Kyros II.

Babylonia

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Kyros II. - der erste weise, gerechte und gütige König der Geschichte



Im britischen Museum ist ein Keilschriftzylinder aus dem 6. Jahrhundert v. Ch. zu bewundern, der 1879 in Babylon gefunden wurde und als erste „Charta der Menschenrechte“ angesehen werden kann. Auf diesem Zylinder steht geschrieben:


Ich, Kyros, König der Könige...

gewährte allen Einwohnern die Freiheit

ihre eigenen Götter zu verehren!

Ich verbot Häuser zu zerstören und

die Bewohner zu berauben...ich rief

die Bewohner dieser Gebiete zurück und

ließ ihre zerstörten Häuser wieder aufbauen...

Frieden und Ruhe brachte ich allen Menschen“

Wer war nun dieser gütige König? Es war Kyros II., ein großer Eroberer und der Begründer des persischen Großreiches, das bis 330 v. Ch., also bis zur Eroberung durch Alexander den Großen, Bestand haben sollte.

Kyros II. (Cyrus) wurde geboren 601 v. Ch. als Sohn des persischen Achämenidenkönigs Kambyses und Mandane, der Tochter des Königs der Meder, Asyages. Darüber berichtet zumindest Herodot in Klio, seinem ersten Geschichtsbuch - 92 (Pythia, Orakel von Delphi).


Kyros eroberte ziemlich rasch die altorientalische Welt. 550 v. Ch. besiegte Kyros II. den Meder Astyages (seinen Großvater, der ihn nach der Geburt umbringen lassen wollte- laut Herodot „Historie“, 107) und nahm seine Hauptstadt Ekbatana (Hamadan) ein. Damit war das ganze iranische Hochland bis zum Zagrosgebirge in persischer Hand. 545 v. Ch. schlug Kyros II. bei Sardes den Lydier Krösus (Kroisos), nachdem es ihm einige Jahre zuvor bei Pterias nicht gelungen war. Damit herrschte er auch über die zahlreichen Völker, die zuvor unter der Herrschaft Lydiens standen.


Mit der Eroberung der griechischen Städte an der kleinasiatischen Küste (außer Milet) wurde das persische Reich unter Kyros II. zum Großreich.


539 v. Ch. zog Kyros II. gegen Babylonien. Siegreich östlich des Tigris (Opis?) und in Sippar, eroberte er fast kampflos Babylon. Aufgrund seiner Toleranz gegenüber den eroberten Ländern gelang ihm auch bald die Übernahme der bis dahin von den Babyloniern beherrschten Gebiete – vom Zagros bis in die Levante. Frei blieb nur Ägypten, das erst nach Kyros Tod von seinem Sohn Kambysos II. im Jahr 525 v. Ch. eingenommen werden sollte.


Kyros II. fiel 531 v. Ch. in der Schlacht gegen die Massageten, als er versuchte seine Macht über den Oxus (Amu- Darya) nach Mittelasien zu tragen. Begraben wurde Kyros II. in Pasargadae bei Persepolis.


Über die kriegerischen Handlungen KyrosII. gibt es keine persischen Aufzeichnungen. Er wurde in der Bibel, in babylonischen Keilschriften und später von griechischen Epikern, Dichtern und Historikern, z.B. Herodot, „Historie“, beschrieben. Die Griechen idealisierten ihn zum Musterbeispiel ritterlich – königlicher Bildung und Gesittung.

Es scheint sicher zu sein, dass Kyros die unterworfenen Länder tolerant und human regierte. Die Völker wurden nicht deportiert oder massakriert, nicht ausgeplündert, nicht unterdrückt. Es wurden ihnen keine sprachlichen oder religiösen Zwänge auferlegt. In Babylon opferte er sogar Marduk, dem Hauptgott der Babylonier und entließ per Dekret alle gefangenen Juden in die Freiheit. Er gab ihnen alle durch den babylonischen König Nebukadnezar geraubten Tempelschätze zurück und befahl ihnen den Bau eines Tempels in Jerusalem („sechzig Ellen hoch und sechzig Ellen breit“ - Esra 6, 3-5; 2. Chronik 36, 22; Jesaja 44, 28).
Die mehr als dreißig Satrapien zwischen Indus und Mittelmeer im Großreich mussten zwar Tribut an den König abführen, behielten aber weitgehend ihre Autonomie. Babylon wurde weiter ausgebaut, zur Metropole und Residenz. Susa wurde Verwaltungszentrum.


Mit der persischen Expansion bis an die Mittelmeerküste vollzog sich auch die Begegnung des Orients mit dem Okzident - mit allen Konsequenzen, die bis heute nachwirken.



Quellen:

- B. Hrouba (Hrgb.), „Der Alte Orient. Geschichte und Kultur des alten Vorderasien“, Bertelsmann, Verlagsgruppe Random, München 2003

- M. Jursa, „Die Babylonier. Geschichte, Gesellschaft, Kultur“,

C.H. Beck, München 2004

- Herodot, „Neun Bücher zur Geschichte“. Nach der Ausgabe Berlin – Schöneberg 1898. Neugesetzte und überarbeitete Ausgabe für Marix Verlag Wiesbaden 2004

- Milli Bau, „Der Fruchtbare Halbmond“, Kultur der Nationen 32, Glock und Lutz, Nürnberg 1975
 
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