhaupt gegeben hätte, damit wäre dann auch der Krieg ganz anderes ausgegangen, aber da verfalle ich schon wieder der Spekulation;) .
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine gewagte These meinerseits ist, dass das allgemeine Interesse mehr auf Schlachten auf dem Land, als zu Wasser oder in der Luft. Es gibt zum Beispiel auch viel mehr über Stalingrad oder die Sclacht um Berlin, als über die Luftschlacht um England.
Eine andere These: Wenn England die See-Schlacht verloren hätte und die Franzosen in England gelandet wären, dann würde sie bestimmt mehr Aufmerksamkeit bekommen, da sich dann etwas "bewegt" hätte, also eine große Veränderung eingetreten wäre, aber durch den Sieg der Engländer, gab es keine Invasion in England, also keine große territoiale Veränderung in Europa.
Wie gesagt zwei gewagte Thesen.
 
Mir gefällt deine 2. These sehr gut, das könnte ein grund sein, das solch eine Schlacht in Vergessenheit geraten ist

Deine 1. These halte ich für eher unwahrscheinlich, denn mir fällt keine Bergründung ein warum das so sein sollte, es könnte höchstens daran liegen, dass in Kriegen bei Landschlachten viel mehr Soldaten eingesetzt wurden als auf See oder in der Luft und Landschlachten dadurch für manche Leute interessanter wirken, aber für die Autoren von Geschichtsbüchern und für die Macher der Lehrpläne dürfte das ja eigentlich nicht ausschlaggebend sein.
 
Die Thesen haben alle etwas für sich, man könnte aber noch hinzufügen, daß es bei Kämpfen zu Lande Filmmaterial gibt, bei Seeschlachten und Luftkämpfen gibt es dagegen kaum etwas Zeigenswertes.
Nelson's drei Seesiege haben die britische Vormacht auf dem Wasser für viele Jahrzehnte gesichert, dies war für Englands Überleben überaus bedeutend. Viel wichtiger aber war die anschließende Blockade Europas durch englische Kriegsschiffe. Dies schnürte nicht nur den französischen Fernhandel ab, sondern auch den, des restlichen besetzten Europas. Dadurch stieg natürlich die Unzufriedenheit in den unterdrückten Nationen.
 
Stimmt, die Blockade war für den zusammenbruch von Napoleons Reich sehr wichtig, aber auch diese Blockade wäre nicht möglich gewesen, wenn Napoleon mit seinem Plan England zu erobern durchgekommen wär;)
 
Das diese Schlacht nicht beachtet wird sehe ich nicht so. In Großbritannien haben sie immerhin den Trafalgar-Square mit einer Nelson-Statue. Allerdings betrifft diese Schlacht Deutschland (gemeint sind Deutsche Gebiete) nur indirekt und deswegen wird bei uns die Völkerschlacht von Leibzig z.B. höher gehalten.
 
Es stimmt schon, dass und diese Schlachten von Nelson nur indirekt betreffen, aber im Unterricht wurde bei uns z.B. der Amerikanische Bürgerkrieg unheimlich intensiv durchgenommen(auch die Schlachten) und die Koalitionskriege so gut wie gar nicht, es wurde nur mal Waterloo mehr als in 2 sätzen besprochen(Trafalgar wurde gar nicht erst erwähnt und im Buch war nur eine Zeile), ansonsten haben wir bei dieser Zeit nur über die preußischen Reformen geredet(und das mindestens 5 Schulstunden lang). Das ist anscheinend auch nich vom Lehrer abhängig denn in unserer Parallel-Klasse, die einen anderen Geschichtslehrer hat, war das genauso, dort wurde sogar Leipzig nicht erwähnt.
Und ich frage mich jetzt wieso solche entscheidenden Dinge so wenig Platz im Lehrplan oder in den Geschichtsbüchern bekommen.
 
