Eva Braun: Die Unsichtbare

El Quijote

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Heike Görtemaker will mit ihrer Biografie der Eva Braun, die Hitlers Geliebte war, einen Mythos widerlegen.


Eine junge Frau setzt sich mit ihrem Geliebten und ausgeliehenen Kindern vor der Kamera eines Freundes in Szene, damit eine Art Familien-Bild entsteht. Nur fürs Album. Keiner sonst darf es sehen. Die Frau lässt sich gern fotografieren, sie fotografiert selbst. Sie hat diesen Geliebten ja sogar bei dem Fotografen kennengelernt, bei dem sie angestellt war und der mit seinen Fotos nationalsozialistische Machtpolitik betreibt. Aber der Mann, an dem sie hängt, Adolf Hitler, zensiert jedes Bild, das von ihm an die Öffentlichkeit gelangt, er weiß, dass Bilder mehr Macht haben als Worte. Wenn die junge Frau Eva Braun auf einem Foto zu sehen ist, lässt er sie wegretuschieren. Keiner soll von ihr wissen. Sie soll unsichtbar sein. So unsichtbar wie die Brille, die Adolf Hitler trug, die aber auf keinem Bild zu sehen sein durfte, ein Makel, der den Eindruck trüben könnte. Der Mann ist ein Aufsteiger und von großer sozialer Unsicherheit, er hat beständig Angst, sich zu decouvrieren, seine extreme Reinlichkeit, das Vegetarische, die Magenschonkost, überhaupt alles Private ist ihm vor allem peinlich.

Vor ein paar Tagen sind nun lauter Fotos von Eva Braun über die Bildermedien in die Öffentlichkeit gelangt. Die zeigen sie im Bikini und am Turnreck, bei Yoga-Übungen und beim Rudern, ganz oder nur teilweise bekleidet, mondän, alles sehr blond und jung, rank und schlank, insgesamt eine eher übliche Hübschheit, mit Freude am Zeigen und Gesehenwerden. Es gibt keinen Grund für die Veröffentlichung all dieser Body-Bilder, nur einen Anlass: dass nun die erste wissenschaftliche Biografie der Eva Braun erscheint, Leben mit Hitler, verfasst von der Historikerin Heike Görtemaker.
 
Das ist ja ein Zufall!
(Oder kein Zufall?)
Gerade heute hab ich genau darüber ein Interview gelesen. Ich stelle es jetzt mal hier als Link rein, obwohl ich Ursi schon gefragt habe, ob sie es bei "Pressenachrichten" reinstellt. Ich hoffe sie sieht es.
Hier also das Interview.
:fs:
 
Kein Zufall. Gestern habe ich auf Phönix die Histographie von Eva gesehen.
Hat diese unwichtige Person in der Weltgeschichte jetzt Geburtstag?
Warum werde ich später nicht genannt?
Die Frau hat sich gut eingebracht, aber nichts geleistet. trotzdem hat sie es geschafft, in der Geschichte unvergessen zu bleiben.

Und uns wird man einst vergessen haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kein Zufall, Marketingkampagne für eine Buchneuerscheinung.
Ich kann Görtemaker als Historikerin nicht beurteilen, frage mich aber, genau wie Florian, warum sie über Eva Braun geschrieben hat und nicht über ihre Oma.
 
Aber das ist es doch! Das Phänomen Hitler ist bis heute nicht ganz verstanden. Eva Braun ist insofern eine viel zu unerforschte Facette des Menschen Adolf Hitler. Wir neigen immer dazu, die gesamte Schuld der Naziverbrechen auf diesen einen Mann und seine Paladine abzuladen, was gewissermaßen verständlich ist, da man es nur schwer ertragen kann, die eignen Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern in Verbrechen dieser tragweite verstrickt zu sehen. Aber zum historischen Verständnis gehört neben der Erforschung der Verbrechensdetails eben auch die Erforschung jener kleinbürgerlichen "Pyjamaexistenz". Und wenn Eva Braun bisher von der Forschung vernachlässigt wurde, dann wird's mal Zeit, sich mit ihr als der Frau an Hitlers Seite zu beschäftigen! Die Großmutter der Autorin hilft uns da nicht weiter.
 
