Hallo,
das Thema "Rom und die Berber" ist sehr interessant. Habe die Beiträge gerade gelesen und einen kleinen Beitrag geschrieben. Weitere Fragen zum Thema und Quellenfragen beantworte ich gerne.
Zum Fluß Niger:
Vermutlich war der Strom Niger den Römern bekannt, allerdings läßt sich ein römischer Feldzug bis an diesen Fluß nicht beweisen. Diese Theorie, dass es sich beim Feldzug des Cornelius Balbus gegen die Garamanten (20 v. Chr.) um einen Feldzug bis zum Niger handelte, geht auf den französischen Forscher Henri Lhote zurück ( Henri Lhote: L´expédition de Cornelius Balbus au Sahara en 19 av. J.-C. d´après le texte de Pline, in: Revue Africaine 98 (1954), S. 41-83.). Lhote war auch der Ansicht, dass es aufgrund der Felsmalereien in der Sahara eine sogenannte "Wagenstrasse" als Handelsweg bis an den Niger gab. In der heutigen Forschung wird akzeptiert, dass der Niger dem Altertum bekannt war; abgelehnt dagegen wird eine römische militärische Expedition an diesen Fluß bzw. die These der "Wagenstraße".
Gaetuler:
Gaetulische Söldnereinheiten dienten bereits den Karthagern (Hannibal) als leichte Kavallerie. Den Römern wurden sie seit dem Jugurthinischen Krieg (111-105 v. Chr.) näher bekannt (vgl. Sallust, Bellum Iugurthinum). Als um das Jahr 25 v. Chr. der Iuba II., Sohn des Numiderkönig Juba I., die Herrschaft über Mauretanien als römischer Klientelkönig antrat, lehnten sich einige Stämme der Gätuler gegen seine Herrschaft auf, weil sie sich dagegen wehrten, unter römischen Einfluß zu geraten. Es dürfte sich hier um Gätuler am Rande der Sahara gehandelt haben, denn andere Stämme standen in einem guten Verhältnis zu Rom.
Schwierigkeiten bereitet die Bezeichnung "Gätuler", da dies keine Bezeichnung eines Volkes, sondern mehrerer Stammesgruppen war. Gätuler waren größtenteils nomadische Stämme, die sowohl in Mauretanien, Numidien und Africa Proconsularis als auch im Süden dieser Provinzen lebten. Gätuler lebten nach antiken Quellen auch an der Atlantikküste Marokkos.
Gätulische Erhebungen gegen die römische Oberhoheit in Nordafrika lassen sich ab der frühen Kaiserzeit nachweisen:
- Bellum Iugurthinum (ca. 3-6 n. Chr.)
- Aufstand des Tacfarinas (17-24 n. Chr.)
- sowie kleinere Auseinandersetzungen mit den Musulamiern
Garamanten:
Das Kernland der Garamanten lag im Fezzan. Erste Versuche dieses frühe innerafrikanische Staatswesen zu unterwerfen, schienen erfolglos zu sein. Ein Friedensvertrag zwischen Römern und Garamanten scheint vielleicht in den 70er Jahren des 1. Jh. n. Chr. abgeschlossen worden zu sein.
Aktuelle Literatur zu den Garamanten:
Erwin M. Ruprechtsberger: Die Garamanten, 2. Aufl. 1997
Mario Liverani (Hrsg.): Aghram Nadharif (2006)
Handelsbeziehungen zwischen Römern und Garamanten lassen sich schon im 1. Jh. n. Chr. nachweisen (Archäologische Funde in Ghadames, Germa, Aghram Nadharif). Ab dem späten 1. Jh. n. Chr. herrschte offenbar Frieden zwischen Garamanten und Rom (vgl. die vielzitierte Stelle beim Geographen Ptolemaios 1,8,4: Reise nach Agisymba sowie die Ostraka aus dem römischen Fort in Bu Njem [Robert Marichal: Les Ostraca de Bu Njem, 1992].
Zu den verschiedenen Einfällen der Mauren seit hadrianischer Zeit siehe:
Andreas Gutsfeld: Römische Herrschaft und einheimischer Widerstand in Nordafrika, Stuttgart 1989.