Bauzeit römischer Militärlager

salvus

Aktives Mitglied
Guten Tag zusammen!

Ich bin neu in diesem Forum und interessiere mich insbesondere für die Zeit der römischen Expansion in Germanien.

Da sich in nur ca. 20 km Entfernung meines Wohnortes mit Anreppen ein großes ehemaliges Militärlager der Römer befand und dies bekanntlich entlang der Lippe kein Einzelfall war, frage ich mich wie lang wohl die Bauzeit eines solchen Lagers war. Selbst bei so großen Außmaßen, wie z.B. in Oberaden denke ich, daß aufgrund der relativ großen Menge von Soldaten ein solches Lager in Erd-/Holzbauweise in nur wenigen Wochen fertiggestellt war.

Gibt es irgendwelche Quellen oder Berichte, in denen man näheres erfahren kann?
 
Also, eine spannende Frage. Und ich habe keine Antwort. Aber ich will mal die Diskussion ankicken. Wo seit ihr, 'Römer'? Diskutiert mit!

Also, in Wikipedia findet sich der unten wiedergegebene Text. Da ein solches Lager die Militärs über Nacht schützen sollte, musste es also nach einem Marschtag bis zur Dunkelheit erbaut werden können:

http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6mische_Milit%C3%A4rlager


LG Galgenpapst


"Marschlager: Außerhalb befriedeter Provinzen wurde jede Nacht ein Marschlager errichtet. Dieses war stets rechteckig mit abgerundeten Ecken. Hierzu wurde zunächst das Lager vermessen, danach ein Graben (fossa) von ca. 1 m Tiefe ausgehoben und die Erde nach innen aufgeschichtet, auf die Krone dieses ca. 60 cm hohen Erdwalls wurden die pila muralia, die jede Gruppe (contubernium) mitführte, befestigt und mit Seilen verbunden, so dass eine ca. 100–120 cm hohe Palisade entstand. Die Außenseite des Walls wurde nach Möglichkeit durch Rasenziegel abgedeckt. Die Größenangaben sind nur Durchschnittswerte, die tatsächlichen Werte hingen sehr von der Bodenbeschaffenheit und der zur Verfügung stehenden Zeit und Mannschaft ab. Je größer das Lager, desto kleiner die auf jeden Legionär entfallende Schanzarbeit; so musste bei der Errichtung eines Doppellegionslagers jeder Soldat ca. 25 cm Graben und Wall schanzen, bei einem Kohortenlager bereits ca. 1,20 m und im Falle eines Centurionenkastells bereits über 2 m. Natürlich schanzte nicht jeder Soldat, ein Teil schanzte, der Rest arbeitete an der Errichtung der Zelte bzw. Gebäude. Stand genügend Zeit zur Verfügung, so wurde erheblich stärker geschanzt, und so konnte der Graben, auch derjenige eines Marschlagers, eine Tiefe von 3 m und eine Breite von bis zu 7 m erreichen. Der Wall wurde entsprechend auf eine Höhe von 2–3 m aufgeschüttet. Bei einem Marschlager waren die Tore einfache Unterbrechungen im Wall, die von vorgesetzten Wällen geschützt wurden, diese vorgesetzten Wallstücke konnten auch mehrfach gestaffelt sein und auch auf der Innenseite des Hauptwalls ergänzt werden. Wurde das Lager permanent genutzt, so wurden richtige Torflügel, die von Türmen geschützt wurden, errichtet, auch wurde dann die Palisade durchgängig aus Holz errichtet. ..."
 
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Allgemein: je kleiner die in dem Lager stationierte Truppe, desto größer die Bauzeit, auch wenn die Lagergröße mit der geringeren Truppengröße deutlich abnimmt. Auch bei einem deutlich kleineren Lager muß jeder Soldat mehr Schanzarbeit verrichten wenn die Besatzung kleiner ist.

Beispiele: ein Legionslager für eine Legion hat ca eine Fläche von ca 500 m auf 600 m. Ein Lager für eine Einheit der Auxiliare hatte demgegenüber eine Fläche von ca 150 m auf 200 m. Ein sehr kleines Lager für nur eine Zenturie (auch so etwas gab es) hatte eine Fläche von ca 50 m auf 50 m.

Je kleiner die im Lager befindliche Einheit, desto größer die Bauzeit.

