Konnten Neandertaler schwitzen?

Federmesser

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Nun diese Frage mag sehr absurd klingen. Sie ist aber nicht unrelevant. Das Schwitzen macht den Menschen zum geborenen Langstreckenläufer.

Raubtiere müssen nach kurzer Hetzjagd eine Pause einlegen, damit ihr Körper nicht überhitzt. Nicht so der Mensch. Er vermag lange Strecken ohne Unterbruch zu rennen, da er sozusagen über eine körpereigene "Klimaanlage" verfügt.

Das Schwitzen verschafft dem Menschen den schnellsten und grössten Raubtieren gegenüber einen Riesenvorteil.

Persönlich frage ich mich, ob der Neandertaler, der sich der Kälte angepasst hatte, schwitzen konnte

Falls nein, war ihm der Cro Magnon auf der Jagd höchstwahrscheinlich in Sachen Ausdauer um ein Vielfaches überlegen und hatte die entscheidenden Vorteile.

Der Neandertaler verbrauchte mehr Energie aufgrund der grösseren Gehirn-, und Muskelmassen, als der Mensch. Neanderthalensis ernährte sich hauptsächlich von Fleisch. Der Cro Magnon nicht. Dieser konnte zeitweilig auf andere Nahrungsmittel ausweichen.

So könnte es also auch möglich gewesen sein, dass der Neandertaler bei einem Konkurrenzkampf um die Nahrungsressourcen doppelt und dreifach im Nachteil war…

Könnte da was dran sein?

Gruss Federmesser
 
Der Neandertaler hatte recht kurze Beine (Anpassung an die Kälte), schon deswegen war er kein Langstreckenläufer.
Die Tiere, die nicht schwitzen, haben andere Formen der Abkühlung gefunden, z.B. das Wedeln mit den Ohren.
 
Alle Menschenaffen können schwitzen, von da her ist es nicht einsehbar, dass der Neandertaler nicht schwitzen konnte (das wäre ja ein genetischer Rückschritt gewesen).
 
Alle Menschenaffen können schwitzen, von da her ist es nicht einsehbar, dass der Neandertaler nicht schwitzen konnte (das wäre ja ein genetischer Rückschritt gewesen).

Es ist natürlich plausibler dass der Neandertaler (und alle anderen Vor- und Frühformen des Menschen) schwitzte(n), als dass er (sie) es nicht tat(en). Allerdings ist der "genetische Rückschritt" kein Argument, da Evolution eben kein planvolles Handeln ist und somit auch in der Sackgasse (und der Neandertaler war - so er vom Jetztmenschen nicht ausgerottet worden ist - möglicherweise eine solche Sackgasse) enden kann.
 
Hallo!

Darüber habe ich im Fernsehen mal was gesehen - schau ich mir immer gerne an, wenn sie sowas bringen.
Und da scheint die Wissenschaft eine klare Antwort drauf zu haben:
Nein, der Neanderthaler besaß keine Schweißdrüsen - konnte also nicht schwitzen.
Das war einer der Anpassungsvorteile, die der Neanderthaler während der zu seiner Zeit herrschenden Kaltzeit hatte. So konnte er Temperaturen von -30 °C leicht überstehen, während er mit Schweißdrüsen Probleme bekommen hätte, da der Schweiß bei solchen Temperaturen auf der Haut gefriert.
:)
 
Nein, der Neanderthaler besaß keine Schweißdrüsen - konnte also nicht schwitzen.

Woher wollen die Wissenschaftler das den wissen ?
Immerhin hat man ja nur die Knochen und nichts von dem Gewebe.
Wie weiter oben schon angegeben besitzen auch Menschaffen Schweißdrüsen.
Da die Schweißdrüsen auch ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems ist, was wäre wenn der Neanderthaler Fieber gehabt hätte, er wäre einfach an der Überhitzung des Körpers gestorben.
Der Neanderthaler lebte nicht nur in den Kaltperioden, auch während den meisten Eiszeiten gabe es immer wieder teilweise recht kurze Warmphasen.
 
Das halte ich auch für Mumpitz. @Barbarossa, wo ist die Quelle dieser Weisheit?

