Kreisgrabenanlagen

Rovere

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Eines der faszinierenden und rätselhaftesten Phänomene in Mitteleuropa: Die Kreisgrabenanlagen!
Vor ca. 7000 Jahren entstanden in einem relativ kurzen Zeitraum von 250 Jahren über 80 solcher Kreisgrabenanlagen. Niemand kann mit Bestimmtheit sagen wozu diese gedient haben, möglicherweise als
Sonnenobservatorien.
Vor kurzem wurde eine Kreisgrabenanlage virtuell rekonstruiert und die NÖ Landesausstallung 2005 ist ebenfalls diesem Thema gewidmet.

Die meisten der Kreisgrabenanlagen finden sich übrigens im niederösterreichischen Weinviertel
 
Wie ist das dann aber mit der Anlage in Stonehenge ?
Ist die auch zu der Zeit entstanden , da dort doch auch die Gestirne beobachtet wurden .:confused:

Tschüss , Elena
 
Rovere schrieb:
Eines der faszinierenden und rätselhaftesten Phänomene in Mitteleuropa: Die Kreisgrabenanlagen!
Vor ca. 7000 Jahren entstanden in einem relativ kurzen Zeitraum von 250 Jahren über 80 solcher Kreisgrabenanlagen. Niemand kann mit Bestimmtheit sagen wozu diese gedient haben, möglicherweise als
Sonnenobservatorien.
Vor kurzem wurde eine Kreisgrabenanlage virtuell rekonstruiert und die NÖ Landesausstallung 2005 ist ebenfalls diesem Thema gewidmet.

Die meisten der Kreisgrabenanlagen finden sich übrigens im niederösterreichischen Weinviertel
Welch ein Zufall. Selbst in der Nähe vom Mittelberg, wo die inzwischen Weltberühmte Himmelsscheibe gefunden wurde, wurde eine Kreisgrabenanlage ausgemacht.
siehe hier
http://www.uni-halle.de/MLU/news/news/news250.htm
 
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Elena schrieb:
Wie ist das dann aber mit der Anlage in Stonehenge ?
Ist die auch zu der Zeit entstanden , da dort doch auch die Gestirne beobachtet wurden .:confused:

Stonehenge ist ca. 3000 Jahre jünger! Das ist ja das unglaubliche an diesen Kreisgrabenanlagen.

Ich habe vor kurzem bei einer Ausstellungseröffnung in Niederösterreich Prof. Wolfhard Schlosser - er ist der Experte zur Himmelsscheibe von Nebra -kennengelernt, er hat sich auch mit den Kreisgrabenanlagen beschäftigt. Er hat mir dabei erzählt dass diese Anlagen plötzlich auftauchen, dh. es gab nur eine relativ kurze Entwicklungsphase. Dieser gewaltige Technologischub aus dem Nichts heraus ist das unfassbare an diesen Anlagen. Schlosser sagte dass die Formen der Anlagen - ihre Kreise, Gräben und Palisaden - unglaublich genau angelegt waren, teilweise schufen die Erbauer sogar geometrisch genaue Ellipsen!!!
Und nach 250 Jahren hörten die Menschen genauso plötzlich wieder auf mit dem Bau der Kreisgräben.
 
Rovere schrieb:
Stonehenge ist ca. 3000 Jahre jünger! Das ist ja das unglaubliche an diesen Kreisgrabenanlagen.

. Er hat mir dabei erzählt dass diese Anlagen plötzlich auftauchen, dh. es gab nur eine relativ kurze Entwicklungsphase. Dieser gewaltige Technologischub aus dem Nichts heraus ist das unfassbare an diesen Anlagen. Schlosser sagte dass die Formen der Anlagen - ihre Kreise, Gräben und Palisaden - unglaublich genau angelegt waren, teilweise schufen die Erbauer sogar geometrisch genaue Ellipsen!!!
Und nach 250 Jahren hörten die Menschen genauso plötzlich wieder auf mit dem Bau der Kreisgräben.
Das ist Salz in der Suppe für Däniken Fans.
 
Ohja !! Däniken freut sich dann wieder über seine große Fangemeinde . :yes:

Es ist doch erstaunlich ,dass viele Menschen diese Bücher kaufen und noch viel schlimmer ist es das auch noch glauben !!

Woran liegt das bloß ?? Diese Leute würden dann sicher auch noch die Theorien von Darwin anzweifeln ...

