Die Schwächen der römischen Armee sind bekannt.
Asymmetrische Kriegsführung und berittene Bogenschützen.
Ich vermute, Du kommst zu diesem Urteil wegen der Niederlage bei Carrhae und wegen der Germanenkriege. An beiden Aussagen habe ich Zweifel.
Bezüglich Carrhae sehe ich die Ursachen für die Niederlage eher in anderen Faktoren aus der Wirkung berittener Bogenschützen. Rom hat mehrere Jahrhunderte lang eine "feindselige Nachbarschaft" mit den Parthern gepflegt und konnte sich dabei im Allgemeinen ganz gut gegen berittene Bogenschützen behaupten. Zumal die Bogenwaffe zu damaliger Zeit vermutlich nicht genug Durchschlagkraft hatte, um römische Schilde oder Körperpanzerungen zu durchdringen. Der Pfeilbeschuss war eher "lästig" als tödlich.
Bezüglich der Germanenkriege ist es eine Definitionsfrage, ob man überhaupt von "asymmetrischer Kriegführung" reden kann. Sicher hatten die Germanen eine ganz andere Wehrverfassung und ganz andere "Lieblingstaktiken" als das römische Reich. Sicher haben sie auch irgendwann gemerkt, dass es ziemlich schmerzhaft war, die Römer auf die gleiche Weise bekämpfen zu wollen wie früher einen rivalisierenden Nachbarstamm. Das führte mit einiger Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung neuer Gefechtstechniken - vielleicht sogar zu solchen, die man heute als "asymmetrisch" bezeichnen könnte. Aber erstens wissen wir über germanische Taktik zu wenig, um das sicher behaupten zu können, und zweitens haben die Germanen bei den Römern gerade dann den größten "Eindruck" hinterlassen, wenn sie genau NICHT mit asymmetrischen Methoden gekämpft haben. Die Varuslegionen sind nicht von ein paar Partisanen besiegt worden. Die Schlachten bei Idistavisa und am Angrivarierwall sehen auch nicht nach Guerilla-Aktionen aus.
Sowohl gegen die Parther als auch gegen die Germanen hatte Rom das Problem, dass schwere Infanterie den Kern der Legionen bildete. Schwere Infanterie kann nämlich weder galoppierende Pferde verfolgen, noch in schwierigem Gelände (bergig, weicher Untergrund, dicht bewachsen etc.) bewegliche Leichtbewaffnete bekämpfen. Dieses Grundproblem hat Rom aber auf bestechend einfache Art gelöst: Man hat sich Hilfstruppen zugelegt, die all die Dinge tun konnten, für die "muli mariani" (bösartige zeitgenössische Bezeichnung für "Legionäre") zu schwer(fällig) waren.
Jetzt meine Frage: Ich finde keine Hinweise darauf wie die Kriegsführung und eben diese Bogenschützen entstanden sind.
Nun gut man setzt nen Typ mit Pfeil und Bogen auf ein Pferd et voila...
Nein ich meine gibt es Aufzeichnungen/Überlegungen auf die gerade die Taktik zurückgreift?
Googel doch mal nach einschlägigen Stichworten wie "berittene Bogenschützen" oder "Hunnen" oder "Reiterbogen" etc pp. Da wird schnell deutlich, dass es um Völker geht, die vorwiegend nomadisch in weitem, offenen Land gelebt haben. Viel Platz, wenig Bäume. Diese Völker haben sich das Pferd nutzbar gemacht, um schnell weite Strecken genauso schnell zurücklegen zu können wie die Hauptnutztiere. Die Bogenwaffe haben sie fortentwickelt, um Beutetiere (z.B. Wildesel) jagen zu können, die schnell rennen konnten, eine große Fluchtdistanz hatten und an die man sich (mangels Baumbewuchs) nicht anschleichen konnte.
Dass Menschen, die ans Reiten gewöhnt sind, die mit dem Bogen umgehen können und die dauernd auf der Wanderschaft sind, diese Fertigkeiten irgendwann auch für kriegerische Zwecke nutzen (und vielleicht sogar "kultivieren") ist wenig überraschend.
Dass der Bogen für den Krieg nutzbar gemacht wurde, hing auch damit zusammen, dass es sich um Gesellschaften handelte, in denen starke Körperpanzer unüblich waren (schon aus Metallmangel).
In unseren Breiten sah das anders aus. Hier herrscht teilgedecktes Gelände vor, was die Reichweite der Bogenwaffe beschränkt. Und hier waren relativ früh in der Entwicklungsgeschichte Defensivwaffen wie Schilde oder (z.B. bei den Römern) Körperpanzer in Gebrauch. Deshalb blieb die Bogenwaffe in unseren Breiten für Kriegszwecke lange Zeit ungenutzt weil weitgehend wirkungslos. Der "normale" Reiterbogen hatte eine Zugkraft von maximal 75 Pfund. Damit erledigt man keinen Legionär mit Scutum. Damit hält man vermutlich nicht mal einen Germanen mit dürftigem Flechtschild auf.
Der Bogen als Waffe in der Antike wird überschätzt. Seine Wirkung konnte damals durch Defensivwaffen so weit vermindert werden, dass der Einsatz fragwürdig wurde. Man denke an die Kriege der Griechen gegen die Perser. Da wurde überliefert, dass die persischen Bogenschützen mit ihren Pfeil-Schwärmen den Himmel verdunkeln konnten. Trotzdem konnten die Griechen sich behaupten. Die Bogenwaffe stellte keinen "strategischen Vorteil" dar.
Zeitweise war der Bogen dann stark genug, um auch gepanzerte Feinde zu "plätten". Das kam aber viel später.
MfG