Die ersten 3 Dalai Lamas

Fugger

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Vor 1300 Jahren betrat Tibet, eine gefestigte Monarchie, als beherschende militärische Macht der Himalaya-Region die Weltbühne. Ausgerechnet zu dieser Zeit der militärischen Expansion kam der Buddhismus von Indien an die königlichen Höfe des Landes.

Das politische System war feudal, ein paar Aristokraten besaßen das Land mitsamt den Bauern die es bewirtschafteten.
Der Buddhismus brachte neue Hoffnung: er lehrte, daß alle Menschen gleich sind.
Von nun an gingen viele Tibeter ins Kloster. Ein einfacher Bauer konnte Abt werden.
Die rasche Verbreitung der buddhistischen Lehre war eine unblutige Revolution gegen ein verkrustetes System.

Jedoch interpretierten die verschiedenen Regionen den Buddhismus unterschiedlich.
Einzelne Sekten regierten über die Regionen Tibets, 500 Jahre lang kam es unter dem Mantel der Religion immer wieder zu kämpfen - auch mit dem letzen tibetischen König, der den Buddhismus ablehnte und seine Anhänger unterdrückte. Während dieser dunklen Zeit war Tibet in unzählige kleine Fürstentümer ohne mächtige Zentralregierung zerfallen.

Mitte des 12ten Jahrhunderts kündigte sich ein welterschütterndes Ereignis an.
Im „Land der Barbaren“ begann ein neues Zeitalter:
Die mongolischen Stämme wurden durch das Schwert unterworfen und vereint, aus ihnen wurde eine Nation, ihr Führer gab ihnen eine Fahne unter der sie sich sammeln konnten.
Unter Dschingis Khan wurden die Mongolen zu einer unaufhaltsamen Kriegsmaschinerie.
Ihr Gott war das Schwert und ihre Religion die Unterwerfung. Im 13 Jahrhundert brachten sie überall Tod und Zerstörung.

Doch irgendwann machte sich Kriegsmüdigkeit breit, die Annehmlichkeiten der Zivilisation waren reizvoll.
Direkt vor ihrer Tür lag China , Kublai Khan verlegt den Hauptsitz nach Peking, er wird Kaiser von China. Jedoch weiß er, daß er das Land nicht alleine mit dem Schwert regieren kann.

Nach Tibet blickend sieht er eine Lösung: der Buddhismus soll ihm als machtvolles Instrument und als Gegenstück zum Konfuzianismus dienen.
Er bestellt den Obersten der führenden tibetanischen Sekte der Sakyapa ("Rotmützen") als Berater zu sich an den Hof. Dieser übt einen befriedenden Einfluß auf Kublai Khan aus.
Es ensteht ein für beide Seiten nutzbringendes Bündnis: eine Kultur mit der China kontrolliert wird und der Schutz der Sekte durch die mongolischen Krieger.
Kublai Khan übergibt den Führern der Rotmützen-Sekte die Lehnsherrschaft über Tibet, sie werden Priesterkönige des jetzt wieder vereinigten Tibets.
Dies war der Beginn der Hierokratie in Tibet, der Verschmelzung von Staat und Religion in der Person des Lama-Herrschers.

Im 14 Jahrhundert herscht Chaos und Aufruhr in ganz China. Der Mongolenkaiser wird gestürzt und die Epoche der Ming-Dynastie bricht an.
Damit wird auch Tibet erschüttert, die Führungsposition der Rotmützen-Sekte kann nicht mehr aufrecht erhalten werden. Tibet erlangt seine Unabhängigkeit von den Mongolen und wird eine eigenständige Monarchie.

Währenddessen kam es unter den höchsten Würdenträgern Tibets immer mehr zu einem Sittenverfall.
Es herschte Korruption und Dekadenz, "tantrische Praktiken" nehmen den Platz der asketischen Mönchsregeln ein.
Das ruft im 15. Jahrhundert Reformbewegungen hervor.
Ein Nomadenjunge namens Tsonkhapa wurde im Laufe seines Lebens zur treibenden Kraft der
Erneuerung alter Mönchsideale. Er gründete die Schule der Gelugpa ("dieTugendhaften"), um sich abzugrenzen trugen sie gelbe Mützen, während die älteren Sekten traditionell rote Mützen trugen. Einer seiner wichtigsten Schüler war Gendun Drub.

Aber als das Ende seines Lebens näher rückte begriff Tsonkhapa, daß das Zölibat auch Nachteile mit sich brachte, z.B. hatte er dadurch keine direkten Nachkommen die sein Werk fortführen konnten.
So beschloß der weise Lama dieses Problem zu lösen indem er eine Vorstellung übernahm, die in Tibet allemein verbreitet war.

