Wiege der Zivilisation

B

bender

Gast
Der Wikipedia-Artikel zu dem Thema gibt nur dürtige Auskunft, und da ich mich eh gerade damit beschäftige, dachte ich, hole ich gleich mal ein paar Meinungen ein.

Zunächst einmal, was überhaupt die Definition dieses Begriffs ist. Aus eigener Überlegung würde ich damit die Regionen der Erde bezeichnen, an denen die ersten Schritte von Jägern und Sammlern zur Ackerbauern gemacht wurde, also die Sesshaftwerdung, die Kultivierung diverser Pflanzen, die Domestikation diverser Tiere. Das hatte dann zur Folge, dass ein Mensch mehr als nur sich selbst versorgen konnte, und somit die Möglichkeit zur Arbeitsteilungen, und letztlich auch Gesellschaftsordungen gegeben war. In diesem Fall wäre die Wiege der Zivilisation (unserer Ziv.) der Nahe Osten, wo die heute gängigen Nutztiere und -pflanzen erstmals kultiviert wurden. Diese Errungenschaften kamen von dort nach Kleinasien und Südeuropa, nach Ägypten und über den Iran ins Indus-Tal, wo die nächsten Schritte zu einer Gesellschaft mit staatlicher Ordnung getan wurden. Die Schrift wurde erfunden.

Was genau wäre jetzt die Wiege der Zivilisation? Die, die das Jäger und Sammler Zeitalter überwanden, oder die ersten Hochkulturen? Oder beides zusammen?
 
Man sollte für diese Fragestellung zunächst einmal die Merkmale von Zivilisation festlegen und danach entscheiden, ab wann diese Merkmale zutreffen.

Ein wichtiges Merkmal von Zivilisation ist glaube ich die Schrift.

Nach den neuesten Ergebnissen von Grabungen im ägyptischen Abydos ist der Erstentstehungsort der Schrift unklarer denn zuvor. Bis dahin meinte man, dass die sumerische Schrift ein paar hundert Jahre älter ist als die ägyptischen Hieroglyphen. Mittlerweile sind die frühesten Schriftobjekte beider Kulturen jedoch nahezu zeitgleich einzuordnen (in die letzten beiden Jahrhunderte vor 3000 v.Chr.). Man kann also kaum noch entscheiden, ob die Schrift zeitgleich in beiden Kulturen parallel entstand oder ob eine Region die andere in dieser Hinsicht kulturell beeinflusste. Es gibt jedenfalls einige Hinweise auf mesopotamischen Einfluss im frühesten Ägypten. Die Handelskontakte müssen auch um 3000 v.Chr. schon sehr ausgeprägt gewesen sein, was afghanischer Lapislazuli und Wein aus dem Nahen Osten in Ägypten beweist.
 
Nun sind die sumerische Keilschrift und die ägyptische Hieroglyphen-Schrift aber grundsätzlich verschieden. Bei letzterem gibt es hunderte verschiedener Symbole, die jedes für sich ein bestimmte Bedeutung haben, während die Keilschrift nur aus den kleinen, dreieckigen Abdrücken besteht, deren Bedeutung sich aus ihrer unterschiedlichen Anordnung herleitet. Ich glaube Ägypten und Mesopotamien sind für sich eigene Entstehungsorte eines Schriftsystems, ebenso wie China und Mittelamerika.

Eine weiteres, wichtiges Merkmal einer Zivilisation ist die Verwendung von Metallen. In der Regel verarbeiten Jäger und Sammler kein Metall zu Werkzeugen, und selbst manche Hochkulturen taten das nicht (Azteken).
 
Folgt man der allgemein üblichen Definition, so bedeutet Zivilisation eine verfeinerte Lebensweise und Kultur. Sie beruht auf den materiellen und sozialen Gegebenheiten einer Gesellschaft, die durch Wissen und Technik überformt und perfektioniert ist. Davon abgegrenzt ist der weitgehend ungeformte Naturzustand menschlichen Zusammenlebens, wie z.B. der von Jägern und Sammlern.

