Ausrüstung römischer Söldner

Gladiator

Mitglied
Hallo, habe leider über die Suchfunktion nichts gefunden, google hat auch nichts sinnvolles ergeben.

Angenommen Marcus aus Tusculum möchte im Jahre 50 n. Chr. seinen Geldbeutel etwas aufpeppen, nimmt sein restliches Geld und beschließt sich ausrüstung zu kaufen. Er möchte Kaufleute, die Armee und Adelige fragen, Leibwächteraufgaben, Begleitschutz und Wachfunktionen anzunehmen gegen Bezahlung, sprich: Söldneraufgaben.

Wie könnte seine Ausrüstung aussehen? Vor allem Rüstung!

Diese Seite hier kommt zum Schluss, dass nur Legaten, Offiziere und Imperatoren Brustpanzer aus Bronze trugen, die reichlich verziert waren.

[SIZE=-1]Helping to build a better Lorica Musculata since MMIV[/SIZE]

Der Scissor und Crupellarius trugen auch Brustpanzer, allerdings unverziert. Wäre sowas möglich?



So long
 
Ich bin mir nicht sicher, ob so jemand nicht rechtswidrig war.
Wofür brauchst du das denn?
 
Fürs Larp.
Ich möchte den Kompromiss aus historischer Korrektheit und Spiel bzw Fantasybedingter Notwendigkeit (gürteltaschen, kampfbedingte einschränkungen) finden.
Der Charakter, den ich spiele, ist Abenteurer und Söldner. Bei den Truppen war er in der Reiterei. Da man dafür selber aufkommt besitze ich /besitzt er also jetzt noch Spatha und Parma Equestris. Vom Paps die blaue Tunica (siehe wagenlenker).

Das problem ist halt die Oberkörperpanzerung.
Was wäre möglich für nen niedrigen bis mittleren Mittelständler um ca eben 50 nach christus, der irgendwo im Reich als Söldner anheuert??? ich stell mal ein Bild rein von dem Ding, das ich mir gebaut habe:

Directupload.net - zfc95ga4.jpg

Dass so jemand rechtswiedrig gewesen wäre, glaub ich weniger, immerhin unterhielt das Militär ja selber Söldner.
 
Gladiator, du wirfst eine ganze Menge Begriffe aus völlig getrennten Bereichen und teilweise sogar getrennten Zeiten durcheinander: zum einen Armee, dann Nicht staatliche Bewaffnete und dann Gladiatoren.

Es gab in der Kaiserzeit Fälle wo Personen (auch der Mittelschicht) freiwillig Gladiatoren wurden, aber für diese galt das gleiche wie für Gladiatorensklaven, sie konnten nicht gehen wann sie wollten sondern waren an die Arenen gebunden. Erst nach der Entlassung dienten viele Gladiatoren dann als Leibwächter oder für Sonderaufgaben. Wobei sie bei solchen keine Körperpanzerung trugen, dies wäre auch in der Stadt nur schlecht angekommen. Tatsächlich hat man sogar oft die Waffen verdeckt geführt (kurze Schwerter, Dolche, Totschläger usw)

Private Bewaffnete wiederum waren keine Mittelständler. Diese enstammten eher der Unterschicht oder nach darunter, und trugen vermutlich seltenst eine Form von Körperpanzerung. Tatsächlich wäre es eine reine Spekulation das ein solcher Bewaffneter Körperpanzerung trug das hätte auch für zu erledigenden Aufgaben keinen Sinn gemacht.

Sehr oft rekrutierte man solche Kämpfer aus Räubern, in den Grenzgebieten auch aus Stämmen auf beiden Seiten der Grenze. Oft wurden auch Hirten und sonstige Weit Draußen Arbeiter von ihren Auftraggebern oder Herren bewaffnet, nicht gegen wilde Tiere sondern gegen ihre Mitmenschen. Lustigerweise gingen dann oft Hirten und Räuber fließend ineinander über. Leibwächter im Städtischen Milieu entstammten meistens Kriminellen Gruppierungen, ehemaligen Gladiatoren oder bei bedeutenden Personen aus den Reihen der Klienten.

Private Bewaffnete die nicht örtlich bekannt waren bzw zu den Bediensteten einer bedeutenden Person einer Gegend gehörten, wurden sehr schnell krimineller Taten beschuldigt bzw als Räuber oder als Deserteure eingestuft. Und die römische Autorität war im Zweifelsfall sehr schnell mit Versklavung und Todesurteilen an der Hand.

Der hier von dir in diesem Bild gezeigte Panzer ist nun reine Phantasie.

Da überhaupt deine Ausführungen mehr ins Fantasy gehen als in die Realität, wäre mein Rat an dich, einfach den Brustpanzer zu verwenden und sich nicht um die historische Korrektheit zu kümmern.

Setz mehr auf Spaß und vergiss das mit der historischen Korrektheit.

Kannst ja behaupten, daß du freiwillig Gladiator geworden bist (als Mittelständler) und dann mit Waffen abgehauen bist und dann Räuber und dann Söldner geworden bist. Dann misch einfach was du willst und wie du willst. Sag einfach anderen das mehr um den Spaß geht und hab selber welchen.

Hier ist noch eine Seite einer Römischen LARP Gruppe für dich:

Legio XX--The Twentieth Legion
 
Okay, danke.
Die Begriffe aus den verschiedenen Bereichen kommen eben Fantasybedingt zusammen. Den Begriff Mittelstand hab ich sogar auf Euro bezogen, um eine Schätzung der finanziellen Verhältnisse zu geben, die ja auch beim Bezahlen der entsprechenden Ausrüstung eine Rolle spielt.
Legio XX sind keine Larper. Das sind Reenactment...ler :)
 
Wie war dass denn bei dem normalen Legionär?
Einerseits musste er seine Ausrüstung vom Sold abbezahlen, andererseits sind Rüstungen etc eher nicht Privatbesitz?
Bezahlte er nur für Schuhe, Cingulum und co oder auch für Scutum, Pilum etc.
 
Also die Bewaffnung/Rüstung ist schon Privatbesitz (zu mindest vor der Marius-Reform) nur bezweifle ich, dass man einfach so außerhalb des Militärdienstes in Bewaffnung rumlaufen durfte.

Wenn sein Charakter,vor der Marius-Reform, bei den Legionen gewesen war, dan hat er zu mindest Schwert, Dolch, Helm, 2 Pila und ein Pectorale oder Kettenhemd.

Aber er will ja einen ehemaligen Reiter darstellen. Da stellt sich mir aber die Frage:
Waren die Reiter nicht alle Adelige? Hilfstruppen mal ausgenommen.
 
