Die Wahl von Neuss als Militärstandort

LEG XVII

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Was machte Neuss geeignet als römischen Militärstandort? Was machte die Lokation geeignet als ersten großen römischen Militärstandort am Rhein überhaupt. Die Standorte Xanten und Bonn lagen gegenüber der Mündung von Flüssen, die nach Germanien hineinführten (Lippe, Sieg). Bei Neuss mündet jedoch kein nach Germanien hineinführender Fluss in den Rhein. Es bliebe also evt. eine Furt übrig, die Neuss als Standort interessant gemacht hätte. Etwa eine Furt der Altstraße Neuss-Herdecke. Ist in Neuss eine Furt aus römischer Zeit belegt?

Wenn es bei Neuss eine Furt gegeben hätte, würde dies angesichts der Tatsache, dass Neuss der erste große Militärstandort am Rhein war, auch darauf hindeuten, dass die Route entlang der Altstraße Neuss Herdecke die erste Aufmarschrichtung der Römer nach Germanien hinein war, und der Lipperaum u. U. erst nach Arbeiten an der Lippe zur besseren Befahrbarkeit für Schiffe als Aufmarschrichtung an Bedeutung gewann.
 
Bei Neuss mündet linksrheinisch die Erft in den Rhein, rechtsrheinisch sind Wupper-, Düssel- und Ruhrmündung nicht weit entfernt. Der wiki-Artikel zu Novaesium ist recht ausführlich und nennt weitere Gründe, warum Neuss für die Römer interessant war. :winke:

Novaesium ? Wikipedia


 
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Bei Neuss mündet linksrheinisch die Erft in den Rhein, rechtsrheinisch sind Wupper-, Düssel- und Ruhrmündung nicht weit entfernt. Der wiki-Artikel zu Novaesium ist recht ausführlich und nennt weitere Gründe, warum Neuss für die Römer interessant war. :winke:

Novaesium ? Wikipedia


Das mit dem Schutz durch natürliche Hindernisse kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Die Römer haben sich nicht in ihren Garnisonen verschanzt, sondern haben sich in einer offenen Feldschlacht dem Gegner gestellt, und den Gegner dann in einer formierten Schlachtordnung bekämpft. Zu diesem Zweck war eine Ebene ohne irgendwelche Hindernisse ideal.

Ruhr, Wupper und Düssel sind auch eher kleinere Flüsse, ich denke nicht das die im Jahr 20 v. Chr. für die Römer besonders interessant waren. Der einzige größere Fluss in der Gegend war die Lippe, so dass die Römer, als sie am Rhein ankamen, doch eigentlich an der Lippemündung, also bei Xanten, die erste große Garnison hätten errichten müssen. Getan haben sie es aber bei Neuss, und das hatte einen bestimmten Grund.
 
Die offensive Phase der Römer rechts des Rheins würde ich zwischen Drusus und Varus, vielleicht auch noch Germanicus also von 12 v. Chr. bis 9 bzw 16 n.Chr. sehen.
Novaesium bestand bereits als Drusus aktiv wurde bis mindestens 256/57 n Chr. Die frühestens Funde werden 20-15 v. Chr. datiert und könnten somit im Zusammenhang der Clades Lolliana ? Wikipedia stehen.

In diesen über 250 Jahren wurde Novaesium nicht mal 30 Jahre offensiv genutzt. Bei einer überwiegend defensiven Nutzung - als Teil des Niedergermanischen Limes - sind natürliche Hindernisse vorteilhaft.

Bei Moers gegenüber der Ruhrmündung wurde das Römerlager Asciburgium gefunden. Dies lässt darauf schließen, dass zumindest für die Ruhr bei den Römern ein gewisses Interesse bestand.
 
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Bezgl. des defensiven Charakters von Neuss stellt sich mir dann aber auch die Frage, warum die Römer die Rheingrenze dann ausgerechnet in Neuss verteidigen bzw. stabilisieren wollten. Dann muss es dort ja ein erhöhtes Gefahrenpotential gegeben haben. Z. B. durch eine Aufmarschroute aus dem Inneren Germaniens, also einer historischen Straße, die bei Neuss den Rhein überquerte.
 
Ich denke, daß man solchen Dingen wie dem Standort eines Römerlagers oft zu viel strategische Bedeutung zumißt. Es mag auch einfach Zufall gewesen sein.