Hab ich doch geschrieben, hab ich im Fernsehen in einer Doku gesehen. Im Netz hab ich darüber jetzt auch nach intensiver Suche leider nichts gefunden. Ob das noch aktuell ist, kann ich natürlich auch nicht sagen und die Erkenntnisslage verändert sich ja recht häufig.
Ich hab jetzt einfach nur das wiedergegeben, was ich da gesehen und mir gemerkt habe. Ist auch schon eine Weile her.
;)
 
Letztlich ist es so wie bei vielen Vermutungen zu "dem einen Aussterbensgrund" für die Neandertaler:

Die hauptsächliche Motivation in der Vermutung liegt darin das diese Wesen ausgestorben sind. Sprich, man findet keine zwingenden Hinweise die diese Vermutungen nahelegen sondern geht von dem Grundansatz aus das diese Vermutung ein möglicher Aussterbensgrund wäre.

Wenn man mal zusammenzählt was Neandertaler alles im Laufe der Jahre nicht konnten (Speerwerfen, Sprechen, Soziale Bindungen aufbauen, Schwitzen, Kleidung anfertigen usw.) und dann genau deshalb ausstarben fragt man sich ja manchmal schon wieso die das überhaupt so lange geschafft haben.

Übrig bleibt aber zumeist wenig davon. Bezüglich dem Schwitzen gibt es aus meiner Sicht ein paar Dinge welche gegen diese These sprechen:


  • Neandertaler trugen meines Wissens kein Fell mehr, zumindest kein eigenes. Die weitgehende Reduktion der menschlichen Behaarung wird aber zumeist auf eine bessere Belüftung zurückgeführt und schneller abtransportierten Schweiss. Ein kurzes Fell dagegen schützt gut vor der Sonneneinstrahlung, besser als unsere nackte Haut. Dieses Problem intensiver Sonneneinstrahlung hat man in unseren Breitengraden eher selten, es ist also auch nicht wirklich erklärbar warum sich plötzlich wieder ein Fell ausgebildet haben sollte, und sich dafür die Wärmeregulierung durch Schwitzen zurückgebildet haben sollte. Zumal wir hier ohnehin über Menschen mit Kleidung reden.
  • Aktuell geht man bezüglich der Neandertaler von einem sehr ausgeprägtem Wanderverhalten aus. Gleichzeitig wissen wir von den Jagdgewohnheiten der Neandertaler das sie sich sehr intensiv von Fleisch ernährten. Unter anderem Grosswild, und man darf davon ausgehen dass dies ein anstrengendes Leben war, bei dem die Energieumsetzung oft (auch ein gern genannter Grund für das Aussterben) höher war als beim Jetztmenschen. Vor allem mehr fleischliche Nahrung sei nötig gewesen heisst es ja oft. Wärmeregulierung (egal in welcher Form) muss für sie also sehr wichtig gewesen sein.
  • Selbst wenn wir irgendwann intakte Neandertalerhaut ohne Schweissporen finden würden wären wir noch nicht wirklich weiter. Um herauszufinden ob denn sie (auch nur unter anderem) deshalb ausgestorben sind müsste man erst einmal ermitteln wie denn stattdessen ihre Wärmeregulierung aussah. Denn dort gibt es schliesslich eine ganze Menge erfolgreiche Konzepte - unseres der Nacktheit ist nur eines davon, und auch nicht in jedem Fall das beste.
Inwieweit Neandertaler Temperaturen unter Minus 30 Grad problemlos oder regelmässig aushielten ist natürlich auch ein wenig fraglich. Bei einer Verbreitung von Spanien über Deutschland bis in die Levante kann man kaum von einheitlichen Klimabedingungen sprechen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Neandertaler kam ja auch in südlichen Breiten vor sein Vorfahr der Heidelbergmensch sogar in Afrika es wäre also unlogisch wenn der nicht schwitzen konnte .
Eine Untersuchung des genetischen Codes sollte in der Lage sein die Frage ,auch ohne erhaltenene Haut, einwandfrei klären zu können .
 
Wenn man mal zusammenzählt was Neandertaler alles im Laufe der Jahre nicht konnten (Speerwerfen, Sprechen, Soziale Bindungen aufbauen, Schwitzen, Kleidung anfertigen usw.)

