Makkan, Dilmun, und andere "Überseeländer"

askan

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Wo kann ich etwas über die mesopotamischen Quellen, in denen etwas vom Kupferland Makkan (Oman) und Dilmun (Bahrain) berichtet wird lesen?
Und wie kommt man auf die Idee das diese Länder auch die sind von denen in den Keilschrifttexten erzählt wird?
 
Hallo Askan und alle am Thema Interessierten,

über Dilmun (sumerisch Tilmun) gibt es gesicherte geografische Nachweise- es ist die Insel Bahrain im Persischen Golf.
Unzählige mesopotamische Keilschrifttexte, Inschriften und Rollsiegel weisen das Land Dilmun „ im Aufgang der Sonne“ als eine Insel der Götter, als Paradies aber auch als Warenumschlagplatz im sumerischen Welthandel aus.

1879 verfasste ein Hauptmann Durand nach seinem Besuch auf der Insel Bahrain für das Britische Auswärtige Amt einen Bericht über dort vorgefundene Gräberfelder und historische Stätten. Seine wichtigste Entdeckung war aber ein schwarzer Basaltstein mit einer sumerischen Inschrift, den er in einer Moschee fand und nach England mitnahm. Dieser Stein wurde als Grundstein eines Gebäudes aus ältester Zeit identifiziert. Die für Experten zunächst rätselhafte Inschrift lautete: „Palast von Rimum, Diener des Gottes INZAK, Angehöriger von Agarum“

Der Amerikaner S. N. Kramer entdeckte 1914 in Nippur zahllose Keilschrifttafeln, die es ihm aber erst 1945 gelang zu entschlüsseln.
Darin fand er die große Geschichte von ENKI, dem Schöpfergott, dem seine Geliebte, NINHURSANGA, nach nur neuntägiger Schwangerschaft Generationen von Fruchtbarkeitsgöttinnen gebar. Sie gebar ihm auch acht Göttinnen und Götter zur Heilung seiner Leiden. Der Jüngste, INZAK, wurde zum Gott von Dilmun. Es ist der uns von der Inschrift auf dem Basaltstein aus Bahrain bekannte INZAK. Das war der Beweis, dass Bahrain das alte Dilmun war.

Die dänischen Ausgräber G. Bibby u. P.V. Glob fanden 1953 auf Bahrain u.a. einen Tempel, der in einem ihnen unbekannten Typ erbaut wurde. Darin entdeckten sie Motive, die auf mesopotamischen Rollsiegeln oft zu sehen sind.

Die beiden Dänen sahen sich auch auf der, dem heutigen Scheichtum Abu Dhabi vorgelagerten, Insel Umn an- Nar um und fanden dort eine unbekannte Kultur vor, die nicht vom Typ Dilmun war. Ob diese Insel das verschollene Kupferland Makan ist, bleibt vorerst offen.
Die Scheichtümer am Persischen Golf haben die archäologische Forschung in eigener Regie übernommen.


Quelle: H. Uhlig, „Die Sumerer- Ein Volk am Anfang der Geschichte“, Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach , 2002

Auch zu empfehlen:
G. Bibby, „Dilmun. Die Entdeckung der vergessenen Kultur”, Rowohlt, Reinbek, 1982
M. Bau, Der fruchtbare Halbmond“, Kultur der Nationen 32, Glock u. Lutz, Nürnberg 1975

Bei Google findest Du eine Fülle an Übersetzungen von diversen Keilschrifttexten unter:
„Tontafeln aus Ur“, „Tontafeln aus Nippur“ und andere.

Ich hoffe, Dir damit wenigstens ansatzweise helfen zu können.

Gruß, Babylonia
 
Wow, nicht schlecht.

Eine Frage hab ich da noch: War Dilmun eine eigenständige Kultur, oder war sie "sumerisch geprägt" (oder assyrisch, etc.)?
 
bender schrieb:
Wow, nicht schlecht.

Eine Frage hab ich da noch: War Dilmun eine eigenständige Kultur, oder war sie "sumerisch geprägt" (oder assyrisch, etc.)?
Dilmun weist keine Merkmale einer eigenständigen Kultur auf. Vielmehr finden sich dort Merkmale der sumerischen, als auch der Kultur des Industales. Es wird zwar vermutet, dass die Sumerer von dort in das Zweistromland eingewandert sein konnten, Beweise gibt es dafür m.W. keine.
 