Die frühen Ackerbauern im Nahen und Mittleren Osten (etwa um 7000-8000 v. Chr.) besaßen dieser Definition zufolge noch keinen Lebensstil der Zivilastion im eigentlichen Sinn. Hierfür müssen nämlich noch hinzukommen: Handel, Handwerk, Berufe sowie differenzierte Formen der Arbeitsteilung und Verwaltung (Bürokratie).

Aus diesen Gegebenheiten entwickeln sich dann weitere Kennzeichen, wie z.B. die Regelung zwischenmenschlicher Beziehungen mit Hilfe von Verträgen und Institutionen, was Rivalitäten und Kämpfe auf ein Minimum reduziert. Ferner schaffen Zivilisationen kollektive Schutzeinrichtungen, die dem Einzelnen ein höheres Maß an Sicherheit und Freiheit garantieren. Da sich solche Lebensformen zuerst in städtischen Siedlungen entwickelten, werden Stadtkultur und Zivilisation im allgemeinen gleichgesetzt und von bäuerlichen Lebensformen unterschieden.

Als "Wiege der Zivilisation" müsste man demnach die frühen Hochkulturen in Ägypten und im Zweistromland bezeichnen. Städtische Siedlungen gab es freilich auch schon zuvor, man denke z.B. an Jericho oder auch an Catal Hüyük! Da die zivilisatorische Ausstrahlung jedoch begrenzt blieb, würde ich zögern, sie als "Wiege der Zivilisaton" zu bezeichnen.
 
bender schrieb:
Nun sind die sumerische Keilschrift und die ägyptische Hieroglyphen-Schrift aber grundsätzlich verschieden. Bei letzterem gibt es hunderte verschiedener Symbole, die jedes für sich ein bestimmte Bedeutung haben, während die Keilschrift nur aus den kleinen, dreieckigen Abdrücken besteht, deren Bedeutung sich aus ihrer unterschiedlichen Anordnung herleitet.
Diese "grundsätzliche" Verschiedenheit besteht so nicht, das kommt lediglich aus einer Überbewertung des äußerlichen optischen Eindrucks. Die Hieroglyphen-Schrift ist sehr stilisiert, nämlich im Hinblick auf dekorative Zwecke (für normale Schreibzwecke wurden keine Hieroglyphen benutzt, sondern die hieratische Schrift). Die Keilschrift ist auch sehr "stilisiert", weil sie auf ein bestimmtes Schreibwerkzeug zugeschnitten ist.

Tatsächlich funktionieren beide Schriften nach ähnlichen Prinzipien: Begriffe werden durch lautangebende und sinnangebende Symbole wiedergegeben. Der Unterschied ist, daß die lautangebenden Zeichen in der Keilschrift Silben bezeichnen (z. B. "am", "ka", "tug"), während in der ägyptischen Konsonantengruppen (z. B. "mn", "pr", "nw") häufig sind.





bender schrieb:
Eine weiteres, wichtiges Merkmal einer Zivilisation ist die Verwendung von Metallen. In der Regel verarbeiten Jäger und Sammler kein Metall zu Werkzeugen, und selbst manche Hochkulturen taten das nicht (Azteken).

Ich halte die Städte der Maya und Azteken für einen überzeugenden Beweis dafür, daß es sich hier um Zivilisationen handelt. Aus welchem Material die Werkzeuge hergestellt wurden, mit denen diese Städte erbaut wurden, spielt doch eigentlich keine Rolle für die Frage "Zivilisation oder nicht?"
 
Dieter schrieb:
Folgt man der allgemein üblichen Definition, so bedeutet Zivilisation eine verfeinerte Lebensweise und Kultur. Sie beruht auf den materiellen und sozialen Gegebenheiten einer Gesellschaft, die durch Wissen und Technik überformt und perfektioniert ist. Davon abgegrenzt ist der weitgehend ungeformte Naturzustand menschlichen Zusammenlebens, wie z.B. der von Jägern und Sammlern.