Bei einem einfachen Legionslager muß ein Legionär 0,5 m Graben und Wall bauen. Bei einem Auxiliarlager jedoch 1,5m und bei einem Lager für nur eine Zenturie 2m. d.h. je kleiner die Einheit, desto mehr Arbeit pro Soldat.

Erd-Holzwälle sind nun im weiteren natürlich schneller errichtet als eine Konstruktion aus Stein. Wobei es auch Lager in bestimmten Gebieten gab, wo die Wälle überwiegend aus Stein errichtet wurden.

Die Anlage der Minimalbefestigung eines Marschlagers benötigte bei einer Legion ungefähr eine Stunde. Davon ausgehend konnte eine wesentlich stärkere Befestigung durchaus immer noch innerhalb eines Tages entstehen.

Wenn eine größere Zahl von Feinden in der Nähe stand, wurden die Befestigungen selbst der Marschlager deutlich stärker. Für solche verstärkten Marschlager kann man ungefähr 3 Stunden Bauzeit veranschlagen.
 
@Quintus Fabius. Danke für diese hilfreichen Angaben; ich wußte, man muss euch 'Römer' ein wenig an der Ehre kitzeln ... Mal schauen, wer noch antwortet ;-)))

Kannst du auch die Literatur benennen, aus der die Daten stammen?

Mich interessiert dies sehr, weil ich mich in einem kleinen Büchlein (Caldinius, der tapfere Reitersoldat. Eine Fibel zum römischen Dormagen für junge Leser. Dormagen 2009 [in Druck: ISBN 978-3-938473-13-9]) mit dem Alenlager Durnomagus beschäftige, auf die Bauzeit der Lager aber nicht eingehe.

LG Galgenpapst
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich erinnere mich an dem Ausheben von Fundamentgräben für einen Anbau an einem Einfamilienhaus. Der Boden war dankenswerterweise sehr sandig. Trotzdem war das eine ganz schön harte Arbeit. Deshalb bin ich nun von dieser Zeitangabe von drei Stunden doch sehr überrascht. Bewunderswert diese Leistung.
:rotwerd:

Salvus führt als Beispiel das Lager Anreppen an. Hier haben wir im inneren ja nicht Zelte - wie in einem Marschlager - sondern Bauten in Fachwerktechnik. Nach WIKIPEDIA:

In den Jahren 1988 bis 2004 hatte das Westfälische Museum für Archäologie – Amt für Bodendenkmalpflege unter der Leitung von Johann Sebastia Kühlborn im Inneren des Lagers große Flächen ausgegraben. Nachgewiesen sind inzwischen das 47,5 m × 71 m große praetorium (Kommandeurshaus), weitere, teils repräsentative Wohngebäude, ein Thermengebäude mit mehrfach erneuerter Ofenanlage, ein 56 m × 68 m großer Vorratsspeicher (horreum) am Südtor und innerhalb eines gesondert abgegrenzten Bereichs weitere, allerdings kleinere Speicher in der Nähe des Osttores. Mannschaftsunterkünfte wurden an der südlichen via sagularis (Wallstraße) und an der via praetoria, sowie am Südtor und am Osttor nachgewiesen. Wegen der ungewöhnlich vielen Vorratsspeicher wird Anreppen unter anderem als Versorgungsbasis für die weiter östlich operierenden Truppen gedient haben.
Das Errichten solch einer Anlage ist eine ganz andere Leistung als ein einfaches Marsch- oder Übungslager. Wir brauchen Kalk für den Innenputz, Ziegel, Bauholz, etc. Der Kalk muss von irgendwoher beigeschafft oder vor Ort hergestellt werden. Ziegel wurden wohl auch sinnvollerweise vor Ort gebrannt. Also bedurfte es eine entsprechende Vorleistung (Kalk- und Ziegelbrennöfen) bevor die Gebäude errichtet wurden. Man kann das auf heutigem Maßstab mit einem Feldbiwak der Bundeswehr zu einem Kasernenbau vergleichen. Das eine geht relativ schnell, das andere erfordert einen erheblich höheren Zeitaufwand.

Auch die Schanzarbeiten bei Anreppen haben eine andere Dimension als bei einem Marschlager. Die Holz-Erde-Mauer hatte einen Breite von 3 m und der Spitzgraben bis zu 6 m Breite und einer Tiefe von max. 2 m.

