Dienstrang, Funktion, Sonderdienst - von militärischen Bezeichnungen
Mit altägyptischem Militär habe ich mich noch nie näher befasst. Ravenik hat mit seiner Frage nach der Differenzierung zwischen Rangabzeichen und Funktionsbezeichnungen einen sehr wichtigen Punkt angesprochen. Deine Liste stammt außerdem von einem Aufsatz zur Prosographie von Militärangehörigen – ohne den Aufsatz zu kennen möchte ich zu bedenken geben, dass diese Methode im Bezug auf Militärränge vielleicht eher zusätzliche Verwirrung schaffen könnte. Gemeinsam dürfte den untersuchten Personen nur der militärische Hintergrund gewesen sein. Je nach Zielsetzung können unterschiedliche weiter Faktoren einfließen. Naheliegend sind etwa soziale und – besonders wahrscheinlich: hierarchische und funktionale Elemente.
Während für modernes Militär vordergründig soziale Überlegungen sehr untergeordnete Rollen spielen, gilt das ganz sicher nicht für die Antike, wo dies gerade in Inschriften oft zu finden ist! Zu militärischen Belangen mal ein willkürliches, moderneres Beispiel: Ein Unteroffizier mag Funker sein, dennoch wird er als Unteroffizier vom Dienst eingesetzt, einem Sonderdienst mit zusätzlichen disziplinarischen und sozialen Aufgaben – aber kein Dienstgrad im Sinne einer direkten soldatischen Hierarchie. Genannter Unteroffizier ist vom Dienstrang her Unteroffizier, von der Funktion/Dienststellung her ein Funker und als Sonderdienst UvD… Solche Punkte dürften nahezu sicher in eine Prosographie einfließen: Mangels Verifizierungsmöglichkeiten aber kaum von eigentlichen Dienstgraden zu unterscheiden sein – falls es diese Unterscheidung im zu untersuchenden Zeitraum überhaupt gegeben haben sollte. In älterer Zeit ist wohl eher mit recht flachen Rangordnungen zu rechnen...
@Dienstgrade, Funktionen, Sonderdienste…
Ich habe mich eher mit römischem Militär der Antike befasst. Am besten untersucht sind wohl die kaiserzeitlichen, klassischen Legionen: Eine stehende Armee von Berufskriegern! Ein Berufskriegertum hat in der Geschichte nicht immer die erste Rolle im militärischen Kontext gespielt. Häufig haben Aufgebote (verschiedener Art) die Masse der Heere gebildet… Die Zahl der in den Legionen vorkommenden Titel, Sonderdienste oder Ränge sind kaum zu überschauen in ihrer Vielfalt. Es wurden über 100 solcher Bezeichnungen für die römische Geschichte bekannt. Es können nicht alles Ränge im Sinne von militärischen Dienstgraden gewesen sein.
Rangabzeichen im Sinne heutiger Armeen sind nicht anzunehmen. Bekannt sind aber Attribute für bestimmte Dienstgrade für bestimmte Tätigkeiten: Etwa der Stab eines Centurios oder eines Optios. Während ein Centurio einen militärischen Dienstgrad beschreibt, wurde als Optio ein Gehilfe für spezielle Aufgaben bezeichnet. Gewöhnlich ist mit Optio der Stellvertreter eines Centurio gemeint und er trug im Dienst ebenfalls einen besonderen Stab. Die Centurionen scheinen sich ihren Stellvertreter, den Optio selbst ausgewählt zu haben. Je höher der Rang eines Soldaten innerhalb einer Truppe war, desto auffälliger und qualitativ hochwertiger dürfte seine Ausrüstung gewesen sein...
Im Falle der Centurionen sind besonders bekannt der quer gestellte Helmbusch (crista transversa), der auffällige Zenturionenstab aus Rebholz (auch zur Züchtigung benutzt), sowie Beinschienen und das links getragene Schwert…
Es ist für mich kaum anzunehmen, dass sich altägyptisches Militär in seiner Organisation deutlich stärker als das römische an heutige Standards angenähert haben sollte.