Baalbek

hjwien

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Liebe Gemeinde,

durch Zuraten einer lieben Freundin ermuntert, möchte ich heute mein großes Arbeitsthema hier vorstellen und schauen, ob sich daran eine Diskussion entwickelt, die mir vielleicht in einigen Punkten weiterhilft. Zwar ist das Thema sehr komplex, es gehört auch eigentlich eher zur Archäologie, aber da mich hier mehr der historische Rahmen interessiert, hoffe ich, daß das römische Reich die richtige Stelle dafür ist.

Es geht um die Stadt Baalbek. Sie liegt im heutigen Libanon, in der Hochebene namens Bekaa zwischen den Gebirgszügen Libanon und Antilibanon, und dort ist ein Ensemble römischer Architektur von gewaltigen Ausmaßen zu finden.
Einige Einzelaspekte habe ich hier im Forum schon angesprochen, heute will ich nun das Filetstück vorlegen.
Der lateinische Name der Stadt lautet Colonia Julia Augusta Felix Heliopolis, sie scheint seit 14. v. Chr. zur gleichnamigen Colonia Berytos, dem heutigen Beirut, gehört zu haben, bevor sie unter der Regierung von Septimius Severus (193-211 n. Chr.) eigenständig wurde.

In den zwei ersten Jahrhunderten der römischen Kaiserzeit wird dort ein gewaltiges Heiligtum für den Jupiter Optimus Maximus Heliopolitanus errichtet, ein Baukomplex, dessen gewaltige Ausmaße (270 m Länge), aber auch die strenge Axialität, der heterogene Aufbau durch verschiedene Abschnitte und die ungeheuer prächtige Ausstattung an Ornamentik noch heute beeindrucken. Der Tempel ist fast vierzig Meter hoch, er ist der größte noch erhaltende römische Sakralbau, und in seinem Podium liegen die drei größten Steine der menschlichen Baugeschichte, jeder fast zwanzig Meter lang und vier Meter hoch, fast tausend Tonnen schwer. Es handelt sich um ein einmaliges Baukunstwerk.
Dabei muß man allerdings bedenken, wie viel uns an vielleicht ähnlichen Stätten verloren ging, was die Einmaligkeit von Baalbek wieder relativieren würde, denn vom römischen Baubestand von Städten wie Homs, Damaskus, Beirut oder auch Byblos und Sidon wissen wir so gut wie gar nichts.

Baalbek bzw. Heliopolis ist eine Stadt von vielleicht regionaler, aber nicht darüber hinausgehender Bedeutung gewesen. Die Hauptfrage ist also, warum wird gerade hier, mitten in einer unbedeutenden Landschaft, dieser überragende Bau errichtet? Was sind die Gründe für die Monumentalität, aber auch für die speziellen Formen. Besonders der sechseckige Vorhof ist einmalig in der römischen Welt.

Eine meiner Ideen ist, daß der Kaiserkult ein wesentlicher Grund ist, um hier, nahe der Grenze zum Partherreich und inmitten eines Konglomerats von Klientelfürstentümern, eine solche Pracht zu verwirklichen.



Anbei ein Plan:



Jupiterheiligtum.jpg


Und eine Ansicht


_DSC8322.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Ah, Coloniae! Als ich hinter dem Schema der Platzierung von Amphitheatern her war, habe ich mich ein bisschen mit Schemata der Koloniegründungen beschäftigt, mit einem Schwerpunkt auf meiner Heimatstadt Köln, welche in Punkto Prachtentfaltung gegenüber der Barbarenküste (Deutz) einiges hergemacht haben muss. Die CCAA war ja als Hauptstadt eines weitaus größeren als-dann-letztlich-gewordenen Gemaniens angelegt, zwischenzeitlich dann wieder "auf Eis", bevor Claudius und seine Frau daraus eine richtige Stadt mit allem drum und dran machten; allein die fabelhafte Zentrierung der Anlage muss deutlich gemacht haben, dass diese Stadt kein gewöhnliches Siedlungsprojekt gewesen ist.
Soviel zu einer Stadt gegenüber einer dünn bis überhaupt nicht besiedelten Barbarenküste, 50 n. d. Zw. – Ist da überhaupt ein Vergleich mit einer Stelle mitten in einer der ältesten Kulturregionen der Welt, 150 Jahre später, möglich?

Annahme 1: Politische Stabilisierung einer instabilen Region durch religiöse Zentralisierung. Indem ein "Zentralheiligtum" für die ansonsten äußerst regional organisierten Kulte geschaffen wird, wird auch der politische Machtanspruch behauptet: die Götter müssen einfach auf der Seite dessen sein, der die größte Kultstätte baut! Die Combo aus "interpretatio romana" und Gigantismus formuliert diesen Machtanspruch unverhohlen und unnachahmlich. Allem Anschein nach zumindest regional sehr erfolgreich, schließlich behaupteten sich die Sonnenanbeter von Heliopolis bis ins 6. Jh.

Annahme 2: Die Dämmerung des Monotheismus … die severianische Familie war ja schon mit dem (quasi monotheistischen) Baalskult von Emesa verbunden, hier nun wurde ein religiöses Projekt initiiert, das den Capitolstempel, das Parthenon, den "Hekatompedon", den ephesischen Artemistempel etc. in den Schatten stellen sollte. Und in der Tat haben wir nur ein paar Jahrzehnte später den Sol Invictus als zentrales Element der Staatsreligion, den Sonntag als Feiertag und die Wintersonnenwende aka Weihnachten als höchstes Fest des Jahres.

