Die Bronzezeit - ein goldenes Zeitalter?

El Quijote

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Vor knapp 20 Jahren, 1997, fand in Berlin ein archäologischer Kongress statt, der die Bronzezeit als "erstes goldenes Zeitalter Europas" definierte. Was haltet ihr davon?


Ich selbst hätte etwas zur historischen Einbettung des Kongresses zu sagen und auch zur archäologischen Seite, möchte aber euren Äußerungen noch nicht vorgreifen; hoffe auch, mit meinen Anmerkungen nicht zu suggestiv geworden zu sein.
 
Die Frage ist natürlich suggestiv, mindestens so suggestiv wie die Bezeichnung "dunkle Jahrhunderte" o.ä.

Für eine Antwort weiß ich zu wenig über die Bronzezeit und ich bin mir nicht sicher ob das dazu nötige Wissen jemals verfügbar sein wird. Aber ich kann einige Anforderungen formulieren:

  • Ein "wahres" goldenes Zeitalter dürfte nicht nur aus Propagandazwecken so benannt werden (bezieht sich vor allem auf römische und griechische Autoren, die ihre jeweilige Gegenwart kritisieren wollten),
  • die individuellen Lebensumstände sollten besser (bzw. mindestens nicht schlechter) als in den Perioden davor und danach gewesen sein,
  • die Gesellschaft sollte besser (bzw. mindestens nicht schlechter) als in den Perioden davor und danach gewesen sein,
  • die Epoche sollte von den Zeitgenossen als solche erkannt worden sein und
  • bei einem Vergleich heute ist immer die unterschiedliche Quellenlage zu berücksichtigen.
 
Warum die Bronzezeit "das erste goldene Zeitalter Europas" gewesen sein soll, erschließt sich mir nicht ganz. Auf jeden Fall aber war die europäische Bronzezerit ein Zeitalter des Umbruchs und der Innovation. Durch das Spezialwissen um die Herstellung und Verarbeitung von Bronze bildete sich eine Elite heraus und es kam zur Trennung zwischen Arm und Reich. Weiträumiger Fernhandel entstand, um an den Bedarf an den Rohstoffen Kupfer und Zinn – die Bestandteile der Bronze – zu decken. Manche Regionen wurden aufgrund bestimmter Metallvorkommen reich oder stiegen zu Drehscheiben des Fernhandels auf.

Neben unbestreitbar positiven Auswirkungen perfektionierte der technische Fortschritt auch die Waffentechnik. Es ist leicht vorstellbar, dass weit reichende Waffen wie Bronzeschwerter dem Träger eine stärkere Überlegenheit verliehen als Flintdolche. Als Abwehrmaßnahmen erfand man damals Helm und Schild. Insgesamt war das menschliche Leben nun stärker gefährdet als in der Jungsteinzeit, denn es entwickelte sich vielerorts eine feudale Kriegeraristokratie. Ebenfalls entstanden jetzt umfangreiche Burg- und vertedigungsanlagen sowie Fürstengräber mit reichen Beigaben.

Der Eintritt in das neue Zeitalter hatte eine Spezialisierung der Berufe zufolge. Menschliche Arbeit wurde damit zur "Ware" und in ihrer "Wertigkeit" vergleichbar. Als neue Berufe entstanden Bergleute, Köhler, Schnelzer, Bronzegießer, Schmieder und Händler.

Ein tatsächlich "Goldenes Zeitalter" entstand in Griechenland, wo zwischen 1600 und 1200 v. Chr. die mykenische Kultur aufblühte. Das gilt auch für die minoische Kultur auf Kreta odr die britische Wessex-Kultur. Ob allerdings diese Epoche auch das Leben der einfachen Bevölkerung "vergoldete", ist zweifelhaft.
 
Warum die Bronzezeit "das erste goldene Zeitalter Europas" gewesen sein soll, erschließt sich mir nicht ganz.