Eine römische Armee marschiert an den Rhein bei Neuss und schlägt dort ihr provisorisches Sommerlager auf. Leider erledigen sich die eigentlichen Ziele des Feldzuges, also bleibt man über Winter und befestigt das Lager.

Im nächsten Jahr tut sich wieder nix, weil die Herren in Rom gerade andere Sorgen haben. Und so wird das Lager weiter ausgebaut. Mittlerweile ist daraus ein ansehnliches Fort geworden und so schlecht ist die Lage dann auch nicht, also behält man es für weitere Feldzüge bei.

Vor dem Lager bildet sich eine Ansiedlung von Händlern und Handwerkern (Canabae) und unter Hadrian bekommt die Siedlung Stadtrechte.
 
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Neuss liegt nur ein Tagesmarsch einer Legion nördlich der alten Ubierstadt (Köln), welche dort auf Anweisung der Römer angesiedelt wurden.
Rom wollte wohl die Unier nicht brüskieren und direkt eine Garnison in die neue Stadt legen.
Das Gebiet der Unier endete wohl einen Tagesmarsch nördlich von Neuss, an einem Bach in Gelduba (heutiger Mühlenbach in Krefeld-Gellep). Also war Neuss hier sogar relativ Zentral gelegen.
Zum passivsen Schutz. Bei einem Lager welches auf einem Hügel liegt ist aus zweierlei gründen bevorzugt.
Bei einem angriff ist der Angreifer etwas erschöpfter und der Verteidiger kann etwas ausgeruhter auf den Gegner treffen.
Zum anderen ist am Rhein im Winterhalbjahr immer mit Hochwasser zu rechnen. Und ein erhöhtes Lager wird dann nicht so schnell überschwemmt.

Apvar
 
Ich denke, daß man solchen Dingen wie dem Standort eines Römerlagers oft zu viel strategische Bedeutung zumißt. Es mag auch einfach Zufall gewesen sein.

Zufall war hier meiner Meinung nach nicht im Spiel, ein oder mehrere römische Legionen kamen eigentlich nicht zufällig irgendwo an. Römische Legionen waren zum Vorwärtskommen auf Wege angewiesen, und da Wege zu jener Zeit nicht parallel zu Flüssen verliefen, muss der Weg, auf dem die Legionen zwecks Stabilisierung der Grenze den Rhein erreichten, ja auch mehr oder weniger orthogonal zum Rhein, aber auf jeden Fall direkt auf Neuss zugeführt haben. Auf der anderen Seite des Rhein gab es mit der Altstraße Neuss Herdecke auch eine historische Straße. Dass man um die Zeitenwende bei Neuss den Rhein irgendwie überqueren konnte ist also nicht ganz abwegig denke ich.
 
Zufall war hier meiner Meinung nach nicht im Spiel, ein oder mehrere römische Legionen kamen eigentlich nicht zufällig irgendwo an. Römische Legionen waren zum Vorwärtskommen auf Wege angewiesen, ...

Da gebe ich dir recht. Sie sind wohl einen Weg entlang marschiert oder haben zumindest gangbares Gelände benutzt. Ich sage nur, daß weitergehende strategische Überlegungen auf Basis tiefergehender geographischer Kenntnisse oder taktisch-militärische Überlegungen nicht zwangsläufig eine Rolle gespielt haben müssen.
 
Lange Dammwege in der Wuppertaler Senke

Die ersten römischen Garnisonen am Rhein nördlich der deutschen Mittelgebirge lagen in Neuss (Novaesium) und Xanten (Vetera). Dies lässt darauf schließen, dass diese beiden Orte eine besondere strategische Bedeutung hatten, also dass sie bedeutende Verkehrswege nach Osten ins Innere Germaniens überwachten, welche die Römer dann auch für den Vorstoß ins Innere Germaniens nutzen konnten. Im Fall von Xanten war dies die Lippe als Wasserverkehrsweg, im Fall von Neuss war dies die Altstraße Neuss-Herdecke, zusammen mit der Verlängerung dieser Altstraße bis Wickede als Verbindung zum Haarweg.
Die Ausgrabungen von Dorsten zeigen, dass von den Römern dann auch entlang der Lippe eine Straße angelegt wurde. Auch die Altstraße Neuss-Herdecke wurde gemäß den römischen Anforderungen ausgebaut, noch heute wird diese Straße auf einigen Abschnitten 'Römerweg' bzw. 'Römerstraße' genannt.