Vielleicht hat die Abgelegenheit der Kultstätte verhindert, dass ihr die zugedachte Bedeutung zukam; mit einer Platzierung an einem Knotenpunkt von Handel und Kultur hätte das besser geklappt – aber da haben die Architekten des römischen Reiches wenig von geahnt, viele aufwändige Gründungen sind schließlich untergegangen und verlassen worden, andere haben prosperiert und sind noch heute lebendig, die dahinter liegenden Mechanismen waren weder erforscht noch Forschung diesbezüglich ein Thema.
 
Eventuell sollten wir vorher ein paar Eckdaten abklären?

Meines Wissens nach bekommt Baalbek den "Colonia"-Titel erst unter Septimus Severus verliehen, dh. frühestens ab 193 n.Chr.. In diese Zeit fällt wohl auch der Bau der großen Tempelanlagen. Oder gibt es Funde und Inschriften die die großen Tempel schon für eine viel frühere Zeit belegen? Denn es ist gerade für deine These wichtig in welcher Zeit wir uns befinden. Der Kaiserkult wandelt sich ja über die Jahrhunderte und ich lese deine Ausführung so, als ob du den Tempel schon sehr früh entstehen läßt.
Die zeitliche Einordnung spielt insofern auch eine wichtige Rolle, da es im 2.Jahrhundert in dieser Region eigentlich keine bedeutenden Kientelreiche mehr gibt, die einzige Ausnahme ist Palmyra.
 
Soviel zu einer Stadt gegenüber einer dünn bis überhaupt nicht besiedelten Barbarenküste, 50 n. d. Zw. – Ist da überhaupt ein Vergleich mit einer Stelle mitten in einer der ältesten Kulturregionen der Welt, 150 Jahre später, möglich?

Vergleiche sind immer möglich, ein vergleich ist ja keine Gleichsetzung.


Annahme 1: Politische Stabilisierung einer instabilen Region durch religiöse Zentralisierung. Indem ein "Zentralheiligtum" für die ansonsten äußerst regional organisierten Kulte geschaffen wird, wird auch der politische Machtanspruch behauptet: die Götter müssen einfach auf der Seite dessen sein, der die größte Kultstätte baut! Die Combo aus "interpretatio romana" und Gigantismus formuliert diesen Machtanspruch unverhohlen und unnachahmlich. Allem Anschein nach zumindest regional sehr erfolgreich, schließlich behaupteten sich die Sonnenanbeter von Heliopolis bis ins 6. Jh.

Ja, eine politische Stabilisierung ist damit natürlich angedacht, daran hege ich keinen Zweifel. Wir wissen nur leider viel zu wenig über die NUtzer des Heiligtums. Inschriftlich verewigt haben sich in der Mehrzahl Soldaten, Offiziere, die bei ihrer Laufbah durchs ganze Imperium kamen und an einer solchen Stelle den Anlauf für eine kultische Zugehörigkeit zum Reich fanden, die bei kleineren Heiligtümern für lokale Gottheiten so nicht gegeben war.
Ein Zentralheiligtum "zu schaffen" setzt aber eine zentrale Steuerung, zumindest einen Anschub voraus, der von einer ziemlich weit oben angesetzten Stelle kommt, am besten aus Rom selbst. Ich nehme es für Baalbek an, aber ich kann es nicht beweisen.



Annahme 2: Die Dämmerung des Monotheismus … die severianische Familie war ja schon mit dem (quasi monotheistischen) Baalskult von Emesa verbunden, hier nun wurde ein religiöses Projekt initiiert, das den Capitolstempel, das Parthenon, den "Hekatompedon", den ephesischen Artemistempel etc. in den Schatten stellen sollte. Und in der Tat haben wir nur ein paar Jahrzehnte später den Sol Invictus als zentrales Element der Staatsreligion, den Sonntag als Feiertag und die Wintersonnenwende aka Weihnachten als höchstes Fest des Jahres.

Nun, mit dem Jupitertempel selbst haben die Severer wohl kaum noch etwas zu tun, der steht weitestgehend in flavischer Zeit, Ende des zweiten Jahrhunderts gehen die Arbeiten am Jupiterheiligtum ihrem Ende entgegen. In der Tat gibt es aber Tendenzen im römischen Reich, besonders im Osten, eine Allgottheit zu kreieren, wozu besonders der Sonnengott in Verschmelzung mit Jupiter tauglich ist, was wir in Baalbek haben, ich verweise aber auch auf Tendenzen in Pergamon, wo Zeus und Asklepios zu einer kosmischen Allgottheit verschmelzen.
Ob aber diese Tendenzen schon im ersten und zweiten Jahrhundert ausreichen, um die Monumentalität und die besondere Ausformung zu erklären, weiß ich nicht so recht.

Allerdings haben wir in Baalbek noch reichlich Zeignisse der Verehrung weiterer Götter, von den großen Tempeln bis hin zu Weihefigürchen oder Inschriften.



Vielleicht hat die Abgelegenheit der Kultstätte verhindert, dass ihr die zugedachte Bedeutung zukam; mit einer Platzierung an einem Knotenpunkt von Handel und Kultur hätte das besser geklappt – aber da haben die Architekten des römischen Reiches wenig von geahnt, viele aufwändige Gründungen sind schließlich untergegangen und verlassen worden, andere haben prosperiert und sind noch heute lebendig, die dahinter liegenden Mechanismen waren weder erforscht noch Forschung diesbezüglich ein Thema.


Ich denke allerdings, den Schöpfern oder Planern des Heiligtums war bewußt, daß sie kein Zentrum für ihren Bau wählten, sondern eine abgelegene Region, daß kan meines Erachtens nicht an Fehlplanung liegen. Man müßte vielmehr fragen, ob in der "Abgeschiedenheit" nicht vielmehr eine Intention liegt. Alles in allem hat Baalbek nie die Bedeutung erlangt, die es mit seinen Bauten wohl erheischte, daß Schweigen der Quellen legt dies nahe.




