Eine Frage zur asymmetrischen Kriegsführung gegen die Römer

S.K. Relssek

Mitglied
Die Schwächen der römischen Armee sind bekannt.

Asymmetrische Kriegsführung und berittene Bogenschützen.

Jetzt meine Frage: Ich finde keine Hinweise darauf wie die Kriegsführung und eben diese Bogenschützen entstanden sind.
Nun gut man setzt nen Typ mit Pfeil und Bogen auf ein Pferd et voila...
Nein ich meine gibt es Aufzeichnungen/Überlegungen auf die gerade die Taktik zurückgreift?

:winke:
 
Die berittenen Bogenschützen der iranisch-skythischen Reitervölker, zu denen auch Sarmaten und Parther gehörten (ursprünglich wohl sogar die Perser), sind weit älter als die Stadt Rom.

Schwer zu sagen, wann und warum diese Völker, wie auch die asiatischen Reitervölker genau diese Taktik entwickelt haben.

Die Germanen sind wohl erst mit Arminius zum großmaßstäblichen Guerillakrieg übergegangen. Arminius hatte die Schwäche wohl in den pannonischen Kriegen erkannt. Dann müssen das also die Illyrer auch angewandt haben. In Spanien hatten die Römer aber nach dem 2ten punischen Krieg schon ähnliche Probleme.

Ich denke Hinterhalte und Hit & Run sind so alt wie der Krieg selbst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tag Leute :winke:
werter Agricola, es stimmt dass wir nie erfaren werden wann die ersten berittenen Bogenschützen gab, aber sehr wohl warum. Der Vorgrnger, wie du sicherlich weiss, war Streitwagen ( und ja, die Steppennomaden kannten Streitwagen genau so wie Ochsenkarren, der ist in Mongolei bis heute in benutzung :nono: ) von dennen man auch jagte. Alladings nicht eder Nomade konnte einen haben und sobald der erste Jäger ein Pferd bestiegen hat war auch ein berittene Bogenschutze geboren.

Und etzt mein Sempf zu Hinterhalten allgemein.
Ich glaube dass die geferlichsten an Hinterhälten ist dass die Kommandostrucktur und die Kommunikation zusammenbricht, egal wie diszipliniert und gedrillt eine Streitmacht ist, ihr drot die zersplitterung in kleinere Einheiten die versuchen in verschiedene Richtungen durchzukämpfen und der Gegner hat leichtes Spiel :devil:
 
Die Schwächen der römischen Armee sind bekannt.

Asymmetrische Kriegsführung und berittene Bogenschützen.
Ich vermute, Du kommst zu diesem Urteil wegen der Niederlage bei Carrhae und wegen der Germanenkriege. An beiden Aussagen habe ich Zweifel.

Bezüglich Carrhae sehe ich die Ursachen für die Niederlage eher in anderen Faktoren aus der Wirkung berittener Bogenschützen. Rom hat mehrere Jahrhunderte lang eine "feindselige Nachbarschaft" mit den Parthern gepflegt und konnte sich dabei im Allgemeinen ganz gut gegen berittene Bogenschützen behaupten. Zumal die Bogenwaffe zu damaliger Zeit vermutlich nicht genug Durchschlagkraft hatte, um römische Schilde oder Körperpanzerungen zu durchdringen. Der Pfeilbeschuss war eher "lästig" als tödlich.

Bezüglich der Germanenkriege ist es eine Definitionsfrage, ob man überhaupt von "asymmetrischer Kriegführung" reden kann. Sicher hatten die Germanen eine ganz andere Wehrverfassung und ganz andere "Lieblingstaktiken" als das römische Reich. Sicher haben sie auch irgendwann gemerkt, dass es ziemlich schmerzhaft war, die Römer auf die gleiche Weise bekämpfen zu wollen wie früher einen rivalisierenden Nachbarstamm. Das führte mit einiger Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung neuer Gefechtstechniken - vielleicht sogar zu solchen, die man heute als "asymmetrisch" bezeichnen könnte. Aber erstens wissen wir über germanische Taktik zu wenig, um das sicher behaupten zu können, und zweitens haben die Germanen bei den Römern gerade dann den größten "Eindruck" hinterlassen, wenn sie genau NICHT mit asymmetrischen Methoden gekämpft haben. Die Varuslegionen sind nicht von ein paar Partisanen besiegt worden. Die Schlachten bei Idistavisa und am Angrivarierwall sehen auch nicht nach Guerilla-Aktionen aus.