Eine konkrete Schätzung des Zeitaufwandes kann ich jetzt auch nicht geben. Es ist auch schwierig, dies mit experimenteller Archäologie zu klären. Die römischen Legionäre waren sehr häufig mit solchen Arbeiten betraut und entsprechend routiniert.

Quelle für Baumaße:
Heinz Günter Horn "Die Römer in Nordrhein-Westfalen", Stuttgart 1987
 
Ich denke, daß wichtigste war zunächst natürlich der Bau des Walls, bzw der Palisaden. Aber unterstellt man, daß z.B. Tiberius (Anreppen) mit mehren tausend Mann unterwegs war und unterstellt man außerdem, daß von der kleinsten Einheit schlichtweg auf größere gerechnet werden kann, dann haben wohl gleichzeitig große Menschenmengen (einige tausend?) Bäume gefällt und bearbeitet und auch geschanzt. Die äußeren Wallanlagen müßten eigentlich innerhalb von zwei oder drei Tagen gestanden haben.
Dann kamen die Straßen und Gebäude - natürlich erst die Gebäude für Lagerkommandant, Offiziere etc. Zum Schluß wohl die Behausungen für den einfachen Legionär. Also je eher die anderen Gebäude fertiggestellt waren, umso eher hatte auch der Legionär eine feste Behausung.

So ähnlich stelle ich mir das vor.
 
Auch die Schanzarbeiten bei Anreppen haben eine andere Dimension als bei einem Marschlager. Die Holz-Erde-Mauer hatte einen Breite von 3 m und der Spitzgraben bis zu 6 m Breite und einer Tiefe von max. 2 m.

In Feindesland bzw wenn der Feind nahe war, wurden auch Marschlager mit solchen Befestigungen versehen. Auch die Umschließungen bei Belagerten Städten nahmen solche Ausmaße an.

Die Gräben waren dann 2m bis 3m tief bei einer Breite von um die 5 m und der Wall entsprechend 3m bis 5m breit.

Aber selbst so eine Befestigung konnte bei einem Doppellegionslager beispielsweise an einem halben Tag errichtet werden. Das bezieht sich natürlich nur auf den Wall selbst, im Lager selber stand dann noch gar nichts.

Dann kamen die Straßen und Gebäude - natürlich erst die Gebäude für Lagerkommandant, Offiziere etc.

Bei den halbfesten Lagern aus Stein in Numantia wurden die Unterkünfte für die Offiziere wie die einfachen Soldaten sehr wahrscheinlich gleichzeitig angelegt.

Steingebäude waren aber nicht prioritär. Vor allem anderen die Befestigung wobei bei einem Lager das dann halbpermanent wurde bzw bei dem eine Steinmauer angedacht war wahrscheinlich auch vorher erstmal außerhalb der geplanten Steinmauer eine Wall-Grabenanlage errichtet wurde und der Rest des Lagers dann in deren Schutz.

Arrian: Vorher bestand die Mauer aus Erde, jetzt habt ihr eine neue Mauer aus Ziegeln gebaut.

Hadrian in Afrika: Ihr habt eine schwierige Mauer gebaut, wie sie für ein dauerhaftes Lager üblich ist, und dafür nicht viel mehr Zeit gebraucht als für eine Mauer aus Rasen.

Es scheint also so zu sein, daß selbst primitive Steinmauern in erstaunlicher Zeit gebaut wurden, die Rede des Imperators ist ein Lob wegen außergewöhnlich schneller Bauzeit.

Buchempfehlung:

Römische Kastelle von Anne Johnson
 
Hier mal eine Zahl:

Man schätzt, daß alleine zur Errichtung der Holz/Erde Mauer in Anreppen ca. 20.000 (!) Bäume nötig waren. In Oberaden mehr als 25.000!

So etwas wird schon ein wenig gedauert haben, da nach dem Fällen die Bäume entsprechend bearbeitet werden mußten.

Da mußte ja gleich hektarweise der Wald dran glauben.

Wie das wohl auf die einheimische, germanische Bevölkerung gewirkt haben muß?
 
Hier mal eine Zahl:

Man schätzt, daß alleine zur Errichtung der Holz/Erde Mauer in Anreppen ca. 20.000 (!) Bäume nötig waren. In Oberaden mehr als 25.000!

