Das Ringen mit der Wahrheit. Albert Speer und das deutsche Trauma.

Leopold Bloom

Aktives Mitglied
Im Mittelpunkt steht Albert Speer, Architekt Hitlers und später als Rüstungsminister zweitmächtigster Mann im Staat. Im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess nahm er die Verantwortung für die Taten des Hitler-Regimes auf sich, konnte aber die Wahrheit, wie stark er sich persönlich in diese Verbrechen verstrickt hatte, noch nicht erkennen. Dies gelang ihm nach langen Gesprächen mit der Autorin, die hier das Psychogramm eines Mannes aufzeichnet, der – ehrgeizig und blauäugig gleichermaßen – einen Pakt mit dem Teufel schloss. Sereny schildert, wie ein junger Mann aus vornehmem Hause, ein brillanter Kopf ohne politische Ambitionen, in den Bann des „Führers“ gerät und nach und nach immer bedeutendere Aufgaben im Reich übernimmt, ohne die Tragweite seines Handelns zu begreifen. Speer sollte sich zeit seines Lebens nicht aus der Konfrontation mit dem Geschehenen entlassen sehen. Indem Gitta Sereny Albert Speers komplexen Charakter sezierte, hat sie zugleich das tiefgründigste Buch über Hitler und das Abgründige des Nazigedankengutes geschrieben.
Eine bemerkenswerte Biografie - das faszinierendste Werk des letzten Jahrzehnts über die Nazi-Ära
Sunday Times

Eine großartige Darstellung - ein psychologisches Meisterwerk
Magnus Linklater, The Times

Eine außergewöhnliche Charakterstudie der Nazi-Elite. Gitta Sereny spürt allgemein menschliche Gefühle auf, wo wir lieber nur seelenlose Maschinen sähen.
David Cesarini, Financial Times

Gitta Sereny • Das Ringen mit der Wahrheit Albert Speer und das deutsche Trauma • Goldmann • 2001 • 862 Seiten
 
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Meiner Ansicht nach ist Speer bei den Nürnberger Prozessen zu gut weggekommen. Da er für die Rüstungsindustrie verantwortlich war, wußte er mit Sicherheit von dem Millionenheer der KZ-Häflinge, die in den Rüstungsbetrieben arbeiten mußten.:rolleyes:
 
heinz schrieb:
Meiner Ansicht nach ist Speer bei den Nürnberger Prozessen zu gut weggekommen. Da er für die Rüstungsindustrie verantwortlich war, wußte er mit Sicherheit von dem Millionenheer der KZ-Häflinge, die in den Rüstungsbetrieben arbeiten mußten.:rolleyes:

Da hast du recht. Speer war sehr clever er hat die Ermittler ausgetrickst. Das hat er dann später auch mit Fest gemacht. Speer schafte es sich als kleiner Fisch darzustellen und alle glaubten ihm.
 
ursi schrieb:
Da hast du recht. Speer war sehr clever er hat die Ermittler ausgetrickst. Das hat er dann später auch mit Fest gemacht. Speer schafte es sich als kleiner Fisch darzustellen und alle glaubten ihm.

Es war meiner Meinung nach eher die Mischung aus (für die anderen) glaubhafter Reue, Eingeständnissen und der Fähigkeit zur Selbstreflexion...


heinz schrieb:
Meiner Ansicht nach ist Speer bei den Nürnberger Prozessen zu gut weggekommen.

Zumindest wenn man es aus der Warte betrachtet, dass man mit Sauckel den "Untergebenen" von Speer hingerichtet hat, während der "Chef" selbst mit 20 Jahren davongekommen ist.
 
ursi schrieb:
Da hast du recht. Speer war sehr clever er hat die Ermittler ausgetrickst. Das hat er dann später auch mit Fest gemacht. Speer schafte es sich als kleiner Fisch darzustellen und alle glaubten ihm.

Ja, Speer wußte von nichts, und konnte auch gar nichts dagegen machen.
Damit wurde er zum Musterfall von ein paar Millionen Deutschen.

OK, dass einer seinen kopf retten will ist ja legitim.
Ich habe aber auch schon die These gelesen, er hätte Saukel schwer belastet, was, wenn es so wäre, dann aber absolut nicht OK wäre.

Ich habe emotionale Probleme mich mit diesen Herren zu befassen.
Vielleicht später mal.

Grüße Repo
 
Mit Charme und Selbstdarstellung konnte er sich bei den Nürnberger Prozessen aus der Schlinge retten:

Vielleicht. Seine Kooperationsbereitschaft und die Einsicht waren für Speer hilfreich, in eine Art "Kronzeugen"-Rolle gegen das NS-Regime zu schlüpfen.

Zwei weitere Aspekte würde ich für wichtig halten, die bei dem Satz "Hätten die Richter 1946 gewusst, was wir heute wissen, er wäre mit Sicherheit gehängt worden." auch anklingen.

1. Trotz des massiven Aufwandes, die Maschinerie des NS-Systems zu verstehen und auch die Rolle der einzelnen Akteure richtig zu beurteilen, gab es während der Nürnberger Prozesse "blinde Flecken" in der Wahrnehmung. Teils aufgrund der Masse der Dokumente, die übersetzt werden mußten, teils aus anderen politischen Überlegungen.

Die Problematik der "blinden Flecken" kann man auch sehr gut bei Werner Best nachvollziehen, dem die heutige Historiographie (ihm und seiner Generation im NS-System) einen entscheidenden Anteil an der Dynamisierung der Endlösung zuspricht.

2. Und es war die komplexe Situation der neuen Staatsgründung als demokratischer deutscher Rechtsstaat, die Adenauer und andere in die Rolle der Vermittler zwischen den Alliierten und der NS-Elite beförderte.

Die "Stunde Null" war kein "Tabula Rasa" und so konnte nur durch eine Mischung aus "Richten" und "Vergeben" die Staatsgründung funktionieren. Nicht zuletzt, weil der Wiederaufbau die Einigkeit erzwang und drakonische Bestrafung zu einer Entfremdung eines Teils der deutschen - NS - Eliten von der neuen "Bonner Demokratie" geführt hätte.

Unter pragmatischen Gesichtspunkten, trotz der vielen Mängel, war insgesamt die Strategie nach 45 erfolgreich. Und die Umgestaltung des 3. Reichs in eine parlamentarische Demokratie, ähnlich wie in Japan, Österreich, Italien, war unter dem Strich eine internationale und auch deutsche "Erfolgsgeschichte".

Und vielleicht war es gut, dass Speer nicht gehängt wurde. Wahrscheinlich waren auch die anderen Todesurteile nicht richtig, weil Todesurteile grundsätzlich nicht zu einer zivilisierten Gesellschaft gehören. Und auch nicht auf Massenmörder angewendet werden sollten. Ein bisschen schwanger gibt es auch nicht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Best_(NSDAP)

Frei, Norbert; Golb, Joel (2010): Adenauer's Germany and the Nazi Past. The Politics of Amnesty and Integration. New York: Columbia University Press.
Reichel, Peter (2007): Vergangenheitsbewältigung in Deutschland. Die Auseinandersetzung mit der NS-Diktatur in Politik und Justiz. München: Beck
 
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