Aufbau einer Legion

blackmankb

Neues Mitglied
Hey Leute,
ich brauche eine Hilfe. Ich muss einen Schulvortrag erarbeiten und vorstellen aber ich komme nicht weiter bei dem Aufbau der römischen Legionen.

Also meine Frage ist:
Wie war der Aufbau einer römischen Legion?

ALso damit meine ich, man kann ja die Legion aufsplitten in "untereinheiten".

Ich hoffe ihr könnt mir helfen...

Vielen Dank schonmal im Vorraus! :)
 
Welche Legion meinst Du? Da Rom sich immer seinen Gegnern angepasst hat gab es "Die Legion" nicht. Erst mal die Zeit angucken. Römische Legionen gab es nun mal mehrere Hundert Jahre und entsprechend viele Organisationsstrukturen.
Und wie Balkanese schon schrieb, Tante Wiki ist hier als einstieg schon gut. Und bei den Quellenangaben ist eine sehr brauchbare Literaturliste. Davon solltest Du einiges ausleihen können in einer Bibliothek.

Apvar
 
Ich denke auch, dass genügen sollte, was Wikipedia (Römische Legion) dazu anbietet.

Ausreichend detailliert wird die Frage von Leonhard Burckhardt, Militärgeschichte der Antike, 2008 Verl. H.C. Beck beantwortet. Die Investition von ca. 8 Euro für das Bändchen wäre gut angelegt, denke ich.

Hier einmal eine sehr grob gehaltene Übersicht:

Zu Beginn bestand das militärische Personal nur aus Patriziern und ihrer Klientel. Jede Kurie stellte 100 Infanteristen und zehn Kavalleristen, so dass man bei 30 Kurien auf eine Gesamtstärke von 3000 Infanteristen und 300 Kavalleristen kam: Diese stellten zusammen die Legion (legio = Auslese).

Die 'servische' Organisationsform.

Die Unterteilung der Bürgerschaft (Patrizier und Plebejer) in Klassen und Zenturien hat das Aussehen des römischen Militärs nachdrücklich verändert. Die 18 Reiterzenturien bildeten die Kavallerie, die fünf übrigen Klassen die Infanterie, …
Eine Legion besaß eine Stärke von etwa 4000 Mann.

Das Militär des 4. Jhs.

Die Überlieferung schreibt dem Camillus eine ganze Reihe von Reformen zu:
Taktische Einheit war nunmehr die Manipel, also 120 Mann oder zwei Zenturien zu jeweils 60 Mann, eine Legion bestand aus 30 Manipeln. Die Infanterie wurde unterstützt von … der Reiterei (300 Kavalleristen aufgeteilt auf zehn Schwadrone) und von Hilfstruppen, d.h. nichtitalische Söldner etwa (gallische Infanteristen, kretische Bogenschützen, balearische Schleuderer oder numidische Reiter).

Eine Legion bestand insgesamt, einschließlich der Neben- und Hilfstruppen, aus etwa 4200 Mann.

Im 4. Jh. hob man in der Regel vier Legionen aus, wenn nötig aber auch mehr.

Die Reformen des Marius

Marius schuf eine Berufsarmee: Die Soldaten verpflichteten sich für 16 Jahre unter Waffen. Marius wandte als taktische Einheit die Kohorte (600 Mann) an, die aus je einer Manipel hastati (wenig erfahrenen jungen Männern), principes (erfahrenen Männen) und triarii (erfahrenen Legionären) bestand. Eine Legion setzte sich aus zehn Kohorten zusammen, denen etwa 1000 Reiter zur Seite standen.