So etwas wird schon ein wenig gedauert haben, da nach dem Fällen die Bäume entsprechend bearbeitet werden mußten.

Da mußte ja gleich hektarweise der Wald dran glauben.

Wie das wohl auf die einheimische, germanische Bevölkerung gewirkt haben muß?

Das sind zwar ungeheure Mengen, aber ich glaube nicht, dass das allzu zeitintensiv war. Wenn mehrere tausend Mann, die solche Arbeit gewohnt waren, mit anpackten, sollte das in relativ kurzer Zeit machbar gewesen sein. Außerdem kommt noch hinzu, dass man in Germanien das Bauholz meistens nicht weit transportieren musste, da es eh sehr viele Wälder gab.
Vor allem bei den Marschlagern war es häufig der Fall, dass Pioniereinheiten (Fabri) den Legionären vorausmarschierten und schon mit dem Vermessen und den Vorbereitungen begannen, bis die Truppen ankamen. So wird man auch einiges an Zeit gespart haben.
 
Wenn mehrere tausend Mann, die solche Arbeit gewohnt waren, mit anpackten, sollte das in relativ kurzer Zeit machbar gewesen sein.

Wenn ich das richtig aus einer Publikation für Vindobona/Wien in Erinnerung habe, dauerten die Arbeiten an dem Legionslager so ca. 2-3 Jahre, wobei sich 2 Legionen in der Zeit der Entstehung ablösten. Dabei sind allerdings wohl auch Befestigungen außerhalb der Wälle mitgezählt.
Die Rmer in Wien - Vindobona - Danubius - Limes - Am Hof - Hoher Markt -Legionslager - Michaelerplatz - Carnuntum - Aquae - Petronell - Marc Aurel
Vindobona
 
Das sind zwar ungeheure Mengen, aber ich glaube nicht, dass das allzu zeitintensiv war. Wenn mehrere tausend Mann, die solche Arbeit gewohnt waren, mit anpackten, sollte das in relativ kurzer Zeit machbar gewesen sein. Außerdem kommt noch hinzu, dass man in Germanien das Bauholz meistens nicht weit transportieren musste, da es eh sehr viele Wälder gab.
Vor allem bei den Marschlagern war es häufig der Fall, dass Pioniereinheiten (Fabri) den Legionären vorausmarschierten und schon mit dem Vermessen und den Vorbereitungen begannen, bis die Truppen ankamen. So wird man auch einiges an Zeit gespart haben.

Ich bin absolut Deiner Meinung! Man muß immer davon ausgehen, daß mehrere tausend Leute am Bau eines Standlagers beteiligt waren. Offensichtlich wurde der Bau eines solchen Lagers auch geübt. Archäologen glauben in Hessen Überreste solcher "Übungslager" entdeckt zu haben. Für die einheimischen Germanen (die keine städtische Lebensweise kannten) muß der schnelle Bau eines solchen Lagers eine Art Kulturschock gewesen sein.
 
Ich bin absolut Deiner Meinung! Man muß immer davon ausgehen, daß mehrere tausend Leute am Bau eines Standlagers beteiligt waren. Offensichtlich wurde der Bau eines solchen Lagers auch geübt. Archäologen glauben in Hessen Überreste solcher "Übungslager" entdeckt zu haben. Für die einheimischen Germanen (die keine städtische Lebensweise kannten) muß der schnelle Bau eines solchen Lagers eine Art Kulturschock gewesen sein.


Nicht nur da: Übungslager in großer Zahl sind aus der Nähe von Xanten-Vetera bekannt, auch vom Legionslager Bonn kennt man einige.
 
Nicht nur da: Übungslager in großer Zahl sind aus der Nähe von Xanten-Vetera bekannt, auch vom Legionslager Bonn kennt man einige.

Weiß man, ob hier Stand- oder Marschlager geübt wurden?

Wenn man davon ausgeht, dass eine Legion nur wenige Stunden für die Errichtung eines Marschlagers benötigt, ist es dann realistisch für den Bau eines festen Standlagers der gleichen Größe einen Zeitraum von vielleicht einer Woche zu veranschlagen? Das Standlager unterschied sich ja hauptsächlich darin, dass es über feste Holz-Gebäude und ein besser ausgebautes Wall-Graben-System verfügte. Bei ausreichend vorhandenen Baumaterialien und einer geübten Mannschaft könnte ich mir einen solchen Zeitraum gut vorstellen. Oder ist das zu optimistisch?
 