Sowohl gegen die Parther als auch gegen die Germanen hatte Rom das Problem, dass schwere Infanterie den Kern der Legionen bildete. Schwere Infanterie kann nämlich weder galoppierende Pferde verfolgen, noch in schwierigem Gelände (bergig, weicher Untergrund, dicht bewachsen etc.) bewegliche Leichtbewaffnete bekämpfen. Dieses Grundproblem hat Rom aber auf bestechend einfache Art gelöst: Man hat sich Hilfstruppen zugelegt, die all die Dinge tun konnten, für die "muli mariani" (bösartige zeitgenössische Bezeichnung für "Legionäre") zu schwer(fällig) waren.

Jetzt meine Frage: Ich finde keine Hinweise darauf wie die Kriegsführung und eben diese Bogenschützen entstanden sind.
Nun gut man setzt nen Typ mit Pfeil und Bogen auf ein Pferd et voila...
Nein ich meine gibt es Aufzeichnungen/Überlegungen auf die gerade die Taktik zurückgreift?
Googel doch mal nach einschlägigen Stichworten wie "berittene Bogenschützen" oder "Hunnen" oder "Reiterbogen" etc pp. Da wird schnell deutlich, dass es um Völker geht, die vorwiegend nomadisch in weitem, offenen Land gelebt haben. Viel Platz, wenig Bäume. Diese Völker haben sich das Pferd nutzbar gemacht, um schnell weite Strecken genauso schnell zurücklegen zu können wie die Hauptnutztiere. Die Bogenwaffe haben sie fortentwickelt, um Beutetiere (z.B. Wildesel) jagen zu können, die schnell rennen konnten, eine große Fluchtdistanz hatten und an die man sich (mangels Baumbewuchs) nicht anschleichen konnte.

Dass Menschen, die ans Reiten gewöhnt sind, die mit dem Bogen umgehen können und die dauernd auf der Wanderschaft sind, diese Fertigkeiten irgendwann auch für kriegerische Zwecke nutzen (und vielleicht sogar "kultivieren") ist wenig überraschend.

Dass der Bogen für den Krieg nutzbar gemacht wurde, hing auch damit zusammen, dass es sich um Gesellschaften handelte, in denen starke Körperpanzer unüblich waren (schon aus Metallmangel).

In unseren Breiten sah das anders aus. Hier herrscht teilgedecktes Gelände vor, was die Reichweite der Bogenwaffe beschränkt. Und hier waren relativ früh in der Entwicklungsgeschichte Defensivwaffen wie Schilde oder (z.B. bei den Römern) Körperpanzer in Gebrauch. Deshalb blieb die Bogenwaffe in unseren Breiten für Kriegszwecke lange Zeit ungenutzt weil weitgehend wirkungslos. Der "normale" Reiterbogen hatte eine Zugkraft von maximal 75 Pfund. Damit erledigt man keinen Legionär mit Scutum. Damit hält man vermutlich nicht mal einen Germanen mit dürftigem Flechtschild auf.

Der Bogen als Waffe in der Antike wird überschätzt. Seine Wirkung konnte damals durch Defensivwaffen so weit vermindert werden, dass der Einsatz fragwürdig wurde. Man denke an die Kriege der Griechen gegen die Perser. Da wurde überliefert, dass die persischen Bogenschützen mit ihren Pfeil-Schwärmen den Himmel verdunkeln konnten. Trotzdem konnten die Griechen sich behaupten. Die Bogenwaffe stellte keinen "strategischen Vorteil" dar.