Nuja es ist die Rede von 50 n. Chr. also claudisch/neronischer Zeit. Am ehesten kann ich mir als Reiter Ketten/Schuppenpanzer vorstellen. Letztendlich jedoch ist das tragen von Waffen in der Öffentlichkeit, wie schon gesagt wurde, nicht wirklich üblich gewesen.
 
Ging mir auch darum, das im Hinblick zu den Germanen die Römer anscheinend nicht so Waffenfanatiker waren und nicht alles ins Grab mitnahmen.
Der normale röm. Soldat wird wahrscheinlich alles verkauft haben, wenn er Veteran wurde, oder musste er noch Sachen behalten, für die Reserve? Ist ja auch richtig Kohle, was für Land oder sonstwie besser angelegt wäre?
 
Ok, ich hab es mir noch mal ueberlegt und ich finde den Gedanken einfach unterhaltsam, einen fiktiven Charakter aus der Zeit Neros aufzubauen. Das Ziel waere hier dann eine historisch korrekte Geschichte, einschliesslich historisch korrekter Ausruestung.

Darauf gekommen bin ich jetzt, weil mir wieder das Buch von Connolly eingefallen ist, in dem dieser ueber einen roemischen Kavalleristen zur Zeit Trajans schreibt.

Fassen wir mal die Ausgangslage zusammen:

Ein Mann aus der Mittelschicht, er soll aus Tusculum stammen und bei der Reiterei gedient haben. Diese Ausgangslage ist durchaus moeglich.

Ich halte es aber fuer sehr unwahrscheinlich, dass ein solcher Mann aus Latium sich dann fuer Geld Waffen kauft. Solche besitzt er sicher einfach noch von seiner Militaerzeit (dann brauchst du eine Begruendung warum eigentlich) bzw die Familie besitzt sie selbst.

Den Gedanken Geld mit Ausruestung gleichzusetzen halte ich fuer Falsch da die roemische Militaerausruestung fast nirgends mit den Einkommen wirklich korrelliert.

Da er ein Reiter war stellt sich die Frage nach dem Buergerrecht. Moeglichkeit 1, er diente in der Reiterei einer Legion (auch zu dieser Zeit hatte jede Legion noch eine kleine Truppe von Reitern fuer Aufklaerung, Nachrichtenuebermittlung und fuer Spezialeinsaetze)

Moeglichkeit 2 er diente in einer Auxiliarkavallerieeinheit, diese zweite Moeglichkeit halte ich fuer unwahrscheinlicher wenn er aus Tusculum stammen soll.

Ich gehe also im weiteren davon aus das er als roemischer Buerger in der Legionskavallerie gedient hat.

Dann stellt sich im weiteren die Frage nach dem Alter, die Dienstzeiten in der Legion waren lang. Ist er ein Deserteur oder wurde er entlassen bzw wie alt soll dieser Charakter sein?

Dann stellt sich die Frage nach der Klientel, welcher Klientel gehoert er an, welcher Familie in Rom oder Latium dient seine Familie als Klientel usw Sehr viele sehr reiche und maechtige roemische Familien hatten Sommervillen in Tusculum.

Nun zur Ausruestung: Ein fruehes Spatha ist voellig in Ordnung, angesichts des Hintergrundes wuerde ich ein Kettenhemd mit einem Stepppanzer darunter waehlen und einen roemischen Kavalleriehelm.

Dies halte ich wenn du schon Ruestung tragen willst fuer das historisch korrekteste.

Zum Schild ist anzumerken, dass Reiter zu dieser Zeit die Lederrundschilde nicht mehr fuerten.

Desweiteren ist es recht unwahrscheinlich, dass du keine Hasta mehr besitzt, den die Hasta war die eigentliche Hauptwaffe der Legionskavallerie.

Als Buchempfehlung moechte ich dir Junkelmanns Die Reiter Roms Teil 3 empfehlen.

Sascha:

Ging mir auch darum, das im Hinblick zu den Germanen die Römer anscheinend nicht so Waffenfanatiker waren und nicht alles ins Grab mitnahmen.

Der Begriff Waffenfanatiker ist nicht wirklich gut, er ist unhistorisch. Die damalige Kultur war schon von Grund auf von der heutigen verschieden. Die Roemer waren allerdings recht pragmatisch in Bezug auf ihre Waffen.

Der normale röm. Soldat wird wahrscheinlich alles verkauft haben, wenn er Veteran wurde, oder musste er noch Sachen behalten, für die Reserve?

Er wird was er behalten durfte ganz sicher nicht verkauft haben. Damals noch mehr als heute waren Waffen eine Absicherung, eine Lebensversicherung und ausgesprochen wertvoll.

Ist ja auch richtig Kohle, was für Land oder sonstwie besser angelegt wäre?

Land besass der Legionaer schon (Republik) oder erhielt es vom Feldherrn (Spaete Republik, fruehe Kaiserzeit) oder er kaufte es mit erzielter Beute.

Das Problem war zudem in vielen Grenzgebieten uebernicht Land zu kriegen, man konnte es einfach nehmen. Viele Legionaere siedelten sich einfach in der Naehe ihrer ehemaligen Garnisonen an. Es gab damals nicht so viele Menschen, weite Gebiete im roemischen Reich waren nur sehr duenn besiedelt. Dort konnte man sich einfach Land nehmen. Der Staat foerderte das sogar in bestimmten Gebieten wo die Veteranen dann im Endeffekt als Wehrbauern einen Rueckhalt der roemischen Herrschaft bildeten.

In anderen Gebieten war das Problem dass dort Grossgrundbesitzer fast alles Land besassen. Du konntest dort kein Land kaufen und keines kriegen. Die Grossgrundbesitzer kontrollierten auch weite Teile des Landes das dem Staat gehoerte.
 
Aaaaalso ^^

Das Beispiel des Herrn aus Tusculum ist komplett aus den Fingern gesaugt, das war einfach nur zur Darstellung gedacht, wie er seine Brötchen verdient.