Meine Schulzeit ist fast 20 Jahre her, aber ich kann mich auch kaum daran erinnern, daß wir etwas über Kriege und Schlachten gelernt haben.
Wie Du schon sagtest, wird im Geschichtsunterricht meistens nur über irgendwelche Reformen, zeitgenössische Politik und irgendwelche Verträge gesprochen.
 
Warspite schrieb:
Meine Schulzeit ist fast 20 Jahre her, aber ich kann mich auch kaum daran erinnern, daß wir etwas über Kriege und Schlachten gelernt haben.
Wie Du schon sagtest, wird im Geschichtsunterricht meistens nur über irgendwelche Reformen, zeitgenössische Politik und irgendwelche Verträge gesprochen.

Und das ist gut und richtig so. Denn was jemand als privates Hobby betreibt, ist seine Sache und gehört nicht in den öffentlichen Unterricht. Geschichtsunterricht in der Schule ist lernen, wie Menschen in der Vergangenheit gehandelt haben, um Schlüsse auf das Handeln in der Gegenwart zu ziehen, um die Zukunft zu gestalten. Auch wenn der Satz zutrifft, daß man aus der Geschichte nur lernt, daß man nichts lernt, so ist das doch der entscheidende Anspruch der Geschichtswissenschaft, der sie als öffentliches Interesse legitimiert. Und es ist zumindest zum Teil nicht Schuld der Historiker, daß aus der Geschichte nichts gelernt wird.
Was lernen wir nun aus Reformen, Politik und Verträgen? Wir lernen, was Menschen bewegt, wenn sie Reformen machen, wir lernen, wie Konflikte entstehen, daß und in welchen Situationen sie sich gewaltsam entladen können - aber nicht müssen - und was die Folgen der Konflikte sind (z.B. Kriege als Folge von Kriegen etc.). Das alles hilft, Konflikte von heute einschätzen zu können, Handlungen von Politik und Gesellschaftsgruppen verstehen zu können, es hilft, kurzgesagt, mündiger Bürger zu werden - wie gesagt, in der Theorie.
Was müssen wir dann - in der Regel - von einem Krieg wissen? Wie er begann (Ursache und Anlaß) und wie er endete (Sieger-Verlierer, Ergebnis und Folgen). Der Verlauf ist dafür eigentlich komplett unerheblich. Bestenfalls besonders hervorstechende traumatische Ereignisse sind von Interesse, die Handlungen in Folge beeinflußten. Daher haben Kriegsverläufe im Geschichtsunterricht eigentlich nichts verloren. Denn was würden wir aus genaueren Analysen eines Kriegsverlaufes lernen? Wie man Kriege gewinnt und wie man sie verliert. Nimmt man den Anspruch der Geschichtswissenschaft, aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen, so kämen wir nur dahin, für zukünftige Siege in Kriegen zu lernen. Die Zeiten dafür sind nun glücklicherweise vorbei. Auch die Militärgeschichte hat sich heutzutage dahin gewandelt, nicht mehr Zuträgerwissenschaft eines Generalstabes zu sein.

Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg ist eine Ausnahme. Als Krieg ist er unwichtiger, als die napoleonischen Kriege. Aber als geschichtliches Ereignis ist er die Geburtsstunde der heutigen einzigen Supermacht. Er ist die erste neuzeitliche Loslösung einer Kolonie vom Mutterland. Und er führt zur ersten politischen Umsetzung der Ideen der Aufklärung, die bis heute die tragende politische Idee der sogenannten "westlichen" Welt ist.
Natürlich trifft einiges - ein paar Jahre später - auch auf die französische Revolution zu. Aber als "Kriegsverlauf" ist das POLITISCH Neue nur im Unabhängigkeitskrieg und der französischen Revolution bis Napoleon gegeben. Danach gibt es nur MILITÄRISCH Neues und das ist - politisch gesehen - wieder unerheblich.
Kurz und gut, Militärgeschichte als Kriegsgeschichte gehört in Generalstäbe und private Interessen einiger Exoten, nicht aber in einen öffentlichen Unterricht. Das ist eine etwas weite Ausschweifung meinerseits, die mir angesichts des Verlaufes dieser Diskussion und zu Klärung einiger meiner Beiträge notwendig schien.