Bevor er starb versammelte er seine Jünger um sich und bat sie nicht zu weinen, denn er würde bald wieder bei ihnen sein.
So wurde durch die Einführung der Wiedergeburt das Problem des unverheirateten Herschers gelöst.
Es war eine sehr nützliche Institution, denn es gab den religiösen Herschern Kontinuiät ohne das sie Heiraten oder eine Dynastie gründen mußten.

Im 16 Jahrhundert standen sich die beiden Sekten im Kampf um die politische Macht im Land feindlich gegenüber:
Die Rot- und die Gelb- Mützen – die Auseinandersetzung galt als heiliger Krieg.
Die Gelbmützen unterlagen zuerst, aber das Schicksal nahm eine Wendung:
1576 wurde der Vorsteher des größten zentralen Gelugpa-Klosters Sonam Gyatso von einem mächtigen Mongolenfürsten und erfolgreichen Feldherrn in die Mongolei eingeladen.

Altan Khan, der kein Nachkomme Kublai Khans war, wollte die Mongolenstämme wieder vereinen und zu den glorreichen Zeiten vergangener Tage führen. Um sie zu beherschen brauchte er aber die Anerkennung besonders der Abkömmlinge des Kublai Khan, die seine Führungsansprüche herausforderten.

Er heckte einen Plan aus:
Als Sonam Gyatso in der Mongolei eintraf präsentierte Altan ihn seinen Anhängern als Reinkarnation Kublai Khans einstigen geistige Berater Phagspa. Als das allgemein akzeptiert wurde kam Altans meisterlicher Schachzug :
Sich selbst erklärte er zur Reinkarnation des großen Kubla Khans.
Altan hatte die große Zeit des Kubla wieder auferstehen lassen, der einstige Herscher Chinas hatte zu seinem Volk wiedergefunden.
So konnte er seine Herschaft legitimieren und die Schutzbeziehungen zwischen den Tibetern und den Mongolen wurden erneuert.

In einer grandiosen Zeremoie ernannte Altan Sonam Gyatso zum Dalai Lama (Ozean der Weisheit) – seine beiden Vorgänger
Gendun Drub, ein Schüler des Gründers der Gelbmützen-Sekte,
und Gendun Gyatso wurde posthum zu den ersten beiden Dalai Lamas erklärt.

Quelle: hauptsächlich eine Doku auf Phoenix von Binky Mendez au dem Jahr 2001
(http://www.phoenix.de/dokus/10517/)
 
Westmongolen und der Buddhismus bei den Mongolen
(Nach einem Text von Veronika Veit, aus Die Mongolen von Heissig et al)

Im Jahr 1207 entsandte Chinggis Khan seinen Sohn Dschotschi mit den Heeren des rechten Flügels auf einen Kriegszug gegen die sogenannten Waldvölker, das war im Endeffekt die Geburtsstunde der Westmongolen. Die Westmongolen gehörten bis dahin zwar ethnisch zu den Mongolen, unterschieden sich aber im Dialekt und in der Kultur und waren in eigenen unabhängigen Stämmen organisiert. Nach dem Zerfall des mongolischen Weltreiches 1259, dass übrigens bis heute größte Reich Aller Zeiten! Gewannen dann die Westmongolen sehr an Bedeutung und der Konflikt Ostmongolen gegen Westmongolen führte dann schlussendlich zur Übernahme des Buddhismus in der Mongolei. Zu den Westmongolen gehören die Dsungaren, die Oiraten, die Ölöten und die Kalmücken.

Der Name Dsungar geht auf das mongolische Wort Jegün yar zurück, das heißt Linke Hand, und bezeichnet den Linken Flügel der mongolischen Gesamtstreitkräfte. Die Bezeichnung Kalmücken kommt vom türkischen Qalmag über das russische Kalmyk. Heute bezeichnet man als Kalmücken den Teil der Torgut Mongolen, die 1771 nicht mit dem Rest ihres Stammes in die Heimat zurückritten sondern an der Wolga blieben.

