Afrikanische vorkoloniale Staaten und Hochkulturen

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Leopold Bloom

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Westafrika/ Senegal, Sahel und Sahara


In Westafrika entstehen verschiedene Staaten, die teilweise in Konkurrenz zueinander stehen.


Ghana

Nicht deckungsgleich mit dem heutigen Ghana entsteht Ende des 8. Jahrhunderts n.Chr. die Dynastie der Cisse Tunkaya. Das Staatsgebiet liegt im heutigen Westmali und Südmauretanien, östlich des Senegal (Fluß) und westlich des Niger (auch Fluß).
Ghana kontrolliert den Handel zwischen Guinea-Küste und der Sahara. Durch Gold- und Salzhandel gewinnt der Staat immer mehr an Einfluß. Die Handelsstraßen werden unter Kontrolle gebracht und somit vergrößert sich das Einflußgebiet des Staats immer weiter bis einige Hundert Kilometer rund um die Hauptstadt Kumbi Saleh.
Im 11. Jahrhundert kommt es zum Krieg mit den Almoraviden, einer islamischen Berbertruppe die das heutige Mauretanien bis nach Spanien kontrolliert. Mit der Eroberung der Hauptstadt Kumbi Saleh durch die Almoravidentruppen Abu Bakrs im Jahr 1076 zerfällt das Reich. Die Almoraviden ziehen sich nach der Islamisierung zwar zurück, dennoch fallen nach und nach Provinzen ab und schlußendlich geht auch die Regierungsgewalt verloren. Ghana endet als Tributärstaat der Soso.

http://www.ghanaweb.com/GhanaHomePage/history/



Mali

Nachdem Anfang des 13. Jahrhunderts die Soso besiegt sind und Kumbi Saleh erobert, entsteht das Großreich Mali. Mali "beerbt" den Staat Ghana und beendet das kurze, nur etwa 50 Jahre dauernde Interregnum von Soso.
Die islamischen Herrscher von Mali dehnen ihr Hoheitsgebiet rasch aus. Es umfasst in seiner Blüte die Atlantikküste Senegals bis weit in den Niger hinein inklusive der wichtigen Stadt Timbuktu. Letztlich verdankt das Reich Mali seinen schnellen Aufstieg, Einfluss und Reichtum dem islamischen Eroberungszug und dessen Einfluss. Im 14. Jahrhundert erreicht Mali seinen Höhepunkt und größte territoriale Ausdehnung. Der König pilgert gen Mekka und unterstreicht damit nochmals die enge Bindung des Landes an den Islam.
Um 1500 verliert Mali an Einfluß. Im Westen kann sich Songhay von der malischen Vorherrschaft wieder befreien und im Gebiet des Senegal sowie des Niger entstehen verschiedene Ful-Staaten

http://www.nationbynation.com/Mali/history2.html



Songhay

Die sagenumwobende Stadt Timbuktu hat selbst heute noch, nachdem ihr damaliger Glanz und Einfluss verblasst ist, einen besonderen Klang. Der Staat Songhay breitet sich etwa entlang des Niger aus. Auch Songhay ist, wie Mali, ein islamisch geprägter Staat. Die wichtigsten Städte und Handelszentren am Niger liegen hier: Timbuktu, Gao, Jenné....Durch die Eroberung dieser Städte wird Mali besiegt, Songhay verfügt nun über einen gefestigten Staat mit Armee. Der Einfluss Songhays geht im Norden bis an die wichtige Salzlagerstätte Taghaza.
Im 16. Jahrhundert besetzen marokkanische Truppen Städte Songhays. Timbuktu und Gao werden erobert. In der Folge entstehen verschiedene neue Staaten entlang des Niger: Maasina, Timbuktu mit einem von Marokko abhängigen Pascha und auch Segu (einem Nachfolger von Mali)

http://webusers.xula.edu/jrotondo/Kingdoms/Songhay/SongHistNarr.html

http://www.ijebu.org/songhay/


Im 19. Jahrhundert kommt es nochmals zu größeren Reichsbildungen, die jedoch angesichts des europäischen Eroberungszugs und der Kolonialisierung nicht standhalten können und eher kurzlebig sind.

