bebilderte Verrücktheiten

Galeotto

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Durch Eichelhähers Arbeiten bin ich auch mal wieder angeregt worden, einige Zeichnungen zu römischen Themen anzufertigen. Beruflich arbeite ich als Karikaturist und Bilder wie dieses sind reines Hobby. Heroen sind nicht mein Interessengebiet (eingebildete Helden schon eher), vielmehr finde ich menschliche Abgründe, an denen das Kaiserreich voll ist spannend. Die "Verrücktheiten" einiger Cäsaren bieten sich einfach an, bildlich dargestellt zu werden.
Zum Beispiel wäre da, der sich als Hercules gebärdende Kaiser Commodus, der sich in Aufmachung des Halbgottes, mit Löwenfell auf dem Kopf gern in die Arena begab um Tiere zu meucheln. Eine seiner Spezialitäten bestand darin, Strauße mittels Pfeilen, die eine halbmondförmige Klinge statt einer Spitze hatten, die Köpfe abzuschießen. Laut Cassius Dio, der solchen Spektakeln des Commodus beiwohnte ,musste das Publikum bei jedem getöteten Tier im Chor ausrufen: " Der Herr bist Du und der Erste bist du und der Allerglücklichste. Du siegst und du wirst siegen ! Von Ewigkeit an, Amazonier du bist der Sieger."
Schaut man sich die Halbstatue des Kaisers im Löwenfell mit Keule und Münzen mit all seinen göttlichen Ehrentiteln und Herculesabbildungen an, finde ich die Schilderungen der antiken Autoren nicht unwahrscheinlich.
Als nächstes Bild wird wahrscheinlich eine Narrheit des Caligula folgen.
 

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Einfach klasse! :yes:

In Deine Serie würde dann auch der Fliegen-aufspießende Domitian passen (steht auch irgendwo bei Cass. Dio).
 
@Buschhons, Domitian soll sehr kurzsichtig gewesen sein. Keine gute Vorraussetzung für einen guten Fliegenjäger. Hier würde ich doch dem Autoren etwas misstrauen. Oder der Kaiser hatte einen Sklaven, der die Summer einfing und sie ihm unter den Schreibgriffel gelegt hat.
 

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Vielleicht kommt es auch auf die Zeit an: Sueton (3. Kap.) schreibt ausdrücklich, dass Domitian das Hobby des Fliegenaufspießens zu Beginn seiner Regierungszeit hatte. Da er mit 15 Jahren doch relativ lange regierte, wurde die Kurzsichtigkeit vielleicht erst mit fortschreitendem Alter zum Problem, zumal er laut Kap. 18 nur etwas kurzsichtig war (grandibus oculis, verum acie hebetiore = mit großen Augen, aber von stumpferer Schärfe).
 
Obama hat ja auch einmal vor laufender Kamera eine Fliege mit Handkante erlegt. Vielleicht geht er auch einmal als Fliegenkiller in die Geschichte ein.;)
 
@Galeotto: So schnell hatte ich nicht mit einem Fliegenaufspießer-Domitian von Deiner Seite aus gerechnet. Danke, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, obwohl Du den Quellen in diesem Punkt nicht ganz traust. ... Ja, ja unsere verrückten Caesaren ...
 
obwohl Du den Quellen in diesem Punkt nicht ganz traust.
Sueton schreibt, dass Domitian sich in ein Zimmer zurückzog um Fliegen aufzuspießen. Das setzt erstmal voraus dass sich ständig Fliegen in dem Raum vorhanden waren. Ließ man dafür extra faulendes Fleisch herumlliegen, damit der Imperator seinen Stilus in ein Fliegenschaschlik verwandeln konnte oder war der Raum in Wirklichkeit seine Latrine ? Wie konnte er im Winter seiner Leidenschaft frönen ? Fragen über Fragen und der spitzbübische Sueton hüllt sich darüber, gemeinerweise in Schweigen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Von Caligula habe ich mir eine unblutige Verrücktheit ausgesucht.
Sueton erzählt von einer ziemlich bizarren Begebenheit.
Mitten in der tiefsten Nacht ließ er drei ehemalige Konsuln, wahrscheinlich durch die Prätorianer zu sich bringen. Die verschlafenen Männer rechneten mit dem Schlimmsten und schlossen schon mit dem Leben ab. Sie wurden in einen beleuchteten Raum geführt und aufgefordert zu warten. Plötzlich ertönte Musik und der Kaiser kam in sonderbarer Kleidung, wie sie im Theater üblich war in das Zimmer und führte, vor den angstschlotternden Konsularen einen Balletttanz auf. So schnell wie er erschienen war, verschwand er wieder und die Drei durften nach Hause gehen.
 