Sprechen konnte er, dies ist durch den Fund eines Zungebeines in Israel, absolut gesichert.
Vgl.
Tatsächlich wurden Paläoanthropologen im Jahr 1983 fündig: In der israelischen Kebara-Höhle stießen sie auf das 60 000 Jahre alte Grab eines erwachsenen Neandertalers. Neben dem Unterkiefer entdeckten sie auch ein fast vollständig erhaltenes Zungenbein, das beim Menschen als einziger Knochen nicht mit anderen Knochen verbunden ist, sondern mit dem weichen Gewebe des Kehlkopfes

Paläoanthropologie: Vetter mit Sprachtalent - spektrumdirekt
 
Ja. Es ging mir explizit um Vermutungen für das Aussterben welche sich als wenig stichhaltig erwiesen haben. (Aber verlockend klangen, weil sie das Aussterben auf einen einzelnen leicht erklärbaren Grund reduzierten)
 
Die Titelgeschichte des aktuellen SPIEGELs über Evolutionsmedizin ist sehr empfehlenwert. Darin ist auch von konstruktiven Zwängen die Rede, also grundsätzlichen anatomischen "Konzepten", die zu einem bestimmten Zeitpunkt nun mal so und nicht anders beschaffen sind. Bei evolutionären Veränderungen kann nicht einfach Tabula Rasa gemacht und etwas völlig Neues "konstruiert" werden, sondern es verändert sich lediglich etwas auf Grundlage des Basiskonzepts, wobei sich oft eine suboptimale Kompromisslösung ergibt. Der Autor zitiert hier den zunächst fortschrittlichen luftgekühlten Heckantrieb des VW Käfers, der spätere Weiterentwicklungen behinderte.

Diese Rahmenbedingungen sollten dem allzu freien Postulieren mit Evolutionstheorien bezüglich der Schweißdrüsen natürliche Grenzen setzen.
 
Zwar schweifen wir nun mit dem Aufgreifen des Themas „Zungenbein“ ein wenig vom Stoffkreis ab, aber es ist nicht uninteressant.

Der Neandertaler konnte sprechen, soviel steht fest. Da sein Zungenbein aber höher lag, als das des modernen Menschen, vermochte er wahrscheinlich einige Laute nicht zu formen und die Stimme eines Neandertalermannes, könnte einiges höher gewesen sein, als die eines männlichen Homo sapiens sapiens.

Dass er sprechen konnte und eine eigene Sprache hatte, diese Vermutung wird zudem bestärkt mit der Entdeckung des Sprachgens FOXP2 im Neandertaler-Erbgut.

Einige interessante Links zum Thema Neandertaler und Sprache

Konnte der Neandertaler sprechen?

Konnte der Neandertaler sprechen? - Quarks & Co - WDR Fernsehen

Die Sprache des Neandertalers -
Sprachgen FOXP2 beim Neandertaler gefunden

Die Sprache des Neandertalers



Somit gehe ich wieder zum „schweisstreibenden“ Thema zurück.


Menschenaffen haben NUR ein paar Geruchsschweissdrüsen. Richtig Schwitzen, wie wir Menschen, können sie nicht.

Das Phänomen, den Körper durch Schwitzen kühlen zu können, können nebst dem Menschen nur die Pferde. Sie sind wie die Menschen, sehr ausdauernde Langstreckenläufer.

Da der Neandertaler dem Menschen am Nächsten stand und durch die Tatsache, dass seine Waffen nur aus nächster Nähe töteten, musste er vielleicht auch Hetzjagden durchführen. Schwitzen, oder nicht schwitzen, das ist die Frage. :)

Gruss

Federmesser
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn wir Sprache als Vorraussetzung für technologische Entwicklung sehen so müssen wir diese bei Neandertalern schlichtweg erwarten. Da diese einfach gegeben war. Ob mit oder ohne Zungenbein.

Tun wir dies nicht und sagen Sprache sei für derlei Entwicklungen nicht wichtig so kann sie auch nur schwer herhalten um ein Aussterben zu begründen.

Eine ähnliche wenn auch indirekte Argumentation kann man natürlich für das Schwitzen durchführen. Neandertaler haben sich offensichtlich sehr stark von Fleisch ernährt, insbesondere von Grosswild. Wir können nun sagen sie haben das ohne Schwitzen geschafft - dann hatten sie andere Methoden um trotz grossem Muskelapperat und weiten Wanderungsbewegungen nicht zu Überhitzen.

Oder wir gehen davon aus das sie uns ähnlich genug sind um ähnliche Methoden verwendet zu haben. Insbesondere ähnlich genug darauf bezogen das sie kein Fell mehr hatten, was als eine Anpassung gesehen wird um...eben schwitzen zu können.
 
auch für schweissdrüse sollte es entsprechnde Sequenzen im genetischen Code geben , oder ?
Das Schöne ist, dass man, solange man diese nicht explizit entschlüsselt hat, in sie alles hineinpostulieren kann, was einem gerade in den Kram passt.

Ich habe daher dazu gemahnt, es damit nicht zu weit zu treiben.
 
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