Die frühen Ackerbauern im Nahen und Mittleren Osten (etwa um 7000-8000 v. Chr.) besaßen dieser Definition zufolge noch keinen Lebensstil der Zivilastion im eigentlichen Sinn. Hierfür müssen nämlich noch hinzukommen: Handel, Handwerk, Berufe sowie differenzierte Formen der Arbeitsteilung und Verwaltung (Bürokratie).

Aus diesen Gegebenheiten entwickeln sich dann weitere Kennzeichen, wie z.B. die Regelung zwischenmenschlicher Beziehungen mit Hilfe von Verträgen und Institutionen, was Rivalitäten und Kämpfe auf ein Minimum reduziert. Ferner schaffen Zivilisationen kollektive Schutzeinrichtungen, die dem Einzelnen ein höheres Maß an Sicherheit und Freiheit garantieren. Da sich solche Lebensformen zuerst in städtischen Siedlungen entwickelten, werden Stadtkultur und Zivilisation im allgemeinen gleichgesetzt und von bäuerlichen Lebensformen unterschieden.
Da Ackerbau und Viehhaltung aber zwingende Vorläufer staatlicher (oder zumindest gesellschaftlicher) Ordnung - und damit der Entwicklung von Schrift und Metallurgie - sind, sollte man sie eigentlich nicht unbeachtet lassen, wenn es um die Wiege der Zivilisation geht. Ich finde in den Wikipedia-Artikel zu dem Thema sollte das ganze hinein.

hyokkose schrieb:
Diese "grundsätzliche" Verschiedenheit besteht so nicht, das kommt lediglich aus einer Überbewertung des äußerlichen optischen Eindrucks. Die Hieroglyphen-Schrift ist sehr stilisiert, nämlich im Hinblick auf dekorative Zwecke (für normale Schreibzwecke wurden keine Hieroglyphen benutzt, sondern die hieratische Schrift). Die Keilschrift ist auch sehr "stilisiert", weil sie auf ein bestimmtes Schreibwerkzeug zugeschnitten ist.

Tatsächlich funktionieren beide Schriften nach ähnlichen Prinzipien: Begriffe werden durch lautangebende und sinnangebende Symbole wiedergegeben. Der Unterschied ist, daß die lautangebenden Zeichen in der Keilschrift Silben bezeichnen (z. B. "am", "ka", "tug"), während in der ägyptischen Konsonantengruppen (z. B. "mn", "pr", "nw") häufig sind.
Also meinst du, die Sumerer und Ägypter haben bei der Schriftentwicklung von einander abgeschaut, oder sich zumindest gegenseitig beeinflusst?

hyokkose schrieb:
Ich halte die Städte der Maya und Azteken für einen überzeugenden Beweis dafür, daß es sich hier um Zivilisationen handelt. Aus welchem Material die Werkzeuge hergestellt wurden, mit denen diese Städte erbaut wurden, spielt doch eigentlich keine Rolle für die Frage "Zivilisation oder nicht?"
So war der Satz eigentlich gar nicht gemeint. Ohne Frage handelt es sich bei den Maya und Azteken um Zivilisation, auch wenn sie kein Metall verwendeten. Ebenso wie die Inkas auch ohne Schrift zu den Hochkulturen zählen.
 