Direkt nach dem Zerfall des Weltreiches hatten die Oirat in der Altai Region ein eigenes Reich gegründet. Mit dem Sturz der Yuan Dynastie 1368 (das ist die Dynastie die Kubhlai Khan begründete) brach dann der Konflikt mit den Ostmongolen aus. Die Westmongolen setzten sich darin militärisch durch und unter Esen (gestorben 1455) besiegten sie die Ostmongolen vollständig und drangen nach China vor. Sie vernichteten die Armeen der Ming Dynastie und eroberten sogar 1449 Bejing und nahmen den Ming Kaiser Zhengtong gefangen. Ihr Reich reichte nun von Tibet im Süden, der Mandschurei im Osten bis nach Sibirien hinein. Dann kam es nach dem Tod von Esen zu einem Bürgerkrieg und das Blatt wendete sich und die Ostmongolen unter ihrem Großkhan Dayan (1464 bis 1543) schlugen die Westmongolen mit chinesischer Waffenhilfe immer weiter, in diesem ständigen Krieg Mongolen gegen Mongolen verbrauchten beide Seiten ihre immer noch enorme militärische Stärke so weit, dass sie als militärische Großmacht verfielen.

Dann wurde der schon im Text über mir erwähnte Altan (1507-1582) Khan der Tümed und ihm gelang es, auch das alte Kerngebiet und die alte Hauptstadt Karakorum von den Westmongolen zurück zu erobern. Im folgenden kam es dann zur Übernahme des tibetanischen Buddhismus, wie im Vorgängertext beschrieben, dazu ist aber noch der Aufstieg der Mandschus zur Großmacht zu erwähnen, der ebenfalls durch den Sieg des Altan Khan und die Schwächung der Mongolen durch diesen Krieg eingeleitet wurde. Auch die Westmongolen bekehrten sich dann im weiteren zum Buddhismus, aber wann und wie genau ist nicht bekannt, es war vermutlich Anfang des 17 Jahrhundert.

Mit dem Buddhismus tibetanischer Prägung kam ein Faktor ins Spiel, der dann im folgenden das gesamte mongolische Geistesleben und Denken, die Sprache und die Kultur und die Gesellschaft entscheidend veränderte, auch wenn am Anfang vor allem Machtpolitische Gründe für die Einführung dahinter standen. Mit dem sich erfolgreich ausbreitendem Buddhismus und erschöpft durch den langen internen Krieg der die Mongolen kriegsmüde gemacht hat, verloren sie ihre frühere entscheidende militärische Schlagkraft und damit ihre bisher alles in Zentralasien dominierende Machtstellung, das militärische Vakum wurde dann von den Mandschu gefüllt, denen sich aber auch Mongolen anschlossen, die die neuere, friedlichere Lebensweise ablehnten.

Im beginnenden 17 Jahrhundert waren dann die Westmongolen in 4 große Stämme aufgeteilt und zwar die Qosod, die Dsungaren, die Dörbed und die Torgut. Jeder der 4 Stämme stand unter einem eigenen Anführer und zu dieser Zeit begann sich der Buddhismus auch auf die Westmongolen auszubreiten, vermutlich durch Mission und nicht durch politischen Erlaß wie das bei den Ostmongolen der Fall war. Im Verlauf des 17 Jahrhundert kam es dann zu erheblichen Machtverschiebungen wegen der Expansion der Mandschu im Osten und zum Aufstieg zweier neuer Khane, Gushi Khan von den Qosod (1582-1656) und Erdeni Batur von den Dsungaren (gestorben 1653/oder 65).

Der Aufstieg Gushi Khans war die Folge der Übernahme des Lamaismus der reformierten dGe-lugs-pa Richtung durch die Westmongolen in dieser Zeit. Er unterstützte den 5. Dalai Lama mit mehr als 20 000 Mann seiner Krieger und errang im Jahr 1637 im Dienst des Dalai Lama einen entscheidenden Sieg. Weitere Kriege folgten und auf Geheiß des 5 Dalai Lama invasierte die Armee von Gushi Khan Tibet im Jahr 1641. Man muß dabei bedenken, dass weder der Dalai Lama noch die dGe-lugs-pa in Tibet fest im Sattel saßen, im Gegenteil waren sie nur de jure die Herren von Tibet, de facto hatten sich die Tibeter vom Dalai Lama unabhängig gemacht und in mehrere unabhängige Fürstentümer aufgeteilt. Die Tibeter neigten zu der Zeit eher dem nicht reformierten Buddhismus der rNIn-ma-pa Richtung zu und wollten den Dalai Lama als Oberhaupt nicht akzeptieren, also überzog der Dalai Lama das Land mit seinen mongolischen Truppen mit Krieg.