Zeitweise war der Bogen dann stark genug, um auch gepanzerte Feinde zu "plätten". Das kam aber viel später.

MfG
 
Arminius hatte die Schwäche wohl in den pannonischen Kriegen erkannt. Dann müssen das also die Illyrer auch angewandt haben.

Achtung, Faktoid. Wir wissen nicht, ob cheruskische Hilfstruppen und namentlich Arminius in Pannonien war(en). Das ist eine Interpretation aus Velleius' prior militia an der Arminius teilgenommen hatte.
Es ist einigermaßen wahrscheinlich, aber nicht sicher, dass der pannonische Aufstand gemeint war.

Der Bogen als Waffe in der Antike wird überschätzt. Seine Wirkung konnte damals durch Defensivwaffen so weit vermindert werden, dass der Einsatz fragwürdig wurde. Man denke an die Kriege der Griechen gegen die Perser. Da wurde überliefert, dass die persischen Bogenschützen mit ihren Pfeil-Schwärmen den Himmel verdunkeln konnten. Trotzdem konnten die Griechen sich behaupten. Die Bogenwaffe stellte keinen "strategischen Vorteil" dar.

Trotzdem setzten die Römer Hilfstruppen ein, deren Spezialität das Bogenschießen war. Du selbst sprichst die Hunnen und ihre Taktiken an, welche ein echtes Problem für die Römer wurden.
http://www.geschichtsforum.de/f28/r-mische-bogensch-tzen-31186/
http://www.geschichtsforum.de/f34/ituraier-grabsitten-42869/
 
Trotzdem setzten die Römer Hilfstruppen ein, deren Spezialität das Bogenschießen war. Du selbst sprichst die Hunnen und ihre Taktiken an, welche ein echtes Problem für die Römer wurden.
http://www.geschichtsforum.de/f28/r-mische-bogensch-tzen-31186/
http://www.geschichtsforum.de/f34/ituraier-grabsitten-42869/
Ich habe nicht geschrieben, dass die Bogenwaffe wirkungslos war. Ich habe lediglich geschrieben, dass sie in Konflikten mit Gegnern, die einen gewissen Wert auf Defensivwaffen legten, keine kriegsentscheidende Bedeutung hatte. Deswegen und wegen der geografischen Verhältnisse gibt es keinen Hinweis darauf, dass bei den Kriegen in Germanien (seien es innergermanische Kriege oder Kriege gegen Rom) der Bogen eine herausragende Rolle gespielt hätte. Es gibt nichtmal Hinweise, dass der Bogen in größerem Umfang als Waffe eingesetzt wurde. Das sollte man aber eigentlich erwarten, wenn diese Waffe geeignet gewesen wäre, über Entfernungen von 100 oder gar 200 Metern hinweg erwartbar großen Schaden anzurichten. Dass ein Bogen weittragender ist als ein Pilum, wussten die Römer ganz sicher. Warum trug dann der gemeine römische Legionär Pilum und nicht Bogen?

MfG
 
Ich vermute, Du kommst zu diesem Urteil wegen der Niederlage bei Carrhae und wegen der Germanenkriege. An beiden Aussagen habe ich Zweifel.

Bezüglich Carrhae sehe ich die Ursachen für die Niederlage eher in anderen Faktoren aus der Wirkung berittener Bogenschützen. Rom hat mehrere Jahrhunderte lang eine "feindselige Nachbarschaft" mit den Parthern gepflegt und konnte sich dabei im Allgemeinen ganz gut gegen berittene Bogenschützen behaupten. Zumal die Bogenwaffe zu damaliger Zeit vermutlich nicht genug Durchschlagkraft hatte, um römische Schilde oder Körperpanzerungen zu durchdringen. Der Pfeilbeschuss war eher "lästig" als tödlich.