Tschüss ,Elena
 
Ich hoffe nicht dass die Kreisgrabenanlagen zu einem bloßen Spielplatz der Dänikenianer verkommt, wäre gar nicht gut für diese Denkmäler.
Das Hauptproblem mit diesen Anlagen ist ja dass sie kaum erforscht sind. Diese hängt damin zusammen dass erst seit relativ kurzer Zeit die Existenz dieser Anlagen bekannt ist. Die Kreisgräben können ja nur von der Luft aus durch die Bodenverfärbungen erkannt werden, also vor der Luftbildarchäologie wußte man nichts von deren Existenz.
Und je weniger man weiß desto größer ist die Spekulaton - der Wissenschaft genauso wie der Humbug.
 
Eine spektakuläre Ausstellung über Kreisgräben wurde letzte Woche in Niederösterreich eröffnet. Erstmals werden die archäologischen Forschungen über diese faszinierenden, 6000 bis 7000 Jahre alten riesigen Anlagen präsentiert.

Neben einer Rekonstruktion eines Kreisgrabens werden auch Funde aus der Epoche der Kreisgrabenbaumeister ausgestellt. Diese Ausstellung ist heuer nicht nur für Urzeitfans ein Grund für einen Kurztrip nach Niederösterreich, ich hab sie bereits vor ein paar Tagen gesehen, es zahlt sich auf jedenfalls aus sich diesem faszinierenden Thema Kreisgrabenanlagen (gibt auch unzählige davon in Deutschland) etwas eingehender zu widmen.

Mehr Infos über diese großartige Ausstellung auf der Homepage der NÖ-Landesausstellung 2005
 
Ich halte auch nix von Däniken, aber die ersten Kreisgrabenanlagen sind wohl tatsächlich wesentlich hälter als Stonehenge. Die bekannteste deutsche Anlage von Quenstedt ist wohl um die 6000 Jahre alt. Vergleiche sind sowieso schwer zu ziehen: Zum einen zog sich die Errichtung von Stonehenge über mehrere Phasen hin, die über eine Kreisgraben mit Wall, eine hölzerne Kreisanlage in der Nähe ("Woodhenge") und einen Kreis aus wesentlich kleineren Steinen ("Blue stones") zur heute noch sichtbaren Konstruktion führte. Dabei entstand der Kreisgrabe um 3000 v. Chr., die endgültige Gestaltung erfolgte spätestens tausend Jahre später.

Zum anderen ist die letzte Ausbauform von Stonehenge mit den Decksteinen absolut einzigartig und ohne Parallelen, so dass gerade sie ein besonders herausragendes, fortentwickeltes Beispiel für einen Steinkreis steht.
 
Meiner Ansicht nach, ist man vor 7000 zum Ackerbau übergeangen. Man hat einen Tempelbezirk eröffnet und in der Mitte der Anlage mit ein Observatorium und Tempel errichtet. Mit der Beobachtung der Gestirne wurden die Zeitpunkte der Aussaat und der Ernte ermittelt
Eine gleiche Anlage stand, wie schon geschrieben, in Nebra. Auch Stonehage dürfte auf demselben Prinzip beruhen. :rolleyes:
 
@ Heinz: ich glaube nicht, dass die ersten Bauern von Anfang an Kreisgrabenanlagen gebaut haben. Diese Anlagen, ähnlich wie auch die neolithischen Erdwerke, können sehr groß sein, was bedeutet, dass sie in Gemeinschaftsarbeit entstanden sind. Dies setzt aber eine bereits halbwegs entwickelte Infrastruktur und ein Gemeinwesen voraus. Manche Theorien der letzten Jahre gehen davon aus, dass sich mehrere Dörfer zusammengeschlossen haben, um Tempel oder Erdwerke zu bauen. Bezeichnenderweise sind solche großen Bauwerke in der Alt- oder Mittelsteinzeit nicht entstanden, obwohl die Menschen wohl durchaus die technischen Voraussetzungen dazu besaßen.

Interessant ist weiter, dass Kreisanlagen durchaus häufiger in neolithischen Dörfern zu finden sind, aber dann viel, viel kleiner als ihre großen Vettern in Quenstedt oder Stonehenge.
 
Nach dem von Rovere angegebenen link ist die kosmische Deutung der Kreisgrabenanlagen wohl immer noch eine Hypothese. Kann es nicht sein, dass manche Forscher hier einer Überinterpretation erliegen, und die Palisadenhügel lediglich eine burgähnliche Befestigung trugen? Ich habe manchmal Schwierigkeiten zu glauben, dass die Bevölkerung Mitteleuropas fast noch im Mesolithikum bzw. zu Beginn der Jungsteinzeit - d.h. 5000 v. Chr. - bereits über derartige astronomische Kenntnisse verfügen sollte.