Also war Dilmun (=Bahrain) so etwas wie ein Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen, so wie Samarkand (in späterer Zeit)? Klasse, wieder was dazu gelernt. ;)
 
Samarkand (von den Griechen Marakanda genannt) ist nur insofern mir Dilmun zu vergleichen, als beide Städte wichtige Warenumschlagplätze im Fernhandel gewesen sind. Solche Plätze sind auch immer Stätten des Austausches von Informationen gewesen – in allen Regionen und zu allen Zeiten.
Übrigens, jetzt werde ich mal mein Wissen über Samarkand auffrischen, eine Stadt, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
 
Das Reich Dilmun

Die Insel im persischen Golf war bereits 3000 v. Ch. besiedelt. Damals umfasste das Reich nicht nur das heutige Bahrein, sondern die ganze Westküste des Golfs und schloss auch die Insel Feilaka mit ein. Tempelanlagen aus dieser Zeit, die Parallelen zur Induskultur aufweisen, zählen zu den ältesten Kulturzeugnissen der arabischen Halbinsel.

Schon 2500 v. Ch. wurde Dilmun vom König der Sumerer, Ur- Nanschu, erwähnt. Den Sumerern und nach ihnen den Babyloniern und Assyrern galt Dilmun als heiliges Land, als Stätte der Unsterblichkeit – als Paradies.

Für die Sumerer war Dilmun aber auch ein bedeutender Warenumschlagplatz auf ihrem Seeweg vom Industal nach Mesopotamien. Dort wiederum wurden Waren aus fernen Ländern umgeschlagen, die das an Rohstoffen arme Zweistromland begehrte. Felle, Wolle und Öl wurde gegen Kupfer, Antimonerz, Elfenbein, seltene Hölzer, Edelsteine und Duftstoffe gehandelt.

Der Text einer Inschrift Sargons von Akkad um 2300 v. Ch. lautet: „Ich mache, dass die Schiffe von Maluha, die Schiffe von Makan und die Schiffe von Dilmun am Ufer von Agade (Akkad) anlegen“.
In Ur gefundene Tontafeln, die „Warenbegleitbriefe“, Frachtaufstellungen und Umrechnungstabellen beinhalten, bezeugen den Warenaustausch zwischen den Städten Mesopotamiens und denen des Industals Harappa und Mohenjo Doro.

Die Gewichte von Dilmun stimmten mit denen des Industal überein und wurden in Dilmun auf die sumerischen Warengewichte von Ur umgerechnet. Steatit - Täfelchen mit geometrischen und figuralen Darstellungen dienten wahrscheinlich als „Zollsiegel“. Solche Siegel wurden in Mesopotamien, im Industal und in Dilmun gefunden.

Die Hauptstadt Dilmun wurde nach Plan erbaut und mit einer vier Meter hohen Mauer umgeben. Die Häuser fertigten die Bewohner aus Steinen, es gab Brunnen, unterirdische Kanäle und Wasserbecken, die gepflasterten Straßen hatten eine Breite von fünf Metern.

In Dilmun gab es schon im 3. und 2. vorchristlichen Jahrtausend ein politisch und wirtschaftlich blühendes Staatswesen mit einer entwickelten Gesellschaft. Seine letzte Blühte erlebte Dilmun im 1. Jahrtausend v. Ch. Es bestand als Handelszentrum noch bis in die ersten Jahrhunderte nach Christi Geburt und zerfiel dann.

Quellennachweis:
M. Bau „ Der Fruchtbare Halbmond“, Glock und Lutz, Nürnberg 1975
H: Uhlig „Die Sumerer – Ein Volk am Anfang der Geschichte“, Bastei Lübbe 2002
M. Jursa „Die Babylonier - Geschichte, Gesellschaft, Kultur“, C. H. Beck, München 2004
 
Zitat;"Den Sumerern und nach ihnen den Babyloniern und Assyrern galt Dilmun als heiliges Land, als Stätte der Unsterblichkeit – als Paradies. "

JA, aber warum? Was war der Grund für diese Schwärmerei?
 
