Für die RAF war er das System, für mich der Vater

ursi

Moderatorin
Teammitglied
Wer sich die ganze Dimension der Geschichte der RAF verdeutlichen will, muß die Perspektive der Opfer berücksichtigen. Diese andere Geschichte des deutschen Terrorismus zeigt uns die ganze Wahrheit in einem dunklen Kapitel der Bundesrepublik.

Vor dreißig Jahren fand der Terror der RAF seinen Höhepunkt in den Ermordungen von Hanns-Martin Schleyer, Jürgen Ponto und der Entführung der »Landshut«: Ereignisse, die die Deutschen bis heute prägen. Anne Siemens erzählt diese dramatische Geschichte neu, aus der Sicht der Opfer. Dadurch, daß sich die Angehörigen – viele zum ersten Mal – in bewegenden Interviews öffnen, wird deutlich, was der Terror der RAF wirklich bedeutet hat. Bislang gab es nur eine Tätergeschichte; die bekannten wie die unbekannten Opfer des Terrors blieben weitgehend ungehört. Sie sprechen nun in dem Buch von Anne Siemens, erzählen, wie ihre Väter und ihre Männer lebten, warum sie sterben mußten und wie sich das Leben ihrer Familien dadurch veränderte.

Anne Siemens • Für die RAF war er das System, für mich der Vater • Piper 2007 • 288 Seiten

Pressestimmen:

FAZ.Net, Hintergründe

FAZ.Net, Sachbuch
 

Anhänge

  • RAF.jpg
    RAF.jpg
    10,7 KB · Aufrufe: 833
Zuletzt bearbeitet:
Schleyer ist bis heute ein Makel in der Geschichte der BRD. Ein Kriegsgewinnler,der in unserem Land Karriere gemachthat. Eine
Schande ist das bis heute!
 
Schleyer ist bis heute ein Makel in der Geschichte der BRD. Ein Kriegsgewinnler,der in unserem Land Karriere gemachthat. Eine
Schande ist das bis heute!
Da verwundert es schon, dass man diesen Leuten nun ein Gedenkveranstaltung widmen möchte.

Wie schrieb die junge Welt neulich
In einer ihrer Schriften hat die RAF einmal erklärt, daß es eines ihrer Ziele sei, die »faschistische Fratze« hinter der demokratischen Maske bloßzulegen.

Aber das ist Tagespolitik. Ein kleiner Ausrutscher meinerseits.
 
Schleyer ist bis heute ein Makel in der Geschichte der BRD. Ein Kriegsgewinnler,der in unserem Land Karriere gemachthat. Eine Schande ist das bis heute!


Ich habe mir eben den Lebenslauf von Hanns-Martin Schleyer in Wikipedia durchgelesen und muss sagen, dass ich bestürzt bin!

Mir war ja gar nicht klar, dass er derart tief ins nationalsozialistische Regime verwickelt war, gegen Ende des Krieges auch auf einem Posten, der mit Rassismus direkt zu tun hatte. Auch seine Haltung gegenüber Juden kann einen fassungslos machen. Hier haben wir wirklich einen 150% Überzeugten vor uns, der in vollem Bewusstsein und durchaus jenseits eines jugendlichen Alters agierte.

Dennoch darf das natürlich keine Lizenz zum Töten sein und eine direkte Verwicklung in Mordtaten ließ sich vermutlich nicht nachweisen. Auf jeden Fall wäre ich bei einer solchen Biografie als Familienmitglied sehr zurückhaltend, anstatt großen publizistischen Lärm zu veranstalten.
 
Auf jeden Fall wäre ich bei einer solchen Biografie als Familienmitglied sehr zurückhaltend, anstatt großen publizistischen Lärm zu veranstalten.

Wo steht das die Autorin die Tochter von Schleyer ist? Ich kann hier nichts finden, ausser das hier:

Anne Siemens, geboren 1974 in Frankfurt/Main, hat Politische Wissenschaft studiert und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem deutschen Terrorismus; auch ihre Doktorarbeit handelt davon. Sie war Redakteurin beim Magazin »jetzt« der Süddeutschen Zeitung und arbeitet als freie Autorin unter anderem für die »Süddeutsche Zeitung« und den »Tagesspiegel«. Daneben übt sie eine Lehrtätigkeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München aus.



Es geht ja nicht nur um Schleyer, sondern um verschiedene Opfer der RAF, vielleicht solltet ihr zuerst das Buch oder die FAZ Artikel lesen. Es sind Aufzeichnungen von Zeitzeugen.
 
Schleyer ist bis heute ein Makel in der Geschichte der BRD. Ein Kriegsgewinnler,der in unserem Land Karriere gemachthat. Eine Schande ist das bis heute!

