Namenskennzeichnungen auf Helmen usw sind für mich nicht ein Beleg das Ausrüstung verkauft wurde.
Ob verkauft oder nicht, mehrfache Namen (verschiedener Familien) auf ein und demselben Helm inklusiver der Nennung gleicher oder unterschiedlicher Einheiten deutet auf den Verbleib des Helmes in militärischem Dienst hin. Dies kann nur auf einigen ausgewählten Wegen geschehen sein:
Verkauf
Schenkung
Vererbung
Wiederverkauf durch staatliche Seite (insofern die Helme vorher wieder in staatlichen Besitz gingen).
Das es aber einen Strafenkatalog gibt, gut, das ist einb Beleg. Von wann
genau ist dieser Strafenkatalog ?
Es ist ein Weilchen her dass ich in einem Artikel dazu las, aber wenn ich mich recht erinnere ist er in einem fragmentarisch aus dem 2. oder 3. Jh.n.Chr. erhalten und in der Tat handelt es sich um Bestrafung für den aktiven Soldaten, alles andere wäre mehr als merkwürdig gewesen.
Es erstaunt mich von der reinen Logik her, daß man Waffen die man besitzt verkauft, in einer nicht so sicheren Lebensumwelt sind Waffen eigentlich zu wertvoll.
Zum Vergleich des Gedankens eines hohen Waffenbedarfs oder -ansehens Seitens privater Seite:
Zu Beginn des ersten jüdischen AUfstandes 66 n.Chr. sahen sich die Aufständler gezwungen, die Festung Masada im Handstreich zu nehmen und die dortige Waffenkammer zu plündern, um die Männer auszurüsten.
Ausdrücklich verweist Flavius Iosephus darauf, dass erst mit der Niederlage der Römer kurz darauf weitere nennenswerte Bewaffnung sich einstellte.
Und gerade diese Region ist als "Unsicher" zu bezeichnen. Ständige Unruhen seit ca. 60 v. Chr., große "Räuberbanden", kriegerische Nachbarn und Grenzstreitigkeiten etc. Dies alles unter starkem hellenischen Einfluß.
Die Vesuvstädte weisen im Fundgut erstaunlich wenig Waffen aus, die gefundenen stammen meist aus entsprechendem Kontext, etwa der Gladiatorenkaserne.
In Relation dazu fanden sich etwa in den Andrones klassisch griechischer Städte wenigstens gelegentlich Waffenreste, vermutlich aber eher als Wandschmuck verwendet, während es z.B. auf der Agora v. Athen ein geregeltes Arsenal gab.
Dazu geeignete Lektüre von Franz (griechisch) und Wesch-Klein (römisch).
Ich meinte aber nicht aktive Soldaten sondern Zivilpersonen, wenn ich nach und/außerhalb der Armee Waffen besitze, dann halte ich es für unwahrscheinlich das diese verkauft werden.
Ich möchte nun noch gerade den Strafenkatalog als indirekten Beleg dafür nehmen: wenn Waffen von aktiven Soldaten verkauft wurden dann muß es also eine große Nachfrage danach gegeben haben, das heisst das Zivilisten diese Waffen also kauften.
Das ist Wunschdenken, denn daraus kann man erlesen, dass es einen Markt gab. Ohne die Details zu kennen ist die Äußerung, die Käufer wären Zivilisten eine als Tatsache hingestellte Interpretation.
Aber in der Tat scheint es sich dabei z.T. durchaus um Händler gehandelt zu haben, gleichfalls aber auch um Kameraden. Stoll und Speidel haben beide dazu umfangreich publiziert, auch bei Junkelmann finden derartige "Quittungen" und Geschäfte ihren Platz, erwähnt werden sie ebenfalls in Der Limes - Grenze Roms zu den Barbaren.
Gleichsam ist die Frage über die Quantität nirgendwo gestellt worden.
Angesichts der Annahme, dass die Maskenhelme bei der Reiterei weit verbreitet waren bis üblich ist allein hier schon ein Markt zu konstatieren, der einen nicht zu verachtenden Umfang besaß.
Meiner Meinung nach gibt es bestimmte Gebiete in denen ich eine solche bewaffnete Erschließung zu erkennen glaube. Das römische Reich war sehr groß, die Vorgehensweise der Obrigkeit nicht überall gleich, ich sehe das römische Reich nicht so einheitlich und durchgehend gleich.
Eines der markanten Merkmale des römischen Reiches ist seine Gesetzgebung.
Und diese ist sehr wohl überall gleich. Dementsprechend hatten peregrine bestimmte Rechte und Pflichte, wie auch Bürger. Natürlich sieht man Individualität z.B. in der Bestechlichkeit oder Sorgfalt der jeweiligen Verwalter, das war aber keineswegs von der Bevölkerungsdichte abhängig, wie die Reden gegen Verres deutlich zeigen.
Wenn es eine Zeit und einen Ort hätte geben können, in dem es eine derartige Erschließung gegeben hätte, dann am ehesten Gallien, und hier sind wir ausgesprochen gut informiert was die Zeit zwischen 125 v. Chr. und 16 n. Chr. angeht, und dort ist mir ein derartiges Gebaren nicht bekannt.
In anderen Regionen hätte eine solche Erschließung wohl als Kriegsgrund die außenpolitischen Bemühungen des Senates / der Kaiser empfindlich gestört und wäre sicher nicht legalisiert worden. Das Verhalten des Pompeius etwa in der politischen und sozialen Neuordnung des Ostens empörte den Senat eher, als das es ihn erfreute.
