Graböffnungen

Staubfussel

Neues Mitglied
Hallo zusammen!
Ich wollte mal eure Meinungen hören, wie ihr es findet, dass neben den vielen geplünderten Gräbern, auch die (falls es überhaupt noch welche gibt) noch verschlossenen geöffnet werden für die Forschung.
Also ich persönlich finde es einfach schade, da man eigentlich schon genug zum Forschen hat und die Gräber "sich selbst" überlassen könnte :(. Ich denke, man kann doch einfach die Totenruhe "in Ruhe lassen". Auf der anderen Seite könnte(!) man noch etwas neues finden, wenn man die Gräber öffnet. Ich interessiere mich auch sehr für das alte Ägypten und bin für jede Information dankbar, aber man sollte es nicht übertreiben. Wie gesagt ist es einfach nur schade, dass die Wissenschaftler alles aufbuddeln, dann die Mumie von ihrem Platz nehmen und die ganzen Schätze an Museen verkauft/verschenkt.
Klar, es gibt die Gefahr, dass das Grab dann von Räuber geplündert wird, aber entweder sagt man es nicht (also das man überhaupt es gefunden hat), oder man macht soetwas wie Polizeischutz u.ä.
Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine. Mich wurmt das schon sehr lange..
 
Grundsätzlich gebe ich Dir recht, ich habe da auch moralische Bedenken, wenn man Leichen aus dem Grab zerrt und im Museum ausstellt. Allerdings: Wirklich ungestört ist die Totenruhe bei den wenigsten Menschen. Auch hierzulande werden immer wieder Gräber aufgelassen. Aber ich finde, man sollte Mumien und Skelette nicht öffentlich zur Schau stellen.
 
Das man Mumien nicht ausstellen sollten, bin ich voll deiner Meinung. Das gleiche gilt für Schätze. Also mittlerweile gibt es so viele (was auch schön ist), aber es kommt ja nur selten etwas neues dazu. Deswegen sollte man die Gräber ja komplett zulassen. Aber dann heißt es ja wieder: "Das ist für die Wissenschaft...." Irgendwann werden die gar nichts mehr zu finden haben!
Manche Geheimnisse sollten Geheimnisse bleiben!
 
Ein sehr heikles und gleichzeitig interessantes Thema!

- meine Geschichtsbildung des Altertums Ägyptens stammt aber von Grabwänden, Sargdeckeln, Mumienaufschriften, einige habe ich übersetzt, das war für mich lehrreicher als 1000de Bücher darüber (die ich nebenbei auch habe).

Auch wenn man dadurch sehr intime Details dieser gelebten Menschen kennen lernt, schätzt und achtet man ihr Leben mehr als in mythisch verworrenen Religionsbüchern, oder verzerrten Geschichtsbüchern darüber, aus denen man m. M. nichts lernen kann, weil es keine gelebte Geschichte darstellt.

Ich habe mir sehr viele Gedanken darüber gemacht, weil ich mit diesen Mumien förmlich ins Bett ging, so gut kannte ich deren Leben, aber ich bin überzeugt davon, dass genau das die Absicht dieser Könige, Pharaonen, Menschen aus der Antike war, diese Botschaft als deren Schicksal der Nachwelt zu hinterlassen, vielleicht gerade deshalb der enorme Aufwand für die Gräber.

:)
 
Dann hätten sie ihre Gräber aber nicht so gut gesichert bzw. versteckt. Der Aufwand war fürs Jenseits bestimmt.
 
Das stimmt, dass gewisse Teile der Grabanlagen sehr geschützt waren, aber in erster Linie vor Dieben und Fremden, welche nur am sog. Goldwert interessiert waren und die Anlagen auch zerstörten.

- Die Angehörigen im alten Ägypten mit ihren Kindern damals besuchten aber diese Grabanlagen wie ein Museum und Ort zum Studieren. Im alten Ägypten war Geschichtsbildung, vor allem werdender Beamter sehr wichtig, man erinnerte sich der Verstorbenen, las an den Grabwänden über deren Leben und lernte so für die Zukunft;

- da es diese Kultur, den ägyptischen Staat der Antike nicht mehr gibt, denke ich, wären diese Könige stolz uns was erzählen zu können, - und ehrlich, das können sie wirklich!