Die Auseinandersetzung mit Personen des öffentlichen Lebens der BRD, welche im NS-System eine aktive Rolle spielten, war aus meiner Sicht wichtig und richtig, vor allem weil weite Teile der Bevölkerung die NS-Vergangenheit individuell und kollektiv verdrängten.
Nur darf Mord, Entführung, etc. kein Mittel der politischen Auseinandersetzng sein.
Meiner Meinung nach trägt es zu einem umfassenderem Verständnis dieser Zeit bei, wenn auch die Lebensumstände und die Geschichte der Opfer der RAF dargestellt werden. Auch wäre dies ein versöhnliches Signal in Richtung der Angehörigen (der RAF-Opfer).
 
Zuletzt bearbeitet:
Auf jeden Fall wäre ich bei einer solchen Biografie als Familienmitglied sehr zurückhaltend, anstatt großen publizistischen Lärm zu veranstalten.

Hallo,

diesen Teil verstehe ich nicht.
Für die Frage der Freilassung der Mörder spielt nur das Opfer Schleyer bzw. die Tat eine Rolle, nicht in irgend einer Hinsicht der frühere Täter Schleyer. Für die (von seinen nachweisbaren und gemutmaßten Aktivitäten als überzeugter Nationalsozialist unbelasteten) Nachkommen ist die Vorgeschichte ohnehin belanglos.

Eine wie auch immer geartete Verbindung zwischen der moralischen Verurteilung Schleyers wegen seiner NS-Vergangenheit und einer Rechtsverfolgung des Mordes ist für mich undenkbar. Das Strafrecht liegt nur beim Staat, und selbst Mörder wären vor Mord geschützt.

Wenn sich die Angehörigen zu Wort melden, ist das ihre Sache. Die Entscheidung ist (und bleibt hoffentlich) Sache der Justiz.

Grüße
Thomas
 
Auch wäre dies ein versöhnliches Signal in Richtung der Angehörigen (der RAF-Opfer).

Wurden die Täter nich bestraft durch Gerichte? Funktioniert nicht so " ein versöhnliches Signal" in einem Rechtsstaat. Warum jetzt noch durch Publikationen jenes anstreben? Dann müsste man es für die andere Seite ebenso tun, oder?
 
Wurden die Täter nich bestraft durch Gerichte? Funktioniert nicht so " ein versöhnliches Signal" in einem Rechtsstaat. Warum jetzt noch durch Publikationen jenes anstreben? Dann müsste man es für die andere Seite ebenso tun, oder?

Schon mal was von Geschichtswissenschaft gehört?

Warum sollen keine Publikationen über die jüngste Geschichte geschrieben werden?

Warum dürfen die Familienangehörigen der Opfer nicht über ihr erlebtes berichten?
 
Auf jeden Fall wäre ich bei einer solchen Biografie als Familienmitglied sehr zurückhaltend, anstatt großen publizistischen Lärm zu veranstalten.

Die Familienmitglieder, vor allem wenn es sich um Kinder handelt, haben keinen Anteil an der NS-Vergangenheit ihrer Eltern.
Stell dir mal vor, wie schwer es ist, als Kind die Tatsache zu begreifen, dass dein Vater umgebracht worden ist. Man muß zum einen den Verlust des Vaters verarbeiten und zum andern , dass dieser Verlust durch eine Gewalttat verursacht wurde.
Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund, warum die Familienmitglieder sich schämen sollten, sich zu Wort melden. Deren Sicht und Erleben gehört wesentlich dazu.
 
Es ging mir nur darum, dass kein Mensch dieser Welt ein "versöhnliches Signal" in Richtung Opfer der RAF senden muss. Wozu? Natürlich kann man sowas veröffentlichen, nur sollte man sowas mit einiger Distanz und Kritik machen und dementsprechend spielt Schleyers faschisitische Vergangenheit eine große Rolle.


Also mir ging es lediglich, um die Ebene "versöhnliches Signal". Als ob die nachfolgende Generation oder die damals lebende sich heute entschuldigen müsste!? So wirkt diese Konstruktion.
 
Es ging mir nur darum, dass kein Mensch dieser Welt ein "versöhnliches Signal" in Richtung Opfer der RAF senden muss. Wozu? Natürlich kann man sowas veröffentlichen, nur sollte man sowas mit einiger Distanz und Kritik machen und dementsprechend spielt Schleyers faschisitische Vergangenheit eine große Rolle.

Dann sag mir was der Sohn mit der Vergangenheit seines Vaters zu tun hat?

Es ist eine Aufzeichnung was zum Beispiel der Sohn in dieser Zeit erlebt hat, als sein Vater entführt wurde und dabei vier Menschen erschossen wurden. Die hatten auch nichts mit der Vergangenheit von Schleyer zu tun. Und auch die hatten Angehörige, die RAF nahm darauf keine Rücksicht.

Solche Erlebnise sind in der Geschichtswissenschaft immer wichtiger, nennt sich Oral History.