Kaiserzeit

Augustus veränderte die Militärorganisation nicht nachdrücklich. […]Das Überangebot bei der Anwerbung Freiwilliger genügte, um die Armeestärke aufrechtzuerhalten, .... Der Dienst dauerte ohne Unterbrechung 20 Jahre. Das Militär des Augustus bestand aus 25 Legionen mit etwa 150000 Mann; hinzu kamen noch mehrere Hilfstruppen wie etwa Infanterie-, Kavallerie oder auch gemischte Kohorten von fast derselben Stärke. Bei diesen dauerte der Dienst 25 Jahre, und sie wurden in den Provinzen rekrutiert, …

Die militärische Hierarchie innerhalb der Legion vereinfacht gezeichnet:

Zur Zeit der Republik standen an ihrer Spitze die Militärtribunen, unter diesen die Zenturionen, schließlich die Unteroffiziere (principales).

in der Kaiserzeit lag das Kommando über eine Legion bei einem Legaten, der Rang des Militärtribunen wurde zu einer Auszeichnung.

Der Oberbefehl über das Militär lag in republikanischer Zeit beim Magistrat, der das "Imperium" besaß, später dann bei den Konsuln.

Zur Kaiserzeit war der Kaiser dauerhaft Oberbefehlshaber.

Quelle: Jean-Claude Fredouille, Lexikon der römischen Welt, HERDER spektrum, Band 5175, 136ff.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das steht so im Buch? Da stimmt ja so einiges nicht ...
Alles was vor dem 4. Jhdt. war, gehört ohnehin ins Reich der Sage, oder besser gesagt: Es kann stimmen, oder auch nicht. Wir haben einfach keine halbwegs zuverlässigen Quellen über diese Zeit.
Dann Camillus: Was bei den Reformen des Marius über die Hastati, Principes und Triarii steht, gehört in dieser Form in Wahrheit in die Zeit vor Marius. Dafür waren nichtitalische Söldner im 4. Jhdt. noch Zukunftsmusik. Vielleicht werden sie mit den Truppen verwechselt, die die italischen Bundesgenossen den Römern stellen mussten, aber das waren auch keine Söldner. Das mit der Manipel- und Zenturieneinteilung stimmt vermutlich auch nicht so ganz, da die Stärke davon abhing, aus wem sie bestanden.
Und was den Oberbefehl in republikanischer Zeit betrifft: Die Konsuln waren auch Magistrate mit imperium.
Das nur andeutungsweise über die gröbsten Schnitzer ...

blackmankb, halte Dich lieber an Wikipedia.
 
Ja. So wird das von J.-C. Fredouille referiert.

Er ist allerdings kein Fachhistoriker, sondern war Direktor des Forschungsinstituts für Religionswissenschaften an der Sorbonne in Paris und hat, wie der Verlag Herder anmerkt, einige Bücher und Aufsätze über die Antike geschrieben.

Schon möglich, dass da einige Schnitzer eingeflossen sind.
 
Ich denke auch, dass genügen sollte, was Wikipedia (Römische Legion) dazu anbietet.


Die Unterteilung der Bürgerschaft (Patrizier und Plebejer) in Klassen und Zenturien hat das Aussehen des römischen Militärs nachdrücklich verändert. Die 18 Reiterzenturien bildeten die Kavallerie, die fünf übrigen Klassen die Infanterie, …

Die Reformen des Marius

Marius schuf eine Berufsarmee: Die Soldaten verpflichteten sich für 16 Jahre unter Waffen. Marius wandte als taktische Einheit die Kohorte (600 Mann) an, die aus je einer Manipel hastati (wenig erfahrenen jungen Männern), principes (erfahrenen Männen) und triarii (erfahrenen Legionären) bestand. Eine Legion setzte sich aus zehn Kohorten zusammen, denen etwa 1000 Reiter zur Seite standen.

Du weist das die Velites, Hastati, Prinzipes und Triarii anfangs nichts mit Erfahrung, also mehr oder minder Ränge, zu tun hatten, sondern sich auf die Bewaffnung und Ausrüstung bezog? Und zwar abhängig davon was sich die Soldaten an Bewaffnung leisten konnten?
Die Reiter der Republik findet man auch als politische Klasse der Ritter wieder. Und als Qualifikation dafür war der Grundbesitz.