In #10 schreibt silesia von einer Bauzeit von ca. 2 - 3 Jahre für ein bestimmtes Legionslager. Für mich ist die Fertigstellung eines Standlagers in wenigen Wochen unrealistisch. Noch mal, die Römer haben ihr Baumaterial meistens vor Ort hergestellt. Da wurden Ziegelbrennöfen gemauert, Kalkbrennöfen konstruiert, Straßen gebaut. Auch wenn wir hier 4.000 "Arbeiter" haben, sowas dauert. Man wird seine Zelte aufgestellt haben und dann sich an die Wälle und Gräben gemacht haben. Wenn die mal standen, dürfte erst der Innenausbau erfolgt sein. In der Archäologie kennen wir Lager, welche keine Innenbauten haben. Hier vermute ich, dass diese vor einer Fertigstellung aus irgend einem Grunde wieder aufgegeben wurden. Der Ausbau eines Legionslagers mit allem drum und dran (Bäder, Fabrici, Speicherbauten, Kasernen) verlief in mehreren Stufen. Nur kenne ich leider nicht den Zeitraum dieser Etappen.
 
In #10 schreibt silesia von einer Bauzeit von ca. 2 - 3 Jahre für ein bestimmtes Legionslager. Für mich ist die Fertigstellung eines Standlagers in wenigen Wochen unrealistisch. Noch mal, die Römer haben ihr Baumaterial meistens vor Ort hergestellt. Da wurden Ziegelbrennöfen gemauert, Kalkbrennöfen konstruiert, Straßen gebaut. Auch wenn wir hier 4.000 "Arbeiter" haben, sowas dauert. Man wird seine Zelte aufgestellt haben und dann sich an die Wälle und Gräben gemacht haben. Wenn die mal standen, dürfte erst der Innenausbau erfolgt sein. In der Archäologie kennen wir Lager, welche keine Innenbauten haben. Hier vermute ich, dass diese vor einer Fertigstellung aus irgend einem Grunde wieder aufgegeben wurden. Der Ausbau eines Legionslagers mit allem drum und dran (Bäder, Fabrici, Speicherbauten, Kasernen) verlief in mehreren Stufen. Nur kenne ich leider nicht den Zeitraum dieser Etappen.

Vieleicht habe ich mich anfangs ein wenig unpräzise ausgedrückt. Mit Militärlagern meinte ich in erster Linie die typischen Standlager in Holz-Erdebauweise, wie sie für Germanien typisch waren. Der Aufbau eines solchen Lagers hat mit Sicherheit nicht mehrere Jahre gedauert. Diese (fertigen) Lager wurden z.T. ja schon nach nur 2-3 Jahren wieder aufgelassen. Bei Lagern die keine Innenbauten aufweisen, hat es sich oft um Marschlager gehandelt. Diese wurden auch durchaus einmalig errichtet und anschließend immer wieder benutzt, z.B. Dorsten-Holsterhausen.
Außerdem wurden für die äußeren Wände der Innenbauten keine Ziegel verwendet. Nachdem die Grundkonstruktion stand, wurden die Zwischenräume zunächst wohl mit Holz abgedichtet. Dann wurde alles mit Erde, bzw. Lehm von außen "verschmiert" bzw. abgedichtet.
Ich bleibe dabei, daß ein solches Standlager förmlich aus dem Boden gestampft wurde und in relativ kurzer Zeit erbaut war.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vieleicht habe ich mich anfangs ein wenig unpräzise ausgedrückt. Mit Militärlagern meinte ich in erster Linie die typischen Standlager in Holz-Erdebauweise, wie sie für Germanien typisch waren. Der Aufbau eines solchen Lagers hat mit Sicherheit nicht mehrere Jahre gedauert.

Das hatte ich falsch verstanden, mein Hinweis bezog sich auf ein Lager, das als fester Standort, ähnlich einer Garnison, vorgesehen war.
 
