Imitatio Alexandri

luthien90

Neues Mitglied
Hallo!:winke:
Ich möchte eine Hausarbeit über die imitatio Alexandri in Rom schreiben, nur fehlt mir die konkrete Fragestellung und sinnvolle Eingrenzung, um die Arbeit nicht zu einer schlichten Aufzählung werden zu lassen.
Es würde mich sehr freuen, wenn jemand da eine Idee hat und mir helfen möchte!
 
@luthien90

Eine bloße Aufzählung wäre wirklich sehr dünn. Im entsprechenden Wikipedia Artikel ist ja Literatur zu Deinem Hausarbeitsthema bereits benannt.

Ich würde mich auf den geschichtsphilosophischen Hintergrund der Imitatio Alexandri sowie die legitimatorische Basis für die Herrschaftsausübung/Herrschaftsbegründung von Konsuln, Diktatoren und Kaiser beziehen.

M.
 
Danke für die Anregung! Meine Literaturliste ist schon ganz in Ordnung, nur eine Themenausrichtung hatte mir gefehlt.
 
Danke für die Anregung! Meine Literaturliste ist schon ganz in Ordnung, nur eine Themenausrichtung hatte mir gefehlt.

Du könntest fragen welche Versuche der Legitimation von Herrschaft hinter diesen Imitationsversuchen standen und wie erfolgreich sie umgesetzt wurden. Zu deiner Literaturliste könnte ich noch Tonio Hölscher "Herrschaft und Lebensalter - Alexander der Große: Politisches Image und anthropologisches Modell" hinzufügen.
 
Also ich weiß nicht so recht, ob man wirklich einen Zusammenhang zwischen Alexander-Imitation und Herrschaftslegitimation herstellen kann. In den meisten Fällen scheint es sich doch mehr um eine Mischung aus Propaganda und persönlicher Macke gehandelt zu haben, und das alles mitunter hart an der Grenze zur Peinlichkeit.

Mögliche Fragestellungen wären:
- Führte die Imitatio zu irrationalen Verhaltensweisen? Welche Folgen hatte die Imitatio in der Praxis? Da könnte man dann untersuchen, inwieweit die Versuche, Alexander nachzuahmen, mit den gegenüber Alexanders Zeiten veränderten politischen und militärischen Gegebenheiten kollidierten, und herausarbeiten, dass und warum sich Alexanders Erfolge nicht so einfach kopieren ließen.
- Wie wurde die Alexander-Imitation propagandistisch verwertet und wie wurde sie von den Zeitgenossen bewertet? (Da könnte allerdings die Quellenlage etwas dünn sein.)
 
Also ich weiß nicht so recht, ob man wirklich einen Zusammenhang zwischen Alexander-Imitation und Herrschaftslegitimation herstellen kann.

Kann man und wurde auch schon erfolgreich gemacht. :D

In den meisten Fällen scheint es sich doch mehr um eine Mischung aus Propaganda und persönlicher Macke gehandelt zu haben, und das alles mitunter hart an der Grenze zur Peinlichkeit.

Gerade Propaganda kann zur Legitimation genutzt werden. Der lächerliche bzw. peinliche Aspekt ist vielleicht eher unserem Blickwinkel aus der Jetztzeit geschuldet und hat sich dem damaligen Betrachter vielleicht gar nicht eröffnet.
 
Naja, was und wie Cassius Dio über Caracallas Alexanderimitation geschrieben hat (78,7-8), klingt schon reichlich nach Kopfschütteln. Und bei Trajans Alexanderimitations-Indienfeldzugsplänen merkt er an, dass er doch noch nicht einmal in der Lage gewesen sei, die bereits eroberten Gebiete zu sichern (68,29).
 
E geht im Wesentlichen nicht darum was real geschieht sondern, dass versucht wird das Charisma Alexanders auf die eigene Person zu übertragen und damit eine Legitimationsbasis zu schaffen.
Weiterhin gab es auch Staatsmänner die bei der Umsetzung dieser Idee erfolgreicher waren als z. B. Caracalla. Die Art und Weise wie sich Einzelne auf Alexander bezogen ist hierbei auch interessant, denn nicht jeder startete gleich einen Feldzug und konnte trotzdem Erfolge über charismatische Legitimation erzielen.

LG D. K.
 
Also ich weiß nicht so recht, ob man wirklich einen Zusammenhang zwischen Alexander-Imitation und Herrschaftslegitimation herstellen kann.

Es ist doch kein Zufall, dass ein politischer No-name wie Pompeius, dessen Vater der erste Konsular der Familie war, sich im Gegensatz zur Selbstverortung der römischen Eliten über die virtutes der eigenen Vorfahren – man denke an all die Münzen mit Familienprägungen, die das widerspiegeln – eine Strategie der charismatischen Machtlegimation in Form einer performativen und bildlichen Angleichung an Alexander zurechtlegte. Das bewusste Spiel mit der hellenistischen tryphe konnte natürlich auch ins Lächerliche abgleiten, etwa wenn die Elephantenquadriga nicht durch die porta triumphalis passt. ;)
 
Gerade bei Pompeius spricht sein Verhalten doch eher dagegen, dass er sich an Alexander anlehnte, um seine Herrschaft zu legitimieren: Nach seiner Rückkehr von seinem großen Ostfeldzug entließ er sein Heer und fügte sich wieder brav in die traditionelle republikanische Ordnung ein. Das spricht doch wohl eher dafür, dass für ihn eher seine Eitelkeit Motiv für die Anlehnung war.
 
Ah sehr aufschlussreich! Ich hatte mich schon gefragt, warum das Porträt des Pompejus diese lustige, gar nicht zu seinen Zügen passende „Alexanderlocke“ trägt, wie sie im Hellenismus als Zeichen für Tatkraft und ähnliches verwendet wurde.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e5/Pompejus.JPG

Die "Locke" ist hübsch an dieser Alexanderbüste zu erkennen.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/62/Bust_Alexander_BM_1857.jpg

Es setzte sich ja sogar in den Maskentypen römischer Reiterei fort, wie bei diesem Beispiel
Datei:Gesichtshelm Echzell.jpg ? Wikipedia
…versehen mit der Zusatzinformation
„Maskenhelm vom Typ Alexander aus dem Reiterkastell Echzell; charakteristisch für diesen Typus sind unter anderem die sichelförmig geschwungenen Haarlocken über der Stirn.“

Auch Kaiser Augustus ließ sich in Anlehnung an diesen Typ darstellen. Das sollte nicht zuletzt im sogenannten „Octavianstypus“ erkennbar sein
Portraits of Augustus

@Ravenik:
ME. ist der Hinweis auf Pompejus ist im Sinne von dessen Selbstdarstellung/inszenierung zu sehen. Pompejus nutzte die imitatio also nicht zur Herrschaftslegitimation, sondern um sich selbst in der Republik aufzuwerten, da er keiner der traditionell wichtigen, römischen Familie angehörte
 
Zuletzt bearbeitet:
Ah sehr aufschlussreich! Ich hatte mich schon gefragt, warum das Porträt des Pompejus diese lustige, gar nicht zu seinen Zügen passende „Alexanderlocke“ trägt, wie sie im Hellenismus als Zeichen für Tatkraft und ähnliches verwendet wurde.
Gut beobachtet! Plutarch weist auch auf die Ähnlichkeit hin - merkt aber zugleich kritisch an, dass sie mehr Wunschdenken als Realität war.
 
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