Du schreibst wilder westen, dieses Wort habe ich nicht verwendet und sowas mag ich auch nicht weil es ja gleich Assoziationen weckt.
"Sich nehmen was man will" ist nunmal sehr prägnant formuliert und gedacht, da ist eine andere Assoziation als derartiges Verhalten kaum möglich, und als naheligendstes und bekanntestes Vergleichbeispiel so durchaus springend.
Aber trotzdem sind weite Teile des römischen Reiches recht leer gewesen und es gab sehr viele Gegenden von ausgesprochener Gesetzlosigkeit.
Aber trotzdem sind bestimmte Regionen des Reiches relativ leer gewesen oder wurden durch bestimmte Ereignisse in ihrer Population beeinträchtigt.
So würde ich dem zustimmen. Regionen von "ausgesprochener Gesetzlosigkeit" im Reich kenne ich eher weniger, Rom reagierte auf derartiges durchaus "episch". Alexandria, als ständiger Unruheherd bekam, selten genug für eine Stadt, eine große militärische Abordnung direkt in die Nähe.
Die zehnte Legion in Iudäa verbrachte nicht wenig Zeit in den bergigen Regionen auf der "Jagd" nach den sog. Räuberbanden. Das sind nur einige Beispiele. Mitunter mahlten die Mühlen langsamer oder die Reaktionen erscheinen aus der nachträglichen Perspektive nicht angemessen, das Verhalten der Steuerpächter kann manchmal durchaus auch als kriminell angesehen werden, aber das Bild eines "frei zu nehmenden Landes ohne Gesetz" ist dennoch eher fragwürdig.
Am ehesten könnte ich mir dies in den nordwestlichen Grenzregionen vorstellen, und hier ist ausgesprochen viel Militär präsent.
Das Räuberproblem selbst in Italien war in bestimmten Gegenden so groß, das regelmäßig Militär eingesetzt werden musste.
Quod erat demonstrandum.
Wie entstanden dann um Legionslager herum Städte?
Ich darf hier Gechter zitieren:
Der auch als Bretterstadt bezeichnete Bereich gehörte zu jedem Legionslager. In ihnen befanden sich die notwendigen Infrastruktureinrichtungen, die den in Bonn stationierten 7000 Soldaten das Leben erleichterten.
(...)
Bestattet wurde von der Legion entlang der Limesstrasse nach Köln (...).
Die Bewohner der canabae legionis beerdigten ihre Toten teilweise an der Fernstrasse und den Nebenstrassen, aber auch hinter den eigenen Grundstücken.
In dem Text führt her Gechter auch die serviceorientierte Natur dieser canabae aus, die sich um das leibliche (Küchen, Bäder usw.) und geistige (Tempel und Bezirke) Wohl der Soldaten kümmerten, wie sie mit handwerksprodukten versorgten, welche die Legion nicht selbst herstellte.
Von Städten löste man die Truppen in der Regel (Ausnahmen gab es auch, wie Alexandria), s. z.B. Neuss.
Legionäre durften nicht heiraten, dennoch hatten sie immer wieder mal Lokale Frauen und heirateten diese dann offiziell vielleicht nach ihrer Dienstzeit.
Insofern sie das recht des conubiums bekamen, also eine peregrine zu ehelichen, was man aber seit ca. der Mitte des 1. Jh.n.Chr. wohl geregelt erwartete, und doch ein Privileg blieb.
Auch sollte man dabei beachten, dass die meisten Einheiten nicht statisch blieben und selbst Einzelpersonen zwischen Einheiten hin und her versetzt wurden. Dazu schrieb Speidel einen Artikel rund um den Kulturtransfer.
Danach, nach Alföldy und Wesch-Klein ist diese Vermischung, also die Mißachtung des Eheverbotes mit allen Konsequenzen erst im 2. Jh.n.Chr. zu sehen, was schließlich zur Aufhebung führte.
Antoninus Pius scheint nach den neueren Militärdiplomen sogar die Privilegien nochmal eingeschränkt zu haben, um die Beachtung des Verbotes zu bewirken, dazu Eck.
Diese Bindungen und die Tatsache das dann bei einem länger bestehenden Lager die Legionäre oft auch aus dessen Umgebung rekrutiert wurden zeigt meiner Meinung nach schon klar eine größere Bindung der Legionäre an ihren langjährigen Stationierungsort als dein Text es jetzt hier erscheinen läßt.
Auch dem kann ich nicht zustimmen. Zwar gibt es natürlich auch im ersten Jahrhundert solche Fälle, aber gerade die regionalen Auffüllungen sind eher im 2. Jh.n.Chr. anzusiedeln, also deutlich später als das bisher hier angepeilte. Demgemäß ist das vor Ort ansiedeln oder die gewaltsame Landnahme noch unwahrscheinlicher geworden.
Im Gegenteil, durch Korrespondenz die uns erhalten blieb erscheint es eher so, dass die Soldaten durchaus ihre Familien weiter als wichtige Faktoren betrachteten und Kontakte in die Heimat von großer Bedeutung waren, wie auch die klimatischen Bedingungen. Mittelmeeranreiher empfanden Germanien, Gallien oder Britannien keineswegs als angenehme Orte.
Nachweise sind z.B. die Briefe des Soldaten Theon oder des Flottensoldaten in "Geritzt und Entziffert".
Auch Tacitus berichtet über derartiges (Hist. 2,80,3).