Mir erschließt es sich nicht im geringsten. Diese Bezeichnung ist einfach nur absurd. Die von EQ genannte Quelle des Zitats (der archäologische Kongress 1997) war, wie der Zeitpunkt und die Formulierung zeigt, eine Marionette des Europarats, der mit einer von 1994 bis 1996 dauernden, breit angelegten Kampagne unter dem Motto "Die Bronzezeit - Europas erstes goldenes Zeitalter" ein Bewusstsein für eine gemeinsame historische Wurzel der europäischen Völker generieren wollte. Im Fahrwasser der Kampagne fand 1999 eine Ausstellung zum Thema "Götter und Helden: Europa im Zeitalter des Odysseus" statt.

Betrachtet man die Bronzezeit, stellt man fest, dass ihre ethischen Features den ethischen Werten des modernen Europa diametral entgegenstehen. Diese Werte sind Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit (vor dem Gesetz), Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

Nichts davon findet sich in der Bronzezeit. Im Gegenteil, zu ihren Hauptmerkmalen gehören die Institutionalisierung der Gewalt (professionelles Kriegertum), eine hochgradige soziale Stratifizierung und die Einführung der Sklaverei, durch die Menschen zu z.T. übel behandelten Zwangsarbeitern und sexuellen Spielzeugen degradiert wurden.

Der Ausdruck "Goldenes Zeitalter" hat eigentlich einen paradiesischen Sinn, wie seine Explikation bei Hesiod und Ovid zeigt.

Hesiod (Werke und Tage) über die Menschheit im Goldenen Zeitalter:

Diese nun lebten wie Götter, von Sorgen befreit das Gemüte,
Fern von Mühen und fern von Trübsal; lastendes Alter
Traf sie nimmer; an Händen und Füßen die nämlichen immer,
Freuten sie sich bei Gelagen, entrückt stets jeglichem Übel.
Wie vom Schlummer bezwungen verschieden sie; keines der Güter
Missten sie; Frucht gab ihnen das nahrungsspendende Saatland
Ovid (Metamorphosen) über die Menschen im Goldenen Zeitalter:

Kein krummgehendes Horn und keine gestreifte Drommete war, kein Helm, kein Schwert. In behaglicher Muße vergingen ohne des Kriegers Bedarf die Tage den sicheren Völkern.
(Horn und Drommete = Signalgeber in Schlachten)

Die Gleichsetzung von "Bronzezeit" und "erstes goldenes Zeitalter" spricht also nicht nur den europäischen Werten Hohn, sondern auch den antiken Vorstellungen eines solchen Zeitalters, die mit Krieg und Sklaverei aber auch gar nichts zu tun haben.
 
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Gibt es dafür glaubwürdige Quellen? Und selbst wenn: Dass ein paar dutzend Spanier öfters nach hunderten und tausenden zählende Armeen der Azteken und Inkas besiegten spricht wohl eher für die Überlegenheit durch Technik...

"Goldenes Zeitalter" ist natürlich ein sehr schwammiger Begriff. Die (von Dieter schon erwähnte) Zunahme des Handels und der Spezialisierung durch die Fortentwicklung der Produktivkräfte kann man so interpretieren. Dass damit verbunden auch die Kriegstechnik besser wurde, sowie evtl die Methoden der Herrschaftsausübung mag nicht unbdingt zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen der meisten Menschen geführt haben (auch wenn das wohl Spekulation bleiben muss), aber das steht der Charakterisierung als "goldenes Zeitalter" in anderen Zusammenhängen auch nicht im Wege.
 
Neben unbestreitbar positiven Auswirkungen perfektionierte der technische Fortschritt auch die Waffentechnik.
Das ist für mich der Hauptpunkt, der mich an der Begrifflichkeit "Goldenes Zeitalter" stört: Das archäologische Fundgut der Bronzezeit ist ganz wesentlich von dem der mittleren Bronzezeit bestimmt. Die umfasst zwar lediglich wenige Generationen, aber ist über die ganze Bronzezeit archäologisch am niederschlagreichsten. Neben Bekleidungsteilen wie Fibeln und Gürteldosen und Werkzeugbestandteilen wie Beilen ist insbesondere das Schwert die Innovation der mittleren Bronzezeit und findet sich in fast jedem Männergrab. Insofern ist davon auszugehen, dass die (Mittlere) Bronzezeit eine Zeit des Krieges war.

es entwickelte sich vielerorts eine feudale Kriegeraristokratie.