Andererseits gibt mir der sensationelle Fund der "Himmelsscheibe von Nebra" zu denken, der ebenfalls in die Zeit vor etwa 7500 Jahren verlegt wird, was zahlreiche langwierige - auch metallurgische - Untersuchungen erhärtet haben. Auch dort, nämlich auf dem Mittelberg bei Nebra, fand man eine Ringanlage, Siedlungsreste sowie zahlreiche Hügelgräber. Diese Ringanlage ist gleichfalls das Zentrum kosmisch bzw. astronomischer Spekulationen. Wirklich faszinierend.

Also: Ich bin mir nicht ganz schlüssig, ob man diesen Hypothesen folgen kann, aber nach dem Fund der Himmelsscheibe ist es für mich eine solche Deutung wahrscheinlicher geworden.
 
Rovere schrieb:
Ich habe vor kurzem bei einer Ausstellungseröffnung in Niederösterreich Prof. Wolfhard Schlosser - er ist der Experte zur Himmelsscheibe von Nebra -kennengelernt, er hat sich auch mit den Kreisgrabenanlagen beschäftigt. Er hat mir dabei erzählt dass diese Anlagen plötzlich auftauchen, dh. es gab nur eine relativ kurze Entwicklungsphase. Dieser gewaltige Technologischub aus dem Nichts heraus ist das unfassbare an diesen Anlagen. Schlosser sagte dass die Formen der Anlagen - ihre Kreise, Gräben und Palisaden - unglaublich genau angelegt waren, teilweise schufen die Erbauer sogar geometrisch genaue Ellipsen!!!
Und nach 250 Jahren hörten die Menschen genauso plötzlich wieder auf mit dem Bau der Kreisgräben.
Hi Dieter, ich zitier mich gleich selber, vielleicht hast dus ja überlesen. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Kreisgräben und der Himmelsscheibe von Nebra, zumindest laut Prof. Schlosser.
 
Sorry, Rovere, den Hinweis, dass (natürlich) auch Andere Parallelen zu Nebra gezogen haben, hatte ich glatt überlesen.

Nun noch einmal zur Sache. Kann es wirklich sein, dass solche Anlagen gleichsam aus dem Nichts geboren werden, solche Ideen und Kenntnisse plötzlich ohne Fremdeinwirkung das Licht der Welt erblicken? Ich kann mir das kaum vorstellen und bin geneigt, nach dem Motto "ex oriente lux" eine Kulturtrift aus Vorderasien zu vermuten.

Andererseits: Was gab es in Vorderasien 5000 v. Chr.? Noch keine organisierten Staaten, sondern lediglich mehr oder weniger fortschrittliche Siedlungen mitten in der Zeit des Neolithikums. Wurden in diesen Siedlungen ähnliche Fundstätten - d.h. also solche Kreisanlagen - ergraben? Ich weiß es nicht.

Falls man dort nichts ähnliches gefunden hat, müsste man sich in der Tat mit der Idee anfreunden, dass unseren Urahnen diese verblüffenden Dinge selbst eingefallen sind. Das nenne ich dann endlich mal mitteleuropäische Innovation!
 
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Dieter schrieb:
Also: Ich bin mir nicht ganz schlüssig, ob man diesen Hypothesen folgen kann, aber nach dem Fund der Himmelsscheibe ist es für mich eine solche Deutung wahrscheinlicher geworden.

Ihr Lieben,
ich muß Eure Euphorie bezüglich der Himmelsscheibe etwas dämpfen. Zur Zeit wird laut Spiegel ein Prozeß geführt, ob die bronzezeitliche Himmelsscheibe eine Fälschung ist. Angeklagt wegen Hehlerei sind ein Lehrer und eine Museumspädagogin wegen Hehlerei. Die Beiden haben erfolgreich Zweifel an der Echtheit des Fundstückes gesät. Vielleicht nur um nicht wegen Hehlerei verurteilt zu können. Wäre die Scheibe Trödel aus unserer Zeit, kämen die Ankläger in Nöte, weil dann der Vorwurf der Hehlerei mit bedeutsamen Kulturgut nicht mehr greifen würde.
Man muß den Ausgang dieses Prozesses abwarten. Die Scheibe ist ein Unikat, vergleichbare stücke gibt es nicht. Zwar fand eine 18-köpfige Forschergruppe an der Scheibe keine messbare Radioaktivität eines bestimmten Isotops, doch das lässt nur die Aussage zu, dass der Fund mindestens hundert jahre alt ist. :rolleyes:
 
Ich weiß dazu nur, dass die Universität Freiberg ein metallurgisches Gutachten erstellt hat, das zweifelsfrei das Alter der Scheibe beweisen soll. Man ist dort überaus sorgfältig vorgegangen, da ja schon zu Beginn des Fundes etwaige Bedenken wegen seines wirklichen Alters auszuräumen waren.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass bei dieem Hehlerprozess etwas anderes herauskommt. Aber weiß man's?
 
