Sumerische Königsliste

tela

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Eine Frage zu der Liste. Ich lese gerade Dietz Otto Edzard, Geschichte Mesopotamiens und darin heißt es u.a. zu der Königsliste:

Von den in der Liste überlieferten Urherrscher-Namen hat sich bislang keiner in einer authentischen Inschrift bestätigen lassen. (S. 41).

Dann aber im Kapitel über Ur:
Die Tradition der sumerischen Königsliste lässt - nach Kisch und Uruk - die Dynastie von Ur mit Mes-ane-pada beginnen, und mit ihm haben wir wieder einen in zeitgenössischen Inschriften greifbaren Herrscher vor uns. (S. 45)

Die Frage: Bedeutet das mit den Urherrscher-Namen die Namen der Herrscher, die vor der Flut geherrscht haben sollen? Gibt es nur von diesen keine Inschriften, während wir von den Herrschern danach dann doch die eine oder andere Inschrift haben?

Welche Konsequenz hätte das ganze? Wenn mein Buchautor schreibt, dass der Teil vor der Flut später in die Liste eingefügt wurde, kann man diese Herrscher dann in irgendeiner Form als "mythische" Könige ansehen, während nur der Teil der Liste nach der Flut, wo es ja teilweise Inschriften gibt, dann mit gewisser Vorsicht als eher historisch anzusehen ist?
 
Man muß die Stelle genau auf den Kontext beziehen: "die Erinnerung der sumerischen Königsliste [reicht] nicht bis in die Zeit der Königsgräber von Ur zurück" - die Betonung liegt gemäß meines Eindruckes darauf, daß das Königsgrab Mesanepadas nicht gefunden wurde; sein Name & Titel (v. a. König von Kisch) wurden nur durch eine Perle aus Mari bekannt und aus der Liste. Das Besondere ist vor allem, daß in Ur eine genealogische Abfolge rekonstruieren ließ. Im Zitat irritiert das Wort "Zeit", das hier anscheinend in die Irre führt, da Mesanepada weniger streng genommen dieser Zeit zugeordnet werden kann.
Mit "Urherrschern" dürften wohl durchaus eher die vorsinnflutlichen und insofern "mythischen" gemeint sein. Die Königsliste gilt aber mithin, was die Reihenfolge betrifft, überhaupt als nicht zuverlässig. Allerdings habe ich mir dazu nur unsystematische Notizen gemacht. Von jüngeren Autoren wird beispielsweise Gilgamesch mittlerweile als durchaus historisch greifbarer Herrscher in Betracht gezogen.
 
Zur "Zuverlässigkeit" passt ja, dass die Liste eine einzige lineare Abfolge von Herrschern mal in der einen, mal in der anderen Stadt angibt, wobei es ja als wahrscheinlich angesehen wird, dass hier zeitgleiche Herrscher hintereinander gesetzt werden.
 
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