Die Altstraße Neuss-Herdecke gewährleistete in ihrer Funktion als Höhenstraße zwar festen Untergrund, hatte aber auch den Nachteil vieler zu überwindender Steigungen, was den Transport von schweren Lasten schwierig machte, s. Höhenprofil der Strecke Gevelsberg nach Herdecke über die Höhenstraße. Vorteilhafter für den Lastentransport wäre daher eine Route durch die Wuppertaler Senke gewesen, s. Höhenprofil der Strecke Gevelsberg nach Herdecke durch das Ennepe-Tal. Die Senke besteht aus stark gefalteten, durch hohe Niederschläge abgetragenen und verkarsteten Massenkalken, die auf einer mittleren Höhenlage von 200 m auf langer Strecke eben sind. Nach Norden und Süden steigen steile Hänge auf hochgelegene Höhenrücken und Hochflächen an. Inselartige Heraushebungen wie der Linderhauser Rücken gliedern die Wuppertaler Senke. (Wikipedia: Wuppertaler Senke)

Die Route hätte also durch die flachen Flusstäler von Wupper, Ennepe und Ruhr geführt, unterbrochen im Wesentlichen nur von einer kurzen Strecke eines Höhenweges von Heckinghausen über den Linderhauser Rücken nach Gevelsberg. Da Flusstäler in der Antike aber sumpfig waren, hätte diese Route den Bau langer Dammwege (lat. pontes longi) erfordert, mit dem Nachteil der kostspieligen Wartung. Die antiken Quelle berichten aber, dass Lucius Domitius in seiner Zeit als Oberbefehlshaber in Germanien nach 3 v. Chr. lange Dammwege in Germanien errichten ließ (Wikipedia: Lucius Domitius).

Interessanter Weise gab es auch eine Schlacht an den Pontes longi. Der römische Schriftsteller Tacitus berichtet, dass sich das römische Heer nach der Schlacht im Unwegsamen im Jahr 15 n. Chr. aus Germanien zurückzog. Germanicus, der sich zu dieser Zeit westlich der Weser befand, zog sich zunächst an die Ems zurück und führte dann 4 Legionen auf dem Fluss- bzw. Seeweg zurück an den Niederrhein. Diese erlitten durch eine Sturmflut schwere Verluste.
Zuvor befahl er dem Legat Caecina, mit vier Legionen, nämlich der 1., der 5., der 20. und der 21. (alles in allem 28.000 bis 30.000 Mann einschließlich Tross), einen als „pontes longi“ („lange Brücken“) bezeichneten Weg, der um das Jahr 1 n. Chr. von den Römern angelegt worden war, instand zu setzen: "Caecina, der sein eigenes Heer führte, erhielt die Anweisung, obwohl sein Rückmarsch über bekannte Gegenden ging, er solle sobald als möglich über die langen Brücken zu kommen suchen." Da Holzbohlenwege für die Fortbewegung von römischen Legionen ungeignet waren, hat es sich bei den pontes longi um Dammwege gehandelt.

Als Caecina und seine Truppen den Dammweg erreichten, der in einem desolaten Zustand war, waren sie von Arminius' Kriegern, die in viel größerer Zahl als erwartet angerückt waren, umzingelt, und zwar so, dass die Römer in der sumpfigen Niederung Straßenbau betrieben, während die Germanen auf der bewaldeten Höhe lagerten. So ließ Caecina ein Lager errichten, während der andere Teil der Truppen mit den Angriffen der Germanen beschäftigt war. Nach schweren und verlustreichen Kämpfen zogen sich die Römer am Abend ins Lager zurück. Die Germanen ließen dann durch das Umleiten von Bächen Wassermassen von den Höhen herabfließen, die den mühsam errichteten Dammweg auch noch zunichtemachten. Am nächsten Tag gaben die Römer den weiteren Bau am Dammweg auf und setzten ihren Marsch über eine Hochebene fort, die aber anscheinend zu schmal war, um die geplante „Vierecksformation“ zu ermöglichen, durch die der Tross in der Mitte durch die an den Flanken aufgestellten 5. und 21. Legion geschützt werden sollte, während die 20. die Nachhut und die 1. die Vorhut bildete. Die Legionen an den Flanken verließen aber ihre Stellung und gaben den Germanen Gelegenheit, den Tross anzugreifen. In den Kämpfen um den Tross zeichnete sich vor allem die 1. Legion aus, die sich mutig den Germanen entgegenwarf. Bald führte aber der Weg wieder in sumpfiges Gelände; die Römer konnten sich gegen Abend nur unter enorm großen Verlusten endlich ins Trockene freikämpfen, wo sie ein notdürftig befestigtes Lager errichteten und kaum noch Proviant hatten.

