Ob mein Beitrag eine Analyse darstellt, weiß ich nicht.
Jedenfalls kann a.m.S. von zweckmäßigem und planvollem Vorgehen nicht die Rede sein:
Bei Oncken heißt es, "Weder Marschall Marmont, dem für den Notfall der Oberbefehl zugedacht war, noch der Stellvertreter des Kriegsministers noch auch der Polizeipräfekt erfuhren etwas von dem Bevorstehenden, "bis die Verschwörung der Dummheit und der Heuchelei losbrach." Des Königs und Polignacs einzige Sorge war die Bewahrung des Geheimnisses; wie ein Blitz, die Gegner betäubend, sollte der Staatsstreich einschlagen." [1]
Am 25. Juli - also einen Tag vor Verkündung - wurden die Ordonanzen von Karl X. im Ministerrat unterzeichnet.
Durch Polignac wurde mehrfach versichert, dass alles milit. getan sei für den Fall von Zwischenfällen.
"Der Polizeipräfekt gab eine in dieser Hinsicht sehr beruhigende Erklärung ab. "Was auch immer sie tun, Paris wird sich nicht rühren, schreiten Sie kühn voran, ich bürge für Paris mit meinem Kopf." [2]
Ob man das Vorbereitung nennen kann? Sicherlich wähnten sich Karl und Polignac neben dem göttlichen Recht auch in Bezug auf die Charte im Recht, da die Ordonanzen sich auf den letzten Satz des Artikel 14: "Der König ... und erlässt die für die Durchführung der Gesetze sowie für die Staatssicherheit erforderlichen Regelungen und Ordonanzen" bezogen und erwarteten daher keinen nennenswerten Widerstand.
Am 27. Juli versammelten sich Jounalisten, Redakteure und Verleger und verfassten einen feierlichen Protest:
"Die Regierung hat heute den Charakter der Legalität verloren, die zu Gehorsam verpflichtet. Was uns betrifft, so leisten wir ihr Widerstand; es ist an Frankreich zu entscheiden, wie weit sich sein Widerstand erstrecken soll." [2]
In den Zeitungen "Le National", "Le Temps" und "Le Globe" erschienen dann Artikel, die unmissverständlich zu offenem Widerstand aufriefen.
Die Polizei reagierte mit Besetzung der Druckereien und Zerstörung der Druckerpressen, wobei es zu Zwischenfällen kam,
Verschärfend wirkte die Ernennung Marmonts, der als Verräter galt und verbreitet gehasst war, zum Kommandeur der Pariser Garnision.
Noch am 27. Juli wurden die ersten Barrikaden errichtet, Marmont ließ darauf die strategisch wichtigen Punkte der Stadt besetzen.
Der König und Polignac waren von dem Widerstand überrascht, zeigten sich aber siegessicher.
Am nächsten Tag eskalierte die Situation. Marmont schrieb an Karl: "Dies ist kein Aufruhr mehr, das ist eine Revolution ... Ich erwarte mit Ungeduld die Befehle Ihrer Maj." [2]
Karl verhängte den Belagerungszustand über Paris und stattete Marmont mit entsprechenden Vollmachten aus.
Aus Paris war dem König durch einen Vertrauten mitgeteilt worden, dass er ein wenig nachgeben solle, dann könnte die Lage wieder stabilisiert werden.
Karl lehnte empört ab: "Es passt mir nicht, mir revoltierenden Untertanen zu verhandeln. Sie sollen die Waffen niederlegen, dann werden Ihnen alle Beweise meiner Güte zuteil werden." [2]
Auch ein weiteres Angebot von Perier und Lafitte, Karl möge die Ordonanzen zurücknehmen und die Minister entlassen, dann würde wieder Ruhe einkehren, ließ Karl unbeantwortet. Stattdessen wies er Marmont an, er möge nunmehr massenhaft gegen die Aufständischen vorgehen. [2]
Der Rest ist bekannt, Marmont war überfordert, zudem Teile der Soldaten überliefen und musste sich zurückziehen.
"Als Talleyrand beobachtete, wie die fliehenden Soldaten unter den Fenstern seines Stadtpalais in der rue Saint-Florentin vorbeihasteten , soll er auf seine Uhr geblickt und gesagt haben: Um zwölf Uhr fünf hat der ältere Zweig der Bourbonen aufgehört zu regieren." [2]
In der Tat, das Einlenken Karls kam zu spät, in der Folge musste er abdanken.
Grüße
excideuil
[1] Oncken, Wilhelm (Hrsg.): „Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen: 4.Hauptabt. 2.Teil: Das Zeitalter der Restauration und Revolution 1815-1851, von Theodor Flathe, G.Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin, 1883
[2] Malettke, Klaus: Die Bourbonen, Bd. III: Von Ludwig XVIII. bis zu Louis Philippe 1814 – 1848, W. Kohlhammer, Stuttgart, 2009