Mein Charakter ist momentan nicht zeitlich einzuordnen und entstammt aus einem fiktiven Ort.
Der Vater entließ mich (ich glaub da war ich 17 oder 18) und sprach mir eigene Mündigkeit zu. Wollte ihn nicht sterben lassen...anders klappts halt nich^^ Hab dann mehrere kleine Jobs angenommen, Ställe ausmisten und so, aber lukrativere Jobs (nicht ganz legale). Nach langer Zeit hatt ich genug Geld (auch danke an paps) für ne Ausrüstung und bin also zum Militär. Als kleinen Ausweg, wieso ich nur so kurz bei den Truppen war, führte ich an, dass vor den 20 Jahren Dienstzeit ein einjähriger Grundwehrdienst zu leisten ist...bzw wie hätt ich entlassen werden können (außer zum Krüppel geschlagen worden zu sein ^^)


Als der rum war brauchte ich dringend Geld. Also hab ich mich in einer "Provinzarena" gemeldet und meinen Besitz bei einem Freund untergebracht, da ich ja jetzt quasi sexy Abschaum bin (um es mal nach römischer Perzeption auszudrücken xD). Problem: Die Arena ist abgefackelt. Gut für mich, konnt ich mit der gewonnen Erfahrung türmen und bin über den Seeweg als blinder Passagier in ein ganz anderes Land abgehauen.

Das mit der Reiterei....

Ich wüsste halt nicht, wie ich sonst nen Rundschild und Spatha rechtfertigen sollte. Im Larp darf man nicht stechen, was den Umgang mit einem Gladius sehr nervig macht. Eine Hasta dürfte noch drin sein. Ocrae und Manicae, hab ich jetzt nachgelsen, wären noch okay. [1]

Alternativen nehme ich gerne an ^^

Ich weiß, dass von historischer/Gesellschaftlicher und Gewandungstechnischer Authentizität im Umfeld von Elfen und Orks schwerlich zu reden ist, aber irgendwie bemühen will ich mich trotzdem, da einen Balanceakt hinzubekommen!



[1] JUNKELMANN, Marcus: Panis Militaris, 2006.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey ich hab auch mal mit der Idee gespielt ein Contubernium Legionäre fürs Larp aufzustellen ;) Aber das wird sicher schon mit der Anzahl der Leute scheitern.
 
Mal ne ganz andere Frage...mit wievielen Jahren ist es realistisch, zum Centurio zu werden?

Was hängt damit zusammen und wie könnt ich mich aus der Armee lösen ohne zu desertieren?
 
Vielleicht nach 10 Jahren Dienstzeit?
Du könntest eine Verletzung davon getragen haben, die dich de facto Kampfuntauglich für die Legion machte.
 
Nun ja...
Darauf gekommen bin ich jetzt, weil mir wieder das Buch von Connolly eingefallen ist, in dem dieser ueber einen roemischen Kavalleristen zur Zeit Trajans schreibt.
Mit dem feinen Unterschied dass diese Geschichte auf einer realen Person beruht, deren Grabstein viele der verarbeiteten Informationen enthielt.


Ich halte es aber fuer sehr unwahrscheinlich, dass ein solcher Mann aus Latium sich dann fuer Geld Waffen kauft. Solche besitzt er sicher einfach noch von seiner Militaerzeit (dann brauchst du eine Begruendung warum eigentlich) bzw die Familie besitzt sie selbst.
Mit dem ja bereits selbst erwähnten Problem das Zweck und Aufbau der militärischen Bewaffnung nicht mit dem eines zivilen Bereiches korrelieren würden.



Nun zur Ausruestung: Ein fruehes Spatha ist voellig in Ordnung, angesichts des Hintergrundes wuerde ich ein Kettenhemd mit einem Stepppanzer darunter waehlen und einen roemischen Kavalleriehelm.

Dies halte ich wenn du schon Ruestung tragen willst fuer das historisch korrekteste.

Zum Schild ist anzumerken, dass Reiter zu dieser Zeit die Lederrundschilde nicht mehr fuerten.

Desweiteren ist es recht unwahrscheinlich, dass du keine Hasta mehr besitzt, den die Hasta war die eigentliche Hauptwaffe der Legionskavallerie.
&
Er wird was er behalten durfte ganz sicher nicht verkauft haben. Damals noch mehr als heute waren Waffen eine Absicherung, eine Lebensversicherung und ausgesprochen wertvoll.
Das ist grundsätzlich und prinzipiel nicht korrekt.
Die relativ große Zahl an Pfandbelegen, ein Strafenkatalog für während der Dientszeit verkaufte Ausrüstung und diverse Namenskennzeichnungen gerade auf Helmen (auch Reiterhelme, bei Junkelmann nachzulesen) verraten den Umgang mit der Bewaffnung als Wertobjekte. Gerade eben noch wurde ja bereits in Frage gestellt, was Waffenbesitz in privaten Verhältnissen angeht.
Anzumerken sei dagegen dass es nach der regulären Dienstzeit eine ca. 5 Jährige Reservezeit gab, in der wohl eine Grundbewaffnung noch zu erwarten war.



Land besass der Legionaer schon (Republik) oder erhielt es vom Feldherrn (Spaete Republik, fruehe Kaiserzeit) oder er kaufte es mit erzielter Beute.
In der frühen Kaiserzeit ist es eben gerade nicht üblich, Land zu erhalten am Ende seiner Dienstzeit.
Nach den Problemen 4 / 5 n.Chr. erwarteten die Legionssoldaten geregelt eine fiskale Abfindung nach Ende der Dienstzeit. Erst weitaus später kommt es wieder, aber nicht ausschließlich, zu Landverteilungen.
Auch ist die Ansiedlung nicht jedes Soldaten Ziel, dies entspricht eher einer romantischen Verklärung.


Das Problem war zudem in vielen Grenzgebieten uebernicht Land zu kriegen, man konnte es einfach nehmen.
Auch dies ist so nicht korrekt. Land wurde entweder verteilt / zugesprochen oder erkauft.
Eine bewaffnete Erschließung wie sie bspw. im sog. "Wilden Westen" oder andernorts stattfand ist nicht anzunehmen. Eine Ansiedlung jenseits der "Staatsgrenze" kam zwar vor, ist aber keineswegs legal oder gern gesehen gewesen.

Viele Legionaere siedelten sich einfach in der Naehe ihrer ehemaligen Garnisonen an.
Eine Aussage, die sich in keinster Weise belegen läßt.
Wir sind erst in den letzten Jahren mit Militärdiplomen für fast jedes der in dessen Zeit fallenden historischen Jahre versorgt worden und können so ein Bild der Auxiliare zeichnen. Die Dokumente der Legionare haben sich nicht erhalten, noch haben wir sonst Dokumente die einen Einblick geben in die Verteilung der Soldaten. So ist es durchaus auch denkbar, dass sich viele Soldaten in der Umgebung langfristiger Standorte ansiedelten, oder in den Provinzen allgemein verblieben, aber auch zurück kehrten in ihre Heimat oder einen anderen, anziehend wirkenden Ort im Reich. Belege für einen Schwerpunkt der Veteranensiedlung gab es bislang nicht.
Dazu rate ich zu eingehender Lektüre der Werke von Eck.



