Albert Schweitzer: Meister der Selbstinszenierung

ursi

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Albert Schweitzer war ein Meister auf vielen Gebieten. Als Theologe, Philosoph, Musiker und vor allem als Arzt hat er es zu weltweiter Bekanntheit gebracht. Dass Schweitzer die Entstehung dieses Mythos‘ um seine eigene Person durchaus selbst gefördert hat, dürfte hingegen den wenigsten bekannt sein. Nahezu alles, was die Welt seinerzeit über das Leben und Wirken des Urwalddoktors erfuhr, stammte aus dessen autobiographischen Schriften. Innerhalb von nur zehn Jahren verfasste Schweitzer eine Vielzahl von Berichten über sein Wirken in Afrika, einen persönlichen Rückblick auf seine Kindheit und Jugend, zwei kürzere Selbstdarstellungen sowie seine groß angelegte Autobiographie Aus meinem Leben und Denken, welche bislang in 21 Sprachen übersetzt wurde. Die Erlöse flossen größtenteils in den Aufbau seines Krankenhauses in Lambarene. Die meisten bisherigen Biographen hatten nahezu uneingeschränktes Vertrauen in Schweitzers Darstellungen und verwechselten dabei jene auf Verkaufserlös und Spendensammlung ausgerichteten Schriften mit historischen Quellen. Sebastian Moll stellt in diesem Buch erstmals Schweitzers persönliche Angaben über seinen Lebensweg, seine Forschung und seine Philosophie dem zeitgenössischen historischen Material gegenüber und kommt zu dem Ergebnis: Schweitzers eigene Darstellungen haben mit der Realität oft wenig zu tun und dienen in erster Linie der positiven Inszenierung seiner eigenen Person. Dennoch zeigt Moll Respekt vor Schweitzers beeindruckendem Lebenswerk. Es geht in diesem Buch nicht darum, einen Heiligen vom Thron zu stoßen. Vielmehr möchte der Autor deutlich machen: Auch Heilige brauchen Marketing!

Sebastian Moll • Albert Schweitzer. Meister der Selbstinszenierung • Berlin University Press • 2014 • 250 Seiten
 

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Schweitzers eigene Darstellungen haben mit der Realität oft wenig zu tun und dienen in erster Linie der positiven Inszenierung seiner eigenen Person.
Das war und ist meine Meinung schon seit Jahren, aber wenn ich sie in meinem persönlichen Umkreis äußerte, bekam ich nur Widerreden oder höchstens: „Und wenn schon – er hat Großartiges für die Menschheit geleistet. Punkt.“

Aber hat er das wirklich?

PS: Ich will mit dieser Frage nur meine Zweifel äußern, d.h. keine Diskussion auslösen oder führen.
 
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