Doch auch die Tuareg, die Nomaden der Sahara, spielen über Jahrhunderte eine wichtige Rolle. So sind sie es, die Timbuktu gründen. Immer wieder fallen sie in die Staaten ein, erobern Städte und sind ein wichtiger Faktor im Saharahandel.



Die Guinealänder und Goldküste


Benin

Der Staat Benin ist einer der langlebigsten auf dem afrikanischen Kontinent. Um 900 wird der Staat Benin gegründet. Wie auch andere historische Staaten ist auch Benin geographisch nicht deckungsgleich mit heutigen Staaten des gleichen Namens: Das historische Benin liegt im Nigerdelta.

Benin erlebt im 12. Jahrhundert eine erste große Blüte: Elfenbein- und Bronzekunst bereichern die Kultur weit über die Landesgrenzen hinaus.

Benins große Zeit kommt im 15. Jahrhundert unter König Eware. Dieser schafft es weitere Gebiete zu erobern und das Land und seine Macht durch verschiedene Reformen weiter zu festigen. Straßen und Handelsbeziehungen werden ausgebaut und Benin damit zu einem wichtigen Machtfaktor.

Mit der Ankunft der Portugiesen Ende des 15. Jahrhunderts hält das Christentum Einzug in Benin. Könige treten zum Christentum über. Allerdings schwinden die christlichen Einflüsse später wieder. Benin ist auch bis weit ins 18. Jahrhundert hinein ein wichtiges kulturelles und künstlerisches Zentrum, v.a. für Bronzekunst. Gleichzeitig ist Benin aber auch ein wichtiger Umschlagplatz im Sklavenhandel.

Mit dem Ende der Sklaverei im 19. Jahrhundert in vielen Teilen der Welt verliert Benin zusehends an wirtschaftlichem und politischem Einfluß.

http://www.kingdom-of-benin.com/

http://www.fact-index.com/b/be/benin_city.html


Yoruba

Yoruba umfasst mehrere verschiedene Staaten. Ein erster großer Staat ist Ife im 11. Jahrhundert. Hieraus entwickeln sich andere Yorubastaaten, die politische Bündnisse schmiden. Der Herrscher von Ife ist formal auch der König aller Yoruba, wenngleich sich auch andere regionale Königtümer entwickeln können. Später rückt dann der Staat Oyo militärisch und wirtschaftlich ins Machtzentrum, Ife bleibt die Rolle der kulturellen Lokomotive.

Im 17. und 18. Jahrhundert beteiligt sich Yoruba am europäischen Sklavenhandel, aber auch der Islam gewinnt an Einfluß. Nach internen Streitigkeiten gelingt es den Ful-Staaten Teile der Yorubaterritorien unter ihre Kontrolle zu bringen. Oyo wird zerstört und das Machtzentrum der Yoruba verlagert sich in Richtung Savanne. Aber auch hier kommt der Staat nicht mehr zur Ruhe, die verschiedenen Städte bekämpfen einander untereinander. Der Einfluß der Briten wird größer, ehe sie dann Lagos besetzen und das Land zur Kolonie erklären (Mitte des 19. Jahrhunderts).

http://www.kingdom-of-benin.com/


Asante

Im heutigen Ghana entsteht Anfang des 18. Jahrhunderts der Staatenbund der Asante (Ashanti) mit der Hauptstadt Kumasi. Das einigende Symbol stellt hierbei der "Goldene Schemel" dar. Asante gelingt es bis weit ins 19. Jahrhundert hinein sein Gebiet zu vergrößern und auch den Briten standzuhalten. Auch Asante profitiert, wie andere Staaten der Region auch, vom Sklavenhandel. Küstenstädte wie Accra oder Fante werden zu mächtigen und selbständigen Zentren.

Erst Ende des 19. Jahrhunderts gelingt es den Briten nach jahrzehntelangen Auseinandersetzungen den Asantekönig abzusetzen und das Reich dem British Empire einzuverleiben.


http://www.uiowa.edu/~africart/toc/people/Asante.html



by Leopold Bloom
 
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