:)
 
Ich bezweifle trotzdem, dass es im Sinne eines Pharaos gewesen wäre, eines Tages in einer Glasvitrine in einem Museum zu liegen und begafft zu werden.
 
Ich bin mir nicht so sicher, wenn man die Königstexte kennt – und auch die Eitelkeit so mancher, meine ich, dass genau das der Zweck der Einbalsamierung war, in Ewigkeit im Mittelpunkt zu stehen.

Pharaonen verstanden sich als öffentliche Personen des Rechtes über den Tod hinaus, im Sinne der Göttertitulierung (Gemeine wurden ja nicht einbalsamiert).


:)
 
Hmm..Ursus´Meinung bringt mich schon ein bisschen ins Wanken mit meiner Ansicht.
Aber: Wir leben ja jetzt in einer anderen Zeit, weit weg vom alten Ägypten. Ich denke, dass der Pharao die Informationen wenn nur in "seiner" Zeit halten wollte. Was machen wir denn heute damit? Wir "schnüffeln" in der "alten" Zeit rum und versuchen ALLES rauszufinden. Ich finde, irgendwann ist es mal genug!
Wie oben schon gesagt, bin ich ein sehr großer Fan vom alten Ägypten und gerade deshalb ist es mir wichtig, dass wenigstens etwas in "seiner" Zeit bleibt.
 
@Staubfussel:
Ich denke aber,genau dies war das Vorhaben der altägyptischen Pharaonen.
Die Tempel,Pyramiden und Obeliske waren erbaut für die Ewigkeit,die Rituale und Götterverehrungen galten für die Existenz in der Ewigkeit und auch die Einbalsamierung war gedacht für ein Leben in der Ewigkeit.
Warum also sollen wir uns das alles entgehen lassen,wenn es doch so gedacht war.
Dia größte Angst der Pharaonen war,nach ihrem Tod vergessen zu werden.
Darum versuchten z.B. die Gegner Echnatons nach dessen Tod den Namen zu tilgen und zu zerstören.Ein namenloser Pharao gerät in Vergessenheit.
Das kann nun unter anderem Ramses II. im Ägyptischen Museum Kairo nicht mehr passieren,auch wenn es makaber klingt.
Sie es mal von der Seite.
 
Aber die Pharaonen zeigten sich ihrem Volk nur sehr selten, und heute werden sie von Schulklassen begafft und ausgelacht. Das würden sie bestimmt als würdelos empfinden.
Ihre Schätze haben sie in ihren Gräbern nicht so gut gesichert, weil sie wollten, dass sie wieder ausgeräumt werden.
Ich bin für einen Mittelweg: Man soll die Gräber im Interesse der Wissenschaft schon öffnen und die Schätze auch ausstellen, aber man sollte auch die Würde der Leichen achten und sie nicht zu Museumsexponaten degradieren.
 
Gibt es überhaupt noch ungeöffnete Gräber? Also solche wo man weis wo die sind, aber die man noch nicht geöffnet hat?
 
Soweit ich weiß,nicht.Alle entdeckten Gräber wurden bereits geöffnet.
Und selbst noch nicht entdeckte Gräber dürften wohl nicht mehr ungeöffnet sein,da Grabräuber schon sehr früh begannen,die Schätze aus den Gräbern zu stehlen!
 
@Staubfussel:
Ich denke aber,genau dies war das Vorhaben der altägyptischen Pharaonen.
Die Tempel,Pyramiden und Obeliske waren erbaut für die Ewigkeit,die Rituale und Götterverehrungen galten für die Existenz in der Ewigkeit und auch die Einbalsamierung war gedacht für ein Leben in der Ewigkeit.
Warum also sollen wir uns das alles entgehen lassen,wenn es doch so gedacht war.
Dia größte Angst der Pharaonen war,nach ihrem Tod vergessen zu werden.
Darum versuchten z.B. die Gegner Echnatons nach dessen Tod den Namen zu tilgen und zu zerstören.Ein namenloser Pharao gerät in Vergessenheit.
Das kann nun unter anderem Ramses II. im Ägyptischen Museum Kairo nicht mehr passieren,auch wenn es makaber klingt.
Sie es mal von der Seite.