Im Gegenteil, zu ihren Hauptmerkmalen gehören die Institutionalisierung der Gewalt (professionelles Kriegertum), eine hochgradige soziale Stratifizierung und die Einführung der Sklaverei, durch die Menschen zu z.T. übel behandelten Zwangsarbeitern und sexuellen Spielzeugen degradiert wurden.

Hier gehe ich nicht ganz mit euch konform: wie gesagt, gerade die unser Bild von Bronzezeit so bestimmende Mittlere Bronzezeit vermittelt im archäologischen Fundgut zwar ein äußerst kriegerisches Bild von sich, aber ene hochrgadige soziale Stratifizierung kann ich eigentlich nicht erkennen. Im Vergeich zur Eisenzeit, wo Waffen fast ausschließlich in Elitengräbern vorkommen, sind Waffen in der Bronzezeit eben geade kein Indikator für eine soziale Differenzierung, da sie in fast jedem Mänergrab zu finden sind.

Die Bronzezeit als goldenes Zeitalter zu bezeichnen, war, mit Chan, wirklich ein Fehlgriff, aber ich denke, man muss das auch zeitbezogen sehen. Zwar befand sich Europa bereits in der Wiedervereinigungskrise, aber die Aufbruchstimmung der frühen neunziger Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war noch vorhanden. Der islamistische Terrorismus war noch nicht ins allgemeine Bewusstsein gedrungen und allenfalls Nahostexperten (Algerienkrieg, Nah-Ost-Konflikt) und amerikanischen Sicherheitskräften (Kenia, erster Anschlag auf das WTC 1993, Luxor 1997) ein Begriff. Er hielt die Welt noch nicht so in Atem.
Vor diesem Hintergrund war die Bronzezeit auch eine Zeit des gemeinsamen zentral- und westeuropäischen Rückbezugs auf eine gemeinsame kulturelle Geschichte.
 
Vor diesem Hintergrund war die Bronzezeit auch eine Zeit des gemeinsamen zentral- und westeuropäischen Rückbezugs auf eine gemeinsame kulturelle Geschichte.

In der Bronzezeit eine Wurzel europäischer Kultur und Werte auszumachen, ist sicher verfehlt. Ich halte das für eine Wunschvorstellung und eine Überinterpretation (wenn nicht gar Fehlinterpretation) des archäologischen Befunds.
 
Kaum zu glauben, aber anscheinend erstmals in der Geschichte dieses Forums bin ich tatsächlich (zumindest einigermaßen) einer Meinung mit Chan ...

Allerdings wird der Begriff "Goldenes Zeitalter" tatsächlich recht inflationär gebraucht und gerne mal eine Ära kultureller und/oder wirtschaftlicher Blüte oder auch bloß politisch-imperialer Machtentfaltung eines Staates oder einer Kultur damit bezeichnet. Dass diese "Goldenen Zeitalter" allerdings zumindest in der Regel auch mit gravierenden Schattenseiten für zumindest einen Teil der Menschen verbunden sind, wird gerne ausgeblendet.
Diese Begriffsverwendung wird dem Begriff, wie Chan treffend dargelegt hat, allerdings nicht gerecht. "Goldenes Zeitalter" beschreibt einen (fiktiven) ursprünglichen Idealzustand der Menschheit, der von Einfachheit und weitgehender Bedürfnislosigkeit, vor allem aber vollkommener Friedfertigkeit und Fehlen von Not, geprägt ist; eine Gesellschaft, in der es keine Verlierer gibt. Ein derartiges Goldenes Zeitalter gab es in der Realität nie.

Aber auch wenn man den Begriff im entfremdeten Sinn verwendet, erschließt sich mir nicht, was ausgerechnet an der Bronzezeit so golden gewesen sein soll.