Es gab damals nicht so viele Menschen, weite Gebiete im roemischen Reich waren nur sehr duenn besiedelt. Dort konnte man sich einfach Land nehmen. Der Staat foerderte das sogar in bestimmten Gebieten wo die Veteranen dann im Endeffekt als Wehrbauern einen Rueckhalt der roemischen Herrschaft bildeten.
Die Ansiedlung von Wehrbauern ist vor allem ein Phänomen der Spätantike, als z.B. Gallien in der Tat durch Rauubzüge, Kriege und Bürgerkriege wie auch Krankheiten stark entvölkert worden war. "Einfach nehmen" war auch dieses nicht, im Gegenteil, die oftmals aus Germanen bestehenden Neusiedler bekamen Land zugeteilt, und nicht selten entstanden Streitereien erst, weil Rom nicht oder nicht die gewünschten Siedlungsgebiete zusprach.

Auch die Republik kennt ähnliche Phänomene, die Kolonien, aber auch hier ist ein "einfach nehmen" nicht usus.
Bekannt ist die Ansiedlung von Veteranen mit dem Gedanken sie als Reserve oder sie und ihre Familien als Personalpool in Reichweite zu haben zwar wirklich schon früher, aber der vermittelte Eindruck der freien Ortswahl oder des bereits genannten Wilden Westens ist so nicht haltbar.


Gladiator schrieb:
Mal ne ganz andere Frage...mit wievielen Jahren ist es realistisch, zum Centurio zu werden?
Aus equitanischem Umfeld könnte man rein theoretisch schon recht jung als centurio "starten", als gedienter würde ich pro Stufe wenigstens etwa ein Jahr, eher aber zwei rechnen. Also etwa 10 - 14 Jahre. Auch hier haben wir momentan keinen regulären Überblick wann die Beförderungen i.d.R. kamen.


Was hängt damit zusammen und wie könnt ich mich aus der Armee lösen ohne zu desertieren?
Inwiefern hängt damit zusammen?
Es gibt drei Wege (ohne "Fahnenflucht"):
- unehrenhafte Entlassung. Gründe dafür gibt es einige. So wäre auch der Geldmangel denkbar.
- Entlassung aufgrund einer schweren Verletzung, die den Militärdienst nicht mehr vollziehbar erscheinen läßt. Hierbei wäre dann auch ein Dienst im Amphitheater schwer denkbar.
- Ehrenhafte Entlassung. Abschluß der Dienstzeit. Mir ist kein Fall bekannt, was nicht heißt das es keinen gibt, in dem jemand vorzeitig ehrenhaft entlassen wurde.
 
Namenskennzeichnungen auf Helmen usw sind für mich nicht ein Beleg das Ausrüstung verkauft wurde.

Das es aber einen Strafenkatalog gibt, gut, das ist einb Beleg. Von wann
genau ist dieser Strafenkatalog ?

Es erstaunt mich von der reinen Logik her, daß man Waffen die man besitzt verkauft, in einer nicht so sicheren Lebensumwelt sind Waffen eigentlich zu wertvoll.

Nun habe ich noch eine Frage: der Strafenkatalog bezieht sich nur auf den Verkauf von Waffen durch aktive Soldaten (oder auf Waffenverkäufe allgemein) ? (ich nehme das mal an das es nur um Soldaten geht den ich weiß auch von privaten Waffenhändlern) das könnte ich nachvollziehen, wenn man beim Militär ist, dass dann Waffen unter der Hand verscherbelt werden.

Ich meinte aber nicht aktive Soldaten sondern Zivilpersonen, wenn ich nach und/außerhalb der Armee Waffen besitze, dann halte ich es für unwahrscheinlich das diese verkauft werden.

Ich möchte nun noch gerade den Strafenkatalog als indirekten Beleg dafür nehmen: wenn Waffen von aktiven Soldaten verkauft wurden dann muß es also eine große Nachfrage danach gegeben haben, das heisst das Zivilisten diese Waffen also kauften.

Warum aber als Zivilist illegal kaufen wenn ich legal besitze? Daher gehe ich davon aus, daß Waffen in Privatbesitz nicht einfach ohne Grund verkauft wurden.

Eine bewaffnete Erschließung wie sie bspw. im sog. "Wilden Westen" oder andernorts stattfand ist nicht anzunehmen.

Meiner Meinung nach gibt es bestimmte Gebiete in denen ich eine solche bewaffnete Erschließung zu erkennen glaube. Das römische Reich war sehr groß, die Vorgehensweise der Obrigkeit nicht überall gleich, ich sehe das römische Reich nicht so einheitlich und durchgehend gleich.

Du schreibst wilder westen, dieses Wort habe ich nicht verwendet und sowas mag ich auch nicht weil es ja gleich Assoziationen weckt.

Aber trotzdem sind weite Teile des römischen Reiches recht leer gewesen und es gab sehr viele Gegenden von ausgesprochener Gesetzlosigkeit.

Das Räuberproblem selbst in Italien war in bestimmten Gegenden so groß, das regelmäßig Militär eingesetzt werden musste.

Ich schrieb ja schon das Räuber, Hirten und lokale Bewaffnete fließend ineinander übergingen und das in bestimmten Regionen die Besiedelung sehr dünn war.

Von daher gab es durchaus im Römischen Reich auch in der frühen Kaiserzeit ausgesprochen gefährliche und weitgehend unkontrollierte Gegenden.

Viele Legionaere siedelten sich einfach in der Naehe ihrer ehemaligen Garnisonen an. Eine Aussage, die sich in keinster Weise belegen läßt.

Wie entstanden dann um Legionslager herum Städte? Legionäre durften nicht heiraten, dennoch hatten sie immer wieder mal Lokale Frauen und heirateten diese dann offiziell vielleicht nach ihrer Dienstzeit. Diese Bindungen und die Tatsache das dann bei einem länger bestehenden Lager die Legionäre oft auch aus dessen Umgebung rekrutiert wurden zeigt meiner Meinung nach schon klar eine größere Bindung der Legionäre an ihren langjährigen Stationierungsort als dein Text es jetzt hier erscheinen läßt.
 
Namenskennzeichnungen auf Helmen usw sind für mich nicht ein Beleg das Ausrüstung verkauft wurde.
Ob verkauft oder nicht, mehrfache Namen (verschiedener Familien) auf ein und demselben Helm inklusiver der Nennung gleicher oder unterschiedlicher Einheiten deutet auf den Verbleib des Helmes in militärischem Dienst hin. Dies kann nur auf einigen ausgewählten Wegen geschehen sein:
Verkauf
Schenkung
Vererbung
Wiederverkauf durch staatliche Seite (insofern die Helme vorher wieder in staatlichen Besitz gingen).