Apvar
 
Da Rom sich immer seinen Gegnern angepasst hat gab es "Die Legion" nicht.

Den Satz würde ich in der Einleitung bringen. Ebenso, daß es daher DIE Heeresreform des Camillus, des Marius, oder sogar des Augustus oder des Diocletian so umfassend nicht gab. Und daß die Frühzeit (Könige, frühe Republik) der römischen Armee in den Bereich der Sagen fällt und somit unklar bleibt.

Von der marianischen Reform etwa bleibt bei genauerer Betrachtung nur der Legionsadler und ein Holzstift im Pilum übrig. Aber das muß man in einem Schulaufsatz sicher nicht thematisieren.

Dann würde ich anhand von Wikipedia (die englischen Artikel sind teilweise besser) grob in 5 Phasen gliedern:

1. Frühzeit
2. Reform des Camillus
3. Reform des Marius
4. Reform des Augustus
5. Reform des Diocletian

Man könnte noch erwähnen, daß die Entwicklung des römischen Reiches und seiner Armee auch nach dem Fall des weströmischen Reiches 476 weiter ging. Etwa die Tagma-Organisation mit der Reform des Herakleios, die auch nicht vollumfänglich auf Herakleios zugeschrieben werden kann.

Eigentlich reichen da 5 Schaubilder mit etwas Text und ein guter Vortrag.

Beachten sollte man dabei auch, daß die Römer - abgesehen von der Frühzeit - nicht mit Legionen kämpften, sondern mit einer Armee (exercitus). Die Legion war immer nur ein Teil der Armee im Feld. Wenn auch ein bedeutender.

Wenn du dann noch konkrete Fragen hast, weil etwa die Artikel widersprüchlich sind (was sie sind), kannst ja hier nochmal nachfragen.
 
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Interessant, ich dachte immer Legionen wären in der Lage gewesen als selbstständiger Kampfverband zu operieren, verbundene Waffengattungen, eigene Hilfstruppen, eigener Tross etc.

In der Konigszeit oder frühen Republik mag das noch angehen. Aber spätestens seit Marius war das nicht mehr der Fall. Seit Marius hatte die Legion gar keine leichte Infanterie oder Kavallerie mehr, bis auf ein paar Meldereiter. Sie konnte also alleine kaum mehr wirksam kämpfen.

Schon in der mittleren Republik nutzten die Römer Verbände italischer Bundesgenossen. Wann genau die Römer das Bundesgenossensystem einführten kann ich nicht sagen, aber sicher schon in der frühen Republik. Die Legion hatte keine Bogenschützen und nie ausreichend Kavallerie. Das und weitere Spezialverbände wurden von den Bundesgenossen gestellt. Mindestens die Hälfte einer römischen Armee bestand aus Nicht-Römern, die nicht zur Legion gehörten. 3 Viertel der Kavallerie etwa kamen von den Bundesgenossen, dazu noch Hilfstruppen von Verbündeten, etwa gallische, spanische oder numidische Kavallerie in den punischen Kriegen. Auch Caesar hätte ohne seine Gallier und Germanen keine Schlacht gewonnen. In der Kaiserzeit bestand eine Armee (exercitus provinciae) dann im Schnitt aus 50% Hilfstruppen (Kohorten, Alae, Numeri). In der Spätantike war die Legion schließlich nur noch einer von vielen taktischen Verbänden einer Armee. Bis die letzte Legion dann im 6ten Jhdt. endgültig verschwand. Ich meine es war die Legio V Macedonia.

"Die Legion" wird dennoch gerne als Synonym für eine römische Armee benutzt. Das ist aber falsch. Die Römer kämpften mit einem Exercitus.
 
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Die Legion war die Legion. Hilfstruppen gehörten nicht zur Legion. Zumindest nach Marius. Das sieht man schon daran das die Legionäre römisches Bürgerrecht haben mussten, Hilfstruppen bekamen das Bürgerrecht am Ende der Dienstzeit.
Aber beide gehörten zum Heer. Und unter normalen umständen waren die Hilfstruppen in anderen Lagern als die Legionen untergebracht.