bender schrieb:
Also meinst du, die Sumerer und Ägypter haben bei der Schriftentwicklung von einander abgeschaut, oder sich zumindest gegenseitig beeinflusst?
Wenn ich dazu etwas sagen darf, ein mögliche Variante wäre auch, dass nur die Erkenntnis weiter gegeben wurde, dass man Worte aufzeichen kann.
Beispiel: ein sumerischer Händler kommt nach Ägypten um etwas zu verkaufen. Seine An-und Verkäufe vermerkt er auf einer Tontafel. Ein ägyptische Handelspartner sieht dies und zieht daraus, wenn er schlau ist, seine Schlüsse...
Die Anfänge von "Schrift" sind dann gar nicht so schwer. Der Händler zeichnet z.B. ein Schaf oder einen Krug, je nachdem was er ver-/kauft, auf Ton oder Papyrus und macht Striche (oder andere regionalspezifische Zahlzeichen) für die Anzahl dahinter.
Und genauso sehen die frühesten Schriftfundstücke aus! Daraus entwickelte sich dann die jeweils übliche Schrift. Die ursprünglich sehr bildhafte Schrift entwickelte sich bei den Sumereren durch die Anforderungen des täglichen Gebrauchs zur Keilschrift, in Ägypten wurde die bildhafte Schrift für Denkmäler beibehalten aber im täglichen Schreibgebrauch auch stark vereinfacht.
Und bald nahmen die Bildzeichen neben ihrer eigentlichen Bildbedeutung auch noch den Lautwert der ursprünglichen Bedeutung an bzw. den der ersten Silbe. Damit wurde die Schrift zur "echten" Buchstaben bzw. Silbenschrift.
 
Ja, die Anfänge der Schrift kann ich mir so vorstellen. Solche kleinen Tontafeln hat wohl auch G. Dreyer vom DAI gefunden. Kleine Plättchen, auf denen verzeichnet ist, was sich in einem Krug befindet, etc.

Ich nehme mal an die Schriftsysteme der Oasenkultur in der Karakum sowie die Linear-A der Minoer sind unter indirekter Beeinflussung durch Sumerer und/oder Ägypter entstanden. Ebenson vielleicht die Schrift der Indus-Kultur.

Somit blieben dann immer noch China und Mittelamerika als Ursprungsregion autark entwickelter Schriftsysteme, oder?
 
bender schrieb:
Also meinst du, die Sumerer und Ägypter haben bei der Schriftentwicklung von einander abgeschaut, oder sich zumindest gegenseitig beeinflusst?

Nicht unbedingt, denn auch die Schriften der Maya und der Chinesen basieren auf denselben Grundprinzipien, nämlich einer Kombination von lautangebenden und sinnangebenden Symbolen, wobei die lautangebenden Zeichen in der Regel für eine Silbe stehen.

Eine reine Bilderschrift erlaubt nicht die Abbildung von Sprache, daher muß als notwendiger Schritt ein System dazukommen, das die Abbildung von Lauten ermöglicht.
 
hyokkose schrieb:
Eine reine Bilderschrift erlaubt nicht die Abbildung von Sprache, daher muß als notwendiger Schritt ein System dazukommen, das die Abbildung von Lauten ermöglicht.

Richtig, weil ansonsten könnte man auch Höhlenzeichnungen als Art von Schrift deklarieren.
Daher muss eine zivilisierte Schrift Laute bzw. Silben nachbilden...
Andererseits wäre es aber zivilisierter, eine universale sprachübergreifende Art von Schrift zu verwenden... :grübel:
 
Lungos schrieb:
Andererseits wäre es aber zivilisierter, eine universale sprachübergreifende Art von Schrift zu verwenden... :grübel:

Bei der chinesischen Schrift funktioniert das, denn hier sind Laut und Sinn immer in einem einzigen Zeichen kombiniert. Ich kann also auch dann einen chinesischen Text lesen und verstehen, wenn ich kein einziges Wort verstehen oder aussprechen kann.

Die chinesische Schrift hat fast 2000 Jahre als internationales Verständigungsmittel in Ostasien gedient. Vietnamesen, Japaner und Koreaner, deren Sprachen nicht einmal entfernt mit dem Chinesischen verwandt sind, konnten sich damit schriftlich verständigen.
 
hyokkose schrieb:
Eine reine Bilderschrift erlaubt nicht die Abbildung von Sprache, daher muß als notwendiger Schritt ein System dazukommen, das die Abbildung von Lauten ermöglicht.