Das es aber einen Strafenkatalog gibt, gut, das ist einb Beleg. Von wann
genau ist dieser Strafenkatalog ?
Es ist ein Weilchen her dass ich in einem Artikel dazu las, aber wenn ich mich recht erinnere ist er in einem fragmentarisch aus dem 2. oder 3. Jh.n.Chr. erhalten und in der Tat handelt es sich um Bestrafung für den aktiven Soldaten, alles andere wäre mehr als merkwürdig gewesen.


Es erstaunt mich von der reinen Logik her, daß man Waffen die man besitzt verkauft, in einer nicht so sicheren Lebensumwelt sind Waffen eigentlich zu wertvoll.
Zum Vergleich des Gedankens eines hohen Waffenbedarfs oder -ansehens Seitens privater Seite:
Zu Beginn des ersten jüdischen AUfstandes 66 n.Chr. sahen sich die Aufständler gezwungen, die Festung Masada im Handstreich zu nehmen und die dortige Waffenkammer zu plündern, um die Männer auszurüsten.
Ausdrücklich verweist Flavius Iosephus darauf, dass erst mit der Niederlage der Römer kurz darauf weitere nennenswerte Bewaffnung sich einstellte.

Und gerade diese Region ist als "Unsicher" zu bezeichnen. Ständige Unruhen seit ca. 60 v. Chr., große "Räuberbanden", kriegerische Nachbarn und Grenzstreitigkeiten etc. Dies alles unter starkem hellenischen Einfluß.


Die Vesuvstädte weisen im Fundgut erstaunlich wenig Waffen aus, die gefundenen stammen meist aus entsprechendem Kontext, etwa der Gladiatorenkaserne.

In Relation dazu fanden sich etwa in den Andrones klassisch griechischer Städte wenigstens gelegentlich Waffenreste, vermutlich aber eher als Wandschmuck verwendet, während es z.B. auf der Agora v. Athen ein geregeltes Arsenal gab.
Dazu geeignete Lektüre von Franz (griechisch) und Wesch-Klein (römisch).

Ich meinte aber nicht aktive Soldaten sondern Zivilpersonen, wenn ich nach und/außerhalb der Armee Waffen besitze, dann halte ich es für unwahrscheinlich das diese verkauft werden.

Ich möchte nun noch gerade den Strafenkatalog als indirekten Beleg dafür nehmen: wenn Waffen von aktiven Soldaten verkauft wurden dann muß es also eine große Nachfrage danach gegeben haben, das heisst das Zivilisten diese Waffen also kauften.
Das ist Wunschdenken, denn daraus kann man erlesen, dass es einen Markt gab. Ohne die Details zu kennen ist die Äußerung, die Käufer wären Zivilisten eine als Tatsache hingestellte Interpretation.
Aber in der Tat scheint es sich dabei z.T. durchaus um Händler gehandelt zu haben, gleichfalls aber auch um Kameraden. Stoll und Speidel haben beide dazu umfangreich publiziert, auch bei Junkelmann finden derartige "Quittungen" und Geschäfte ihren Platz, erwähnt werden sie ebenfalls in Der Limes - Grenze Roms zu den Barbaren.

Gleichsam ist die Frage über die Quantität nirgendwo gestellt worden.
Angesichts der Annahme, dass die Maskenhelme bei der Reiterei weit verbreitet waren bis üblich ist allein hier schon ein Markt zu konstatieren, der einen nicht zu verachtenden Umfang besaß.



Meiner Meinung nach gibt es bestimmte Gebiete in denen ich eine solche bewaffnete Erschließung zu erkennen glaube. Das römische Reich war sehr groß, die Vorgehensweise der Obrigkeit nicht überall gleich, ich sehe das römische Reich nicht so einheitlich und durchgehend gleich.
Eines der markanten Merkmale des römischen Reiches ist seine Gesetzgebung.
Und diese ist sehr wohl überall gleich. Dementsprechend hatten peregrine bestimmte Rechte und Pflichte, wie auch Bürger. Natürlich sieht man Individualität z.B. in der Bestechlichkeit oder Sorgfalt der jeweiligen Verwalter, das war aber keineswegs von der Bevölkerungsdichte abhängig, wie die Reden gegen Verres deutlich zeigen.
Wenn es eine Zeit und einen Ort hätte geben können, in dem es eine derartige Erschließung gegeben hätte, dann am ehesten Gallien, und hier sind wir ausgesprochen gut informiert was die Zeit zwischen 125 v. Chr. und 16 n. Chr. angeht, und dort ist mir ein derartiges Gebaren nicht bekannt.
In anderen Regionen hätte eine solche Erschließung wohl als Kriegsgrund die außenpolitischen Bemühungen des Senates / der Kaiser empfindlich gestört und wäre sicher nicht legalisiert worden. Das Verhalten des Pompeius etwa in der politischen und sozialen Neuordnung des Ostens empörte den Senat eher, als das es ihn erfreute.


Du schreibst wilder westen, dieses Wort habe ich nicht verwendet und sowas mag ich auch nicht weil es ja gleich Assoziationen weckt.
"Sich nehmen was man will" ist nunmal sehr prägnant formuliert und gedacht, da ist eine andere Assoziation als derartiges Verhalten kaum möglich, und als naheligendstes und bekanntestes Vergleichbeispiel so durchaus springend.



Aber trotzdem sind weite Teile des römischen Reiches recht leer gewesen und es gab sehr viele Gegenden von ausgesprochener Gesetzlosigkeit.
Aber trotzdem sind bestimmte Regionen des Reiches relativ leer gewesen oder wurden durch bestimmte Ereignisse in ihrer Population beeinträchtigt.
So würde ich dem zustimmen. Regionen von "ausgesprochener Gesetzlosigkeit" im Reich kenne ich eher weniger, Rom reagierte auf derartiges durchaus "episch". Alexandria, als ständiger Unruheherd bekam, selten genug für eine Stadt, eine große militärische Abordnung direkt in die Nähe.
Die zehnte Legion in Iudäa verbrachte nicht wenig Zeit in den bergigen Regionen auf der "Jagd" nach den sog. Räuberbanden. Das sind nur einige Beispiele. Mitunter mahlten die Mühlen langsamer oder die Reaktionen erscheinen aus der nachträglichen Perspektive nicht angemessen, das Verhalten der Steuerpächter kann manchmal durchaus auch als kriminell angesehen werden, aber das Bild eines "frei zu nehmenden Landes ohne Gesetz" ist dennoch eher fragwürdig.
Am ehesten könnte ich mir dies in den nordwestlichen Grenzregionen vorstellen, und hier ist ausgesprochen viel Militär präsent.


