Ab wann setzten die Römer den Steigbügel ein?

Schoko

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Hallo zusammen,

in einem Beitrag zur Schlacht von Adrianopel (378) habe ich gelesen, dass die gotischem Lanzenreiter den Römern überlegen gewesen seien, da diese den Steigbügel einsetzten.
Soweit ich weiss hatten die Römer aber auch schon Lanzenreiter (Cataphractarii), hatten die wirklich keine Steigbügel?? Ich kann mich auch dunkel erinnern, dass die Hunnen als erstes den Steigbügel eingesetzt haben sollen. Weiss dazu jemand mehr?

Vielen Dank und viele Grüße
 
Schoko schrieb:
Ich kann mich auch dunkel erinnern, dass die Hunnen als erstes den Steigbügel eingesetzt haben sollen. Weiss dazu jemand mehr?

Daß die Römer den Steigbügel noch nicht kannten, scheint allgemein anerkannt zu sein. (Näheres ist wohl zu erfahren in: Marcus Junkelmann, Die Reiter Roms, Teil II, Mainz 1991).

Ich bin mir nicht sicher, ob es die Hunnen oder erst die Awaren waren, die den Steigbügel nach Europa gebracht haben. Wikipedia schreibt jedenfalls:

"Mit den Hunnen kam eine revolutionäre Erfindung nach Europa: stabile Sättel mit eingearbeiteten Steigbügeln. Die Römer kannten zwar auch leichte Sättel, aber keine Steigbügel. Durch den stabilen Halt und die Steigbügel war die hunnische Reiterei in der Lage, beidhändig vom Pferde aus zu kämpfen, da sie dieses nun mit den Füßen lenken konnten. Zwar führten auch die Europäer den eingeschränkten Kampf zu Pferde, doch sie bevorzugten den Kampf Mann gegen Mann."
(http://de.wikipedia.org/wiki/Hunnen)
 
Schoko schrieb:
... Soweit ich weiss hatten die Römer aber auch schon Lanzenreiter (Cataphractarii), hatten die wirklich keine Steigbügel?? ...
die Römer kannten nur den Hochsattel, der auch einen halbwegs sicheren Halt versprach.
Andererseits ist für eine beidhändige Lanze (Contus) Steigbügel schon günstiger.
http://de.wikipedia.org/wiki/Contus
Die parthischen Reiter sollen ohne Steigbügel gekämpft haben, stellten aber dennnoch eine große Gefahr für die römischen Legionen dar.
 
Die Analysen des Herrn Junkelmann zeigen, dass der Steigbügel für Schockkavallerie wie Cathapraktoi nicht unbedingt relevant ist.
Steigbügel geben eine seitliche Balance und vereinfachen das Aufsteigen.
Die gravierende Bewegung beim Aufprall mit einer Lanze oder einem langen, zum Stoßen verwendeten Speer ist jedoch längs des Pferderückens. Dabei helfen Steigbügel nicht wirklich, viel wichtiger ist es, nicht nach hinten aus dem Sattel zu rutschen.
Herr Junkelmann verwendete eine Hörnchensattelkonstruktion, die durch seine Erhebungen vorne und hinten den Reiter auch bei einem Aufprall da ließ, wo er hingehörte.
Beim Kampf Kav. gegen Kav. ergiebt sich noch ein Vorteil, da man sich nun besser seitlich aus dem Sattel lehnen kann oder ein seitliches ausweichen vor Hieben möglich ist.

Die 3 Bücher "Die Reiter Roms" kann ich zu dem Thema nur sehr empfehlen, auch wenn es sich eher mit den Equites als mit der schweren Kav. beschäftigt, aber die THematik wird darin eingehend behandelt.
 
Gerade für die Stoßwirkung und überhaupt das Wirken mit Waffen gerade nach vorne sind Steigbügel nicht so wesentlich. Der Kampf mit der Lanze hängt weniger am Steigbügel als am Sattel, die Römer benützten wie erwähnt sogenannte Hörnchensättel nach keltischen Vorbildern, die einen sehr guten Halt auf dem Pferd gaben. Die Parther verwendeten noch schwerere Sättel, wie die mittelalterlichen Ritter.

Die Parther hatten die größeren und schwereren Pferde als die Römer und setzten dazu eben nicht allein auf die Clibanarii sondern eben auch auf Berittene Bogenschützen, die Siege der Parther über die Römer wurden primär mit berittenen Bogenschützen erzielt, die die Römer erst mal Tagelang beharkten, erst dann wenn die Römische Armee in der Folge auseinanderbrach und einzelne Abteilungen ohne Fühlung zueinander vorgingen, schlugen die Lanzenreiter zu und ritten dann diese einzelnen Abteilungen über den Haufen.

Der Steigbügel ermöglicht es vor allem anderen, sich im Sattel zu erheben, d.h. den Oberkörper aus dem Sattel hochzudrücken und man ist mit Steigbügel zur Seite hin stabiler und damit beweglicher auf dem Sattel.

Deshalb ist der Steigbügel nicht so sehr für den Nahkampf als vielmehr für den Kampf mit dem Bogen zu Pferd wichtig und da wird er entscheidend.

Die Parther kannten vermutlich in ihrer Endzeit ebenfalls schon den Steigbügel, ebenso dann die Sassaniden. Die Römer übernahmen ihn vermutlich schon vor den Hunnen von den Sarmaten.

Wie gesagt ist der Steigbügel vor allem für den Kampf mit dem Schwert zur Seite und für das Bewegen und Ausweichen im Sattel ein Vorteil, vor allem aber auch für den Einsatz des Bogens zu Pferd.
 
Vielen Dank für die Antworten :bussi:

selbst wenn die Goten Steigbügel besessen hätten, wäre das also kaum entscheidend gewesen.
 
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