Laos – die rätselhaften Steinkrüge von Phonsavanh

stevensw

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Nicht nur in den kulturreichen China und Indien gibt es noch manche Rätsel und Geheimnisse zu entdecken, sondern auch in Südostasien.

Phone Savanh (auch Phonsavanh) ist die kleine Verwaltungshauptstadt der Provinz Xieng Khouang, die auch als die südlichste Provinz Nordlaos bezeichnet wird. Mit etwa über 7.000 Einwohnern ist Phone Savan eine sehr kleine und unauffällige Ortschaft, die über einigen Geschäften, Restaurants, Hotels und Gästehäuser sowie über einen kleinen Flugplatz verfügt. Den Ort und die Provinz selber erreicht man am besten und am sichersten per Flugzeug ab der Hauptstadt Vientiane.

Würde es hier nicht eine sehr interessante archäologische Stätte geben, wäre dieser Ort wohl kaum bekannt. Etwa 12 Kilometer südöstlich von Phone Savanh gibt es die rätselhafte Ebene der Krüge (Plain of Jars), die von den Einheimischen Thong Hay Hin genannt wird. Seit der Entdeckung dieser besonderen frühzeitlichen Stätte, finden sich immer wieder Archäologen und Touristen in Phone Savanh ein, um von hier aus, diese Ebene staunend zu besuchen. Hier findet man auf einer Fläche von etwa 25 Hektar über 300 ungewöhnliche riesenhafte Steingefäße und ebenso so große Deckel, deren Ausmaße und Gewichte verblüffen. Es gibt mehrere dieser Fundorte mit diesen Steingefäßen, aber der größte und am meisten besuchte Fundort ist Phone Savanh. Die zweitgrößte Fundstätte soll sich rund 25 km westlich von Phone Savanh befinden. Auf zwei Anhöhen liegen dort rund 60 dieser Steingefäße. Wie viele Steingefäße tatsächlich existieren und existierten hat noch niemand untersucht.

Das größte der bisher freigelegten Steingefäße nennen die Einwohner king jar, den Königskrug. Er ist 2,57 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 2,5 Meter und soll gute 6.000 kg wiegen. Angeblich soll es sogar noch ein nicht ausgegrabenes Steingefäß von über 3 Meter Höhe geben, deren Gewicht auf rund 8.000-10.000 Kilo geschätzt wird. Die meisten sind jedoch zwischen 1 Meter und 2,5 Meter hoch, die immerhin auch noch mehre hundert Kilo wiegen sollen, aber es gibt auch kleinere Steingefäße von nur 0,5 Meter Höhe. Die Formen sind zumeist zylindrisch, aber auch teilweise oval bis rechteckig. Währen des Vietnam-Krieges wurde diese Ebene von den Amerikaner bombardiert, so das hier auch nicht nur unzählige Bombenkrater zu sehen sind, sondern wurden auch viele der uralten Steinkrüge stark beschädigt oder zerstört.

Fragen über Fragen
Das Alter der mysteriösen Steingefäße wird von den Archäologen auf mindestens 2.500-3.000 Jahre geschätzt, manche behaupten, das sie sogar bis zu 10.000 Jahre alt seien könnten. Somit konnten diese Steinkrüge bis heute noch nicht eindeutig datiert werden. Ebenso weiß man eigentlich nichts genaues über die Erbauer und dem Sinn und Zweck der Riesengefäße. In alten Legenden bezeichnete man diese Steingefäße auch als Trinkgefäße der Götter oder als die Trinkgefäße von Riesen.
Weil es keine eindeutigen Erklärungen für die Existenz der Steingefäße gab, entstanden lokale Geschichten darüber. Die bekannteste lokale Geschichte ist die von Khoon Chuong. So wird erzählt, als der chinesische General Khoon Chuong mit seinen Truppen von Südchina nach ihrem Sieg über gegen die Chao Angka feierten, sie die Gefäße anfertigen ließen, um in einer Siegesfeier daraus Reiswhisky Lao (lau-lao) zu trinken. Da dies erstens im 6.Jahrhundert passiert sein soll, und zweitens man gewiss davon ausgehen kann, das man aus diesem Grund nicht zeitintensiv und mühevoll Hunderte tonnenschwere Steingefäße anfertigen ließ, ist sie nicht ernst zu nehmen. So bleibt weiterhin nur die älteste Sage plausibler. Nach dieser ältesten Sage werden als Erbauer die geheimnisvollen Khon Paet Sook genannt, die Acht-Ellen-Menchen. Diese sagenhaften 3-4 Meter großen Menschen sollen diese Steinkrüge aus einer Art Beton gefertigt haben, das sich vom natürlichen Gestein kaum unterscheidet. Nur eine Sage ?