Wikipedia: Die Schlacht an den Pontes longi

Ausgangpunkt für die Geschehnisse der Schlacht an den Pontes longi ist also eine Lokation westlich der Weser, von wo aus Caecina die 1., 5., 20. und 21. Legion an den Rhein führte. Dabei konnte er aber nicht den kürzesten Weg nehmen, der ihn nach Vetera/Xanten geführt hätte, sondern er musste einen Umweg machen, um die pontes longi instand zu setzen. Bei den pontes longi hat es sich daher also wahrscheinlich um die Dammwege durch die Wuppertaler Senke gehandelt, um dann bei Novaesium/Neuss den Rhein zu überqueren.

Beim Marsch durch die Wuppertaler Senke konnten die Germanen die Römer am 1. Tag der Schlacht an den Pontes longi im Tal der Ennepe zwischen Hagen und Gevelsberg erst einmal von den bewaldeten Höhen aus angreifen.

Auf dem Höhenzug des Linderhauser Rücken konnten die Römer dann am 2. Tag der Schlacht in einer rudimentären Vierecksformation marschieren, um dann bei Heckinghausen ins Tal der Wupper und damit wieder in sumpfiges Gelände zu gelangen.

Bei Sonnborn konnten die Römer die Wuppertaler Senke dann verlassen und hatten sich zu diesem Zeitpunkt den Weg auf trockenes Gelände freigekämpft.



Beigefügte Abb.: Relief der Wuppertaler Senke (Wikipedia)
 

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Schlacht an den Pontes longi Tag 1

Beigefügte Abb.: Schlacht an den Pontes longi Tag 1, Marsch der Caecina Legionen (blau) und des Trosses (dunkelblau) durch das Tal der Ennepe, Angriffe der Germanen (rot)
 

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Schlacht an den Pontes longi Tag 2

Beigefügte Abb.: Schlacht an den Pontes longi Tag 2, Marsch der Caecina Legionen (blau) und des Trosses (dunkelblau) in Vierecksformation über den Linderhauser Rücken, Angriffe der Germanen (rot)
 

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noch heute wird diese Straße auf einigen Abschnitten 'Römerweg' bzw. 'Römerstraße' genannt.

Bei solchen Straßenbenennungen und "noch heute" wäre ich vorsichtig. Dieses "noch heute" impliziert eine Kontinuität, die erst mal nachzuweisen wäre. Wann wurde die Straße tatsächlich das erste Mal Römerweg/-straße genannt?
Es kann durchaus sein, dass man in Zeiten, in denen man dem Mittelalter wenig zugetraut hat, eine Straße den Römern zusprach, die gar keine römische war oder aber, der Name Römerweg/Römerstraße zeigt an, dass diese Straße besonders häufig von Pilgern verwendet wurde, die nach Rom pilgerten. Das sind Möglichkeiten, die in Betracht zu ziehen sind. Aber selbst wenn die Straße tatsächlich römischen Ursprungs ist, wäre ich bei der Heranziehung des Namens vorsichtig, nicht aus linguistischen Gründen, wie bei der Romecke, die, obwohl sie direkt an einem Römerlager vorbeifließt, mit ziemlicher Sicherheit nichts mit dem Namen Rom zu tun hat, sondern vielmehr deshalb, weil der Name rezent genau deshalb vergeben worden sein kann, weil man die Straße den Römern zuweisen konnte. Das wäre dann eine politische Entscheidung des 19./20. Jahrhunderts, die keinerlei Beweiskraft hat sondern ihrerseits den Fakten (oder was man dafür hielt) geschuldet ist.



Ausgangpunkt für die Geschehnisse der Schlacht an den Pontes longi ist also eine Lokation westlich der Weser, von wo aus Caecina die 1., 5., 20. und 21. Legion an den Rhein führte.
Nein. Bei Tacitus steht ausdrücklich, dass Germanicus das Heer zurück zu Ems führte und es dort aufteilte. Caecinas wurde dann dem sicherlich dramatisierten Bericht Tacitus' zufolge von Aggripina am Kopf der Rheinbrücke von Vetera empfangen.

