Die Frau an seiner Seite. Die Ehefrauen in der 'SS-Sippengemeinschaft'

ursi

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Die SS gilt bis heute als Männerorden, obwohl Heinrich Himmler bereits 1929 verkündet hatte, er wolle aus der SS eine Sippengemeinschaft von Männern und Frauen formen, eine »rassische Oberschicht des germanischen Volkes« als Führungselite eines von den Nazis beherrschten Europas. Sein 1931 erlassener »Verlobungs- und Heiratsbefehl« dekretierte, daß SS-Männer nur Frauen heiraten durften, die sich freiwillig der geforderten rassischen und politischen Überprüfung unterzogen und zugleich bereit waren, im Himmlerschen Sinn auf ihr gesellschaftliches Umfeld einzuwirken. Auf der Basis dieser Ideologie wurden zwischen 1931 und 1945 240 000 Ehen von SS-Angehörigen geschlossen.
Die Soziologin Gudrun Schwarz hat beispielhaft Lebensläufe von SS-Ehefrauen untersucht und schildert einen durch die NS-Ideologie geprägten Familienalltag, der den Mann emotional entlasten sollte. Viele Ehefrauen waren nicht nur Mitwisserinnen der Taten ihrer Männer, sondern aktive Komplizinnen und Mittäterinnen. Sie besuchten ihren Mann am Einsatzort oder wohnten jahrelang in den Siedlungen am Rande der Konzentrationslager, wo sie ihre Kinder aufzogen, Feste feierten, den »Arbeitsplatz« ihrer Männer besichtigten und sich auf die ihnen verheißene Rolle der neuen Herrscherinnen im Osten vorbereiteten - eine psychologisch nicht zu unterschätzende Kompensation für die geforderte Folgsamkeit und Unterwürfigkeit in der Ehe.

Gudrun Schwarz führt ein Amalgam rassistischer Dispositionen, sozialen Ehrgeizes, wirtschaftlichen Strebens und autoritärer Charakterstrukturen vor, das es am Ende einigen der beteiligten Frauen sogar möglich machte, Auschwitz als eine »Idylle« zu bezeichnen.

Gudrun Schwarz • Die Frau an seiner Seite. Die Ehefrauen in der SS-Sippengemeinschaft • Aufbau Verlag •2000 • 302 Seiten

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Rezension H.-Soz.-u.Kult
 

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