Die 16-fach Mühlen von Barbegal – gibt es neue Erkenntnisse von woanders?

Dion

Aktives Mitglied
Als eines der kleineren Wunder der Antike kann man sicher die Mühlen von Barbegal nennen. Sie waren angeblich in der Lage 4,5 Tonnen Getreide pro Tag zu mahlen, was man schon als Mehl-Herstellung im industriellen Maßstab bezeichnen kann. Und das im 3. nachchristlichen Jahrhundert.

Quellen:
Roemische Wasserleitungen
Roemische Wasserleitungen
WaterHistory.org

In der letzten von mir genannten Quelle wir Folgendes gesagt:

There were at least two other multiple Roman mills, but neither was as ambitious as Barbegal. Chemtou in western Tunisia, and the other mill were in Israel on a dam on the Crocodile River near ancient Caesarea. According to Hodges (p. 111): "Neither installation has been fully studied, but together they remain the only known parallels to Barbegal." But he feels strongly that there are probably other Roman mills that remain to be discovered. After all, Barbegal was undiscovered until the twentieth century and it is located in a heavily populated area.
Das war jedoch der Stand der Dinge im Jahr 1990. Ich habe dazu keine neueren Forschungen entdecken können, aber vielleicht kann da unser geschichtsforum.de weiter helfen.
 

Anhänge

  • roman1.jpg
    roman1.jpg
    51 KB · Aufrufe: 716
Vielen Dank, Carolus, für die Links. Vor allem das pdf-Dokument scheint umfangreicher zu sein als alle anderen, die frei verfügbar sind. Leider kann ich kein Französisch.

Aber eines ist mir aufgefallen: Es gibt auch andere Überlegungen wie diese Mühlen gebaut sein konnten. Im Unterschied zu dem von mir zuerst geposteten Bild finde ich diese Darstellung logischer:
 

Anhänge

  • meunerie_0001a.jpg
    meunerie_0001a.jpg
    51,7 KB · Aufrufe: 685
Vielen Dank, aquilifer, für den Hinweis.

Aber auch ich habe noch was gefunden: DIE BYZANTINISCHEN WERKSTÄTTEN VON EPHESOS :

Die bislang größte bekannte Anlage befindet sich in Südfrankreich bei Barbegal (dép. Bouches-du-Rhône, F). Erstmals in den Jahren 1937/1938 untersucht, handelt es sich um eine insgesamt 16 vertikale Wasserräder umfassende Anlage, deren Erbauung nach neuen Untersuchungen von Ph. Leveau im 2. Jahrhundert n.Chr. erfolgte und deren Nutzung bis in das 4. Jahrhundert reichte. Die Wasserräder reihen sich entlang zweier parallel zueinander verlaufender Gerinne auf, die durch ein Aquädukt gespeist werden. Die Anlage liegt an einem Hang, so dass insgesamt ein Höhenunterschied von etwa 19m ausgenutzt wird. Jedes Wasserrad hat eine Getreidemühle angetrieben, die jeweils in einem angrenzenden Gebäude installiert war.
(…)
Die drittgrößte Anlage findet sich in Ephesos. Ihre Besonderheit liegt dabei nicht nur in ihrer Größe begründet, sondern auch in ihrem guten Erhaltungszustand, der Nutzung der Wasserkraft nicht ausschließlich für Getreidemühlen und in ihrem späten Erbauungsdatum im 6./7. Jahrhundert. Bislang sind lediglich ältere Anlagen dieser Größenordnung bekannt.
(…)
Außer Getreidemühlsteinen sind allerdings auch andere Maschinen mit Wasserkraft angetrieben worden. So gehört eines der untersten Wasserräder zu einer im Befund sehr gut erhaltenen Steinsägemaschine zur Herstellung von Marmorplatten.
(…)
Es gibt insgesamt vier Belege für die Existenz von wassergetriebenen Steinsägen in antiker und byzantinischer Zeit: Ein Sarkophagrelief aus Hierapolis (Prov. Denizli, TR; zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts, Abb. 8) sowie eine schriftliche Quelle aus Trier (Ausonius, Mosella 371). Aus byzantinischer Zeit stammen zwei Befunde, zum einen Gerasa (JOR, 6./7. Jahrhundert, Abb. 9) und zum anderen Ephesos. Ausweislich der bei Sondagen unter dem Bodenniveau des Sägeraumes aufgefundenen Münzen, gehört die Konstruktion in das späte 6., eher jedoch in das frühe 7. Jahrhundert. Zur Nutzungsdauer der Steinsäge können keine Angaben gemacht werden.
In dem Gedicht von D. Magnus Ausonius oder Ausonis, der im 4. Jhdt. in Trier lebte, heißt es u.a. auf der Seite von Thomas Albrecht in Trier Wasserenergie :
Te rapidus Celbis, te marmore clarus Erubris
festinant famulis quam primum allambere lymphis:
nobilibus Celbis celebratus piscibus,
ille praecipiti torquens cerealia saxa rotatu
stridentesque trahens per levia marmora serras
audit pepetuos ripa ex utraque tumultus.
In deutscher Übersetzung heißt das eben dort:
"Die reißende Kyll und die durch Marmor berühmte Ruwer eilen,
dir möglichst rasch mit dienenden Fluten zu nahen.
Die Kyll ist berühmt durch edle Fische,
die Ruwer treibt Kornmühlen mit stürmischer Drehung,
zieht auch kreischende Sägen durch glatte Marmorblöcke
und so hört man ständigen Lärm (Tumult) an jedem der Ufer"
Thomas Albrecht verortet den Standort der Marmorsäge in Mertesdorf bei Trier.