Zur Frage der Beurteilung von der Bedeutung vom Krieg zu Land, zur See und in der Luft. Natürlich ist das Zentrale im Krieg die Landoperation. Denn Luft- und Seekrieg sind un- oder mittelbar nur Unterstützungsaktionen für das Land. Somit ist der Landkrieg immer im Zentrum des Interesses. Hier werden die Kriege meist entschieden, aber immer gewonnen.
Daß aber der Krieg zu Land das einzige Interesse hat, das stimmt nicht. Die Luftschlacht um England ist nur in der deutschen Literatur sekundär, nicht der aber britischen. Und auch Nelson ist in der großbritischen Geschichtsschreibung kein Unbekannter. Aber natürlich war es Wellington (oder die Landstreitkräfte) der Napoleon besiegte und nicht Nelson (oder die Flotte).
Auch ist keineswegs gesagt, daß eine erfolgreiche französische Landung in Britannien den von unserem Mitglied "Admiral Nelson" so schnell prophezeiten Zusammenbruch Britanniens zur Folge gehabt hätte. Denn zum einen hätte dann eine Seeschlacht vor Britanniens Küste auch noch gewonnen werden müssen, zum anderen hätte man logistisch gar nicht so viele Soldaten rüberbringen und versorgen können.
Und selbst wenn, die These, daß ohne Britannien es keinen Widerstand gegen Napoleon mehr gegeben hätte, ist auch fraglich. Natürlich wäre ein wichtiger Geldgeber weggefallen. Aber Rußland hat Napoleon 1812 letztlich aus eigener Kraft besiegt.
Schließlich und letztlich sei auch noch hinterfragt, ob ein Sieg Napoleons eine solch europäische Katastrophe gewesen wäre. Der Code Napoleon ließ den Bürgern der besetzen Gebiete mehr Freiheiten, als die kommenden Gesetzgebungen der heiligen Allianz und des Deutschen Bundes. In Kassel, wo die Bürger beim Einzug des Kurfürsten 1813 noch die Pferde aus der Kutsche spannte, um ihn selbst ziehen zu dürfen, wünschte man ihn nur wenige Wochen später zum Teufel und trauerte Exkönig Jerom nach. Das spanische Volk, das in einem Guerillakrieg sich Napoleons Bruder Joseph widersetzt hatte und einer der Sargnägel Napoleons geworden war, erhob sich 1820 gegen seinen König und wurde 1823 nur durch das reaktionäre Frankreich wieder in eine absolute Monarchie gezwängt.

Kurz, der Ausgang der Seeschlacht von Trafalgar hat sicherlich den Kriegsverlauf beeinflußt. Aber wie sehr, oder ob zum Guten oder Schlechten, das muß offen bleiben. In der Geschichtsschreibung hat die Seeschlacht einen angemessenen Platz erhalten. Nur ist ihr Stellenwert nich in allen Ländern derselbe.
 
Wichtig sind für den Geschichtsunterricht nicht die Verläufe der Kriege und Schlachten, sondern warum es dazu kam und was die Ergebnisse sind. Die Entwicklung hin zum Ersten Weltkrieg dauert bei mir meist mehrere Geschichtsstunden (eine Stunde Außenpolitik Wilhelm II, eine Stunde Imperialismus, eine Stunde Krisenherd Balkan, eine Stunde innenpolitische Situation in England, Frankreich, Russland, eine Stunde Julikrise). Der Kriegsverlauf selbst ist in zwei Stunden abgehandelt, davon eine Stunde über das Epochenjahr 1917 (also für 1914-1916 eine Stunde). Dazu kommt eine extra Stunde über Kriegspropaganda und Kriegswirklichkeit.
Zweiter Weltkrieg ähnlich.
Die Schlacht von Trafalgar wird im Unterricht über Napoleon in einem Satz erwähnt.
Was würde es für einen Nutzen bringen, wenn ich Front- und Schlachtverläufe mit Einheitenstärken usw. im Unterricht behandelte? Sicher, bei wichtigen Schlachten (Stalingrad oder Cannae z.B.) bleibt man mal zwei, drei Minuten, aber eher, um ihre Bedeutung anzusprechen, als den Verlauf.
 
