Oskar Schindler - Die Biographie

ursi

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"Dies ist das ultimative Buch über Oskar Schindler" zitiert der Klappentext den Yad-Vashem-Direktor Mordecai Paldiel. Und tatsächlich: Mit diesem mehr als 850 Seiten umfassenden Buch aus der Feder David M. Crowes dürfte wohl wirklich so beinahe alles von Belang gesagt sein über das Leben Oskar Schindlers, dessen Namen Steven Spielberg mit seinem Film Schindlers Liste berühmt gemacht hat. In dem Film hat Spielberg uns diesen Schindler vor allem als einen Mann gezeigt, der für ihn arbeitende Juden dadurch rettete, dass er sie auf einer Liste vermerkte, auf der unabkömmliche Arbeiter für seine kriegswichtige Fabrik in Brünnlitz vermerkt waren. Tatsächlich gab es mehr als nur diese eine Liste, und auch war Schindler nicht ihr alleiniger Autor. Vor allem Marcel Goldberg war an ihrem Zustandekommen maßgeblich beteiligt –einem hochgradig bestechlichem Mitglied des jüdischen Ordnungsdienstes in Plászow, der Plätze auf der Liste meistbietend verkaufte.
Überhaupt: In Oskar Schindler nur den Autor von in der Tat vielen Juden das Leben rettenden Listen zu sehen, verfehlt das Leben dieses Mannes völlig. Der war nicht nur irgend ein NSDAP-Mitglied, das seine Position zum Wohle ansonsten Todgeweihter nutze (und von diesen deshalb später als Held gefeiert wurde). Er galt vielmehr, Ende der dreißiger Jahre, auch den Nazis als Held: Zwei Jahre lang, berichtet Crowe in seinem akribisch recherchierten Bericht, spionierte Schindler für die deutsche Abwehr als V-Mann das tschechoslowakische Schienennetz aus und bereitete die Besetzung des Landes vor. 1938 wurde er enttarnt, festgenommen und Berichten zufolge auch gefoltert. Doch kam er bald wieder frei und war weiter kriegsvorbereitend tätig: Er besorgte die polnischen Uniformen, die man in Berlin nachschneiderte, um den angeblichen polnischen Überfall vom 31. August 1939 zu inszenieren.

Doch nicht nur über Schindlers Leben vor und während des Kriegs berichtet Crowe ausführlich und gut belegt. Auch sein Leben nach 1945 ist Gegenstand der Darstellung. Ein alles in allem trauriges Leben, das ihn zunächst nach Argentinien führte, wo ihm mit seiner Nutriafarm kein Erfolg beschieden war. Auch in Deutschland, wohin er 1957 zurückkehrte, konnte er geschäftlich nicht mehr Tritt fassen. Keine glatt gebügelte Biographie hat David Crowe verfasst, sondern die sehr authentische Lebensgeschichte eines zwiespältigen, irritierenden Charakters. – Lesenswert. --Hasso Greb
Kurzbeschreibung
Spion für die Nazis, Glücksritter, Weiberheld und selbstloser Retter der Juden: Das Leben von Oskar Schindler war spannender, als Steven Spielberg ahnte.

Spätestens seit Steven Spielbergs Film Schindlers Liste glaubt man, über Oskar Schindler Bescheid zu wissen: Er war der Mann, der unter Lebensgefahr und unter Aufopferung seines Vermögens selbstlos über tausend unschuldiger Mitmenschen vor dem Tod in den Konzentrationslagern der Nazis rettete. David M. Crowes monumentale Biografie zeigt, wie spannend, widersprüchlich und wechselhaft dieses außergewöhnliche Leben wirklich war. Denn Schindlers beispiellose Tat war das Ergebnis eines langes Weges: Schindler arbeitete zunächst als Spion für die Nazis, half bei den Kriegsvorbereitungen mit und lieferte die polnischen Uniformen, die beim Überfall auf den Sender Gleiwitz zum Einsatz kamen. Als Fabrikbesitzer hoffte er, in den von den Nazis besetzten Gebieten schnell zu Geld zu kommen. Doch als Schindler bemerkte, dass die Pogrome der Nazis System hatten, begann er zunächst heimlich, dann immer offensiver seine jüdischen Arbeiter zu retten. Die Entstehung der berühmten Listen (David M. Crowe fand nicht nur eine, sondern mehrere Versionen davon) war jedoch viel komplizierter, als man bisher wusste. Sie wurden zwar in Schindlers Auftrag erstellt - aber er selbst hatte nicht bestimmt, welche Namen auf ihnen standen. Er saß damals bei der Gestapo in Haft. Schindlers Leben nach dem Zweiten Weltkrieg klingt ebenfalls, als sei es der Feder eines Romanautors entsprungen: Vollkommen verarmt überlebte der gebrochene und vereinsamte Retter nun selbst nur durch die Hilfe seiner "Schindler-Juden" - verehrt und gewürdigt als ein Mann, der ohne Rücksicht auf sein Schicksal den Nazis die Stirn bot.

David M. Crowe • Oskar Schindler - Die Biographie • Eichhorn • 2005 • 855 Seiten

Rezension Perlentaucher

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Ein Glücksritter in Polen
 

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