Ein tatsächlich "Goldenes Zeitalter" entstand in Griechenland, wo zwischen 1600 und 1200 v. Chr. die mykenische Kultur aufblühte. Das gilt auch für die minoische Kultur auf Kreta odr die britische Wessex-Kultur. Ob allerdings diese Epoche auch das Leben der einfachen Bevölkerung "vergoldete", ist zweifelhaft.
Eben! Zumindest die mykenische Kultur war obendrein eine Kriegerkultur.

Gerade Griechenland hatte übrigens - je nach Betrachtungsweise - fast nur "goldene Zeitalter". Die Zeit der Aristokratie wurde von antiken Anhängern dieser Gesellschaftsform ebenfalls als ideales Zeitalter, in dem nur die "Besten" (und nicht wie später der "Pöbel") das Sagen hatten und von diesen "Besten" Kunst und Kultur gefördert wurden, verklärt. Die Zeit der Demokratie (eingeengt auf die attische Demokratie im 5. Jhdt. v. Chr., die keineswegs repräsentativ für ganz Griechenland war) wird vor allem im modernen Schulunterricht verklärt (wegen der "Demokratie", aber auch wegen der kulturellen Leistungen Athens, aber unter unzureichender Wahrnehmung aller Schattenseiten). Der Hellenismus (eine Zeit, in der Könige ihre Staaten quasi als "speererworbenes" Privateigentum betrachteten, dessen Erweiterung jeden Krieg rechtfertigte) wiederum wird mitunter als Muster einer multikulturellen Gesellschaft gepriesen.
 
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Vielleicht probieren wir es wörtlich. :winke:
Der Witz ist doch dabei, dass das Edelmetall Gold in jener Zeit einen sehr hohen Stellenwert erlangte. Goldhut etc.
 
Die Frage, ist wie man Goldenes Zeitalter definiert. Je nach Definition trifft es auf viele oder auf keine Zeit zu.

Dass historische Ausstellungen gerne zu Propagandazwecken für die EU benutzt werden ist auch nichts Neues. Da wird Karl der Große "unzweifelhaft" zum "Pater Europae", "Vater Europas", der Westfälischen Frieden zur "Gründungsurkunde Europas" und die erste gut untersuchte Zeit mit Arbeitsteilung und untersuchten Fernhandelswegen sowie der ersten Hochkultur in Europa zur 'ersten' "Goldenen Zeit" Europas. Die Wertung sagt mehr über die heutige Zeit aus als über die Bronzezeit. Schon die Einheitlichkeit, die hier impliziert wird, war selbst in der Mykenischen Kultur nicht gegeben.

Interessant ist, wie knapp die Propaganda da an vertretbaren Aussagen vorbeirauscht. Mit Israel, Mykene und der Formation der Ethnien in Italien sind zumindest 3 Wurzeln Europas in jener Zeit verortet. Auch die Wurzeln der Literatur kommen ohne die Bronzezeit nicht aus. Die Ilias enthält dunkle Erinnerungen an jene Zeit und die Bibel sogar erste historische Erinnerungen. Die europäische Kunsttradition führt man gerne noch weiter zurück, auf Ägypten und Mesopotamien.

Natürlich hat das nichts oder kaum mit den sog. Europäischen Werten zu tun. Aber auf die Idee diese Unterschiede darzustellen kommt natürlich niemand, obwohl es das Ansehen des 'Europäischen Gedankens' wohl besser fördern dürfte als die plumpen und oberflächlichen propagandistischen Lippenbekenntnisse zu Europa.