Naja gut, das stimmt auch wieder, aus diesem Blickwinkel hab ich es noch gar nicht betrachtet, wahrscheinlich habt ihr recht und ich hatte einfach nur den falschen Eindruck oder hab den Dingen falsche Priorität zugesprochen
 
Der Punkt ist, dass man pro Schuljahr eine enorme Stoff-Fülle hat, aber nur zwei Schulstunden pro Woche Zeit. Nur zur Orientierung:
Der Lehrplan 9. Klasse Geschichte beginnt bei dem Weg zur Reichseinigung unter Bismarck (also erst Zollverein, andere europ. Nationalstaaten als Vorbild, dann Bismarcks Kriege etc) und endet 1945.
In den unteren Klassen ist es noch schlimmer: 6. Klasse: Steinzeit bis Völkerwanderung
7. Klasse: Frankenreich Chlodwigs bis Martin Luther
8. Klasse: 30jähriger Krieg bis Industrielle Revolution
 
um mal wieder zum alten Horatio Nelson zurückzukommen ...

ich denke, diese eine Schlacht hat schon das Geschick der Welt auf Jahrzente bestimmt. Mal angenommen, die britische Flotte wäre vollständig vernichtet worden, dann wäre es womöglich zu einer französischen Seeherrschaft im Kanal gekommen. Dies hätte es Napoleon ermöglicht, in England einzufallen. Die damaligen Heere waren noch in der Lage, sich zum größten Teil aus dem Land zu versorgen, welches sie besetzt hielten. Die europäische Geschichte hätte unter diesen Umständen einen völlig anderen Verlauf genommen.
Aus dieser Warte gesehen, halte ich eine Schlacht, oder einen ganzen Krieg für viel entscheidener für die Menschheitsentwicklung, als eine Reform. Obwohl selbst die simple Durchsetzung des Kartoffelanbaus durch Preussens König Friederich weltgeschichtliche Bedeutung hat.
Aber die beiden Lehrer unter uns haben völlig Recht, wenn sie sagen, daß die gesamte Geschichte der Menschheit viel zu umfangreich ist, um in wenige Stunden behandelt zu werden, selbst bei mehreren Schuljahren. Und dabei muß man noch bedenken, daß fast immer nur die europäische Geschichte behandelt wird.
So bleibt nur übrig, mit großen Sprüngen durch die Jahrhunderte zu eilen und einige Sachen herauszupicken.
 
Warspite schrieb:
ich denke, diese eine Schlacht hat schon das Geschick der Welt auf Jahrzente bestimmt. Mal angenommen, die britische Flotte wäre vollständig vernichtet worden, dann wäre es womöglich zu einer französischen Seeherrschaft im Kanal gekommen. Dies hätte es Napoleon ermöglicht, in England einzufallen. Die damaligen Heere waren noch in der Lage, sich zum größten Teil aus dem Land zu versorgen, welches sie besetzt hielten. Die europäische Geschichte hätte unter diesen Umständen einen völlig anderen Verlauf genommen.