Eventuell sollten wir vorher ein paar Eckdaten abklären?

Meines Wissens nach bekommt Baalbek den "Colonia"-Titel erst unter Septimus Severus verliehen, dh. frühestens ab 193 n.Chr.. In diese Zeit fällt wohl auch der Bau der großen Tempelanlagen. Oder gibt es Funde und Inschriften die die großen Tempel schon für eine viel frühere Zeit belegen? Denn es ist gerade für deine These wichtig in welcher Zeit wir uns befinden. Der Kaiserkult wandelt sich ja über die Jahrhunderte und ich lese deine Ausführung so, als ob du den Tempel schon sehr früh entstehen läßt.
Die zeitliche Einordnung spielt insofern auch eine wichtige Rolle, da es im 2.Jahrhundert in dieser Region eigentlich keine bedeutenden Kientelreiche mehr gibt, die einzige Ausnahme ist Palmyra.

Die Colonia trägt den Namen Julia Augusta Felix, und das deutet eindeutig noch auf Augustus hin, allerdings ist Baalbek, nach einer Strabonstelle interpretiert, wohl Teil des Territoriums von Beirut. Septimius Severeus verleiht, nach Ulpian, das ius italicum, nach 193 n. Chr.
Archäologisch ist Baalbek viel älter. Der Tell, der Siedlungshügel, reicht bis ins achte Jahrtausend zurück, seit dem späten ersten jahrhundert v. Chr. kann von römischen Bauresten ausgegangen werden, und der Jupitertempel ist erstes Jh. n. Chr. spätneronisch, frühflavisch, ungefähr.

Es stimmt, im zweiten Jahrhundert sind die Klientelfürstentümer in der Regel verschwunden, allerdings ist die Kulturgrenze zu den Parthern weiterhin präsent und bedeutend, das heißt, einheimische Gruppen als Ansprechpartner sind durchaus noch lohnenswert, zumal aus der Zeit heraus auch für die römische Administration nicht klar ist, wie sich der Osten entwickelt, insofern kann die Intention noch da sein, auch wenn gerade der Rahmen fehlt.
 
Hier sind übrigens zwei Abbildungen des Jupiter, einmal eine Rekozeichnung, einmal eine Statuette.

jupiter-heliopolitanus.jpg 08021011.jpg
 
Ich bin momentan aufs größte verwirrt und finde einfach keine passenden Stellen die mir "Erleuchtung" bringen könnten. Wenn es sich bei Berytos und Baalbek um zwei unterschiedliche Coloniae handelte, wieso dann die identischen Namensgebungen? Ebenso fehlen mir Informationen zum Rechtstatus von Berytos, da ich von der Größe, der Bedeutung und dem Ursprung der Stadt eigentlich mit einigen Vergünstigungen rechne. Ich wäre bei der Namensgleichheit eigentlich davon ausgegangen dass sich Heliopolis erst später aus der Colonia Berytos loslöst. Sahnehaube der "Unabhängigkeit" ist dann das ius italicum das der Stadt finanzielle Vorteile bringt.
Was mich bei deiner These eines Monumentaltempels zum Kaiserkult stutzig macht, ist das Fehlen solcher "Zentren" in anderen Regionen des Reichs. Müsste man nicht reichsweit solche Gebäude und Bestrebungen finden, wenn es den von einer Zentralstelle aus gefördert wurde?
Das in Baalbek eine zentrale Anlaufstelle für Römische Bürger geschaffen werden sollte, die normalerweise mit den Göttern der östlichen Reichsteile wenig anfangen konnten, mag möglich sein, aber da sich ja doch schnell der Name Heliopolis und die Verbindung zum Sonnengott durchsetzt, stellt sich mir die Frage, wieso ein Römer mit einem Jupiter/Sonnengott weniger Probleme haben sollte als mit einer anderen Jupiter/lokalen Gottheit. Ich denke, das es dort keinerlei Probleme gab, solange Jupiter eingebunden war. Auch würde ich solche Bauwerke, sofern sie den existierten eher in der Provinzhauptstadt erwarten denn irgendwo in einer nicht sonderlich wichtigen Region.

Zum Thema Partherreich: Wir bewegen uns hier in einem Zeitraum in dem man sich gerade erst mit den Parthern auf eine Grenze geeinigt hat, die nochdazu doch ein gutes Stück weit weg ist. Regional liegt zwischen den beiden Reichen eigentlich nur viel unwegsamens Gelände und Palmyra, die Berührungspunkte der beiden Reiche dann doch eher im Norden der Provinz Syria (östlich von Antiochia am Euphrat) und Armenien. Möglicherweise zur Beeindruckung der Palmyraener kann solch ein gigantisches Bauunternehmen angegangen worden sein, allerdings war Palmyra eigentlich immer sehr dem Imperium zugeneigt und bald stark von Rom abhängig.
 
Ich bin momentan aufs größte verwirrt und finde einfach keine passenden Stellen die mir "Erleuchtung" bringen könnten.

Das lehrt mich wieder, etwas klarer zu formulieren.

Wenn es sich bei Berytos und Baalbek um zwei unterschiedliche Coloniae handelte, wieso dann die identischen Namensgebungen? Ebenso fehlen mir Informationen zum Rechtstatus von Berytos, da ich von der Größe, der Bedeutung und dem Ursprung der Stadt eigentlich mit einigen Vergünstigungen rechne. Ich wäre bei der Namensgleichheit eigentlich davon ausgegangen dass sich Heliopolis erst später aus der Colonia Berytos loslöst. Sahnehaube der "Unabhängigkeit" ist dann das ius italicum das der Stadt finanzielle Vorteile bringt.