Das Räuberproblem selbst in Italien war in bestimmten Gegenden so groß, das regelmäßig Militär eingesetzt werden musste.
Quod erat demonstrandum.




Wie entstanden dann um Legionslager herum Städte?
Ich darf hier Gechter zitieren:
Der auch als Bretterstadt bezeichnete Bereich gehörte zu jedem Legionslager. In ihnen befanden sich die notwendigen Infrastruktureinrichtungen, die den in Bonn stationierten 7000 Soldaten das Leben erleichterten.
(...)
Bestattet wurde von der Legion entlang der Limesstrasse nach Köln (...).
Die Bewohner der canabae legionis beerdigten ihre Toten teilweise an der Fernstrasse und den Nebenstrassen, aber auch hinter den eigenen Grundstücken.

In dem Text führt her Gechter auch die serviceorientierte Natur dieser canabae aus, die sich um das leibliche (Küchen, Bäder usw.) und geistige (Tempel und Bezirke) Wohl der Soldaten kümmerten, wie sie mit handwerksprodukten versorgten, welche die Legion nicht selbst herstellte.

Von Städten löste man die Truppen in der Regel (Ausnahmen gab es auch, wie Alexandria), s. z.B. Neuss.

Legionäre durften nicht heiraten, dennoch hatten sie immer wieder mal Lokale Frauen und heirateten diese dann offiziell vielleicht nach ihrer Dienstzeit.
Insofern sie das recht des conubiums bekamen, also eine peregrine zu ehelichen, was man aber seit ca. der Mitte des 1. Jh.n.Chr. wohl geregelt erwartete, und doch ein Privileg blieb.
Auch sollte man dabei beachten, dass die meisten Einheiten nicht statisch blieben und selbst Einzelpersonen zwischen Einheiten hin und her versetzt wurden. Dazu schrieb Speidel einen Artikel rund um den Kulturtransfer.
Danach, nach Alföldy und Wesch-Klein ist diese Vermischung, also die Mißachtung des Eheverbotes mit allen Konsequenzen erst im 2. Jh.n.Chr. zu sehen, was schließlich zur Aufhebung führte.
Antoninus Pius scheint nach den neueren Militärdiplomen sogar die Privilegien nochmal eingeschränkt zu haben, um die Beachtung des Verbotes zu bewirken, dazu Eck.


Diese Bindungen und die Tatsache das dann bei einem länger bestehenden Lager die Legionäre oft auch aus dessen Umgebung rekrutiert wurden zeigt meiner Meinung nach schon klar eine größere Bindung der Legionäre an ihren langjährigen Stationierungsort als dein Text es jetzt hier erscheinen läßt.
Auch dem kann ich nicht zustimmen. Zwar gibt es natürlich auch im ersten Jahrhundert solche Fälle, aber gerade die regionalen Auffüllungen sind eher im 2. Jh.n.Chr. anzusiedeln, also deutlich später als das bisher hier angepeilte. Demgemäß ist das vor Ort ansiedeln oder die gewaltsame Landnahme noch unwahrscheinlicher geworden.
Im Gegenteil, durch Korrespondenz die uns erhalten blieb erscheint es eher so, dass die Soldaten durchaus ihre Familien weiter als wichtige Faktoren betrachteten und Kontakte in die Heimat von großer Bedeutung waren, wie auch die klimatischen Bedingungen. Mittelmeeranreiher empfanden Germanien, Gallien oder Britannien keineswegs als angenehme Orte.
Nachweise sind z.B. die Briefe des Soldaten Theon oder des Flottensoldaten in "Geritzt und Entziffert".
Auch Tacitus berichtet über derartiges (Hist. 2,80,3).
 
Da die Kaiserzeit nicht mein Spezialgebiet (Königszeit, Frühe und Mittlere Republik) ist kann ich nur wenig erwidern, aber ich glaube ganz grundsätzlich das mein Bild des Römischen Reiches auch in der recht geordneten frühen Kaiserzeit ein anderes ist als deines in Bezug auf die vorhandenen Gesetze und deren Durchführung und Durchsetzbarkeit.

Sicher, es gab ein Gesetz, aber was auf dem Papier steht und was angewandt wird sind zwei sehr verschiedene Dinge.

Meiner persönlichen Meinung nach siehst du das römische Reich zu zivilisiert in diesem Aspekt.

Du interpretierst ständige Militäreinsätze gegen Räuber usw als Zeichen dafür, daß das Gesetz massiv durchgesetzt wurde und daher eine größere Rechtsstaatlichkeit herrschte.

Ich sehe die gleichen Einsätze als Beleg für eine nicht in den Griff zu bekommende Gesetzlosigkeit.

Meiner persönlichen Meinung nach war das römische Kaiserreich in Bezug auf die Durchsetzung der Ordnung eher mit heutigen Entwicklungsländern vergleichbar als mit einem so modernen Bild das du hier zeichnest.

Das ist aber vielleicht nur eine Frage was für Bilder und Assoziationen man mit bestimmten Dingen selber hat, eine andere Kultur und Sozialisation und die gleichen Dinge sehen für zwei menschen sehr verschieden aus.

Ich halte aber dennoch das Bild einer Art Brasilien für richtiger, also einer Aufteilung in Zonen mit mehr und mit weniger Gesetzlichkeit und mit weitgehender Kriminalität. Brasilianisierung wird heute als Begriff benutzt um Staaten zu bezeichnen in denen die Zentralmacht zwar herrscht, Steuern eintreibbar sind aber trotzdem viele Gebiete des Landes weitgehend gesetzlos sind, und dies nicht aus der Unmöglichkeit auch dort das Gesetz durchzusetzen sondern auch aus mangelndem Interesse des Staates. Und mit weitgehender Kriminalität.

Den Begriff Wilder Westen finde ich unpassend, den Begriff Brasilianisierung finde ich passend. Auch in Brasilien nehmen sich Leute einfach was sie wollen, vorausgesetzt sie können dies durchsetzen. Das gleiche in Rom, Großgrundbesitzer, Reiche aller Art konnten sich weitgehend leisten Rechte zu mißachten wenn die Rechtsmissachtung gegen Arme ging. Arme wiederum konnten trotz aller Gesetze sehr leicht keine Rechte besitzen.

Dies gilt meiner Meinung nach auch für die frühe kaiserzeit.

Du schreibst hier das die Militäreinsätze in Judäa aufzeigen das Rom versuchte das Gesetz durchzusetzen, ich vermag das nicht zu erkennen. Ich sehe nur die Durchsetzung von Herrschaft, was etwas anderes ist.