Nun, ich denke, selbst wenn der Sieg Nelsons in dieser Größe seinem Genie zuzuschreiben ist, so war eine komplette Vernichtung der britischen Flotte, selbst nur höhere Verluste auf britischer Seite, als mögliches Ergebnis völlig ausgeschlossen. Das einzige Ziel der französisch-spanischen Flotte konnte sein, bei mäßigen Verluten zu entkommen und auch dazu hätten sie einen unachtsamen Gegner benötigt. Realistisch betrachtet gab es nur die Alternativen, Entkommen unter großen Verlusten oder Rückzug unter mäßigen. Daß es ein Rückzug unter schwersten Verluten wurde, basierte auf dem Können Nelsons.
Also, die Bandbreite eines möglichen Schlachtausganges reichte nicht von "Zerstörung der gesamten frazösisch-spanischen Flotte" bis "Zerstörung der gesamten britischen Flotte". Eine Niederlage wäre für die Briten schon gewesen, wenn die Franzosen-Spanier mit einem Gutteil ihrer Flotte entkommen wären. Und auch das war schon sehr unwahrscheinlich. Die französisch-spanische Aktion war letztlich mehr eine Verzweiflungstat, denn Teil eines wohldurchdachten Planes. Das Genie Nelsons zeigte sich zwar auch, nicht aber primär in dieser Schlacht. Vielmehr sind die Maneuver vorher, die den Gegner in diese Sackgasse und zu dieser Verzweiflungstat zwangen, das eigentliche Genie Nelsons.
Zudem muß ich widersprechen, daß Truppen sich großteils aus dem Land versorgen konnten, welches sie besetzt hielten. Zum einen war es ja gerade das neue französische Versorgungssystem, das deutlich größere Truppenansammlungen erlaubte, als zuvor möglich waren, zum zweiten trifft Dein obiger Satz nur zu für Truppen, die ein Land durchqueren, nicht aber dort einige Zeit bleiben müssen. Selbst ein zweimaliges Durchqueren eines Landstriches innerhalb eines Jahres führte zu Versorgungsschwierigkeiten, obwohl schonungslos requiriert und geplündert wurde. Stationäre Truppenansammlungen mußten sozusagen "von außen" versorgt werden.

Warspite schrieb:
Aus dieser Warte gesehen, halte ich eine Schlacht, oder einen ganzen Krieg für viel entscheidener für die Menschheitsentwicklung, als eine Reform. Obwohl selbst die simple Durchsetzung des Kartoffelanbaus durch Preussens König Friederich weltgeschichtliche Bedeutung hat.

Ich bestreite gar nicht, daß eine Schlacht oder ein Krieg wesentlich größeren Einfluß haben kann, als andere politische Aktionen. Aber der Einfluß der Schlacht liegt in der Entscheidung zum Krieg/zur Schlacht und dem Ergebnis des Krieges/der Schlacht und nicht ihrem Verlauf.
Manche Reformen sind ohne Kriege oder Schlachten nicht zu denken, z.B. die preußischen Reformen nach 1806. Ohne Jena-Auerstädt nicht denkbar. In der preußischen Niederlage lag die Erkenntnis der Notwendigkeit von Reformen.
Wenn man die historische Entwicklung betrachtet, so ist das Wichtige eines Krieges oder auch einer Schlacht nicht die strategischen und taktischen Maneuver, sondern die Vor- und Nachgeschichte. Es reicht völlig hin festzuhalten, daß Preußen in Jena und Auerstädt vernichtend geschlagen wurden, um die historische politische Entwicklung zu verstehen. Nicht wichtig hingegen ist, wie sich die Schlachten und der Krieg im speziellen entwickelte, welche taktischen und strategischen Fehler gemacht, oder genialen Entscheidungen getroffen wurden.
Aus Kriegsverläufen kann man für zukünftige Kriege lernen; zum Lernen für den zukünftigen Frieden aber ist wichtig, aus den damaligen Entscheidungen im Frieden oder zum Frieden (zentral sind Entwicklungen vom Frieden zum Krieg und vom Krieg zum Frieden) zu lernen.
 