Die Schrift der Indianer bestand vor dem Kontakt mit Europäern auch nur aus Piktogrammen - Bildsymbolen. Haben sie jetzt keine Zivilisation hervor gebracht?

Noch ein paar andere Fragen (allgemein gestellt): Wie kann eine Hochkultur, als Kinderstube betrachten (Wiege der Zivilisation) werden? Ist die Schrift nicht schon mit dem Höhepünkt einer Zivilisation verknüpft?
Wie sieht es aus mit anderern kulturellen Erungenschaften, wie z.B. Architektur?
Der älteste Tempel der Welt

Gruß
Cassandra
 
Cassandra schrieb:
Die Schrift der Indianer bestand vor dem Kontakt mit Europäern auch nur aus Piktogrammen - Bildsymbolen.

Das ist so nicht richtig. Es gab nicht "die Schrift der Indianer", und die Schrift der Maya, von der ich schrieb, bestand nicht nur aus Piktogrammen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Maya-Schrift


Cassandra schrieb:
Noch ein paar andere Fragen (allgemein gestellt): Wie kann eine Hochkultur, als Kinderstube betrachten (Wiege der Zivilisation) werden? Ist die Schrift nicht schon mit dem Höhepünkt einer Zivilisation verknüpft?

Das kann man so sehen. Schrift ist nicht eine Bedingung für Zivilisation, sondern eher deren Folge.

Cassandra schrieb:
Wie sieht es aus mit anderern kulturellen Erungenschaften, wie z.B. Architektur?
Da würde ich die Frage stellen: Ab wann ist Architektur ein Ausdruck von Zivilisation? Gelten nur Bauwerke aus behauenem Stein und Ziegel als zivilisierte Architektur? Was ist z. B. mit den kunstvollen Baumhäusern aus den Blättern und Stielen der Sago-Palme in Neuguinea, die alle paar Jahre erneuert werden müssen?
 
die wiege der zivilisation ist ebenso schwierig zu finden wie das missing link. fast jeder
suchende hat seine eigene vorstellung davon. wie oben schon angesprochen muß unbedingt klar
sein was genau gesucht wird und gefunden werden soll. ist es die seßhaftwerdung und die damit
verbundene entstehung festerer bauten, sowie ackerbau und viehzucht? oder der anfang unserer
geschichte durch überlieferungen in schrift und text? usw. - ist die wiege unserer jetzigen,
modernen zivilisation gesucht oder die der ersten hochkulturen oder die der ersten dörfer und
städte? die ersten gemeinschaften mit arbeitsteilung und anführer oder die ersten reiche? also die wiege welcher zivilisation und -form?
 
@clemens

Ich würde mit dem Begriff "Wiege der Zivilisation" wie gesagt die Regionen verbinden, an denen die einzelnen Schritte von "Jäger und Sammler" zu "frühe Hochkultur" gegangen worden sind. Also Sesshaftwerdung ->Ackerbau -> Viehzucht -> Metallverarbeitung -> Monumentalbauten -> Schrift etc. (und nicht notwendigerweise in der Reihenfolge). Letztlich ist das ganze nämlich ein Prozess, und der Übergang vom Sammeln von Früchten zum Ackerbau ist ein unverzichtbarer Schritt in eben diesem (Prozess), der bei den frühen Hochkulturen (am Euphrat und Tigris, am Nil, am Oxus, am Indus, am Jangtse und Huang He, am Niger [??] etc.) endet.

Aber nochmal zu Ackerbau und Sesshaftwerdung:
(1.) Im SPIEGEL (#30, 2004) stand ein zwei-seitiger Bericht von einer Siedlung am See Genezareth, die vor rund 23'000 (!!) Jahren existierte und in deren Überreste erste Spuren von Landwirtschaft gefunden worden sein sollen. Die Siedlung wurde Ohalo getauft, weiterführende Literatur siehe hier. Im Artikel-Header stand zwar etwas von "Wurzel der Landwirtschaft", im Artikel selbst war aber wenig zu finden. Viel mehr war die Rede von einer "Unmenge" gefundener Weizen- und Gerstenkörner. Ob dies domestizierte oder wildwachsende Formen der Getreidesorten waren, also wirklich angebaute oder bloß gesammelte, stand jedoch deutlich im Artikel. Weiß jemand vielleicht genaueres dazu?