askan schrieb:
Zitat;"Den Sumerern und nach ihnen den Babyloniern und Assyrern galt Dilmun als heiliges Land, als Stätte der Unsterblichkeit – als Paradies. "

JA, aber warum? Was war der Grund für diese Schwärmerei?
Das kommt demnächst :trost: . Der Beitrag ist auch so schon lang genug. Ich hoffe, Du kannst Dich noch etwas gedulden, ja? :bussi:
 
Wie ist das eigentlich mit der Oasenkultur in der Karakum? Die ist ja eigentlich auch so ein Schmelztiegel zwischen Mesopotamien und der Indus-Kultur. Hast du da ein paar Infos drüber?
 
Ich bin da wirklich kein Experte. Mir ist nur bekannt, dass ein int. Archäologen-Team in der Karakum-Wüste Spuren einer Hochkultur (Städtebau, Staatswesen, Werkzeugproduktion-aber keine Schrift) fand. Über die Menschen, die damals dort gelebt haben, gibt es bis heute keine Erkenntnisse, außer, dass sie Handelsbeziehungen mit Mesopotamien, dem Industal u.a. unterhielten. Vielleicht weiß da jemand mehr.
 
Gestern kam auf Arte eine Dokumentation über die Oasenkultur in der Karakum. Darin hieß es, die Kultur sei eigenständig und quasi in Konkurrenz zu Mesopotamien und dem Indus-Tal gewesen. Um 1700 v. Chr. ging die Kultur in Folge einer Landflucht wohl unter.
 
bender schrieb:
Gestern kam auf Arte eine Dokumentation über die Oasenkultur in der Karakum. Darin hieß es, die Kultur sei eigenständig und quasi in Konkurrenz zu Mesopotamien und dem Indus-Tal gewesen. Um 1700 v. Chr. ging die Kultur in Folge einer Landflucht wohl unter.
Schade, diese Sendung habe ich verpasst :autsch: !!! Das hat man davon, wenn den ganzen Tag N-TV wegen der USA- Wahl läuft.
 
askan schrieb:
Zitat;"Den Sumerern und nach ihnen den Babyloniern und Assyrern galt Dilmun als heiliges Land, als Stätte der Unsterblichkeit – als Paradies. "

JA, aber warum? Was war der Grund für diese Schwärmerei?
Dilmun, das Paradies



Der amerikanische Sumerologe und Übersetzer zahlloser Keilschrifttafeln, Samuel N. Kramer, entdeckte auf einer in Nippur ausgegrabenen Tontafel die frühe Beschreibung eines Paradieses, wo es weder Krankheit noch Tod gibt, wo Trauer und Leid unbekannt sind. In den Vorstellungen der Sumerer war es die entfernte Insel Tilmun (sumerisch, nach H. Uhlig), ein Ort, wo „der Löwe nicht tötet“ und „der Wolf keine Lämmer reißt“, wo die Geburt nach nur neuntägiger Schwangerschaft völlig mühe- und schmerzfrei erfolgt, wo es keine Witwen gibt und das Altern unbekannt ist: „Keine Frau sagt: >Ich bin eine alte Frau< und kein Mann sagt: >Ich bin ein alter Mann<“.

Anders als in der Genesis, ist das Paradies der Sumerer eine Insel, die nur von Göttern bewohnt wird. Diese Götter sind allerdings den gleichen Versuchungen ausgesetzt wie die Menschen. Und so geschieht die Vertreibung aus diesem Paradies nicht durch die Schuld der Menschen, sondern durch den Mutwillen einer Göttin.


Als die Göttin Nammu, die nicht nur Mutter des Schöpfungsgottes Enki ist, sondern die Urmutter schlechthin (die Göttin“,die Himmel und Erde geboren hat“), auf Anraten ihres Sohnes die Menschen als Abbild des Gottes formt, treten acht Göttinnen als Geburtshelferinnen auf. Die mächtigste von ihnen, die Muttergöttin Ninmah, fühlt sich bei diesem Schöpfungsakt in ihrer Ehre gekränkt und zurückgesetzt, will sie doch selbst ihre schöpferischen Fähigkeiten beweisen.


