Westliche Kanonen in China

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Bereits Ende der Ming-Ära, besonders aber zu Beginn der Qing-Ära wurden in China auch Kanonen westlichen Typs gebaut. Verantwortlich für diesen frühen "Technologie-Transfer" waren Jesuiten-Missionare, die am Kaiserhof in hohen Stellungen waren und wohl ihre Loyalität zum Kaiser dokumentieren wollten, indem sie seine Artillerie modernisierten. Stellvertretend sei Ferdinand Verbiest SJ (gest. 1688) genannt.
Meine Fragen dazu sind: Wo wurden diese Kanonen gebaut (Arsenal, Gießerei)? Haben die Missionare sich neben der Kanonenbau-Praxis auch mit Theorie beschäftigt (Ballistik, Metallurgie)? Und wenn ja, haben sie dazu etwas Schriftliches hinterlassen? Gibt es solche Kanonen heute noch (sind ja normalerweise aus langlebigem Material)? Und wenn ja, wo (damit man sie mal besichtigen kann)?
 
Ahnung habe ich davon eigentlich keine, aber googeln ergab folgendes:

http://www.icohtec2007.dk/upload/in...c/presentations/xiaodong_yin_presentation.pdf
(3 MB, dort findest du auch weitere Missonare, die Wissen transferiert haben). Es geht nach den Darstellungen um

- Ballistik
- das Ausfräsen der Kanonen aus Bronze.
- der Formenbau und die Mischungen beim Gießen.

Matteo Ricci 1552-1610
Adam Schall von Bell 1591-1666
Ferdinand Verbiest 1623-1688
Xu Guangqi 1562–1633

Demnach ging es wohl vorwiegend um Übersetzungen, auf die dann sicherlich weitere Studien aufsetzten, so die Reichweitenberechnungen.

Interessant ist Folie 22, die für den Wissentransfer ein schönes Beispiel darstellt.

Kanonen, allerdings weniger leistungsfähige, hatten die Chinesen schon früher.
Chinese Siege Warfare - Early Cannons

China :: Foreign relations --  Britannica Online Encyclopedia
 
Danke für Deine Hinweise. Diese Präsentation habe ich auch schon gesehen, sie ist leider sehr bruchstückhaft und wenig aussagekräftig. Ich habe aber schon drei solcher Jesuiten-Kanonen in Europa (!) lokalisiert, eine in Deutschland und zwei in Ungarn. Die sind da wohl als Beutegut aus dem "Boxerkrieg" mitgekommen. Was mich vor allem interessiert, ist, wo die Kanonen in China gegossen wurden und wo die Jesuiten ihre technischen Kenntnisse hatten, bzw. wie sie diese transferierten. Da ich mich gleichfalls für die Epoche des Dreißigjährigen Krieges interessiere, in der ja eine ganze Anzahl militärtheoretischer und -praktischer Werke verfaßt worden sind, wäre es interessant, ob nicht davon etwas - von den Jesuiten - auf chinesisch übersetzt wurde. "Globalisierung" - nicht unbedingt eine Erscheinung unserer Tage: das Generalthema
 
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