Apvar
 
Die Hilfstruppen gehörten formell nicht zur Legion aber waren sie nicht angegliedert?

Jein. Nehmen wir zum Beispiel den Exercitus von Niedergermanien in der Kaiserzeit.

Der bestand zeitweise aus 4 Legionen und einem zahlenmäßig etwa gleich großen Kontingent an Hilfstruppen. Die Legionen wurden von jeweils einem Legatus legionis geführt. Seine Legion hatte ca. 5000 Mann schwere Infanterie und 120 Meldereiter. Die gesamte Armee (exercitus germaniae inferior) und eine der Legionen direkt wurde von einem Legatus Augusti pro praetore und Statthalter geführt.

Ein Legatus legionis hatte (wenn nicht alleine durch seinen Rang) keine Befehlsgewalt über Hilfstruppen, wenn sie seinem Grenzabschnitt oder in der Schlacht seinem Verband nicht explizit zugeordnet waren. Auch wurden in Friedenszeiten Hilfstruppen und Legionen in getrennten Lagern stationiert. Es gab also gerade an den Grenzen durchaus Hilfstruppen, die an einen Legatus Legionis berichteten. Aber dies war in keiner Weise durchgängig oder standardisiert, sondern immer eine an der Situation orientierte temporäre Zuordnung durch den Oberbefehlshaber der Armee. Und auch so einen kleineren gemischten Verband mit nur einer Legion nannte der Römer im Zweifelsfall Exercitus und nicht Legio.

In einer republikanischen Armee, standen die Verbände der Bundesgenossen und Verbündeten meist unter dem Kommando ihrer eigenen Führer. Diese berichteten allerdings an den befehlshabenden Consul (ggf. Praetor) oder später Promagistrat. Der wiederum, den römischen Teil der Armee, die Legionen, anfangs durch die Tribunen, später durch Legaten führte.
 
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Also die Hilfstruppen waren der Legion nicht ständig angegliedert sondern nur nach Bedarf?

Korrekt. Wobei eine solche Zuordnung im friedlichen Grenzbetrieb sicher Jahre oder Jahrzehnte anhalten konnte.

Es konnte aber auch ganz anders laufen. Nehmen wir die Germania superior, bevor Strassburg Legionsstandort wurde, mit 2 Legionen in Mainz und Hilfstruppen am Rhein bis runter nach Basel. Es mag gut angehen, daß der Statthalter und Legatus Augusti pro Praetore seinem Legatus legionis der zweiten Legion Aufgaben der Statthalterschaft (Rechtssprechung, Koordination Stämme und Städte, innere Sicherheit, etc.) für den Süden (Region Strassburg - Basel) überträgt. Der Legatus legionis begibt sich also dorthin und ihm werden hierzu die dortigen Hilfstruppen unterstellt. Seine Legion bleibt aber in Mainz und werden von seinem Prafectus castrorum und den Tribunen geführt.

In der Schlacht wurde dann wieder Alles neu geordnet anhand der Möglichkeiten und Notwendigkeiten. Ein detailliertes Beispiel ist der Bericht über Arrians Schlacht gegen die Alanen. Da werden Abschnitte gebildet (linke Flanke, Zentrum, rechte Flanke, Reserve, etc.) und jeder Abschnitt bestehend aus Legion und Hilfstuppen einem Kommandeur (Legat, Praefect oder was gerade zur Hand war) unterstellt.

Die Römer waren in solchen Dingen extrem flexibel und es oblag (fast) Alles dem Statthalter und Oberbefehlshaber, wie er diese Dinge ordnete.
 
