Warum blieb Ktesiphon Hauptstadt?

Ravenik

Aktives Mitglied
Eine Frage stelle ich mir schon seit geraumer Zeit:

Wieso behielten die Parther und dann die Sassaniden eigentlich Ktesiphon als ihre Hauptstadt bei, obwohl es mehrmals (von Kaiser Trajan 116, von Avidius Cassius 164, von Kaiser Septimius Severus 197, von Kaiser Carus 283, vom Caesar Galerius 299) von den Römern erobert wurde? Die Stadt lag eben sehr gefährdet, weil nahe der Grenze zum römischen Reich. Warum machte man nicht eine andere Stadt zur Hauptstadt? Ktesiphon lag zwar am Tigris und somit verkehrsmäßig günstig, aber die Achaimeniden hatten ihr Reich auch von Städten im iranischen Hochland aus regiert. Ktesiphon war auch keine natürliche Hauptstadt wie etwa Rom, von der aus sich das Reich gebildet hätte und deren Aufgabe als Hauptstadt daher aus Mentalitätsgründen untunlich gewesen wäre, sondern wurde von den Parthern zur Hauptstadt gemacht.

Hat jemand eine Erklärung?
 
Mesopotamien war der wohlhabenste Teil beider Reiche und für deren Großmachtstatus unerlässlich.
Die eigene Hauptstadt in diese Region zu plazieren erlaubte es, die Kontrolle über diese zu festigen (Machiavelli nennt diese Methode eine der besten um ein neu unterworfenes Gebiet zu sichern) und gegen über äußeren Feinden besser zu verteidigen (kürzere Kommunikations- und Logistikwege, größere Präsenz des Monarchs, der seine Armee persönlich anführen kann).

Ja, Ktesiphon ist bei weitem nicht so verteidigungsbar gewesen wie Konstantinopel, aber zeigen die ebenso häufigen erfolgreichen Rückeroberungen nicht, dass der Status dieser Stadt letztlich auch einen dauerhaften Verlust an Römer und ein eigenstädiges Mesopotamien verhindert hat.
 
Ich glaube auch, dass Ktesiphon wegen seiner günstigen Verkehrslage und seiner zentralen Funktion im wirtschaftlich bedeutendsten Teil des Reichs, nämlich Mesopotamien, zur Hauptresidenz ausgebaut wurde. Dabei darf man nicht vergessen, dass z.B. Orte wie Istakhr weit im Süden des Iran als Sommerresidenz genutzt wurden.

Ferner ist denkbar, dass die gräcophilen Parther in der Tradition der Seleukiden ihre Hauptstadt gegenüber von Seleukia errichteten, was dann die Sassaniden fortsetzten. Das altpersische Persepolis war bereits 330 v. Chr. von Alexander zerstört worden und schied daher aus. Vermutlich wollte keiner durch eine Neugründung an gleicher Stelle an diese für den Iran unglückliche Epoche anknüpfen.
 
gegen über äußeren Feinden besser zu verteidigen (kürzere Kommunikations- und Logistikwege, größere Präsenz des Monarchs, der seine Armee persönlich anführen kann).
Die anderen von Dieter und Dir genannten Punkte sind durchaus nachvollziehbar, das hingegen weniger, denn die Römer waren keineswegs die einzigen Feinde der Parther und Sassaniden, sondern sie hatten auch häufig im Nordosten ihres Reiches mit Einfällen aus Zentralasien zu kämpfen. Im Gegenteil: Während sich Kriege mit den Römern meist längerfristig abzeichneten oder ohnehin von den Parthern/Persern selbst begonnen wurden, kamen die Einfälle meist sehr überraschend, sodass gerade dort eine ständige Präsenz des Königs wichtig gewesen wäre, um sofort reagieren zu können.
 
Ich glaube auch, dass Ktesiphon wegen seiner günstigen Verkehrslage und seiner zentralen Funktion im wirtschaftlich bedeutendsten Teil des Reichs, nämlich Mesopotamien, zur Hauptresidenz ausgebaut wurde. Dabei darf man nicht vergessen, dass z.B. Orte wie Istakhr weit im Süden des Iran als Sommerresidenz genutzt wurden.

Ferner ist denkbar, dass die gräcophilen Parther in der Tradition der Seleukiden ihre Hauptstadt gegenüber von Seleukia errichteten, was dann die Sassaniden fortsetzten. Das altpersische Persepolis war bereits 330 v. Chr. von Alexander zerstört worden und schied daher aus. Vermutlich wollte keiner durch eine Neugründung an gleicher Stelle an diese für den Iran unglückliche Epoche anknüpfen.


Ich denke auch, dass es die günstige Verkehrslage und die Lage als Verwaltungszentrale waren, die dafür sprachen an Ktesiphon/ Seleukia festzuhalten. Von den Sassaniden wäre wohl noch am ehesten zu erwarten gewesen, ihre Hauptstadt in den Iran zu verlegen in Anknüpfung an die Nachfolge der Archaemäniden. Allerdings war mit diesem Anspruch durchaus auch ein aggressiveres Konzept der Ausdehnung auf Kosten Roms/ Byzanzs verbunden, das gerade dafür sprach, die Hauptstadt in unmittelbarer Nähe der Schlagdistanz des Imperiums zu belassen.

Antiochia ad Orontem eine römische Metropole des Ostens und zentraler Knotenpunkt wurde auch einige Male belagert und einmal von Shapur I. erobert, als sich die Bevölkerung mit Wagenrennen vergnügt haben soll.
 
Zurück
Oben