Amarna-Kunst

Kamara

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Hallo,
In der Kunst zur Zeit Echnatons hatten die abgebildeten Menschen ja ziemlich langgezogene Hinterköpfe, fleischige Lippen und sonstige zum Teil unnatürliche Verformungen. Haben die Menschen, speziell Echnaton, wirklich so ausgesehen? Wäre über viele richtige Antworten dankbar.
Es wird ja behauptet Echnaton habe das Fröhlich-Syndrom gehabt. Ist das wahr?

Gruß Kamara:winke:

PS: Danke im voraus!:pharao:
 
Wäre über viele richtige Antworten dankbar.
Richtige Antworten könnte Dir nur ein Ägypter geben, der den König leibhaftig gesehen hat. Da seine Mumie bis heute nicht eindeutig identifiziert wurde kann man kaum eindeutige Aussagen über sein wirkliches Aussehen tätigen. Gesichtszüge wie die Echnathons gibt es aber durchaus und sind haufig bei Menschen, die unter dem Marfan-Syndrom leiden( welches man auch bei Lincoln und Paganini vermutet) zu finden. Auch die ungewöhlich langen, dünnen und gebogenen Finger würden zu dem Krankheitsbild passen. Aber wie schon gesagt ist das alles spekulativ.
Ich persönlich wäre lieber unter Echnaton Künstler gewesen als in den anderen Epochen Ägyptens in denen jahrhundertelang im immer gleichen Stil, die selben Bewegungsmuster und Gesichtsformen gemalt wurden.
 
Die Amarna-Zeit war mitnichten eine Zeit, in der so naturgetreu abgebildet wurde, wie man gemeinhin denkt. Auch die innigen Familienszenen sind in erster Linie kein Ausdruck der großen Zuneigung der Familienmitglieder untereinander, sondern Bestandteil des verbindlichen Kanons und religiös/politisch motiviert, ebenso wie frühere Motive, die in der Amarnazeit verdrängt wurden.

Für das abweichende Aussehen der Menschen im Gegensatz zu früheren Zeiten gibt es diverse Erklärungen / Überlegungen in der Ägyptologie.
Echnaton soll einer Überlegung zufolge bewusst weibliche und männliche Attribute in seiner darstellung vereinigt haben; andere Wissenschaftler weisen auf das veränderte Raster hin (statt 18er ein 20er) und eine gemässigtere Darstellung gegen Ende der Amarnazeit und schliessen daraus eine unabsichtlich starke Ausprägung der neuen Stilelemente.

Es gibt insgesamt sehr viele Überlegungen, von denen vermutlich mehrere zutreffend sind.
Wie schon vom Vorgänger gesagt kann ohne die Untersuchung der Mumie nichts sicher gesagt werden.



Spannender als das Aussehen von prominenten Persönlichkeiten finde ich die Entwicklung neuer Techniken (es gibt da eine sehr flächig, dreidimensionale Hand von einem talatat) und den unterschwelligen Einfluss der verfemten Amarnakunst auf die altägyptische Kunst.
 
Sicher waren die Darstellungen der Herrscherfamilie ein Bildprogramm mit eindeutigen Aussagen. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass die Statuen überhaupt keine Ähnlichkeit mit dem Pharao hatten. Vor allem die Gesichtszüge sollten sicher einen Wiedererkennungswert haben. Hier sind zwei Zeichnungen von mir, die eine mögliche Physiognomie des Herrschers zeigen. Ich habe in meinem Berufsleben tausende von Menschen zum Zeichnen vor mir gehabt und habe dabei auch schon mehrfach derartige Kopf-und Gesichtsformen gesehen . Männer mit derart üppigen Lippen sind gar nicht so selten.
 

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