Was sieht der Ottonormalbürger bei dieser Propaganda? (Die folgenden sind nicht meine Einsichten, sondern 'Volkes Stimme' aus Leserbriefen, Straßeninterviews und Kneipengesprächen. Die aktuellen Beispiele nehme ich aus eigenem Erleben, obwohl sie auch in den genannten Quellen so ähnlich standen. Aber wer liebt es nicht, einmal selbst Quelle zu sein? :D ) Der Westfälische Friede förderte die Partikularität in Deutschland und damit künftige Kriege zum Schaden Deutschlands. Karl der Große? Unterdrückung, Sachsenschlächter, Verfolgung anders Denkender. (Das kam aus der rechten Ecke und sollte den Europäischen Gedanken schwächen. Und rechts bedeutet hier, dass der Urheber sich öffentlich als Nationalsozialist bezeichnet, wenn er sich Mut angetrunken hat. Nüchtern gibt er es auf Nachfrage zu.) Und zur Bronzezeit sagte ein besonnener Mann angesichts einer Dokumentation, das sei typisch europäisch: Wirtschaft, Handel und etwas Kultur um die Nöte des Kleinen Mannes zu kaschieren. Ich muss ergänzen, dass er überzeugt es CDU-Mitglied ist.

Aber 'Goldenes Zeitalter' ist so schwammig, dass man alles darunter fassen kann. Frodis Frieden kann man so bezeichnen, aber Nazis mögen es selbst auf das 3.Reich beziehen, für die meisten wohl ein großer, wenn nicht der größte Tiefpunkt.

Zu den Steinklingen, die spanische Rüstungen durchdringen: In jener Zeit kaschieren Söldner oft schadhafte Rüstungen. Und ob jemand wie der Jurist und zum Zeitpunkt der Abfahrt gesuchte Verbrecher Cortez da eine Kontrolle vornahm? Dennoch würde auch ich da gerne die Quelle kennen. Das hört sich eher so an, als ob aus dem Vorkommen von Steinschwertern auf die Funktionalität geschlossen wurde. Und hatten wir das nicht schon mal?
 
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Da wird Karl der Große "unzweifelhaft" zum "Pater Europae",...
Das allerdings ist eine zeitgenössische Formulierung, die man Angilbert zugeschrieben hat:

7591d1242411588-moderne-v-lker-pater-europae.jpg
rex pater europę et summus leo pastor in orbe

Das sowie der renommierte Karlspreis sind natürlich zweifelhafte Historisierungen.

Allerdings reitest du mir mit deinem, in diesem Beitrag beinahe schon inflationären Gebrauch des Wortes Propaganda zu sehr auf einem unpassenden Begriff herum, da du die Strahlkraft eines archäologischen Fachkongresses in die Bevölkerung weit zu überschätzen scheinst.
 
Ja, die ganze Propaganda ist meiner Schlaflosigkeit zuzuschreiben. Einmaliger Gebrauch hätte gereicht. Und ich hätte es vielleicht nicht so ausführen brauchen. Aber es ärgert mich doch immer wieder.

Und ja, dass geht auf die Stelle aus dem Paderborner / Aachener Epos zurück, passt aber durchaus, da es anachronistisch und vom Werk abgehoben interpretiert wurde. Da ist dann das 'unzweifelhaft' entscheidender als der Ausdruck selbst.

(Da es nur am Rande zum Thread passt, nur kurz: Zu Beginn wird auf die Reise des Paulus nach Rom angespielt, wohl in der Absicht ein Bild für den Lebensweg Karls zu schaffen. Und schließlich, beim Zusammentreffen der beiden gegen Ende, jener Satz: "Der König, der Vater Europas, und Leo, der oberste Hirte auf Erden, sind zusammengekommen und führen Gespräche über mancherlei Dinge." (Übersetzung von Brunhölzel) Da wird der König, nicht der Papst Vater genannt. Der Papst ist der höchste Hirte. Da meint 'pater europae' wohl eher die Vor- und Schutzherrschaft über die abendländische Christenheit. Das war ja auch de facto die Rolle Karls. Ausgeschlossen sind die Länder des Heidentums, des Islam und de facto Byzanz. Ein solches Verständnis kann man schlecht auf den heutigen Europäischen Gedanken als solidarischen Friedens- und Wirtschaftsraum, der seinen Bewohnern Rechte garantiert, übertragen, egal wie groß die Kritik an der EU sein mag. Hier hinkt nicht die Bezeichnung, während die Geographie nur teilweise passt und die Werte vollkommen Andere sind.)
 