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:rofl:

Du hast einen tollen, sehr witzigen Stil, das passt perfekt zu den Darstellungen vom Cäsarenwahn! Dein balletttanzender Caligula ist mein Favorit!
 
Von Caligula habe ich mir eine unblutige Verrücktheit ausgesucht.
Sueton erzählt von einer ziemlich bizarren Begebenheit.
Mitten in der tiefsten Nacht ließ er drei ehemalige Konsuln, wahrscheinlich durch die Prätorianer zu sich bringen. Die verschlafenen Männer rechneten mit dem Schlimmsten und schlossen schon mit dem Leben ab. Sie wurden in einen beleuchteten Raum geführt und aufgefordert zu warten. Plötzlich ertönte Musik und der Kaiser kam in sonderbarer Kleidung, wie sie im Theater üblich war in das Zimmer und führte, vor den angstschlotternden Konsularen einen Balletttanz auf. So schnell wie er erschienen war, verschwand er wieder und die Drei durften nach Hause gehen.


Ich bin auch ganz begeistert von deinen Darstellungen. :rofl:

Herrlich, vielen Dank!

Ich kannte diese Anekdote von den Senatoren, die in der Nacht zum Kaiser bestellt wurden und dort Todesängste ausgestanden haben, auch von Domitian, wenn ich mich nicht täusche.
Interessant finde ich das: die Senatoren müssen es als ziemlich schlimmen, beängstigenden Eingriff in ihre Privatsphäre empfunden haben, nachts beim Kaiser anzutreten, während es bei den Kaisern nicht unüblich war, nachts auf Abruf zu sein wegen Regierungspflichten (zumindest von Augustus wird das berichtet und auch Vespasian soll gern nachts gearbeitet haben).
 
Diese abstruse Situation würde auch als Otto-Werbung durchgehen.

"Dann verschwand er... und wir fragten uns alle: Wo hat er nur diese Kothurne her?" :rofl:
 
Ich kannte diese Anekdote von den Senatoren, die in der Nacht zum Kaiser bestellt wurden und dort Todesängste ausgestanden haben, auch von Domitian, wenn ich mich nicht täusche.
Um bedeutenden Leuten zu zeigen, dass man sie jederzeit vernichten kann ,war es sicher ein gutes Mittel ,sie von Uniformierten mitten in der Nacht abholen zu lassen. Aber sie zu sich bringen zu lassen, um ihnen einen Tanz vorzuführen hat noch eine andere Qualität. Die drei Jahre von Caligulas Regierungszeit waren offenbar ein einziges absurtes Theater.
 
Nach Sueton konnte Caligula, obwohl er den Göttern gegenüber keinerlei Respekt besaß, manchmal sehr schnell in extreme Angst versetzt werden. So verkroch er sich bei heftigen Gewittern unter dem Bett und floh mitten in Nacht von Sizilien, weil ihn die Geräusche des Ätna in Panik versetzt hatten.
Auf seinem ruhmlosen Germanienfeldzug geriet das Heer in eine enge Schlucht. Als einer seiner Begleiter bemerkte, dass sie bei einem Angriff an dieser Stelle verloren seien, verließ der Kaiser seine Sänfte, stieg auf sein Pferd und floh. An einer Brücke war der Weg durch die Soldaten derart verstopft, dass er kurzerhand von seinem Hengst abstieg und sich über die Köpfe der Soldaten zur anderen Brückenseite tragen ließ.

In dieser Situation habe ich versucht den "glorreichen" Helden zu verewigen.
 

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