Versailles 1789 - das Ende des Regierungssitzes

Rovere

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Versailles war ja viel mehr als ein Residenzschloss - hier sammelte Louis XIV nicht nur den Adel um sich, er konzentrierte auch einen großen Teil der Verwaltungsspitze und der Ministerien hier. Ich weiss zwar dass auch während des Ancien Regimes viele Regierungsgebäude in Paris blieben, aber Versailles war politisches Zentrum der Exekutive.

Die Ereignisse des Jahres 89 sind mir natürlich bekannt - bis hin zum Marsch auf Versailles im Oktober und der "Heimholung" des Königs nach Paris.

Aber wie sah das mit der Verwaltung aus? Ich hab dazu nichts gefunden - ist auch eine spannende staatsorganisatorische Frage. Wann verliert der König die Kontrolle über die Regierung? Bzw. wie wird Frankreich verwaltet in der Zeit vor der Verfassung 1791?
 
Das Kabinett wurde noch immer vom König bestimmt. Das führte auch immer wieder zu Reibereien mit dem Parlament, wenn der König bspw. statt Girondisten gemäßigte Feuillants als Minister annahm. Das war beispielsweise eine Ursache vom Sturm auf die Tuillerien am 20. Juni 1792. Siehe auch: Journée du 20 juin 1792 - Wikipédia
 
Ja, das war mir in Grundzügen bekannt - aber was mich interessieren würde ist die rein "praktische" Abwicklung. Sind die Ministerien gleich umgezogen? War Versailles länger noch "in Betrieb", zur Abwicklung sozusagen? Irgendwie find ich nix zwischen dem Marsch der Marktfrauen und der Versteigerung des Mobiliars....
 
Aber wie sah das mit der Verwaltung aus? Ich hab dazu nichts gefunden - ist auch eine spannende staatsorganisatorische Frage. Wann verliert der König die Kontrolle über die Regierung? Bzw. wie wird Frankreich verwaltet in der Zeit vor der Verfassung 1791?
Ja, das war mir in Grundzügen bekannt - aber was mich interessieren würde ist die rein "praktische" Abwicklung. Sind die Ministerien gleich umgezogen? War Versailles länger noch "in Betrieb", zur Abwicklung sozusagen? Irgendwie find ich nix zwischen dem Marsch der Marktfrauen und der Versteigerung des Mobiliars....
Ich habe außer ein paar Anhaltspunkten auch nichts gefunden.
Sicherlich müssen wir uns aber von der Vorstellung trennen, dass die Ministerien so riesig aufgeblähte Organisationen waren, wie sie sich heute darstellen und ein Umzug einer Staatsaffäre gleicht.

Ich nehme einmal das Beispiel Außenministerium:
Im Ancien régime gab es einen sécrétaire d'Etat für Äußeres, dem neben den meist adligen Diplomaten eine Reihe von meist bürgerlichen Fachleuten, die nicht selten nobilitiert wurden, zur Seite standen.

Unter der Revolution wurde das Ressortprinzip eingeführt und alle Bereiche, die mit dem "Äußeren" zu tun hatten wurden in einer Behörde zusammengefasst. So wurde z.B. 1793 das Konsularwesen dem Außenministerium angegliedert.

Zahlen liefert meine Quelle nur für die Zeit nach 1800:
1806 arbeiteten in der Behörde etwa 50, 1809 55 Personen. Zu Beginn der Restauration sank die Zahl auf rund 40 Personen. [1]

Es kann daher davon ausgegangen werden, dass das Personal zu Ludwig XVI. Zeiten recht überschaubar und ein Umzug - wenn denn erfolgt - nach Paris problem- und geräuschlos vollziehbar war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass andere Ministerien stärker personell ausgestattet waren, ich nehme nur das Marineministerium, das teilweise dem Außenministerium angegliedert war. Mehr als eine Hand von Beamten war da wohl kaum tätig.

Ludwig bezog nach seiner Rückkehr die Tuilerien. Das Schloss war zwar lange nicht genutzt, bot aber wohl genug Platz, um alle nötigen Minister, Berater ... um sich zu haben.

Aber da war es doch schon zu spät. Ludwig hatte doch längst die Initiative verloren. Im Grunde war er doch seit seinem Satz: "Dann sollen Sie doch in Gottes Namen bleiben" in der Defensive.

Grüße
excideuil

[1] Erbe, Michael: Revolutionäre Erschütterung und erneuertes Gleichgewicht – Internationale Beziehungen 1785 – 1830, Ferdinand Schöningh, Paderborn – München – Wien – Zürich, 2004, Seiten 45-46
 
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