Warum eigentlich so negativ?

Sie gehört zum Privatleben Adolf Hitlers.

Ich kann es nur schwer sachlich begründen.
Für mich könnte aus der Kette erfahren - verstehen auch entschuldigen werden und darum möchte ich mich weder mit dem Privatmann A.Hitler noch mit seiner Freundin auseinandersetzen.
 
Da sollte man da aber auch die Frauen nennen, mit denen Hitler sich öffentlich gezeigt hat.
Mir ist nicht bekannt, wo er mal sagte, das ist die Frau an meiner Seite.
 
Aber das ist es doch! Das Phänomen Hitler ist bis heute nicht ganz verstanden. Eva Braun ist insofern eine viel zu unerforschte Facette des Menschen Adolf Hitler. Wir neigen immer dazu, die gesamte Schuld der Naziverbrechen auf diesen einen Mann und seine Paladine abzuladen, was gewissermaßen verständlich ist, da man es nur schwer ertragen kann, die eignen Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern in Verbrechen dieser tragweite verstrickt zu sehen. Aber zum historischen Verständnis gehört neben der Erforschung der Verbrechensdetails eben auch die Erforschung jener kleinbürgerlichen "Pyjamaexistenz". Und wenn Eva Braun bisher von der Forschung vernachlässigt wurde, dann wird's mal Zeit, sich mit ihr als der Frau an Hitlers Seite zu beschäftigen! Die Großmutter der Autorin hilft uns da nicht weiter.

Wenn die Großmutter der Autorin zur Generation Eva Braun gehörte, wäre mE dieser Ansatz zielführender, wenn ich die Verstrickung der Großeltern/Eltern untersuchen möchte.
 
Ich sag ja, das sind zwei Zweige. In der Nachkriegszeit hat man die Schuld an den Kriegsverbrechen immer auf eine enge Clique geschoben. Die Partei(führung) und die SS. Diese Wahrnehmung ist nicht mehr haltbar, wirkt aber bis heute nach (exemplarisch ein Threadtitel hier aus dem Forum "Wie schaffte es Hitler?"). In den letzten 20 Jahren ist da sehr viel Forschung betrieben worden, welche die Schuld von Firmen und Betrieben (Zwangsarbeiter, Arisierung), Wehrmacht und Polizei (Wehrmachtsaustellung, Browning), Reichsbahn, Finanzbehörden und auch Privatleuten ins Licht gerückt hat.
Nach wie vor aber stellt insbesondere die Person Hitler eine Faszinosum dar. Abgesehen von den ewig Unverbesserlichen fehlt das Verständnis für die Person Hitler. Wieso faszinierte der die Menschen so? Wie konnte der an die Spitze einer Massenbewegung gelangen? Wieso konnte die Ideologie sich durchsetzen und wieso blieb der Rückhalt im Krieg so lange bestehen? Und dann geht es noch um den privaten Hitler. Wieso war der so wie er war und wieso wird er uns in den Medien immer als Dämon dargestellt? Die erste Darstellung Hitlers als Menschen haben wir doch in Der Untergang gesehen. Öffentlich wird H. weiterhin in den Extremen Halbgott und Dämon gezeichnet, in Filmen tauchte er immer nur im Halbschatten auf, oder in der Stauffenberg-Verfilmung mit Sebastian Koch in der Titelrolle, wo man sein Gesicht sieht, dämonisiert, mit eiskalten, den Zuschauer durchbohrenden Augen. Solche Darstellungen entsprechen aber nicht dem historischen Hitler. Sie bieten keinen Zugang zum Verständnis seiner Person.
Hitlerbiographien gibt es ausreichend. Bullock, Fest, Kershaw, Haffner...
Die Frau, die Hitler liebte - und die vermutlich auch um die Verbrechen wusste - und die Hitler schließlich, wenn auch erst kurz vor dem gemeinsamen Selbstmord ehelichte, ist reichlich unbeachtet geblieben. Wie kann man einen Massenmörder lieben? War H. zur Liebe fähig? Gab es da eine sexuelle Attraktion? (Wir kennen ja auch so absurde pseudeopsychologische Erklärungsversuche wie "Hitler hatte nur ein 'Ei'")
Kurz: Liefert ein Verständnis der Eva Braun, um die sich in der breiten Öffentlichkeit mehr Mythen ranken, als Fakten bekannt sind, ein Verständnis Hitlers?
 