Die Behauptung einer Fundarmut was Waffen angeht kann ich so nicht teilen. Dies gilt für bestimmte Gebiete aber nicht allgemein für das Reich.

Meiner persönlichen Meinung nach war das Römische Reich insgesamt deutlich heterogener als es heute oft dargestellt wird. Es gab einfach im Reich deutliche Unterschiede der Regionen.

Selbst in der frühen Kaiserzeit musste regelmässig Militär gegen Räuber selbst in Italien eingesetzt werden. Das ist für mich kein Zeichen von einer Herrschaft des Gesetzes. Das ist aber gleich mit Brasilien wo selbst in den Städten Kriminelle Banden herrschen und die Organisierte Kriminalität. Und wo ebenfalls Militär gegen diese Gruppen eingesetzt wird, sobald sie das wohlleben der reichen bedrohen. Bedrohen sie aber nur das Leben der Armen in den Ghettos wird nicht eingegriffen.

Zur Frage der Waffen in Judäa, gerade dieses Gebiet galt als strategisch wichtig im Großen Spiel gegen die Parther. Daher hat man in solchen Aufstandsgebieten sicher versucht privaten Waffenbesitz zu unterbinden. Trotzdem gab es dort Schleudern, Speere (davon gibt es Funde) und sicher dann auch selbstgebaute Schilde. Natürlich ist das erste in einem notorischen Aufstandsgebiet wie Judäa das ich Privaten Waffenbesitz unterdrücke und daraus erklärt sich warum die Aufständischen erst Waffenkammern plündern mussten um genügend Waffen für ihren Aufstand zu beschaffen.

Aber es ist zugleich ein Beispiel dafür das die Regionen im Reich sich unterschieden, Judäa ist 1 nicht Typisch für das römische Reich sondern unterschied sich deutlich von anderen Regionen und 2 sehe ich hier mehr den Versuch Herrschaft durchzusetzen als Gesetze durchzusetzen. Bei der Durchsetzung der Herrschaft gingen die Römer dabei oft genug selber gesetzlos vor und ausgesprochen repressiv.
 
Hey Jungs, ich finde es krass wie VIEL ihr schreibt ^^

Zurück zu meiner Frage, Fabius und Gabinius haben da schon gute Vorschläge gebracht.

Problem: Ich bin 22. Ein 8-Jähriger Legionär projiziert nur ein sehr putziges Bild in meinen Kopf. Also keine Option.

Verwundungsgrund fällt weg, hüpfe ja jetzt Kämpfend durch die Lande.

Unehrenhafte entlassung - das dürfte zur Folge haben dass ich mich mit keinen Insignien mehr zeigen dürfte zB Cingulum etc.

Hm. Also gibt es wohl keine plausible möglichkeit, meine Musculata zu tragen... MEHR IDEEN ^^

mein subarmalis muss ich dann wohl auch um die Pteruges erleichtern :-(

Moment mal....hatten Aristokraten mit genug Geld nicht auch kleine Privatarmeen um ihre politisachen Ziele zu untermauern / durchzusetzen? Aber die waren bestimmt ab einer gewissen Zeit nicht mehr da....
 
Du interpretierst ständige Militäreinsätze gegen Räuber usw als Zeichen dafür, daß das Gesetz massiv durchgesetzt wurde und daher eine größere Rechtsstaatlichkeit herrschte.
Nein, ich interpretiere Militäreinsätze als zielgerichtete Aktionen staatlicher Seite wenn die regionale Verwaltung mit einem großen oder wachsenden Problem nicht mehr zurechtkommt.

Ich sehe die gleichen Einsätze als Beleg für eine nicht in den Griff zu bekommende Gesetzlosigkeit.
Dann sind auch die modernen westlichen Staaten bis ins 20. Jahrhundert davon betroffen.


Den Begriff Wilder Westen finde ich unpassend, den Begriff Brasilianisierung finde ich passend. Auch in Brasilien nehmen sich Leute einfach was sie wollen, vorausgesetzt sie können dies durchsetzen. Das gleiche in Rom, Großgrundbesitzer, Reiche aller Art konnten sich weitgehend leisten Rechte zu mißachten wenn die Rechtsmissachtung gegen Arme ging. Arme wiederum konnten trotz aller Gesetze sehr leicht keine Rechte besitzen.
Das Reichtum außerhalb des Gesetzes stellen kann ist heute nicht anders und sicherlich kein Zeichen von genereller Gesetzlosigkeit. Gerade ein Blick auf hier nicht gern gelesene tagesaktuelle Ereignisse macht deutlich, wie ungeschoren reiche Personen vor dem Gesetz stehen. Die USA bilden da das beste Beispiel, der Fall OJ Simpson ist das eines der Extremen.
Keine Rechte zu besitzen hingegen entspricht eher dem Volksmund, damals wie heute.
Ich darf da Bleicken zitieren:
Das römische Kaisertum ermöglichte mit seiner veränderten Herrschaftsstruktur den AUfbau einer zentralisierten Bürokratie, welche die beherrschten Gebiete direkt erfassen und damit Prinzipien einer herrschaftlichen Verwaltung, wie Rechtssicherheit und Sicherung der sozialen Existenz der Bürger, durchzusetzen vermochte.

und weiter

Eine der grundlegenden staatlichen Aufgaben waren in Rom wie in allen staatlichen Organisationen die Wahrung des sozialen Friedens und die Durchsetzung der Gerechtigkeit.

dafür zuständig waren in den Provinzen bestimmte Beamte, die legati iuridici.
Einen Aparat wie es ihn heute zur Kriminalverfolgung gibt sucht man in der Antike vergebens, dafür ist eben besagtes Militär ebenfalls zuständig, daher auch der Einsatz der beneficarii zu diesem Zwecke, wie auch der vigiles, cohortes urbanae und Prätorianer, nicht zu vergessen bestimmter "Spitzel", die recht gerne vom Staat eingesetzt wurden.

Das Interesse des Kaisers an der Rechtspflege und Strafverfolgung wird zudem deutlich durch die kaiserlichen Gerichte selbst, so verbrachte bspw. Hadrian einen guten Teil seiner Zeit damit, in den Provinzen umherzureisen und u.a. Gericht zu halten. Und auch wenn er als Reisekaiser bekannt ist, so gilt dies in eingeschränkterem Maße auch für die meisten übrigen Herrscher.



Du schreibst hier das die Militäreinsätze in Judäa aufzeigen das Rom versuchte das Gesetz durchzusetzen, ich vermag das nicht zu erkennen. Ich sehe nur die Durchsetzung von Herrschaft, was etwas anderes ist.
Das gilt für den jüdischen Aufstand, aber nicht für die Aktionen der Truppen gegen die von Flavius so bezeichneten Räuberbanden.