Die Mongolen eroberten also Tibet für den Dalai Lama und so geriet Tibet unter die Herrschaft des sogenannten Dsungarischen Reiches, das Gushi Khan beherschte. Für seine Verdienste ernannte der Dalai Lama Gushi Khan am 13. April 1642 zum Dharmaraja (tibetisch Chos-rGyal) von Tibet. Dies folgte wieder dem Vorbild Khublais, der mit dem Pags-pa Lama ja eine ähnliche Aufteilung zwischen Weltlicher und Geistlicher Macht durchgeführt hatte und in der Folge auch dem Beispiel Altan Khans, der den Abt des Klosters Bras-spuns, bSod-nams-rgya-mts ó (1543-1588) im Jahr 1578 zum ersten Dalai Lama ernannt hatte.

Der fünfte Dalai Lama sah sich aber trotz dieser Anerkennung Gushi Khans sowohl als weltliches wie auch als geistiges Oberhaupt des Dsungarischen Reiches und suchte daher nach der Unterstützung der Chinesen um seine Machtposition zu festigen. 1653 wurde er vom Sunzhi Kaiser in Bejing empfangen und verhandelte mit ihm. Dennoch blieben die Mongolen seine wichtigsten Helfer zur Durchsetzung seiner Machtpolitik und überließen ihm freiwillig immer mehr Macht. Das endete erst, als der Nachfolgende Regent von Tibet, Gushi Khans Enkel Lacang Khan 1717 ermordet wurde und die Armeen der Mandschu im Zuge des allgemeinen Krieges der Dsungaren gegen die Quing Dynastie in Tibet einmarschierten. 1718 eroberten die Truppen der Quing Lhasa, der Yongzheng Kaiser machte aber Tibet nur zum Protektorat des himmlischen Kaiserreiches und beließ den Dalai Lama in seiner Funktion.

Noch zu dem anderen Khan den ich erwähnt hatte: Erdeni Batur war ein Nachfahre des großen Khans Esen und unterwarf sich die anderen oiratischen Stämme. Mit dieser Macht griff er die anderen Mongolen an und veranlasste einige mongolische Stämme in andere Länder auszuweichen. So zogen die Torgut an die Wolga. Dadurch kamen die Mongolen an die Wolga, die Mongolischen Kalmücken dort sind also nicht Nachfahren der Goldenen Horde oder Weißen Horde sondern Mongolen, die erst im 17 Jahrhundert dorthin ausgewandert sind. Erdeni Batur verbündete sich mit den Dsungaren und half ebenfalls dem Dalai Lama, seine Form des Buddhismus mit Gewalt weiter auszubreiten und durchzusetzen. Nach einem Kriegszug nach Tibet gründete erKubak Sari am Ufer des Flusses Emil. Er hatte diplomatische Kontakte nach Russland und trieb mit Buchara und mit den Kosaken und Russen in Sibirien regen Handel. Als er 1653 oder vielleicht auch erst 65 starb ging das Erbe an seinen Sohn Sengge Khan. Dieser wurde jedoch 1671 von seinen Halbbrüdern ermordet worauf Galdan Khan, Sengges jüngerer Bruder auf Geheiß des Dalai Lama die Macht übernahm.

Galdan Khan war der letzte militärisch orientierte Mongolen Khan und vereinte mit Gewalt die mongolischen Stämme, die ihm aber nicht viel Wiederstand entgegensetzten, er versuchte auch den Buddhismus gefügig zu machen und in eine kämpferischere Form zu bringen und aus den Mongolen wieder eine Armee aufzustellen. Damit wurde er zur Bedrohung für die Quing Dynastie die ihre gesamten Truppen gegen die Mongolen führte und die Zentralmongolei und Tibet invasierte. Die Aktionen Galdans waren also der Grund dafür, dass Tibet dann unter mandschurische Oberhoheit gelangte. Auf dem Thron der Quing saß zu dieser Zeit der Kaiser Kang Xi, halb mongolischer, halb mandschurischer Herkunft, er stammte von den Mongolen ab, die sich mit dem Buddhismus nicht hatten abfinden wollen. Am 13. Juni 1696 wurden die gesamten Streitkräfte der Mongolen vom Kaiser Kang Xi gestellt und total vernichtet. Das war die Schlacht von Juun modun (ganz in der Nähe von Ulan Bator) Galdan Khan floh nach Westen und starb am 4 April 1697. Trotzdem ging der Krieg der Quing gegen die Dsungaren und die Westmongolen auch noch die nächsten Jahrzehnte weiter, bis das Westmongolenreich völlig zerschlagen war. Um das zu beschleunigen verbündeten sich die Kaiser der Quing mit dem Buddhismus und dem Dalai Lama und sicherten ihm seine Position auch im Fall ihres Sieges zu, in der Folge ließ der Dalai Lama die Mongolen fallen und wandte sich den Quing zu.