Kein Zufall, Marketingkampagne für eine Buchneuerscheinung.
Ich kann Görtemaker als Historikerin nicht beurteilen, frage mich aber, genau wie Florian, warum sie über Eva Braun geschrieben hat und nicht über ihre Oma.

Ich kenn das Buch noch nicht, auch die Historikerin sagt mir nichts. Dennoch finde ich es doch interessant, dass sich jemand mal genauer mit Eva Braun auseinander gesetzt hat. Schliesslich wurde sie nach 1945 meist als "doofe Blondine" dargestellt.

Warum sie nicht ihre Oma nahm? Da muss man sie selber fragen.

Die Tendenz ist ja im Moment eh da, dass man auch die Frauen der verschiedenen mächtigen Männer genauer untersucht. Auch werden vermehrt Frauen aus andern historischen Epochen genauer untersucht. Das hängt sicher damit zusammen, das die Frauengeschichte nicht mehr in den Kinderschuhen steckt und viele Historikerinnen nehmen sich dieser Geschichte an. Dazu gehört es auch, dass man Eva Braun näher und vor allem genauer ansieht.


Nicht negativ. Klar ist das interessant, aber die kleine Rolle neben Hitler aufzubauschen, wo sie doch wirklich nur für ihn Nebensache war, finde ich allerhand.
Die war wie jede andere Frau, nur, dass sie mit der Person Hitler etwas zu tun hatte.

Bist du sicher dass sie keinen Einfluss hatte? Das Bild der, wie ich oben schon schrieb, "doofen Blonden" wurde verbreitet - entspricht das aber der historischen Wahrheit? Das sind die Fragen die man sich stellen muss/sollte.

Bist du sicher das sie nur Nebensache für Hitler war? Oder übernimmst du einfach das Bild das bis heute verbreitet wurde und verschliesst dich der neuen Forschung?

Wie gesagt ich kenn das Buch noch nicht, werde dies aber sicher bald Kennenlernen.


Sie gehört zum Privatleben Adolf Hitlers.

Ich kann es nur schwer sachlich begründen.
Für mich könnte aus der Kette erfahren - verstehen auch entschuldigen werden und darum möchte ich mich weder mit dem Privatmann A.Hitler noch mit seiner Freundin auseinandersetzen.

Das muss man ja auch nicht, wenn man das nicht möchte :friends:

Da sollte man da aber auch die Frauen nennen, mit denen Hitler sich öffentlich gezeigt hat.
Mir ist nicht bekannt, wo er mal sagte, das ist die Frau an meiner Seite.

Die werden ja auch genannt. Nur ist das nicht das Thema des Buches. Dazu gibt es andere.

Wenn die Großmutter der Autorin zur Generation Eva Braun gehörte, wäre mE dieser Ansatz zielführender, wenn ich die Verstrickung der Großeltern/Eltern untersuchen möchte.

Nur wollte sie das nicht machen, sondern eben die Frau an Hitlersseite näher untersuchen. Denn auch das gehört eben zum Kontext des Dritten Reiches und zu Hitler. Hast du den Film "der Untergang" gesehen? Da küsst Bruno Ganz als Hitler Eva Braun. Das sah für einige sehr merkwürdig aus, das Monster Hitler küsste eine Frau. Das sah man bis dahin noch nie. Aber genau das ist es. El hat es ja oben im Beitrag sehr schön dargestellt.