Die Behauptung einer Fundarmut was Waffen angeht kann ich so nicht teilen. Dies gilt für bestimmte Gebiete aber nicht allgemein für das Reich.
Meine "Behauptung" bezog sich auf die Vesuvstädte, wie deutlich nachzulesen ist, und ist ein Fakt.
Die meisten Waffenfunde stammen aus Regionen der Grenze und zumeist aus unmittelbarer militärischer Nähe. Das soll nicht heißen dass es generell keinerlei Waffen in privatem Kontext gab, aber eine Verbreitung der Waffen zur Eigensicherung in jedem Haus ist auszuschließen, ja durch die innerstädtischen Gesetze sogar illegal bedenkt man den geweihnte Stadtbereich.


Meiner persönlichen Meinung nach war das Römische Reich insgesamt deutlich heterogener als es heute oft dargestellt wird. Es gab einfach im Reich deutliche Unterschiede der Regionen.
Mir ist nicht bekannt, dass das Reich homogen dargestelltwürde. Es fallen mehrere Kulturzonen an, die noch einmal grob unterteilt werden durch einen latinisierten und einen graecisierten Raum. Charakteristisch bleibt trotzdem der Verwaltungsaufbau der Kaiserzeit.

Selbst in der frühen Kaiserzeit musste regelmässig Militär gegen Räuber selbst in Italien eingesetzt werden. Das ist für mich kein Zeichen von einer Herrschaft des Gesetzes.
Sondern eine Reaktion des Staates auf einen bestimmte Entwicklung zur Herstellung eines "normalen" Zustandes.
Auch findet sich in den uns erhaltenen Akten eher selten der Hinweis auf "Gesetzlosigkeit" in bestimmten Regionen, und wenn, dann als negative Beispiele die gefolgt werden von den Reaktionen der Römer, die sich zumeist, aufgrund mangelnder Polizeiinstitutionen, als Militäraktionen darstellen.

Das ist aber gleich mit Brasilien wo selbst in den Städten Kriminelle Banden herrschen und die Organisierte Kriminalität. Und wo ebenfalls Militär gegen diese Gruppen eingesetzt wird, sobald sie das wohlleben der reichen bedrohen. Bedrohen sie aber nur das Leben der Armen in den Ghettos wird nicht eingegriffen.
Ich bin nun kein Fachmann für Brasilien, aber in der Tat gibt es auch dort Programme zur Bekämpfung der Kriminalität, die aber möglicherweise weniger fruchten als gewünscht.
Im Gegensatz dazu hat Rom klare Fronten geschaffen, schon dies unterscheidet deutlich, in der Konsequenz.

Zur Frage der Waffen in Judäa, gerade dieses Gebiet galt als strategisch wichtig im Großen Spiel gegen die Parther.
Die Probleme dort tauchen schon vor den Differenzen der Parther und Römer dort auf und auch auf diese Zeit beziehen sich die Schilderungen.


Daher hat man in solchen Aufstandsgebieten sicher versucht privaten Waffenbesitz zu unterbinden. Trotzdem gab es dort Schleudern, Speere (davon gibt es Funde) und sicher dann auch selbstgebaute Schilde.
Das es Funde von Waffen auch im israelischen Raum gibt ist nicht abzustreiten, Quantität und Qualität dieser Funde stimmen aber nicht mit dem von dir konstruierten Bild eines Wilden Westens oder von mir aus auch Brasiliens überein, noch entkräften sie die durch die Quellen erläuterten Zustände, die einen Zugriff auf Waffenkammern zur Rüstung unumgänglich machten.
Die Hauptwaffen der Zeloten auf Masada, dass uns zum Teil einen direkten Einblick in die Zeit gewährt, sind Pfeil und Bogen sowie "Rollsteine".

Was uns zum Ursprungsthema zurückführt. Diejenigen, die morden wollten, benutzten dazu scheinbar vorwiegend die sica, eine krumme Klinge, so dass der Name dieser Waffe zum Synonym für Meuchelmörder wurde, sicarius.
Diese Waffe findet sich eher im Bereich der Thraker und Daker als weit verbreitet, denn unter römischen Bürgern und ist in der Gladiatur Kennzeichen eben der Gattung des Thrakers.

Natürlich ist das erste in einem notorischen Aufstandsgebiet wie Judäa das ich Privaten Waffenbesitz unterdrücke und daraus erklärt sich warum die Aufständischen erst Waffenkammern plündern mussten um genügend Waffen für ihren Aufstand zu beschaffen.
Es sind uns weder Gesetze der Römer aus der Zeit zwishen 60 v. - 66n.Chr. bekannt, die derartiges implezieren, noch wäre es den Römern von sich aus möglich gewesen im hellenistischen Raum ein derartiges Gesetz zu erlassen, denn de facto war ihr Versuch vorher nur kurz diese Region selbst zu regieren und die endgültige Übernahme erfolgte erst NACH der Revolte. Vorher herrschten Klientelkönige, die zu entwaffnen oder deren innere Gepflogenheite zu diktieren sich die Römer i.d.R. nicht leisteten, solange diese ihre "Pflichten" erfüllten.

Aber es ist zugleich ein Beispiel dafür das die Regionen im Reich sich unterschieden, Judäa ist 1 nicht Typisch für das römische Reich sondern unterschied sich deutlich von anderen Regionen und 2 sehe ich hier mehr den Versuch Herrschaft durchzusetzen als Gesetze durchzusetzen. Bei der Durchsetzung der Herrschaft gingen die Römer dabei oft genug selber gesetzlos vor und ausgesprochen repressiv.
Es ist nur ein Beispiel.
Die Waffenfunde aus Trier etwa stammen aus dem Flußbereich und entspringen militärischer Herkunft oder wurden gleich im Militärischen Kontext aufgetan.
In Gallien selbst bspw. finden sich auch diverse Siedlungen der Römerzeit, aber in keiner dieser Siedlungen ist mir ein außerordentliches Waffenvorkommen in zivilem Kontext bekannt.
Wenn du dies (die Bwaffnung der Zivilbevölkerung zum Eigenschutz sowie den hohen Stellenwert der Waffen) statuierst solltest du auch Fakten und Argumente dafür anführen.
Nenne bspw. Siedlungen, die ergraben wurden, und in denen große Waffenmengen die NICHT im militärischen Kontext, etwa einer Station, eines Kastells oder Turmes, auffindbar waren.
Oder Textstellen, die verdeutlichen, dass die Zivilbevölkerung großen Wert auf Waffenbesitz legte.
 
Zurück
Oben