Die Schöpfung des weisen Gottes Enki und seiner Mutter Nammu kann Ninmah nicht mehr zerstören. Blind vor Zorn, formt sie aus übrig gebliebenem Lehm sieben mit körperlichen Gebrechen und geschlechtlichen Abnormitäten behaftete Wesen, die die Schönheit der Menschenwelt vernichten sollen. Enki nimmt die Herausforderung an und ordnet diese Wesen in seine Weltordnung ein.


Als Abglanz seiner Idee vom vollkommenen Menschen, schafft Enki, als Kontrast zu den von Ninmah geschaffenen hässlichen Menschen, den „umu’ul“, den schönen Greis, der die Vollendung des menschlichen Lebens in Glück und Harmonie symbolisiert.


Seiner Mutter Nammu fällt die schwere Aufgabe zu, die durch Ninmahs Frevel ungleich gewordenen Chancen der Menschen so gerecht wie möglich zu verteilen.





Quelle: H. Uhlig, „Die Sumerer“, Bastei Lübbe, 2002
 
Zuletzt bearbeitet:
Dilmun und die Götter

Enki bleibt in der sumerischen Sage den Menschen, besonders in ihren Schwächen, verbunden. Besonders angetan haben es ihm die Frauen in ihrer Bestimmung als Mutter.

So schläft er mit seiner Geliebte, der Muttergöttin Ninhursanga, die ihm nach neuntägiger Schwangerschaft eine bildschöne Tochter, die Göttin Ninmu, gebiert. Enki schläft mit ihr und nach neuntägiger Schwangerschaft seiner Tochtergeliebten wird er Großvater. Dieses Kind ist wieder eine Tochter, Ninkura, und wie Enkis andere Töchter eine Fruchbarkeitsgöttin. Auch sie erliegt im zarten Alter dem Liebeswerben Enkis und schenkt ihm neun Tage später Uttu, eine weitere Tochter.

Uttu entschließt sich den Liebesreigen des zeugungsfreudigen Enki zu unterbrechen und verwiegert sich ihm. Das kränkt Enki, denn seine Tochter und gleichzeitig Urenkelin Uttu ist ein ganz besonders schönes Kind. Verkleidet als Gärtner, mit verlockenden Früchten in der Hand, findet er Einlass in Uttus Haus. Die ebenso eifersichtige wie auf die Familienehre bedachte Ninhursanga sorgt mit einem geheimen Zauber dafür, dass aus der Vereinigung der beiden diesmal kein Neuntagekind entsteht.
Aus Enkis Samen keimen vielmehr geheimnisvolle Pflanzen. Er findet diese so verlockend, dass er sie verzehrt. Das erzürnt Ninhursanga so sehr, dass sie Enki und die Göttergemeinschaft verlässt.

Die Götter sind verzweifelt, denn ohne die oberste Fruchtbarkeitsgöttin müsste alles Leben im Himmel und auf Erden zu Ende gehen. Ein Fuchs erbietet sich vor der Götterversammlung, Ninhursanga gegen eine hohe Belohnung zurückzubringen. Es gelingt ihm die Göttin zu besänftigen und sie zur Rückkehr in die Gemeinschaft der Götter zu bewegen.
Ninhursanga findet bei ihrem Eintreffen Enki, von den genossenen Pflanzen vergiftet, als einen dahinsiechenden, seiner Schöpferkraft beraubten, mit acht Leiden behafteten Kranken vor. Die Ordnung und das Weiterbestehen des Kosmos sind in Gefahr. Sich ihrer Pflicht bewusst, gebiert sie Enki zu Heilung jedes seiner Leiden eine Gottheit. So entstehen Erd- und Vegetationsgötter, die Enki genesen lassen und obendrein dem Land wieder Segen und Fruchtbarkeit bringen.


Quelle: H. Uhlig, „Die Sumerer“, Bastei Lübbe, 1. Auflage 1992 und 3. Auflage 2002
 
Danke, für die Mühe.
Mannomann, wie kam man damals bloß auf so eine kompliezierte Mythologie!
 
askan schrieb:
Danke, für die Mühe.
Mannomann, wie kam man damals bloß auf so eine kompliezierte Mythologie!
Gern geschehen :yes: .
Vielleicht finde ich noch etwas über die Gedankenwelt der Sumerer. Für uns ist sie nicht nachvollziehbar :confused: .
 
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