Im Jahr 1758 fielen die allerletzten Truppen der Westmongolen, vom Dalai Lama verflucht einer Armee der Quing in die Hände und wurden vollständig vernichtet. Als zusammenhängende Stämme der Westmongolen überlebten nur die Qosod und die Dörbed. Von den Torgut verblieb eine Gruppe an der Wolga, diese wurde zu den Kalmücken, die anderen zogen sich von dort 1771 wegem dem ständigen Druck der Russen wieder in die Heimat zurück, wo sie nach einem Jahr völlig mittelos ankamen. Der Quianlong Kaiser der Quing Dynastie versorgte sie mit allem nötigen und mit Vieh und siedelte sie im Ili Gebiet an, um dort ein Gegengewicht zu anderen mongolischen Stämmen zu schaffen, dort leben ihre Nachkommen auch noch heute.
 
Fugger schrieb:
Aber als das Ende seines Lebens näher rückte begriff Tsonkhapa, daß das Zölibat auch Nachteile mit sich brachte, z.B. hatte er dadurch keine direkten Nachkommen die sein Werk fortführen konnten.
So beschloß der weise Lama dieses Problem zu lösen indem er eine Vorstellung übernahm, die in Tibet allemein verbreitet war.

Bevor er starb versammelte er seine Jünger um sich und bat sie nicht zu weinen, denn er würde bald wieder bei ihnen sein.
So wurde durch die Einführung der Wiedergeburt das Problem des unverheirateten Herschers gelöst.
Es war eine sehr nützliche Institution, denn es gab den religiösen Herschern Kontinuiät ohne das sie Heiraten oder eine Dynastie gründen mußten.
Das die Wiedergeburt aus Eigensinn zu dieser Zeit eingefuehrt wurde empfinde ich als eine Behauptung welche nicht nachgewiesen werden kann.

Der Gedanke an Wiedergeburt ist sehr alt. Bei den Hindus wurde er ca. 1000 vor Christus das erste mal erwaehnt und ist tief in der Religion verwurzelt.
Bei den Buddhisten sollen schon sehr fruehe Schriften von Wiedergeburt handeln.
Doch wenn ich deine Aussage richtig lese bestreitest du dieses auch gar nicht :
Fugger schrieb:
So beschloß der weise Lama dieses Problem zu lösen indem er eine Vorstellung übernahm, die in Tibet allemein verbreitet war.
Das hoert sich nach kuehl ueberlegten, schlauen Schachzug an. Lieber wuerde ich vermuten das er wirklich erleuchtet war und somit wusste was geschehen wuerde.
 
Zu Tibet fällt mir die Bón-Religion ein. Sie war vor dem Buddhismus im Tibet.
 
weiß zufällig jemand, ob es 1993 wirklich zu ein Treffen zwischen tibetischer Exilregierung und chinesischer Regierung kam?

Encarta 2002 behauptet das, aber ich kann nirgends anders etwas darüber finden, bzw http://www.tid-freiburg.de/infoszutibet.htm#bevoe behauptet: "Bis heute haben keine offiziellen Kontakte zwischen der chinesischen Führung und der tibetischen Exilregierung des Dalai-Lamas stattgefunden. "
 
Fugger schrieb:
...
Die Rot- und die Gelb- Mützen – die Auseinandersetzung galt als heiliger Krieg.
Die Gelbmützen unterlagen zuerst, aber das Schicksal nahm eine Wendung:
1576 wurde der Vorsteher des größten zentralen Gelugpa-Klosters Sonam Gyatso von einem mächtigen Mongolenfürsten und erfolgreichen Feldherrn in die Mongolei eingeladen.

Altan Khan, der kein Nachkomme Kublai Khans war, wollte die Mongolenstämme wieder vereinen und zu den glorreichen Zeiten vergangener Tage führen. Um sie zu beherschen brauchte er aber die Anerkennung besonders der Abkömmlinge des Kublai Khan, die seine Führungsansprüche herausforderten.

Er heckte einen Plan aus:
Als Sonam Gyatso in der Mongolei eintraf präsentierte Altan ihn seinen Anhängern als Reinkarnation Kublai Khans einstigen geistige Berater Phagspa. Als das allgemein akzeptiert wurde kam Altans meisterlicher Schachzug :
Sich selbst erklärte er zur Reinkarnation des großen Kubla Khans.
Altan hatte die große Zeit des Kubla wieder auferstehen lassen, der einstige Herscher Chinas hatte zu seinem Volk wiedergefunden.
So konnte er seine Herschaft legitimieren und die Schutzbeziehungen zwischen den Tibetern und den Mongolen wurden erneuert.