Mox reducto ad Amisiam exercitu, legiones classe, ut advexerat, reportat; pars equitum litore Oceani petere Rhenum iussa; Caecina, qui suum militem ducebat, monitus...

Dabei konnte er aber nicht den kürzesten Weg nehmen, der ihn nach Vetera/Xanten geführt hätte, sondern er musste einen Umweg machen, um die pontes longi instand zu setzen.
Caecinas Auftrag war es ausdrücklich nicht, sich an den pontes longi aufzuhalten, um sie instand zu setzen, sondern ausdrücklich sie schnell hinter sich zu bringen. Er sollte keinen Umweg machen. Du konstruierst dir hier wieder was zusammen, was teilweise in krassem Widerspruch zu Tacitus steht.
 
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Bei solchen Straßenbenennungen und "noch heute" wäre ich vorsichtig. Dieses "noch heute" impliziert eine Kontinuität, die erst mal nachzuweisen wäre. Wann wurde die Straße tatsächlich das erste Mal Römerweg/-straße genannt?
Es kann durchaus sein, dass man in Zeiten, in denen man dem Mittelalter weng zugetraut hat, eine Straße den Römern zusprach, die gar keine römische war oder aber, der Name Römerweg/Römerstraße zeigt an, dass diese Straße besonders häufig von Pilgern verwendet wurde, die nach Rom pilgerten. Das sind Möglichkeiten, die in Betracht zu ziehen sind. ...

Richtig. Die "Römerschanze" bei Potsdam hat ihren Namen vermutlich durch die Verballhornung von "Räuberschanze" erhalten. Römer hat es dort ja wohl nie gegeben und sie bauten keine runden Lager (oder will jemand die Theorie der rundlagerbauenden ostelbischen Römer verfechten?).

Und ein paar so genannte "Römerbrücken" in Spanien sind tatsächlich im Mittelalter erbaut worden.
 
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Caecinas wurde dann dem sicherlich dramatisierten Bericht Tacitus' zufolge von Aggripina am Kopf der Rheinbrücke von Vetera empfangen.

Von Vetera les ich bei Tacitus aber nichts. Im Kontext der Beschreibung der Heimkehr der Legionen von den Pontes Longi beschreibt Tacitus, dass Aggripina am Aufgang einer Brücke über den Rhein gestanden hat, wo die Brücke stand sagt Tacitus explizit nicht. Für mich ergibt sich daraus eindeutig, dass mit dieser Bücke der Brückenkopf der Pontes longi gemeint war.

Caecinas Auftrag war es ausdrücklich nicht, sich an den pontes longi aufzuhalten, um sie instand zu setzen, sondern ausdrücklich sie schnell hinter sich zu bringen. Er sollte keinen Umweg machen. Du konstruierst dir hier wieder was zusammen, was teilweise in krassem Widerspruch zu Tacitus steht.

Stimmt, Caecina sollte von dem Ort an dem die Legionen sich trennten schnell über die Pontes longi an den Rhein, die Ausbesserungsarbeiten an den Pontes Longi waren bedingt durch den schlechten zustand derselben. Wichtig ist aber eigentlich auch nur, dass er eben über die Pontes Longi ging.
 
Richtig. Die "Römerschanze" bei Potsdam hat ihren Namen vermutlich durch die Verballhornung von "Räuberschanze" erhalten. Römer hat es dort ja wohl nie gegeben und sie bauten keine runden Lager (oder will jemand die Theorie der rundlagerbauenden ostelbischen Römer verfechten?).

Und ein paar so genannte "Römerbrücken" in Spanien sind tatsächlich im Mittelalter erbaut worden.

Schon klar. Es gibt aber durchaus auch als 'Römerstraße' benannte Straßen, die auch Römerstraßen waren:

https://www.google.de/maps?q=Römers...rs&hnear=Römerstraße,+78183+Hüfingen&t=m&z=16
 
Für mich ergibt sich daraus eindeutig, dass mit dieser Bücke der Brückenkopf der Pontes longi gemeint war.

So ein Unsinn. Die pontes Longi waren Bohlen- und aufgeworfene Dammwege in Sümpfen. Agrippina stand (angeblich) auf der Rheinbrücke (Rheno pontem). Nicht auf den pontes longi, die als angustus is trames vastas inter paludes et quondam a L. Domitio aggeratus beschrieben werden.