Ich untersuche auch nicht das Leben meiner Grossmutter, sie gehörte auch zur Generation Eva Brauns, dennoch finde ich das Leben von Rosemarie Terwiel interssanter, als das Leben meiner Grossmutter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für mich könnte aus der Kette erfahren - verstehen auch entschuldigen werden

Mit Verständnis meine ich nicht Verständnis im Sinne von Entschuldung (der sprichwörtlichen "schweren Kindheit") sondern das rein intellektuelle Verstehen der Vorgänge welche die zwölf Jahre Naziherrschaft möglich und einen Choleriker und solch mittelmäßigen Charakter wie Hitler zum verehrten "Führer des deutschen Volkes" gemacht haben.
 
Naja, er war auch nur ein Mensch, wenn auch ein schlechter.
Frau Riefenstahl hat nach 45 auch immer eine persönliche Verbindung mit ihm abgestritten.
Ist eben Geschichte.
 
Vielleicht noch ein Aspekt, der es lohnend macht, Hitlers Privatleben und Eva Braun zu erforschen. Hitler hat mindestens drei Mal den Befehl gegeben, ihn Betreffendes zu vernichten: Nach der Machtergreifung, nach dem Einmarsch in Österreich und schließlich im April 1945. Und er hat Eva Braun vor der Öffentlichkeit geheim gehalten. Dieses Verhalten hat unter anderem zu dem - im Kern antisemitischen - Gerücht geführt, Hitler sei selber jüdischer Herkunft. Was auch immer die Motivation dafür gewesen sein mag, diese Befehle zu geben, sie machen es lohnenswert hier nach Spuren zu suchen und möglicherweise die wahre Motivation für diese Geheimhaltung zu finden.
 
Eva Braun: Leben mit Hitler

Er war der einsame, mit Deutschland verheiratete "Führer". So wollte es die NS-Propaganda. Tatsächlich hatte Adolf Hitler jedoch eine heimliche Geliebte: Eva Braun. Heike Görtemaker hat alle heute noch vorhandenen Puzzleteile ihrer Geschichte aufgespürt und zur ersten wissenschaftlich fundierten Biographie zusammengefügt. Dabei entsteht zugleich ein anderer Blick auf Hitler.

Wer war die Frau an der Seite des "Führers", deren Existenz bis zur letzten Stunde des "Dritten Reiches" geheim gehalten wurde? Für gewöhnlich gilt sie als politisch naives, oberflächliches junges Mädchen, das in München und in der Scheinidylle des "Berghofs" nur eine unbedeutende Nebenrolle spielte. Doch was stimmt an diesem Bild? Mit detektivischem Spürsinn rekonstruiert die Autorin die Lebensgeschichte Eva Brauns, die aus einem kleinbürgerlichen Haushalt bis in den inneren Zirkel des NS-Machthabers führte und einen Tag nach der Hochzeit im Berliner "Führerbunker" mit dem gemeinsamen Selbstmord am 30. April 1945 endete. Was hieß es mit Hitler zu leben? Welche Rolle spielte die Geliebte in Hitlers privatem Kreis? Über wie viel Einfluss verfügte sie? Und was wussten sie und die anderen Frauen der NS-Führer über die Verbrechen ihrer Männer? Heike Görtemaker ist diesen Fragen nachgegangen und zeichnet erstmals ein umfassendes Porträt der "Berghof"-Gesellschaft.

Heike B. Görtemaker • Eva Braun: Leben mit Hitler • C.H Beck Verlag • 2010 •366 Seiten
 

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Mit Verständnis meine ich nicht Verständnis im Sinne von Entschuldung (der sprichwörtlichen "schweren Kindheit") sondern das rein intellektuelle Verstehen der Vorgänge welche die zwölf Jahre Naziherrschaft möglich und einen Choleriker und solch mittelmäßigen Charakter wie Hitler zum verehrten "Führer des deutschen Volkes" gemacht haben.

Ja, stimmt schon, ich habe durch die Beiträge von dir und ursi meine emotionale Antipathie gegen das Buch erkannt und relativiert. :friends:
Was nicht heißt, dass ich es lesen werde.
 
Noch eine Frage: Was ist das für eine Frau, die den Mann heiratet, der erst am selben Tag den Befehl zur Hinrichtung ihres Schwagers (Hermann Fegelein) gegeben hat?
 
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