Auch sollen sie eine große Mauer in der Nähe von Thakhek und andere Dinge gebaut haben. Nur reine Sage ? Etwa 10 km nördlich des Ortes Thakhek, in der Nähe der Hauptstraße Nr. 13 gibt es ein noch nicht näher untersuchtes Felsgebilde von bis zu 30 Meter Höhe und einer Breite an der Mauerkrone von knapp über einem Meter. Das natürliche Felsengebilde scheint als eine Art Mauer genutzt worden sein, weil an bestimmten Stellen einzelnen, mächtigen Steinquader aufgeschichtet wurden. Die Einheimischen erzählen, dies wäre auch ein Werk der Khon Paet Sook gewesen. Es gab nur wenige Untersuchungen, doch wird geschätzt, das erhaltenen Einzelsegmente dieses Felsengebildes eine Länge von mehreren Kilometern hatte. Es erinnert etwas an unsere Externsteine.

Auch streitet man sich heute noch darüber, aus welchem Material die Steingefäße bestehen. Manche behaupten, es sei harter Sandstein, jedoch gibt es in der nähere Umgebung kein harter Sandstein. Wenn es aber harter Sandstein wäre, woher stammt das Material, wie wurde es bearbeitet und wie wurde es transportiert ? Wenn sich nämlich herausstellen würde, das die Steingefäße in einem sehr entfernten Steinbruch gefertigt worden wären, bliebe die Frage offen, wie es die Erbauer geschafft haben, solche tonnenschwere bearbeitete Steine zu transportieren ? Also eventuell doch eine Art Beton und Herstellung unmittelbar vor Ort ? Bei näherer Untersuchung stellte man mit Erstaunen fest, das die Gefäße tatsächlich eher wie gegossen aussehen, als aus Felsen rausgeschlagen. Letztendlich bleibt bei allen Kontroversen die wichtigste Frage auch noch offen, welchen Sinn und Zweck diese Steingefäße hatten ? Der Sinn und Zweck dieser Steingefäße geben bis heute Rätsel auf. Die Bezeichnung Steingefäße ist verwirrend, denn man fragt sich bei diesen riesenhaften Ausmaßen, Gefäße für was ?. Wozu die ganze Mühe der Herstellung ?

So entstanden viele Theorien, dass es u.a. einst Vorratsbehälter oder Bestattungsgefäße waren. Diese Theorie der Bestattungsgefäße entstand aber deshalb, weil damalige Einwohner Grabbeigaben in einigen Steingefäßen legten und die Toten neben den Gefäßen begruben. Doch diese Funde datierten aus jüngerer Zeit. Somit war diese Theorie ebenso nicht haltbar, wie die Theorie der Vorratsbehälter. Nichts konnte den ursprünglichen Sinn und Zweck erklären. Und weil die Archäologen bis heute keine plausible Erklärung für die geheimnisvollen Steingefäße haben, bleibt es ein ungelöstes Rätsel der Vergangenheit, ein Rätsel in Südostasien.

Copyright - Wilfried Stevens, Düsseldorf
 
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