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jetzt hab ich noch eine letzte blöde Frage. wenn eine einzelne Legion samt Hilfstruppen etc. ins Feld gezogen ist ist sie dann zu einem exercitus geworden?
Edit: Ich mein jetzt die Befehlsstruktur, deinen obigen Ausführungen entnehme ich, dass die (angegliederten) Hilfstruppen eigene Befehlshaber hatten, die dem Armeekommando unterstellt gewesen sind und nicht dem Legionskommando, wenn also eine Legion operiert hat, waren dann Legionskommando und Hilfstruppenkommando gleichgestellt oder gabs dann ein gemeinsames Exercituskommando?
 
Zuletzt bearbeitet:
jetzt hab ich noch eine letzte blöde Frage. wenn eine einzelne Legion samt Hilfstruppen etc. ins Feld gezogen ist ist sie dann zu einem exercitus geworden?
Edit: Ich mein jetzt die Befehlsstruktur, deinen obigen Ausführungen entnehme ich, dass die (angegliederten) Hilfstruppen eigene Befehlshaber hatten, die dem Armeekommando unterstellt gewesen sind und nicht dem Legionskommando, wenn also eine Legion operiert hat, waren dann Legionskommando und Hilfstruppenkommando gleichgestellt oder gabs dann ein gemeinsames Exercituskommando?

Wenn eine Legion ausrückte und ihr Hilfstruppen für diese Aufgabe zugeordnet wurden, dann war der Befehlshaber i.d.R der Legatus Legionis. Die Präfekten der Alae und Kohorten berichteten dann an ihn. Und da diese Truppe nun mehr als eine Legion war mit 10 Kohorten schwere Infanterie, nannte man das einen Exercitus. Oft rückte aber der Legatus Augusti pro praetore persönlich aus, wenn auch nur mit einem kleineren Teil seines Exercitus. Dann war der Legatus legionis meist sein Stellvertreter.

Wenn weniger als eine Legion ausrückte und mit Hilfstruppen angereichert wurde, dann war das eher eine Vexillatio. Diese konnte je nach Zweck und Größenordnung dem Kommando eines Legaten, Tribunen, Präfekten oder eines Praepositus stehen. Es gibt aber immer einen einzigen obersten Befehlshaber, egal ob die Truppe nur Kühe kaufen sollte, oder eine Schlacht schlagen.

In kleineren Provinzen haben wir sogar nur 1 Legion plus Hilfstruppen. In diesem Fall führt der Legatus Augusti pro praetore ohnehin Provinz und diese eine Legion und alle Hilfstruppen persönlich ohne Legatus legionis. Er kann aber dennoch zusätzlich Legaten haben. Wie auch ein Prokonsul einer senatorischen Provinz ohne Legion 1-2 Legaten hatte. Diese wurden aber selten für militärische sondern meist für zivile Aufgaben eingesetzt.

Legatus meint im lateinischen nur, daß Jemand ein Legat hatte. Das konnte militärischer oder ziviler Natur sein. Meist aber Beides, je nach Lage.

Die Legion der Kaiserzeit war eigentlich nur eine organisatorische Einheit mit großer Bedeutung für Logistik, Versorgung und auch zivile Administration. Die militärisch taktische Einheit der römischen Armee war die Kohorte oder die Vexillatio. Die strategische Einheit war der Exercitus.

Die Legion der Kaiserzeit war m.E. ein republikanisches Relikt, daß ein der Tradition verpflichteter Augustus nicht einfach abschaffen konnte oder wollte. Die Struktur der neu formierten Hilfstruppen und auch der Praetorianer war dagegen deutlich moderner und zweckmäßiger als die der Legion. Und so setzte sich die flexibel aus kleineren Einheiten zusammengestellte Armee dann in der Spätantike auch durch. Die Legion schrumpfte zur etwas größeren Kohorte in der Feldarmee oder wurde in der Grenzarmee in Vexillationen dieser Größe aufgeteilt.
 