In einer grandiosen Zeremoie ernannte Altan Sonam Gyatso zum Dalai Lama (Ozean der Weisheit) – seine beiden Vorgänger
Gendun Drub, ein Schüler des Gründers der Gelbmützen-Sekte,
und Gendun Gyatso wurde posthum zu den ersten beiden Dalai Lamas erklärt.

Quelle: hauptsächlich eine Doku auf Phoenix von Binky Mendez au dem Jahr 2001
(http://www.phoenix.de/dokus/10517/)

Korrektur: Ananda oder besser bekannt als Altan Khan war einer der Enkelsoehne von Batu-Mongke Dayan Khan und somit ein Nachkomme von Kublai. Er hat seinen Grossvater Batu-Mongke mit Dschingis Khan verglichen, denn Batu-Mongke hatte alle mongolischen Staemme nach einigen katastrophalen Jahren vereinigt. Er hat sich mit Kublai verglichen und Kublais Taten "imitiert". Ausserdem war Ananda(=Altan Khan) eigentlich nicht Khan sondern Fuerst von Ordos and Tumed. Der eigentlciher Khan war nominiell sein Kusin Daraisun, mit dem er immer im Streit war, so dass es beinahe einen Krieg zwischen den beiden gab. Spaeter hat sich Ananda an die nordmongolichen Fuersten, die ebenfalls seine Kusine waren, angeschlossen und sie wurden alle Khane in ihren jeweiligen Gebieten.

Deshalb ist der oben genannte Plan, Mongolen wieder zu vereinigen, ist ziemlich erfunden. Er wollte im Gegenteil vom Darasun Khan unabhaengig werden. Altan Khan als Reinkarnation von Kublai ist auch ziemlich erfunden. Anandas Gebiet war nah an Tibet und er hatte von Seiten der Ming-Dynastie nichts zu befuerchten, sich in tibetische Angelegenheiten zu vermischen, denn er hat Ming mehrfach angegriffen, besiegt und Friedensabkommen gemacht, nachdem seine Truppen Peking umgelagert hatten. Andererseits wollte Sonam-Gyatso gern mit Altan Khan Freundschaft zugunsten seiner Sekte schliessen. Altan Khans Absichten waren jedoch seine Einfluesse im Tibet. So wurde z.B. sein Sohn der vierte und der einzige nicht tibetische Dalai Lama.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieser Text von Veronika Veit ist meiner Meinung nach sehr schlecht geschrieben. Am sonsten habe ich mehrere Texte von ihr gelesen und sie waren informativ und gut.

Quintus Fabius schrieb:
(Nach einem Text von Veronika Veit, aus Die Mongolen von Heissig et al)

...

Zu den Westmongolen gehören die Dsungaren, die Oiraten, die Ölöten und die Kalmücken. Der Name Dsungar geht auf das mongolische Wort Jegün yar zurück, das heißt Linke Hand, und bezeichnet den Linken Flügel der mongolischen Gesamtstreitkräfte. Die Bezeichnung Kalmücken kommt vom türkischen Qalmag über das russische Kalmyk. Heute bezeichnet man als Kalmücken den Teil der Torgut Mongolen, die 1771 nicht mit dem Rest ihres Stammes in die Heimat zurückritten sondern an der Wolga blieben.

Hier bisschen ausfuehrlicher: Es geht hier um Begriffe, die nicht durcheinander gebracht werden mussen.

Oirat war in der Zeit von Dschingis Khan ein Bund von mehreren Staemmen und hat sich zusammen mit den Kirgizen(aus Yenissei), Hori-Tumed dem Dschingis' Sohn Zutschi kampflos ergeben. Das Stammgebiet von Oirat war urspruenglich die westliche Seite von Baikal-See.

Oeoeld oder Oeloet war ein Stamm von Oirat. Oirat Anfuehrer waren immer aus dem Klan Coros, der zu Oeoeld gehoerte.

[Oirat hatte im 16.-17.JH vier Staemme: Oeoeld, Doerboed, Khoshut, Torgut]

Dsungar ist eher ein geographischer Begriff(Dsungar = Linker Fluegel) und zwar noerdlicher Teil von heutigen Xingian oder Uigurstan und oestlicher Teil vom heutigen Kasachstan. Es ist nicht der linke Fluegel der mongolischen Gesamtstreitkraefte wie oben geschrieben wurde, sondern von den damaligen 4 Oiratstaemmen. Der Begriff Zungar ist ung. 1630 entstanden. Nachdem die 4 Oiratstaemme von Khalkha mehrfach geschlagen und weiter nach Westen getrieben worden waren, waren sie nicht mehr einig. So ein gewisser Khara-Khul bestimmten Teil von Oirat wieder vereinigt und es Zungar genannt. Der rechte Fluegel von Oirat war Khoshut + Torgud und sie waren ziemlich selbststaendig bis Galdan Boshgot Khan.