@ Dieter: Wenn du Dir den Grundriss z.B. der Kreisgrabenanlage bei Quenstedt anschaust, wirst du sehen, dass eine Nutzung als Verteidigungsanlage auf keinen Fall in Frage kommt. Leider habe ich gerade keinen Link mit dem Grundriss parat, ebensowenig wie die interessante Rekonstruktionszeichnung. Wie ich schon schrieb, hat man zudem in neolithischen Dörfern kleinere Kreisgrabenanlagen entdeckt.
In Quenstedt gab es wohl noch zu DDR-Zeiten astroarchäologische Untersuchungen, die ergaben, dass die Anlage tatsächlich den Sonnenaufgang an einem bestimmten Tag zeigt. Mit diesen Themen kenne ich mich aber nicht gut aus. Allerdings waren die DDR-Forscher vorsichtig und schrieben im zweibändigen Werk "Archäologie in der DDR", dass die Anlage auch als Viehpferch genutzt worden sein könnte.
Eine Verteidigungsnutzung dürfte aber auf das ein oder andere der so genannten "Erdwerke" aus der Jungsteinzeit zutreffen, die in den letzten Jahren in den Fokus der Forschung gerückt sind. Allerdings dürften auch sie recht vielfältige Funktionen gehabt haben und nur einige Verteidigungszwecken gedient haben.
 
Lieber Ashigaru, ich meine auch, dass die Anlage in Quenstedt sich nicht für die Verteidigung eignete. Ich nehme an, dass bei einer beginnenden Kultur des Ackerbaus, man genaue Daten über die Aussaat und Erntezeit brauchte. :rolleyes:
 
@ Ashigaru

Ich habe den Doppelband "Archäologie in der DDR" gerade vor mir liegen und betrachte den Rekonstruktionsversuch der von dir genannten "Rondellanlage Quenstedt".

Mit ihren 5 Palisadenringen und den 3 Einfallswegen ist es in der Tat eine beeindruckende Höhenanlage. Die Archäologen äußern sich vorsichtig in der Richtung, dass dies Rondell mit "astronomischen Beobachtungen durch die Erbauer der Anlage in Verbindung gebracht wird".

Sie sagen ferner, dass es mit Unterstützung des Raunflugplanetariums Halle möglich war, die Sonnenauf- und Sonnenuntergangszeiten zur Sommersonnenwende vor etwa 6000 Jahren exakt festzulegen sowie Zeitmarken im Jahreslauf mit Hilfe der Sternstellungen des Sommerdreiecks und des Kreuzes des Südens zu bestimmen. Als Folge äußern sie die Erkenntnis, dass das Rondell von Quenstedt das "bisher einzige Ringheiligtum des Neolithikums im Mittelelbe-Saale-Gebiet" ist.

Wenn man diese Forschungsergebnisse zugrunde legt, den Fund der Himmelsscheibe von Nebra hinzunimmt und die österreichischen Kreisanlagen betrachtet, erhält die Hypothese einer kosmischen Deutung größere Wahrscheinlichkeit. Eins ist jedenfalls klar: Die Rondellanlage von Quenstedt, deren Rekonstruktionsversuch ich gerade betrachte, war gewiss keine neolithische Befestigung oder Burganlage.

Dennoch möchte ich bei dieser Gelegenheit an den Ausspruch eines Ägyptologen erinnern, der vor geraumer Zeit sagte: Wenn man die Fluchtlinien der Pyramiden ins All verlängert, wird sich stets irgendein ein Stern von Bedeutung finden lassen, den die Baumeister angeblich angepeilt haben. - Ich will damit nur sagen, dass man mit derartigen kosmischen Spekulationen, die über 7000 Jahre zurückliegen, sehr vorsichtig sein muss.
 
Wenn vor 7000 Jahren die Mehrzahl der Kreisgrabenanlagen in einem relativ kurzen Zeitraum von 250 Jahren in einem relativ großen Gebiet Mitteleuropas entstanden sind und astronomischen Beobachtungen dienten, dann kann m.E die Ursache nicht alleine in der Notwendigkeit der Bestimmung von Sommer- und Wintersonnenwende liegen. Dies tat man vor und nach der Kreisgrabenzeit auch und offenbar weniger aufwändig.
M.E. könnte die Erklärung entweder in einem überregionalen Kult liegen, der sich dann allerdings sehr schnell über ein großes Gebiet hätte verbreiten und ebenso schnell hätte verschwinden müssen, oder aber in einem außergewöhnlichen astronomischen Phänomen (Kometen o.ä.), welches am Beginn des Kreisgrabenzeitalters stand .
Hat irgend jemand eine Ahnung von historischer Astronomie bzw. ob der fragliche Zeitraum auf solche Phänomene hin überprüft wurde ?
 
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