Zunächst handelt es sich wohl nicht um zwei unterschiedliche Coloniae. Nach Strabon gründet Agrippa die Colonia Berytos, die ebenfalls den Namen Julia Augusta Felix trägt, und gibt ihr das Gebiet bis zu den Orontesquellen, was Baalbek mit einschließen würde. Dies wird ungefähr mit dem Jahr 15 oder 14 v. Chr. datiert, Agrippa stirbt 12 v. Chr.
Von Baalbek selbst kein Wort, der Name Colonia Julia Augusta Felix Heliopolis taucht später erst auf Inschriften und Münzen auf. Dies wird nun so interpretiert, wie Du es ja richtig gesagt hast, daß es eine Colonia Julia Augusta Felix gibt, der name taucht übrigens auch woanders noch auf, ist also durchaus zeitüblich, die aus den beiden Orten Berytos und Heliopolis besteht, mit dem Übergewicht bei Beirut, denn Heliopolis ist zu der Zeit ein verschlafenes Nest. Colonia bedeutet, beide sind rechtlich ein Teil von Rom, die Einwohner haben Bürgerrecht, sie gehören zu einer tribus, in dem Fall die Fabia, Amtssprache ist Latein, was epigraphisch im ansonsten griechischsprachigen Raum auch auffällt.
Im ersten Jahrhundert nach Christus beginnt das gewaltige Bauprogramm und damit die Probleme für die Archäologie, die sich treffend mit dem Wort "Häh???" umschreiben lassen. Was ist hier los. Weitab vom Schuß explodiert die Architektur, man muß sich vorstellen, daß noch heute im Winter die Pässe über den Libanon weitestgehend unpassierbar sind, vom November kann das losgehen bis April, fast ein halbes Jahr. Deshalb haben sich die Phönizier früher auch nie groß um das Hinterland geschert.

Die Unabhängigkeit bekommt Baalbek, weil es sich im Bürgerkrieg auf die Seite von Septimius Severus gegen Pescennius Niger gestellt hat. Mit Severus bekommt die Stadt auch das Münzrecht, wo der Jupitertempel recht schnell als Münzbild auftaucht.

Was mich bei deiner These eines Monumentaltempels zum Kaiserkult stutzig macht, ist das Fehlen solcher "Zentren" in anderen Regionen des Reichs. Müsste man nicht reichsweit solche Gebäude und Bestrebungen finden, wenn es den von einer Zentralstelle aus gefördert wurde?
Das in Baalbek eine zentrale Anlaufstelle für Römische Bürger geschaffen werden sollte, die normalerweise mit den Göttern der östlichen Reichsteile wenig anfangen konnten, mag möglich sein, aber da sich ja doch schnell der Name Heliopolis und die Verbindung zum Sonnengott durchsetzt, stellt sich mir die Frage, wieso ein Römer mit einem Jupiter/Sonnengott weniger Probleme haben sollte als mit einer anderen Jupiter/lokalen Gottheit. Ich denke, das es dort keinerlei Probleme gab, solange Jupiter eingebunden war. Auch würde ich solche Bauwerke, sofern sie den existierten eher in der Provinzhauptstadt erwarten denn irgendwo in einer nicht sonderlich wichtigen Region.

Tja, die Frage einer zentral gesteuerten Architektur ist auch ohne Vergleichsbeispiele schwer. Ich würde auf der einen Seite sagen, daß wir es hier mit einer besonderen Situation in Syrien zu tun haben, die wir nicht auf andere Provinzen, schon gar nicht auf senatorische, übertragen dürfen. Syrien ist neben Ägypten die wichtigste Provinz, sie wird immer von einem Senator verwaltet, nicht wie üblich bei den kaiserlichen Provinzen von einem ritterlichen Procurator oder ähnlichem, und sie hat die meiste Anzahl an Legionen zu stehen.
Das wichtigste ist, daß die region allein kaum in der Lage gewesen sein dürfte, dieses Bauwerk zu finanzieren, vor allem, wenn man bedenkt, daß es nicht der einzige Bau ist, auf den sich vielleicht alle Mittel konzentrieren, der Libanon steht vielmehr voll von römischen Tempeln, diese sind eher lokal bedingt. In Baalbek ist jede Menge ägyptischer Granit verbaut, da Ägypten quasi Privatbesitz des Kaisers ist und die Steinbrüche sowieso, muß man hier mit einer Genehmigung aus Rom rechnen. da es diese genehmigung ja offensichtlich gab, scheint also ein kaiserliches INteresse da gewesen zu sein.
Ob es ähnliche Bauwerke in den Zentren gab, wissen wir leider nicht. Wie gesagt, vielleicht waren Damaskus oder Antiochia ähnlich bestückt.
Der Sonnengott mußte sich übrigens nicht durchsetzen, sondern war wohl das früheste Element. Offenbar scheint es der hellenistische Name der Ortschaft gewesen zu sein, der sich hier noch zeigt, und Helios ist dann mit Jupiter verschmolzen worden. deshalb auch ein jugendlicher, bartloser Jupiter.

Zum Thema Partherreich: Wir bewegen uns hier in einem Zeitraum in dem man sich gerade erst mit den Parthern auf eine Grenze geeinigt hat, die nochdazu doch ein gutes Stück weit weg ist. Regional liegt zwischen den beiden Reichen eigentlich nur viel unwegsamens Gelände und Palmyra, die Berührungspunkte der beiden Reiche dann doch eher im Norden der Provinz Syria (östlich von Antiochia am Euphrat) und Armenien. Möglicherweise zur Beeindruckung der Palmyraener kann solch ein gigantisches Bauunternehmen angegangen worden sein, allerdings war Palmyra eigentlich immer sehr dem Imperium zugeneigt und bald stark von Rom abhängig.