Und noch einmal es geht nicht nur um Schleyer, lies doch einfach mal was geschrieben wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann sag mir was der Sohn mit der Vergangenheit seines Vaters zu tun hat?

@ursi/donna

Dazu ein Tipp - Wenn Ihr Zeit habt schaut Euch morgen den Film "2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß" 15.15 Arte an.

Ein sehr schönes Beispiel dafür, was Kinder mit der Vergangenheit Ihrer Eltern zu tun haben.

Gruß

Cisco
 
Ich habe mir eben den Lebenslauf von Hanns-Martin Schleyer in Wikipedia durchgelesen und muss sagen, dass ich bestürzt bin!

Mir war ja gar nicht klar, dass er derart tief ins nationalsozialistische Regime verwickelt war, gegen Ende des Krieges auch auf einem Posten, der mit Rassismus direkt zu tun hatte. Auch seine Haltung gegenüber Juden kann einen fassungslos machen. Hier haben wir wirklich einen 150% Überzeugten vor uns, der in vollem Bewusstsein und durchaus jenseits eines jugendlichen Alters agierte.

Dennoch darf das natürlich keine Lizenz zum Töten sein und eine direkte Verwicklung in Mordtaten ließ sich vermutlich nicht nachweisen. Auf jeden Fall wäre ich bei einer solchen Biografie als Familienmitglied sehr zurückhaltend, anstatt großen publizistischen Lärm zu veranstalten.


Ich kenne eine ehemalige Ministerin.
Ihr Vater war so involviert wie Schleyer, zumiindest haben die Slowaken seinen direkten Vorgesetzten gehenkt.
In den 50-60ern war er OB einer südwestdeutschen Universitätsstadt.
Was hat diese Frau mit der Vergangenheit des Vaters zu schaffen?
Nix.

Die Nazivergangenheit Schleyers war doch nicht der Punkt. Das Ziel war der Arbeitgeber-Präsident.


Grüße Repo
 
[Es ging mir nur darum, dass kein Mensch dieser Welt ein "versöhnliches Signal" in Richtung Opfer der RAF senden muss. Wozu? Natürlich kann man sowas veröffentlichen, nur sollte man sowas mit einiger Distanz und Kritik machen und dementsprechend spielt Schleyers faschisitische Vergangenheit eine große Rolle.

Ich wollte damit nicht ausdrücken, dass es eine Verpflichtung gibt versöhnliche Signale zu setzen.
Persönlich befürworte ich eine gesellschaftliche Form der Aufarbeitung dieses Themas, das auch den Angehörigen der Opfer die Möglichkeit gibt, sich mit ihrer individuellen Geschichte (z.B. Ermordung des Vaters) auszusöhnen.. Und dazu gehört eben auch, dass diese zu Wort kommen.
Unabhängig davon bin ich an einem geschichtlichen Gesamtbild interessiert.
Also keine Geschichte für die Opfer, aber eine in der sie zu Wort kommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ursi/donna

Dazu ein Tipp - Wenn Ihr Zeit habt schaut Euch morgen den Film "2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß" 15.15 Arte an.

Ein sehr schönes Beispiel dafür, was Kinder mit der Vergangenheit Ihrer Eltern zu tun haben.

Gruß

Cisco

Ein sehr guter Film, hab ich schon gesehen, hat aber mit der RAF nichts zu tun. Es geht ja nicht um die Nazivergangenheitsbewältigung innerhalb von Familien, das ist ein anderes Thema.
Und hat mit meiner Frage auch nichts zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Warum sollte ausgerechnet Schleyers Sohn keine Publikation vorlegen, wenn die Verlage jeden, aber auch wirklich jeden Schwachsinn an Prominentenbiographien auf den Markt werfen. Von den Enthüllungen eines Dieter Bohlens, über Boris Becker und Heiner Lauterbach bis zu den Eitel- und Peinlichkeiten des ehemaligen "Medienkanzlers" und heutigen Cheflobbyisten Schröder.
 
Warum sollte ausgerechnet Schleyers Sohn keine Publikation vorlegen, wenn die Verlage jeden, aber auch wirklich jeden Schwachsinn an Prominentenbiographien auf den Markt werfen. Von den Enthüllungen eines Dieter Bohlens, über Boris Becker und Heiner Lauterbach bis zu den Eitel- und Peinlichkeiten des ehemaligen "Medienkanzlers" und heutigen Cheflobbyisten Schröder.

Hat er ja gar nicht, sondern das war eine Politikwissenschaftlerin.

Können wir mal von Schleyer wegkommen, der ist nicht das Hauptthema. Das Thema ist, dass hier Zeitzeugen, die Kinder der Opfer und zwei Überlebende der Flugzeugentführung ihr erlebtes berichten.
 
Zurück
Oben