Kalmyk besteht aus Torgud und einem Teil von Doerboet.

...
Dann kam es nach dem Tod von Esen zu einem Bürgerkrieg und das Blatt wendete sich und die Ostmongolen unter ihrem Großkhan Dayan (1464 bis 1543) schlugen die Westmongolen mit chinesischer Waffenhilfe immer weiter, in diesem ständigen Krieg Mongolen gegen Mongolen verbrauchten beide Seiten ihre immer noch enorme militärische Stärke so weit, dass sie als militärische Großmacht verfielen.

Stimmt nicht. Ming-Dynastie war immer gegen Nachkommen von Kublai, weil sie Anspruch auf das Gebiet von frueheren Yuan-Dynastie(somit auf China)hatten. Neben Monggol haben die mongolischen Khane damals "Nord Yuan" als Staatsname verwendet. Es gab wegen der Name "Nord Yuan" Protetste von chinesischer Seite. Im Gegenteil hatte Oirat Unterstuetzung von Ming.

Dann wurde der schon im Text über mir erwähnte Altan (1507-1582) Khan der Tümed und ihm gelang es, auch das alte Kerngebiet und die alte Hauptstadt Karakorum von den Westmongolen zurück zu erobern.

Es gab eine Schlacht zwischen West- und Ostmongolen in der Naehe von Karakorum. Altan Khan war neben Khalkha Khane nur einer der Beteiligten.

Aber die Gegend um Karakorum bis zu Khangai-Gebirge war schon ziemlich frueher von Ostmongolen erobert unter der Koenigin Mandukhai Khatun. Karakorum war damals eine Ruine.

...
Im beginnenden 17 Jahrhundert waren dann die Westmongolen in 4 große Stämme aufgeteilt und zwar die Qosod, die Dsungaren, die Dörbed und die Torgut.

Nein.
Oeoeld + Doerboed = Dsungar
Torgut + Khoshut

Dsungar ist kein Stamm.

Jeder der 4 Stämme stand unter einem eigenen Anführer und zu dieser Zeit begann sich der Buddhismus auch auf die Westmongolen auszubreiten, vermutlich durch Mission und nicht durch politischen Erlaß wie das bei den Ostmongolen der Fall war.

Es gab damals keine Mission von tibetischer Seite. Mission ist ueberhaupt selten im tibetischen Buddhismus. Der Grund war folgendes: Die Anfuehrer vom Stamm Khoshut wollten immer selbstaendig sein und sie haben sich den ostmongolischen Khanen naeher gefuehlt als den Oiratfuehrern, denn die Khoshut-Anfuehrer waren Nachkommen von Khasar, Dschingis' Bruder und die ostmongolischen Khane waren Dschingisid. Deswegen hat zuerst der Khoshut-Anfuehrer in Tibet Gesandten geschickt und mit den Ostmongolen Frieden geschlossen. Danach der eigentliche Anfuehrer von Oirat.

Ob ein Anfuehrer Dschingisid oder Nachfahre von Dschinis' Bruder war, spielte damals sehr grosse Rolle.

Erdeni Batur war ein Nachfahre des großen Khans Esen und unterwarf sich die anderen oiratischen Stämme...

Erdeni Batur verbündete sich mit den Dsungaren und half ebenfalls dem Dalai Lama, seine Form des Buddhismus mit Gewalt weiter auszubreiten und durchzusetzen. Nach einem Kriegszug nach Tibet gründete er Kubak Sari am Ufer des Flusses Emil. Er hatte diplomatische Kontakte nach Russland und trieb mit Buchara und mit den Kosaken und Russen in Sibirien regen Handel. Als er 1653 oder vielleicht auch erst 65 starb ging das Erbe an seinen Sohn Sengge Khan.

Erdeni Batur war Khan von Dsungar.

Am 13. Juni 1696 wurden die gesamten Streitkräfte der Mongolen vom Kaiser Kang Xi gestellt und total vernichtet. Das war die Schlacht von Juun modun (ganz in der Nähe von Ulan Bator) Galdan Khan floh nach Westen und starb am 4 April 1697.

Nein. Mandschu-Truppen von Kan Xi + Ostmongolen haben die Truppen von Galdan Khan vernichtet.
 