Hier würde ich gleich an oben geäußerte Gedanken anschließen. Man sollte wohl weniger in absoluten Kilometern rechnen als vom Gesamtbild des römischen Reiches ausgehen. Hinter dem Antilibanon kommt außer Damaskus nur noch Wüste, dann Palmyra, dann Euphrat. Syrien scheint als Grenzprovinz ungeheuer bedeutend zu sein, da machen auch einige Vereinbarungen zur Grenze nicht viel aus. Adressat einer solchen Machtdemonstration können sowohl Parther als auch Palmyrener als auch Juden als auch Nabatäer sein, sowas ist wohl sternförmig zu sehen. und natürlich nur als Knoten in einem Netz, welches Rom mit Städten und Straßen über den Orient webt. Da zählt neben Damaskus auch die dekapolis mit dazu.
 
Hier würde ich gleich an oben geäußerte Gedanken anschließen. Man sollte wohl weniger in absoluten Kilometern rechnen als vom Gesamtbild des römischen Reiches ausgehen. Hinter dem Antilibanon kommt außer Damaskus nur noch Wüste, dann Palmyra, dann Euphrat. Syrien scheint als Grenzprovinz ungeheuer bedeutend zu sein, da machen auch einige Vereinbarungen zur Grenze nicht viel aus. Adressat einer solchen Machtdemonstration können sowohl Parther als auch Palmyrener als auch Juden als auch Nabatäer sein, sowas ist wohl sternförmig zu sehen. und natürlich nur als Knoten in einem Netz, welches Rom mit Städten und Straßen über den Orient webt. Da zählt neben Damaskus auch die dekapolis mit dazu.

Wäre es nicht denkbar, dass die Bedeutung aus ptolemäischer Zeit fortgeschrieben worden ist, gerade wenn es sich um einen Schnittpunkt der Handelswege gehandelt hat? Siehe
Grenzüberschreitungen: Formen des ... - Google Bücher
dort S. 114?
 
Wäre es nicht denkbar, dass die Bedeutung aus ptolemäischer Zeit fortgeschrieben worden ist, gerade wenn es sich um einen Schnittpunkt der Handelswege gehandelt hat? Siehe
Grenzüberschreitungen: Formen des ... - Google Bücher
dort S. 114?

Danke für den schönen Hinweis. Ich kenne den Artikel von Haider und muß leider sagen, der stimmt vorn und hinten nicht. Zustimmen wird man dem Gedanken, daß es einen ägyptischen Einfluß gegeben haben wird, aber wieweit der sich manifestiert, kann man schlecht sagen. Vieles von dem, was Haider anführt, ist leider nur abgeschrieben und nicht haltbar.
Baalbek liegt definitiv nicht an einer Kreuzung von Handelsrouten, die Bedeutung des Ortes aus wirtschaftlichem Blickwinkel liegt darin, ein lokaler Verteiler für die Landwirtschaft des Umlandes gewesen zu sein. Archäologisch läßt sich nicht mehr sagen, der Hellenismus ist so gut wie gar nicht vorhanden.
 
Was führt Dich denn zu dem Schluss?

Nun, da wir ja historisch so gut wie nichts über die Stadt wissen, können wir nur interpretieren, was wir archäologisch haben bzw. nicht haben.

Wir haben keinerlei Belege für eine wichtige Handelsroute, die durch die Bekaaebene führt, die auch geographisch ziemlich abgeschnitten ist. Die im Schnitt ungefähr 15 km breite Ebene ist die Fortsetzung des Jordangrabens, wird aber im südlichen Teil nach Palästina hin von einem großen See abgeschnitten, der nur schmale Wege links und rechts freiläßt, bis ins 19 Jh. hinein war das Sumpfland. Die bis zu 3000 m hohen Berge links und rechts tun das ihre hinzu.
Zwar ist die Ebene besiedelt, relativ dicht, wie sich das für das antike Syrien ja auch gehört, aber kein Durchgangspfad, schon die persischen Königsstraßen führen außen dran vorbei. In der Tabula Peutingeriana ist natürlich eine Straße eingezeichnet, und es gibt auch Meilensteine, aber das scheint sich erst mit der Entwicklung Baalbeks zu koppeln. Von einer Kreuzung kann aber auch dann noch keine Rede sein.

Wir wissen, daß das Umland stark landwirtschaftlich geprägt ist, Getreide, aber auch Wein und Oliven. In Baalbek haben wir aber keine Zeugnisse dafür, daß die Stadt an einem weit gefächerten Handel partizipiert hat, das würde man ja zum beispiel an der Keramik sehen. Alles, was wir finden, ist sehr stark lokal geprägt. Was allerhöchstens möglich ist, daß von baalbek aus Export betrieben wird, also Weizen abgeführt zum Beispiel. Unser Gott hält ja auch Weizenähren in der Hand, und Ähren finden sich auch im Bauschmuck, zum Beispiel auf Türrahmen.

Aber wie gesagt, Baalbek ist ein Indizienprozeß. Wir interpretieren zumeist nur.
 
Aber wie gesagt, Baalbek ist ein Indizienprozeß. Wir interpretieren zumeist nur.

Das scheint ja schwierig zu sein. Ich habe mir das auch nur auf einer topographischen Karte angeschaut.

Nochmal zu der Route: zog Alexander nach Mesopotamien ab Tyros durch die Bekaa-Ebene nach Syrien und Gaugamela? Wenn es außerdem phönizische Spuren und einen römischen Stützpunkt gab, muss das doch eine gewisse strategische Bedeutung (Marschrouten = Handelsrouten/Karawanenrouten?) gehabt haben: vorgelagerter Schirm vor den Küstenstädten, inländische Route Ägypten-Syrien bzw. Palmyra?
 