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Schon fast witzig ist, dass die "Bronzezeit" in der antiken Vorstellung von den Zeitaltern eben kein "Goldenes Zeitalter" war, sondern im Gegenteil: Auf das paradiesische "Goldene" und das "Silberne", die anscheinend metalllos gedacht wurden, folgte das "Eherne" bzw. "Bronzene" Zeitalter, in dem (Bronze-)Waffen und Krieg dominierten.
 
Schon fast witzig ist, dass die "Bronzezeit" in der antiken Vorstellung von den Zeitaltern eben kein "Goldenes Zeitalter" war, sondern im Gegenteil: Auf das paradiesische "Goldene" und das "Silberne", die anscheinend metalllos gedacht wurden, folgte das "Eherne" bzw. "Bronzene" Zeitalter, in dem (Bronze-)Waffen und Krieg dominierten.
Ja, aber solche Vorstellungen, wie etwas die des Buches Daniel, aus dem man die Weltreichelehre/Weltzeitalterlehre entwickelt hat, bezogen sich ja nicht auf den Ablauf der materialkulturellen Menschheitsentwicklung sondern auf die Wertigkeit des Materials, absteigend Gold - Silber - Eisen - Bronze - Ton.

Ich möchte eine Lanze für die Bronzezeit brechen. Bisher wird sie m. E. zu sehr durch die Waffengräber der Mittleren Bronze wahrgenommmen bzw. durch den begrenzten Raum des Helladikums (Stichwort Mykene), wobei ja auch die Verteilung der Waffen in den mittelbronzezeitlichen Grabstätten in Zentraleuropa so etwas wie eine gesellschaftliche Egalisierung zu dokumentieren scheint.

Aber gehen wird doch mal über das Kriegshandwerk hinaus:
Anstatt Steinbeilen liegen nun sich immer weiter verbessernde Bronzebeile vor. Das ist eine unheimliche Erleichterung bei der Rodung, bem Hausbau etc. Anstatt des Grabstocks, mit dem nur mühseelig die Felder bearbeitet wurden, tauchen nun die ersten Pflüge auf, das erleichtert die Feldarbeit zunächst, gibt aber auch Raum, mehr zu erwirtschaften, also die Ernährung noch besser sicherzustellen.
Aus dem neolithischen Scheibenrad wird das bronzezeitliche Speichenrad, eine der wichtigsten Innovationen der Menschheit, die bis in unseren Alltag heute von Bedeutung ist.

Aus der Rückschau ist natürlich der Begriff 'Goldenes Zeitalter' etwas seltsam. Im Sinne einer technologischen Weiterentwicklung mit Auswirkungen bis in unsere Zeit hat er durchaus seine kleine Berechtigung. ;)
 
Ausgedehnte Reise"aktivitäten" in der Bronzezeit:

Und wie haben sie diese hunderte von Kilometern zurückgelegt?

Schiff/Einboot?
Zu Fuß?
Allein/Mit Handelsgemeinschaften?
Wagen/Pferd oder Ochse als Zugtier)
Gibts da Literatur zu?

Beide Mädels gehörten m.E. einer höher gestellten Gesellschaft an.
 
Die Fernkaufleute reisten auf Saumpfaden oder auch nur Trampelfaden, ferner transportierten sie ihre Waren auf den Flüssen.

Auf jeden Fall waren solche Reisen mühsam und gefährlich und die Kaufleute mussten sicher gut mit Waffen umgehen können, um sich gegen Überfälle wehren zu können

Mit dem Fernhandel entwickelte sich ein Transportproblem. Am leichtesten ging der Transport mit Schiffen bzw. Kähnen über die Flüsse und großen Ströme, besonders natürlich stromabwärts. Überlanddistanzen wurden bewältigt durch menschliche Lastenträger oder Karrenzieher, was häufig an Grenzen stieß. Besonders wenn schwere Kupfer- oder Zinnbarren zu transportieren waren. Insofern waren auch kleine Wagengespanne im Einsatz, die von Vierbeinern gezogen wurden und zwar von Eseln oder Maultieren, später auch von Pferden - sofern der Reiseweg das überhaupt zuließ.
 
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