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Anmerken möchte ich noch, da es im Thread teilweise etwas missverständlich wirkt (wenn auch wohl richtig gemeint ist), dass "exercitus" kein formaler Begriff für einen Großverband ist, also nicht vergleichbar mit "Korps" oder "Armee" (im Sinne von "6. Armee", "4. Panzerarmee"), sondern ein faktischer Begriff für ein "Heer", das sich, wie Agricola schön ausgeführt hat, aus verschiedensten Verbänden zusammensetzen konnte.

Zur in #8 vorgeschlagenen Phasengliederung würde ich vorschlagen, zur Frühzeit auf nähere Ausführungen zu verzichten und einfach nur anzumerken, dass wir dafür keine brauchbaren Quellen oder archäologischen Befunde haben, sodass sich schlichtweg nicht sagen lässt, wie und in welcher Organisationsform die Römer in der Frühzeit kämpften. Alles, was in Wikipedia oder sonstwo steht, basiert auf erst Jahrhunderte später entstandenen Quellen (insbesondere Dionysios von Halikarnassos und Livius; beide im 1. Jhdt. v. Chr. tätig, wobei die ältesten Historiker, die sie als Quellen benutzen konnten, auch erst im späten 3. Jhdt. v. Chr. schrieben, also selbst keine gesicherten Informationen über die Frühzeit mehr haben konnten) oder auf Rückschlüssen auf Grundlage späterer Zustände. Wenn z. B. im Wikipedia-Artikel von der "Servianischen Heeresreform" die Rede ist, so ist dazu zu sagen, dass nicht einmal die Existenz eines Königs Servius Tullius als gesichert gelten kann, geschweige denn seine Reform.
Auch die "Reform des Camillus" ist problematisch. Das römische Heerwesen des späten 4. Jhdts. ist das erste historisch fassbare, aber wann, wie und durch wen es entstanden ist, ist unklar. Es gibt auch die Ansicht, dass diese "Reform" erst im Zuge der Samnitischen Kriege (also einige Jahrzehnte nach Camillus) durchgeführt wurde, als die Römer in die Verlegenheit kamen, statt in der Tiberebene zunehmend in den bergigen Teilen Italiens kämpfen zu müssen, wofür die von ihnen (möglicherweise = Genaues wissen wir ja nicht) ursprünglich verwendete starre Phalanx nicht so recht geeignet war.
 
Anmerken möchte ich noch, da es im Thread teilweise etwas missverständlich wirkt (wenn auch wohl richtig gemeint ist), dass "exercitus" kein formaler Begriff für einen Großverband ist, also nicht vergleichbar mit "Korps" oder "Armee" (im Sinne von "6. Armee", "4. Panzerarmee"), sondern ein faktischer Begriff für ein "Heer", das sich, wie Agricola schön ausgeführt hat, aus verschiedensten Verbänden zusammensetzen konnte.

Dann habe ich's aber nicht ganz verstanden. Ich hatte vor meinem inneren Auge einen direkten Vergleich zu den verschiedenen Korps der napoleonischen Armee gezogen - die je nach Aufgabe und Verfuegbarkeit aus unterschiedlichsten Einheiten, in- wie auslændisch, und aller Truppengattungen bestehen konnten und auch stærkemæssig kræftig variieren konnten - und selbstændig operierten. Mit diesem Vergleich liege ich also falsch?

Gruss, muheijo
 
Keine Ahnung, mit den Korps der napoleonischen Armee kenne ich mich nicht aus. Ich hatte vor allem die "Armeen" der Wehrmacht vor Augen. So etwas wie einen "6. Exercitus" gab es nicht (im Unterschied zu einer "6. Legion", die es als formalen Verband mit fixer Verbandsbezeichnung schon gab). Exercitus war ein informeller Begriff, der einfach ein römisches oder ausländisches Heer bezeichnete, woraus immer es bestand. Wenn man also ganz salopp sagt, Scipio landete mit einem Heer in Afrika, könnte ein lateinischer Historiker dafür exercitus schreiben, ohne dass damit etwas mit "die 6. Armee wurde in Stalingrad eingeschlossen" Vergleichbares gemeint ist.
 
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