Zuletzt bearbeitet:
Baalbek liegt definitiv nicht an einer Kreuzung von Handelsrouten, die Bedeutung des Ortes aus wirtschaftlichem Blickwinkel liegt darin, ein lokaler Verteiler für die Landwirtschaft des Umlandes gewesen zu sein. Archäologisch läßt sich nicht mehr sagen, der Hellenismus ist so gut wie gar nicht vorhanden.

Und wieso sollte dann genau hier, an einer abgelgenen, eher rückständischen Siedlung ein Monumentaltempel für den Kaiserkult gebaut werden. Ohne wirtschaftliche Verbindungen, ohne Reiseverkehr und ohne politische/strategische Bedeutung macht ein Bauwerk zur Darstellung der römischen Macht doch absolut keinen Sinn?
Was soll der Zweck hinter solch einem Bauprojekt gewesen sein, wenn die Örtlichkeit absolut unbedeutend war. Ebenso ist die Bedeutung der Provinz Syria natürlich etwas besonderes, als eine der Regionen die Haupteinfallstor der "Perser" sind. Aber auch hier gilt, wieso etwas so großes an einen abgelgenen Ort bauen?

Was mir generell dazu einfällt, könnte es eine frühe Form der Bautätigkeit sein, um sich von anderen Städten in der Region abzuheben und zu profilieren? Im 3. Jahrhundert wird die Stadtmauer DAS Prestigeprojekt schlecht hin, so könnte doch auch hier der Tempelbau eine wichtige Rolle eingenommen haben? Ab wann sind den erstmals Inschriften und Münzprägungen mit col. heliopolis belegt?

@silesia: Soweit mir bekannt, zog Alexander über Damaskus in den Osten. Es ist schon ein bischen so, wie hjwien das sagt: Die größeren Städte und wohl auch Routen gingen um die Bekaa-Ebene herum, dennoch würde auch eine Route Emesa, Baalbek und dann entweder Berytus oder Damaskus Sinn machen. Betrachtet man sich das heutige Gelände, so gibt es Passmöglichkeiten am südlichen Ende der Bekaa-Ebene. Vorteil der Bekaa-Ebene ist für mich eine relative Sicherheit gegenüber Übergriffe von (Halb-)Nomaden.
 
Nochmal zu der Route: zog Alexander nach Mesopotamien ab Tyros durch die Bekaa-Ebene nach Syrien und Gaugamela? Wenn es außerdem phönizische Spuren und einen römischen Stützpunkt gab, muss das doch eine gewisse strategische Bedeutung (Marschrouten = Handelsrouten/Karawanenrouten?) gehabt haben: vorgelagerter Schirm vor den Küstenstädten, inländische Route Ägypten-Syrien bzw. Palmyra?

Phönizisches haben wir gar nicht in Baalbek.
Wie auch @Sheik sagt, der Weg von Alexander führte eher nicht durch die Bekaebene, man weiß es aber auch nicht genau. Er geht von Tyros aus los und kommt irgendwann in Thapsakos an. Ich verweise da mal auf Seibert, Die Eroberung des Perserreiches durch Alexander den Großen (1985), ab S. 89, das ist ein Beiheft zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients und eigentlich sehr gut. Alexander wird wohl weiter südlich ins Landesinnere eingeschwenkt sein und dann nach Damaskus.
Was aber @ Sheik sagt, die Sicherheit vor den Überfällen der Halbnomaden, die ist gerade in der Bekaaebene, wo die Ituräer sitzen, nicht gegeben, Alexander kämpft bei der Belagerung von Tyros gegen räuberische Araber aus den Bergen, und noch Strabon berichtet davon, daß Libanon und Antilibanon voller Räubernester waren.

Und wieso sollte dann genau hier, an einer abgelgenen, eher rückständischen Siedlung ein Monumentaltempel für den Kaiserkult gebaut werden. Ohne wirtschaftliche Verbindungen, ohne Reiseverkehr und ohne politische/strategische Bedeutung macht ein Bauwerk zur Darstellung der römischen Macht doch absolut keinen Sinn?
Was soll der Zweck hinter solch einem Bauprojekt gewesen sein, wenn die Örtlichkeit absolut unbedeutend war. Ebenso ist die Bedeutung der Provinz Syria natürlich etwas besonderes, als eine der Regionen die Haupteinfallstor der "Perser" sind. Aber auch hier gilt, wieso etwas so großes an einen abgelgenen Ort bauen?

Du stellst genau die Fragen, die uns quälen. :yes:



Was mir generell dazu einfällt, könnte es eine frühe Form der Bautätigkeit sein, um sich von anderen Städten in der Region abzuheben und zu profilieren? Im 3. Jahrhundert wird die Stadtmauer DAS Prestigeprojekt schlecht hin, so könnte doch auch hier der Tempelbau eine wichtige Rolle eingenommen haben? Ab wann sind den erstmals Inschriften und Münzprägungen mit col. heliopolis belegt?

Die Münzen sind erst ab severischer Zeit da, die Inschriften mit der Colonianennung, meistens Meilensteine, sind nicht datiert. Generell fangen die Inschriften, soweit sie datierbar sind, in neronischer Zeit an, wobei wir jede menge kleiner Bruchstücke haben, deren Aussage nicht mehr erschlossen werden kann.
Das system der Städte, sich gegeneinander auszuspielen und möglichst viel Prestige durch die Bauten zu erlangen, kennen wir aus Kleinasien zur Genüge.
Aber da sind es auch ehrwürdige Städte, während wir von baalbek vorher nichts wissen. Und wir wissen ja auch leider nichts vom frührömischen Beirut oder Homs oder Damaskus. Wer profiliert sich gegen wen? Wer muß wen übertrumpfen?

Eine meiner Ideen ist ja, daß man vielleicht bewußt das Heiligtum zwischen die Städte setzt, damit die nicht in einen kostspieligen Konkurrenzkampf verfallen wie es in Smyrna, Ephesos und Pergamon der Fall war.
 