(2.) In einer Sendung über die Eiszeit (siehe hier) wurde einmal von ersten größeren dauerhaften Siedlungen von Menschen im Europa der Eiszeit berichtet. Überreste einer solchen Siedlung fand man wohl in Slowenien. Hat jemand weiterführende Literatur zu diesem Thema?
 
bender schrieb:
Aber nochmal zu Ackerbau und Sesshaftwerdung:
(1.) Im SPIEGEL (#30, 2004) stand ein zwei-seitiger Bericht von einer Siedlung am See Genezareth, die vor rund 23'000 (!!) Jahren existierte und in deren Überreste erste Spuren von Landwirtschaft gefunden worden sein sollen. Die Siedlung wurde Ohalo getauft, weiterführende Literatur siehe hier. Im Artikel-Header stand zwar etwas von "Wurzel der Landwirtschaft", im Artikel selbst war aber wenig zu finden. Viel mehr war die Rede von einer "Unmenge" gefundener Weizen- und Gerstenkörner. Ob dies domestizierte oder wildwachsende Formen der Getreidesorten waren, also wirklich angebaute oder bloß gesammelte, stand jedoch deutlich im Artikel. Weiß jemand vielleicht genaueres dazu?

In Israel wurde sowohl ein Mahlstein, wie auch Getreide gefunden.
 
Cassandra schrieb:
In Israel wurde sowohl ein Mahlstein, wie auch Getreide gefunden.
Der erste Artikel berichtet von "wilder Gerste" und "wildem Weizen", also keiner Ernte domestizierter Pflanzen. Und im letzten Artikel wird (fälschlicherweise, so vermute ich) Getreideverzehr mit Getreideanbau gleichgesetzt.
 
bender schrieb:
... Zunächst einmal, was überhaupt die Definition dieses Begriffs ist...
Was genau wäre jetzt die Wiege der Zivilisation?...

Meiner Meinung nach beginnt die Zivilisation der Menschheit mit der Entstehung der ersten Menschen überhaupt, denn die Schaffung erster Werkzeuge, Waffen und sonstiger Artefakte sind Zeichen von Zivilisation und gehören zur Definition von Menschsein.
D. h. die Wiege der Zivilisation ist identisch mit der Wiege der Menschheit.
 
Ich las mal, dass die Grundlage der Zivilisation dem heutigen Menschen in die Wiege gelegt wurden. Es bedurfte dann nur noch der äußeren Faktoren - wie z.B. Überbevölkerung - um die Zivilisation an sich erblühen zu lassen...
Nach dem Artikel bestand der Zwang zur Zivilisation überall dort, wo Menschen mit wenigen Ressourcen pro Einwohner auf engem Raum miteinander auskommen mussten. Entweder schaffte die aufkeimende Zivilisation dann ein miteinander auskommen oder sie ging unter bzw. stagnierte.:grübel:
 
Klaus P. schrieb:
Meiner Meinung nach beginnt die Zivilisation der Menschheit mit der Entstehung der ersten Menschen überhaupt, denn die Schaffung erster Werkzeuge, Waffen und sonstiger Artefakte sind Zeichen von Zivilisation und gehören zur Definition von Menschsein.
D. h. die Wiege der Zivilisation ist identisch mit der Wiege der Menschheit.
Ich glaube nicht, dass man bei dem Thema sooo weit ausholen sollte. Sonst könnte man gleich im Urknall den Grund für die Entstehung menschlicher Zivilisation suchen. ;)

Mir fällt gerade auf, dass die Entwicklung vom Jäger und Sammler zum Bauern und Viehzüchter eher unter "Neolithische Revolution" zusammenfassen lässt. Oder?
 
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