Von Vetera les ich bei Tacitus aber nichts.
Dann liest du Tacitus zu ausschnitthaft. Germanicus zieht mit den bereits wieder ruhig gestellten Legionen aus dem Köln-Bonner Raum zur Castra Vetera (loco Vetera nomen est), wo die V. und die XXI. Legion stationiert sind. Er schickt dann einen Brief ins Lager zu Caecina, der hier Stützpunktskommandant ist und Caecina lässt daraufhin mit den Teilen der Legion, die ihm noch treu ergeben sind, die Rädelsführer umbringen.
Damit ist die Rebellion niedergeschlagen und Germanicus betritt das Lager (Vetera). Nachdem man ihn um Verzeihung gebeten hat, leitet die Wut der Legionäre um, indem er sie in Feindesland führt, wozu er die Brücke über den Rhein schlagen lässt.

Dann kommt es schließlich zum Feldzug bei dem Varusschlachtfeld besucht wird. Und Caecina soll durch das Land der Brukterer (nicht etwa der Marser) zur Ems marschieren, wo er sich mit Germanicus treffen soll. Wo marschiert Caecina los? Natürlich dort, wo er a) Stützpunktskommandant ist und wo b) er schnell an den befohlenen Ort kommt. Also entweder quer durch West-Westfalen oder erst die Lippe hoch bis Haltern und dann den Hilinkiweg, der ihn von dort weiter zur Ems führt.

Wenn Caecina also von Agrippina an der Rheinbrücke erwartet wird, dann wird das a) die Rheinbrücke sein, die schon vorher erwähnt wurde und b) wird Caecina zu seinem Stützpunkt Vetera zurückmarschiert sein.

Schon klar. Es gibt aber durchaus auch als 'Römerstraße' benannte Straßen, die auch Römerstraßen waren:

https://www.google.de/maps?q=Römers...rs&hnear=Römerstraße,+78183+Hüfingen&t=m&z=16


Darum geht es nicht. Die Frage ist, wann und warum sie den Namen Römerstraße erhielten.
 
So ein Unsinn. Die pontes Longi waren Bohlen- und aufgeworfene Dammwege in Sümpfen. Agrippina stand (angeblich) auf der Rheinbrücke (Rheno pontem). Nicht auf den pontes longi, die als angustus is trames vastas inter paludes et quondam a L. Domitio aggeratus beschrieben werden.

Ja da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Die Pontes longi waren selbstverständlich Dammwege, meiner Hypothese nach Dammwege durch die Wuppertaler Senke als Abkürzung vom Rheinland zur Hellwegbörde. Und stellen wir uns das beurwaldete Bergische Land vor 2000 Jahren vor, die vielen kleinen versumpften Täler müssen den Römern wie ein einziger großer Morast vorgekommen sein.
Wie auch immer, die Abkürzung vom Rheinland zur Hellwegbörde bedingte natürlich auch, dass es am Ende der Pontes longi Fernstraße eine Brücke über den Rhein gab, und auf der Bücke stand die Aggripina dann, egal wo sie sich vorher und dann auch hinterher wieder aufgehalten hat.
Auch Caecina kann dann linksrheinisch wieder zurück nach Vetera marschiert sein, da spricht ja nichts dagegen.

Oben habe ich gesagt, dass Germanicus und Caecina sich irgendwo westlich der Weser trennten. Gemäß dem 'Schlacht im Unwegsamen' Thread gehe ich aber natürlich davon auf, dass sie sich in der Nähe des Plackweges trennten, also nördlich davon auf dem Haarweg, und von dort aus wäre der Weg durch die Wuppertaler Senke einerseits ein schneller Weg zum Rhein und damit erst einmal in die Sicherheit gewesen, anderseits dürfte das sumpfige Bergische Land mangels guter landwirtschaftlicher Bedingungen nur sehr dünn besiedelt gewesen sein, was die Wahrscheinlichkeit weiterer Feinkontakte vermeindlich minimiert hätte. Allerdings hat Arminius diesen Plan ja druchkreuzt.
 
Normalerweise gehen die Altstraßen doch nach Möglichkeit auf den Höhen entlang, warum sollte eine Altstraße durch ein sumpfiges Tal führen? ist das übrigens deine website, LEG XVII? -> ALISONENSIS
 
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