Zu Kelbis (Celbis oder Kyll) heißt es in archive.org :
Kelbis 359. 361 : die forellenreiche Kyll (der Name lautlich entwickelt durch die Stufen Kübia (* = w), mit Endungswechsel unter Einfluss des im Auslaut des Flussnamen überwiegenden -a: Küwa, woraus Küa — als KilOf Kyla, Chyla im Mittelalter belegt — , weiterhin Kile, KU), linker Moselnebenfluss: kommt von der östlichen Eifel, diese von der hohen Eifel scheidend, bildet das herrliche Kyllthal (durchschnitten von der Köln-Trierer Bahn) und mündet nach einem Lauf von etwa 115 km bei Ehrang (6 km nordöstlich von Trier).
Wäre auch verwunderlich, wenn die vielen Marmorplatten, die in den römischen Villen und sonstigen Prachtbauten verbaut wurden, nur von Sklaven geschnitten worden wären. Wobei sich natürlich die Frage stellt, ab wann frühestens gab es Wassergetriebene Mühlen- bzw. Sägewerke.
 
Daß ausgerechnet die Römer als Meister der Wasserwirtschaft die Industrialisierung mit Wasserkraft nicht noch weiter vorangetrieben haben ist erstaunlich. Hammerwerke für Schmieden fallen mir spontan ein. Die Chinesen hatten sowas. Aber vielleicht hat man sie nur nie gefunden bzw nachweisen können.
 
Sägemühle von Hierapolis ? Wikipedia
http://www.freundeskreis-roemerkanal.de/Text/BAUTECHNIK IM ANTIKEN UND.pdf

Hammerwerke gab höchstwahrscheinlich auch:

Lewis, from analysis of writings mentioning the cracking and hulling of barley in
antiquity, makes a case for the use of animal-powered and water-powered grainpounders,
the latter using trip-hammers driven by cams (lugs on a rotating axle, like
those in a musical box).92 The cam itself is attested in water-driven automata from the
third century B.C., so there is no inherent problem with the concept that the transference
of rotary to reciprocating linear motion was applied in antiquity. Lewis is surely right
that the passage in Pliny (NH 18.97), which mentions the use of water-power in the
hulling and pounding (not the grinding) of grains must refer to water-powered pestles:
'maior pars Italiae nudo utitur pilo rotis etiam quas aqua verset obiter et mola' ('the
greater part of I taly uses an unshod pestle and also wheels which water turns as it flows
past, and a mill [or trip-hammer]').93 What is particularly important about Pliny's
evidence is his assertion that this technique was used in most of Italy.
Water-powered pestles for pounding grain are also referred to in a biography in
Vitae PatrumJurensis, in the life of St Romanus who founded the monastery of Condat
in the Jura. The biography mentions Sabinianus the deacon, active some time between
A.D. 435 and c. 460, who was in charge of the molinae et pisae which lay on the stream
below the monastery. Pisae (pestles) is the reading of all the mss, although early editors,
victims of their preconceptions about ancient technology, preferred needlessly to emend
it to piscinae (fishponds).94 If water-powered pestles, as well as ordinary water-mills,
were being built in fairly remote parts of the Jura in the mid-fifth century, knowledge of
their construction and use should have been sufficiently common to survive the troubled
times of the early fifth century; this period does not seem a likely context for their
invention, which should be earlier. Such a conclusion ties in, of course, with Pliny's
evidence that water-powered trip-hammers for grain pounding were common in Italy
in the first century A.D. 95 There is tantalizing evidence for the possible use of waterpowered
trip-hammers in metal-working, in the form of a large metal hammer-head
with evident mechanical deformation on one face from Ickham in Kent, a site with
several Roman water-mills (for grain) and much metal-working waste.

Quelle: Wilson, Andrew: „Machines, Power and the Ancient Economy“, in: The Journal of Roman Studies, Bd. 92 (2002), S. 1–32
 
Die Existenz eines weiteren Mühlenkomplexes bei Amida (Kleinasien), dem heutigen Diyarbakir, um das Jahr 359 n. Chr. erschließt sich aus einer Bemerkung von Ammianus Marcellinus: Andrew Wilson: Water-Mills at Amida:

Ammianus Marcellinus 18.8.11, The Classical Quarterly, New Series, Vol. 51, No. 1 (2001), pp. 231-236
http://users.ox.ac.uk/~corp0057/water-mills at amida.pdf
 
Zuletzt bearbeitet:
Also die Mühlenanlage von Barbegal ist wirklich beeindruckend. Wer je in die nähe von Avignon kommt.sehe sie sich an.Wenn ich es hinkriege poste ich mal ein paar Detailaufnahmen ,die ich letztes Jahr dort gemacht habe,
 
Ich bin heute auf einen Artikel genau zu diesem Mühlenwerk aufmerksam geworden:

Römischer Mühlenkomplex: Der Trick mit dem Knick


Also die Mühlenanlage von Barbegal ist wirklich beeindruckend. Wer je in die nähe von Avignon kommt.sehe sie sich an.Wenn ich es hinkriege poste ich mal ein paar Detailaufnahmen ,die ich letztes Jahr dort gemacht habe,

Wir bitten darum und warten gespannt darauf.:) Zumal derzeit Avignon unereichbar ist:(. Ich war zum letzten Mal 2001 da, habe leider die Anlage nicht besichtigt.
 
Zurück
Oben