Phönizisches haben wir gar nicht in Baalbek.

Das stimmt hiermit überein:
History of Baalbek - Google Bücher
... wird dort aber nicht als hinderlich für eine phönizische Kolonie angesehen.

Wie gesichert ist denn die Route von Alexander, dass er von Tyros nach Damaskus Baalbek umging?


Google ergibt außerdem:
Baalbek: Heliopolis, city of the sun - Google Bücher
Hier scheint der Barada den Pass nach Damaskus gebildet zu haben.
"...well-established trade route from Tripoli that led into the Biqa' before proceeding to Damascus or to Palmyra in Syria"
The Oxford encyclopedia of ... - Google Bücher
"Baalbek (City of Bel) in Syria was located at the headwaters of Orontes river and became a major center for the worship of Bel (Baal). The river flowed to Tyre and was an early trade route of the Phoenician."
The Celtic Encyclopedia - Google Bücher

Wenn dort Landwirtschaft reichlich betrieben wurde, wäre es außerdem der "Außenposten" bzw. der letzte Versorgungsposten vor den gebirgigen bzw. wüstenartigen Wegen nach Damaskus oder Palmyra.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die religiöse Bedeutung muß doch wohl schon vor den Römern entstanden sein. Darauf deutet doch der Name BAALbek hin ?
Und der Gott BAAL hat doch auch phönizische Wurzeln (->WIKI).

Die wirtschaftliche Kraft kann auch aus dem religiösen Zentrum erwachsen sein. Jerusalem, Mekka, Medina lebten auch vom Pilgerverkehr.
Vielleicht kann man das als Standortförderprogramm sehen ;-)

Gruss
jchatt
 
Das stimmt hiermit überein:
History of Baalbek - Google Bücher
... wird dort aber nicht als hinderlich für eine phönizische Kolonie angesehen.

Ja, noch Wilhelm II, als er 1898 dort war und die Ausgrabungen initiierte, ging von einer phönizischen Anlage aus. Aber wir haben eindeutig nichts, was auf die Phönizier hindeutet.

Wie gesichert ist denn die Route von Alexander, dass er von Tyros nach Damaskus Baalbek umging?

Gar nicht. Die Informationen sind verschwindend gering. Wir können nur sagen, daß wir keinen Anhaltspunkt haben und daß es sehr unwahrscheinlich gewesen wäre.


Google ergibt außerdem:
Baalbek: Heliopolis, city of the sun - Google Bücher
Hier scheint der Barada den Pass nach Damaskus gebildet zu haben.
"...well-established trade route from Tripoli that led into the Biqa' before proceeding to Damascus or to Palmyra in Syria"

Ja, da gibt es heute noch den Ort Suq Wadi Barada, an einer römisch ausgebauten Strecke, das scheint das antike Abila aus dem neuen Testament zu sein. Barada ist ja das Flüßchen, welches Damaskus wässert.

The Oxford encyclopedia of ... - Google Bücher
"Baalbek (City of Bel) in Syria was located at the headwaters of Orontes river and became a major center for the worship of Bel (Baal). The river flowed to Tyre and was an early trade route of the Phoenician."
The Celtic Encyclopedia - Google Bücher

Das ist zum Teil falsch und zum Teil unbewiesen. Der Orontes fließt nach Norden und mündet bei Antiochia, der Leontes dagegen nach Süden und mündet bei Tyros. Heutzutage ist er so ein kleines Bächlein, daß ich nicht weiß, ob er jemals als Handelsroute dienlich war.
Daß Baalbek, was übrigens nicht "City of Bel" heißt, ein Hauptzentrum des Baalkultes war, dafür gibt es keinen Hinweis. Wir haben nicht eine schriftliche Nennung Baalbkes vor der römischen Zeit, trotz 8000 Jahren Siedlungsgeschichte.


Wenn dort Landwirtschaft reichlich betrieben wurde, wäre es außerdem der "Außenposten" bzw. der letzte Versorgungsposten vor den gebirgigen bzw. wüstenartigen Wegen nach Damaskus oder Palmyra.

Wenn man Ost-westlich denkt ja. Nord-Südlich dagegen ist es Teil einer langen und fruchtbaren Strecke (Mit Unterbrechungen)
 
Die religiöse Bedeutung muß doch wohl schon vor den Römern entstanden sein. Darauf deutet doch der Name BAALbek hin ?
Und der Gott BAAL hat doch auch phönizische Wurzeln (->WIKI).

Die wirtschaftliche Kraft kann auch aus dem religiösen Zentrum erwachsen sein. Jerusalem, Mekka, Medina lebten auch vom Pilgerverkehr.
Vielleicht kann man das als Standortförderprogramm sehen ;-)

Da es eine Siedlung lange vor der römischen Zeit gab und überall, wo Menschen leben, auch Religion praktiziert wird, gab es auch dort Kulte. Wir kennen sie nicht.
Baal ist kein Gott und kann auch nicht auf die Phönizier beschränkt werden, Baal heißt soviel wie "Herr" und ist die Vorrede zum Götternamen. Baal Hadad, der Herr des Himmels, der Himmelsgott, Baal Schamasch, der Sonnengott, Baal Melqart usw. Baal Biqa, woraus sich vielleicht Baalbek ableitet, wird wohl der Herr der Quellen sein. Das ganze ist allgemein semitisch, und wir schätzen, daß die "Ureinwohner" irgendwie Aramäer waren, aber wir wissen es nicht, weil sie sich ja nicht äußern.