Wohin gehören die letzten Einträge? Wird hier die mongolische Geschichte unter behandelt und das ziemlich ausführlich oder haben wir es hier mit der Geschichte der ersten drei Reinkarnationen zu tun?

Außerdem stimmt es nicht, dass die Tibeter keine Missionen schickten. Der Kaschag, der zentrale Regierungsrat des Staates Tibet, hat unter der mongolischen und chinesischen "Fremdherrschaft" (Mit diesem Ausdruck möchte ich kurz erwähnen, dass Tibet oftmals als Satelitenstaat für diese Länder fungierte, aber niemals, bis Mao kam, seine Freiheit einbüßte). Es gab ständigen Austausch durch Delegationen nach China, in die Mongolei und nach Indien.
 
Beruhige dich, SRuehlow. Die obengannate Veronika Veit beschaeftigt sich oefter mit solcher Sachen, aber offenbar kennt sie nicht gut mit den Westmongolen. Deswegen "Korrektur".

Mongolische Fuersten haben schon tibetische Gelehrten(d.h Lama) eingeladen, z.B. in verschieden Zeremonien. Das heisst aber nicht, dass die Tibeter kamen und konvertieretn die Mongolen zum Buddhismus. Es war sowas in dieser Zeit verboten. Die Sache sah bisschen anders aus: Bedeutende mongolische Fuerste schickten ihre Soehne nach Lhasa und sie(die Soehne) bekammen nach ein Paar Jahren Titel vom Dalai Lama, z.B. Reeinkarnation von Darnata etc ... Somit waren sie sowohl in Tibet als auch in Mongolei einflussreich. Es war eben Politik. Spaeter haben die Ost- und Westmongolen wegen ihrer Einfluesse im Tibet gegeneinander gekaempft: bis 1630-35 hatten die Ostmongolen im Tibet zu sagen. Der 4. Dalai Lama war ein Mongole. Danach hatten die Westmongolen Oberhand und Guschi Khan wurde praktisch Tibets Khan. Es hat bis 1717-27(?) gedauert, bis die Mandschu Tibet zu ihrem Vassal machten.
 
Ich bin ganz Deiner Meinung, lieber Mangus, dass es halt Politik war. Reinkarnation wurde hier ein reiner Schacher, eben wie bei uns zu dieser Zeit mit Reliquien gehandelt wurde.
Ich bin der Überzeugung, dass der Großteil der Dalai Lamas keinerlei Einfluss auf die aktuelle, damalige, Politik hatte. Das hat zum einen damit zu tun, dass die meisten Dalai Lamas noch Kinder waren und frühzeitig, unter merkwürdigen, Umständen verstarben. Andererseits waren sie mit Erlangen des 18. Lebensjahres volljährig und defacto zugleich auch weltlicher Herrscher, trotz, dass sie als Mönche keinerlei Ahnung von politischen Staatsgeschäften haben sollten (klingt irgendwie paradox, oder?).

Michael Weiers, ich kann ihn immer nur hochheben, vertritt die Ansicht, (ich habe sie schon mehrfach hier im Forum vertreten), dass außenpolitische Orientierung nach den Indern und später nach dem monglischen Khan und nicht nach dem chinesischen Kaiser, ein klares Erkennbares in der tibetischen Geschichte darstellt. Es wurde von tibetischer Seite von jeher versucht, sich dem Kaiserhof in Beijing zu entziehen. Daher kam es auch, dass der mongolische Hof die tibetischen Gesandten mit Titeln überhäufte und umgekehrt. Das man den vierten Dalai Lama Yönten Gyatso als solchen erkannte, ist natürlich einfach nur politisches Kalkül, denn es war bis heute der einzige nicht tibetische Dalai Lama, der mit 27 Jahren in den Wirren um die Vorherrschaft um Zentraltibet plötzlich verstarb.
 
mangus schrieb:
Hast Du Publikationen oder Links vom M.Weiers im Netz, SRuehlow? Ich wuerde mich sehr freuen.

Ich kann da leider nur auf ein Buch aus meiner kleinen Hausbibliothek verweisen:

Weiers, Michael: Geschichte der Mongolen; Kohlhammer-Verlag, Stuttgart 2004.

Das Buch ist die erste deutschsprachige Geschichte der Mongolen aus mongolischer Sichtweise und nicht, wie bei den meisten Publikationen, von chinesischen Wissenschaftlern beeinflusst. Weiers ist Professor für Sprach- und Kulturwissenschaften Zentralasiens in Bonn und Honorarprof. in Hohhot, Innere Mongolei, VR China. Ich kanns nur empfehlen. Habe es mir für eine Hausarbeit über die Yuan-Dynastie in China angeschafft.
 
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