Salvus schrieb:
Vieleicht habe ich mich anfangs ein wenig unpräzise ausgedrückt. Mit Militärlagern meinte ich in erster Linie die typischen Standlager in Holz-Erdebauweise, wie sie für Germanien typisch waren.
Ich würde das jetzt nicht an den Ort sondern an der Zeitstellung festmachen. Diese Art des Ausbaus war typisch für die frühe Kaiserzeit in Mitteleuropa. Erst in nachflavischer Zeit fängt dann der Ausbau in Stein an. Ob nun Marktbreit, Dangstetten oder Kastelle im Noricum, alles Holz-Erde-Bauweise

Salvus schrieb:
Der Aufbau eines solchen Lagers hat mit Sicherheit nicht mehrere Jahre gedauert. Diese (fertigen) Lager wurden z.T. ja schon nach nur 2-3 Jahren wieder aufgelassen.
Hatte man Deines Erachtens schon bei Errichtung lediglich eine Nutzungszeit von 2 - 3 Jahren festgelegt oder hat sich diese kurze Nutzungszeit nicht erst durch nicht planbare äußerlichen Einflüsse ergeben?

Salvus schrieb:
Bei Lagern die keine Innenbauten aufweisen, hat es sich oft um Marschlager gehandelt. Diese wurden auch durchaus einmalig errichtet und anschließend immer wieder benutzt, z.B. Dorsten-Holsterhausen.
Über dieses Thema wird heftig diskutiert. Ein Paradebeispiel ist Vetera I. Das es sich um ein Standlager handelte, dürfte wohl unstreitig sein. Lange unstreitig war auch, dass es zu augusteischer Zeit als Winterquartier für eine oder mehr Legionen diente. Ein Innenausbau lässt sich jedoch nicht nachweisen. Dies bedeutet, dass die Legionäre 4 - 6 Monate in Zelten überwintert haben. Warum? Wenn man doch ein Legionslager in zwei Wochen aus der Erde stampfen konnte, warum errichtete man sich nicht komfortablere Kasernenbauten und andere Baulichkeiten?

Vetera ? Wikipedia
 
Hatte man Deines Erachtens schon bei Errichtung lediglich eine Nutzungszeit von 2 - 3 Jahren festgelegt oder hat sich diese kurze Nutzungszeit nicht erst durch nicht planbare äußerlichen Einflüsse ergeben?


Über dieses Thema wird heftig diskutiert. Ein Paradebeispiel ist Vetera I. Das es sich um ein Standlager handelte, dürfte wohl unstreitig sein. Lange unstreitig war auch, dass es zu augusteischer Zeit als Winterquartier für eine oder mehr Legionen diente. Ein Innenausbau lässt sich jedoch nicht nachweisen. Dies bedeutet, dass die Legionäre 4 - 6 Monate in Zelten überwintert haben. Warum? Wenn man doch ein Legionslager in zwei Wochen aus der Erde stampfen konnte, warum errichtete man sich nicht komfortablere Kasernenbauten und andere Baulichkeiten?

Die Nutzungszeit wird man wohl nicht vorher festgelegt haben. Bei der Auflassung haben sicherlich entsprechende äußere Gründe vorgelegen. So hat das Lager in Oberaden augenscheinlich mit der Umsiedlung der Sugambrer seinen Zweck erfüllt gehabt.

Zu VETERA I:

Hier kann man wieder trefflich spekulieren.
Hat es defenitiv keine Innenbebauung gegeben oder lässt sie sich heute nur nicht mehr nachweisen?
Vieleicht hat es auch an der entsprechenden Menge Baumaterial gefehlt?
Vieleicht war das Lager auch nur eine Art "Aufmarschlager" für die entsprechenden Feldzüge nach Germanien. Es muß nicht unbedingt so gewesen sein, das eine oder zwei Legionen dort überwintert haben. Am Rhein gab es schließlich noch andere (angenehmere) Gelegenheiten um zu überwintern.

Fest steht doch:
Ein Lager wie Oberaden und evt. auch Anreppen waren relativ kurz (2-3 Jahre) in Gebrauch. Trotzdem läßt sich eine entsprechende Innenbebauung nachweisen. Diese war z.T. auch recht "üppig".
Natürlich wird so etwas nicht in 2 Wochen gestanden haben. Aber trotzdem wird es vergleichsweise schnell gebaut gewesen sein.
 
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