Die Bedeutung Baalbeks wächst mit dem Heiligtum, soviel ist klar. Wie sich das wirtschaftlich niederschlägt, ist eine gute Frage. Was hieße das? Im Falle der Region und eines Heiligtums wäre das vor allem Landbesitz.
Tja, und die Einnahmen aus dem Pilgerstrom. Wir haben Inschriften, daß Leute dort Weihungen gestiftet haben, viele davon waren Baalbeker. Es gibt einige Weihungen an Heliopolitanus im Reich verstreut, nicht sehr viele, in Athen, in Rom, vor allem in Carnuntum, da gab es ein Heiligtum des Jupiter Heliopolitanus, vielleicht auch in Aquincum(Budapest) oder Sarmizegetusa (in Dakien). Aber nirgendwo außerhalb Baalbeks rühmt sich irgendwer mal, in Baalbek gewesen zu sein, keiner schwärmt von diesem gigantischen Bau. Das Schweigen der Quellen ist nahezu schreiend.
 
War es nicht im Römischen Reich so, dass der Staat die Finanzierung von Bauvorhaben privaten Stiftern überließ?

Mir stellt sich die Frage, wer die Finanzierung des Tempels übernommen hat.

Ist es ein "Staatsbau"? Dann muss man sich die Frage stellen, was der Kaiser in Rom damit bezweckte. Wenn ich mir den Briefwechsel zwischen Plinius d. J. in seiner Zeit als Statthalter in Bithynien und dem Kaiser Trajan ansehe, dann wurden solche öffentliche Bauten nicht aus der Staatskasse bezahlt, sondern von lokalen Kreisen oder der jeweiligen Stadt finanziert. War dies bei Tempel für den Kaiserkult anders?

Eine andere Variante wäre eine reiche Privatperson, die den Tempel gestiftet hat. Dann kann man die Motivation auf einen religiösen Hintergrund abstellen oder jemand wollte sich selbst ein beeindruckendes Denkmal setzen. Damit konnte man bei seinen Mitmenschen als auch bei späteren Generationen schon Eindruck machen. Die betreffende Person muss dazu nicht mal in Baalbek ansässig gewesen sein, sondern hat als Anhänger des JOM Heliopolitanus an dessen Verehrungsort sich die Gunst dieses Gottes zu versichern versucht.

Gibt es Inschriften zum Stifter beziehungsweise zu dem Bauherren?
 
War es nicht im Römischen Reich so, dass der Staat die Finanzierung von Bauvorhaben privaten Stiftern überließ?

Mir stellt sich die Frage, wer die Finanzierung des Tempels übernommen hat.

Ist es ein "Staatsbau"? Dann muss man sich die Frage stellen, was der Kaiser in Rom damit bezweckte. Wenn ich mir den Briefwechsel zwischen Plinius d. J. in seiner Zeit als Statthalter in Bithynien und dem Kaiser Trajan ansehe, dann wurden solche öffentliche Bauten nicht aus der Staatskasse bezahlt, sondern von lokalen Kreisen oder der jeweiligen Stadt finanziert. War dies bei Tempel für den Kaiserkult anders?

Eine andere Variante wäre eine reiche Privatperson, die den Tempel gestiftet hat. Dann kann man die Motivation auf einen religiösen Hintergrund abstellen oder jemand wollte sich selbst ein beeindruckendes Denkmal setzen. Damit konnte man bei seinen Mitmenschen als auch bei späteren Generationen schon Eindruck machen. Die betreffende Person muss dazu nicht mal in Baalbek ansässig gewesen sein, sondern hat als Anhänger des JOM Heliopolitanus an dessen Verehrungsort sich die Gunst dieses Gottes zu versichern versucht.

Gibt es Inschriften zum Stifter beziehungsweise zu dem Bauherren?

Es gibt beides, private Stiftungen, wo sich der Stifter zu seinem Ruhme und zum Ruhm seiner Famile als Euerget und Wohltäter feiern lassen kann, was sich wieder in Ehrungen für ihn niederschlägt, und Bauten, die von der öffentlichen Hand finanziert werden, wozu ja in Rom die Aedilen, zum Teil auch die Censoren zuständig waren.

Es werden Bauten also nicht aus der Staatskasse im Sinne des römischen Reiches als Staat und im Vergleich zu heutigen Staatsausgaben bezahlt, aber aus öffentlichen MItteln, da gibt es auch inschriftliche Belege. Meistens mischt sich das, so daß dann reiche Einwohner einen Teil zusteuern können, zum Beipiel einzelne Säulen stiften können.

Tempel für den Kaiserkult werden wohl von den einzelnen Städten finanziert, da gibt es auch Beispiele aus Kleinasien, wo die Städte sich fast in den Ruin treiben und teilweise der Statthalter eingreifen muß, damit die Ausgaben der Städte im Lot bleiben.

Die Finanzierung des Jupiterheiligtums in Baalbek ist unbekannt, es scheint aber aufgrund der Größe und Pracht eigentlich unmöglich, daß es hier nicht eine externe Finanzierung gegeben hat. Das kann bis zu kaiserlichen Vergünstigungen gehen, Steuererleichterungen, schon allein, wenn der Kaiser dem Heiligtum erlaubt, den ägyptischen Granit kostengünstig oder gar kostenfrei zu beziehen, ist das eine Art Finanzierung.

Es gab eine Weihinschrift an der Front des Tempels, aus verdübelten Bornzebuchstaben, die natürlich weg ist. Wir kennen nur noch einige Löcher. Es ist aber davon auszugehen, daß sich lokales Interesse an die regierenden Instanzen wandte, um diesen Bauaufwand betreiben zu können, sei es an den Statthalter oder gleich nach Rom selbst, immerhin sind die Baalbeker ja römische Bürger. Ein externer Privatstifter ist eher unwahrscheinlich, denn der Kult wird erst durch und nach dem Bau des Tempels im Reich verbreitet, vorher kennen wir keine Zeugnisse dafür.
 
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