Papa_Leo schrieb:
Der Punkt ist, dass man pro Schuljahr eine enorme Stoff-Fülle hat, aber nur zwei Schulstunden pro Woche Zeit. Nur zur Orientierung:
Der Lehrplan 9. Klasse Geschichte beginnt bei dem Weg zur Reichseinigung unter Bismarck (also erst Zollverein, andere europ. Nationalstaaten als Vorbild, dann Bismarcks Kriege etc) und endet 1945.
In den unteren Klassen ist es noch schlimmer: 6. Klasse: Steinzeit bis Völkerwanderung
7. Klasse: Frankenreich Chlodwigs bis Martin Luther
8. Klasse: 30jähriger Krieg bis Industrielle Revolution
Ich bin schockiert das zu lesen. Soweit ich mich erinnern kann habe ich in der Schule nichts von Chlodwig oder Martin Luther gehört und als wir dann in der ?10? Klasse endlich einen neuen Geschichtslehrer bekamen stiegen wir gleich beim Wiener Kongreß bis Ende des zweiten Weltkriegs ein.
Soviel zur berechtigung von PISA!
 
Wulfnoth schrieb:
Ich bin schockiert das zu lesen. Soweit ich mich erinnern kann habe ich in der Schule nichts von Chlodwig oder Martin Luther gehört und als wir dann in der ?10? Klasse endlich einen neuen Geschichtslehrer bekamen stiegen wir gleich beim Wiener Kongreß bis Ende des zweiten Weltkriegs ein.
Soviel zur berechtigung von PISA!

Tja - Dein Wohnort ist Bremen? ... ;)
Bei uns geht's in der 10. Klasse mit Deutschland nach 1945 los und endet mehr oder weniger bei der Wiedervereinigung.
 
Also wir werden bis zum Ende der 10. Klasse höchstwahrscheinlich erst ungefähr beim Beginn des 2. WK sein, also 1939/40 hat uns zumindest unsere Geschichtslehrerin gesagt, wer danach keinen Geschichtskurs nimmt hat nur das Geschichtswissen das bis zu diesem Zeitpunkt gelehrt wurde.
 
Soweit ich weiß muss man jetzt Geschichte bis zur 13. Klasse belegen. Kann allerdings sein, dass ich mich irre. Bzw. das es nur in Bremen so ist.
In der 11. würde dann Gerechter Krieg dran kommen und weiter bin ich noch nicht^^
 
Also bei uns muss man das nach Bereichen machen und wenn man Politik und Erdkunde nimmt dann hat man den Gesellschaftswissenschaftlichen Bereich abgedeckt, soweit ich weiß.


Aber wieder zurück zum Thema:

Natürlich war Nelsons eigentlicher Verdienst die Zeit vor Trafalgar als er Villeneuve praktisch zum Wahnsinn trieb;)

Aber, dass die Franzosen nicht gewinnen konnten denke ich nicht, dass sie verloren haben ist zum größten Teil auf das Versagen Villeneuves zurückzuführen, er hatte 6 Schiffe mehr als Nelson, er hatte 2.626 Kanonen(Nelson 2.148) und er hatte auch den Schlachtplan von Nelson durchschaut, aber aus irgendeinem (zumindest für mich) unerfindlichen Grund hat er seine Flotte nicht danach ausgerichtet, sondern hat stur die alte Taktik angewandt und auch wenn bei der Hafenausfahrt von Cadiz nicht so schlecht navigiert worden wäre, hätte Nelson niemals so viel Zeit gehabt seine Flotte auf die bevorstehende Schlacht vorzubereiten, alles in allem würde ich den Sieg der Engländer größtenteils dem Werk eines gebrochenen Mannes zurückführen, der einfach auf seinem Posten verharren wollte und der, nachdem er von seiner bevorstehenden Ablösung erfahren hatte, überstürzt ohne groß zu überlegen eine Entscheidung herbeiführen wollte.
 
Nelsons Genialität ist die eine Sache, daß Können und der Ausbildungsstand der Matrosen eine andere. Englands Flotten lebten jahrhundertelang von ihrem unübertroffenem Können als Seeleute. Ob das nun die Kanoniere sind, die in der Lage waren, schneller und öfter zu schießen, als der Gegner, oder die Seeleute, die die befohlenen Manöver perfekt durchführen konnten. Der kleine Mann machte damals den Unterschied, der über Wohl und Wehe einer Flotte entschied.
 
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