Ja, das sehe ich genau so, wenn man die vielen Texte auf den Grabdeckeln, den Mumienhüllen, sowie auf den Wänden der Sargkammern liest, wird der soziale Anspruch dieser Regenten deutlich, dass dies nicht aus privatem Interesse erbaut, gestaltet und auch geschrieben wurde; im Vergleich zu heutigen Ministern, Kanzlern, Präsidenten dachten Pharaonen, hohe Beamte im alten Ägypten in anderen Dimensionen, als heute in lächerlichen, kleinstbürgerlichen Vierjahresrhythmen einer Demokratie (kurz regieren, Kohle einstreifen und ab durch Mitte); auch die Architektur war nicht nur von der Bauqualität, sondern auch optisch für die Ewigkeit bestimmt, heutige moderne Bauten sind nach kürzester Zeit nicht mehr „in“, technisch veraltet, oder sehen schäbig aus, Pyramiden, Tempelbauten des alten Ägyptens werden in 20 000 Jahren (sofern es diese dann noch gibt) immer noch attraktiv wirken;

- ich denke, es spielt sehr viel Neid mit, es heute z.B. weltweit kaum einen Minister, Kanzler, oder Präsidenten gibt, der Weisheitslehren eines Imhotep, oder die wunderbaren Gedichte eines Echnaton zustande brächte.

Wapedia - Wiki: Liste der Papyri des Alten Ägypten

Altägyptische Literatur ? Wikipedia
 
Heute wird nicht mehr gezielt nach Gräbern gesucht - vielleicht außer dem des Imhotep. Wenn neue Gräber gefunden werden, dann im Rahmen von Großprojekten wie in Giza oder Saqqara. Es geht vielmehr inzwischen um die Restaurierung und Publikation gefundener Gräber. Ausnahmen sind die Zufallsfunde, falls mal wieder irgendein Esel irgendwo hineintritt.
Der Zur-Schau-Stellung von Mumien stehe ich auch skeptisch gegenüber - aber hier hat man wohl dem Druck der Öffentlichkeit nachgegeben. Würde man die Gladiatorenkämpfe wieder einführen, würden die Menschen auch dort wieder hingehen.
Paul
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin der Meinung,wir kratzen eben erst an der Oberfläche Ägyptens.Die nächsten Jahre oder Jahrzehnte werden noch viel an die Oberfläche bringen.Ob wir es wiederum deuten können,ist die andere Frage.Ebenso ist es fraglich,ob es wirklich noch unberührte Gräber gibt.Jendenfalls fehlen ja noch einige Mumien berühmter Pharaonen,soweit man sie nicht schon zerstört oder gefunden und nicht identifiziert hat.
 
Ich bin der Meinung,wir kratzen eben erst an der Oberfläche Ägyptens.Die nächsten Jahre oder Jahrzehnte werden noch viel an die Oberfläche bringen.Ob wir es wiederum deuten können,ist die andere Frage.Ebenso ist es fraglich,ob es wirklich noch unberührte Gräber gibt.Jendenfalls fehlen ja noch einige Mumien berühmter Pharaonen,soweit man sie nicht schon zerstört oder gefunden und nicht identifiziert hat.

So ganz verstehe ich dich nicht: 1. erst an der Oberfläche kratzen? Dann 2. es käme noch was 3. keine Gräber mehr? Erscheint mir widersprüchlich; oder nur unberührte nicht mehr? Das war sowieso der Sonderfall, wie du doch selbst weißt. Also was wäre noch zu erwarten?
 
@
Muspilli
So ganz verstehe ich dich nicht: 1. erst an der Oberfläche kratzen? Dann 2. es käme noch was 3. keine Gräber mehr? Erscheint mir widersprüchlich; oder nur unberührte nicht mehr? Das war sowieso der Sonderfall, wie du doch selbst weißt. Also was wäre noch zu erwarten?

zu 1.und 2.:
Wir haben in Ägypten noch lange nicht alles entdeckt.Siehe z.B. die erst kürzlich entdeckten familiäre Beziehungen Echnatons.
In dem Sinne werden wir noch sehr viel entdecken oder werden das bis jetzt schon entdeckte erst richtig deuten.

zu 3.Ich schrieb "keine ungeöffneten Gräber" mehr.Alle Gräber,auch das des Tutanchamun waren,im Falle von Tut nur teilweise,geöffnet.Schon die eigenen oder kurz nachfolgenden Generationen haben die Gräber der Verstorbenen geöffnet und geplündert.Von daher werden wir wohl kaum noch unberührte finden.
 
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