Bezüglich der Germanenkriege ist es eine Definitionsfrage, ob man überhaupt von "asymmetrischer Kriegführung" reden kann. Sicher hatten die Germanen eine ganz andere Wehrverfassung und ganz andere "Lieblingstaktiken" als das römische Reich. Sicher haben sie auch irgendwann gemerkt, dass es ziemlich schmerzhaft war, die Römer auf die gleiche Weise bekämpfen zu wollen wie früher einen rivalisierenden Nachbarstamm. Das führte mit einiger Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung neuer Gefechtstechniken - vielleicht sogar zu solchen, die man heute als "asymmetrisch" bezeichnen könnte. Aber erstens wissen wir über germanische Taktik zu wenig, um das sicher behaupten zu können, und zweitens haben die Germanen bei den Römern gerade dann den größten "Eindruck" hinterlassen, wenn sie genau NICHT mit asymmetrischen Methoden gekämpft haben. Die Varuslegionen sind nicht von ein paar Partisanen besiegt worden. Die Schlachten bei Idistavisa und am Angrivarierwall sehen auch nicht nach Guerilla-Aktionen aus.

Sowohl gegen die Parther als auch gegen die Germanen hatte Rom das Problem, dass schwere Infanterie den Kern der Legionen bildete. Schwere Infanterie kann nämlich weder galoppierende Pferde verfolgen, noch in schwierigem Gelände (bergig, weicher Untergrund, dicht bewachsen etc.) bewegliche Leichtbewaffnete bekämpfen. Dieses Grundproblem hat Rom aber auf bestechend einfache Art gelöst: Man hat sich Hilfstruppen zugelegt, die all die Dinge tun konnten, für die "muli mariani" (bösartige zeitgenössische Bezeichnung für "Legionäre") zu schwer(fällig) waren.

Googel doch mal nach einschlägigen Stichworten wie "berittene Bogenschützen" oder "Hunnen" oder "Reiterbogen" etc pp. Da wird schnell deutlich, dass es um Völker geht, die vorwiegend nomadisch in weitem, offenen Land gelebt haben. Viel Platz, wenig Bäume. Diese Völker haben sich das Pferd nutzbar gemacht, um schnell weite Strecken genauso schnell zurücklegen zu können wie die Hauptnutztiere. Die Bogenwaffe haben sie fortentwickelt, um Beutetiere (z.B. Wildesel) jagen zu können, die schnell rennen konnten, eine große Fluchtdistanz hatten und an die man sich (mangels Baumbewuchs) nicht anschleichen konnte.

Dass Menschen, die ans Reiten gewöhnt sind, die mit dem Bogen umgehen können und die dauernd auf der Wanderschaft sind, diese Fertigkeiten irgendwann auch für kriegerische Zwecke nutzen (und vielleicht sogar "kultivieren") ist wenig überraschend.

Dass der Bogen für den Krieg nutzbar gemacht wurde, hing auch damit zusammen, dass es sich um Gesellschaften handelte, in denen starke Körperpanzer unüblich waren (schon aus Metallmangel).

In unseren Breiten sah das anders aus. Hier herrscht teilgedecktes Gelände vor, was die Reichweite der Bogenwaffe beschränkt. Und hier waren relativ früh in der Entwicklungsgeschichte Defensivwaffen wie Schilde oder (z.B. bei den Römern) Körperpanzer in Gebrauch. Deshalb blieb die Bogenwaffe in unseren Breiten für Kriegszwecke lange Zeit ungenutzt weil weitgehend wirkungslos. Der "normale" Reiterbogen hatte eine Zugkraft von maximal 75 Pfund. Damit erledigt man keinen Legionär mit Scutum. Damit hält man vermutlich nicht mal einen Germanen mit dürftigem Flechtschild auf.

Der Bogen als Waffe in der Antike wird überschätzt. Seine Wirkung konnte damals durch Defensivwaffen so weit vermindert werden, dass der Einsatz fragwürdig wurde. Man denke an die Kriege der Griechen gegen die Perser. Da wurde überliefert, dass die persischen Bogenschützen mit ihren Pfeil-Schwärmen den Himmel verdunkeln konnten. Trotzdem konnten die Griechen sich behaupten. Die Bogenwaffe stellte keinen "strategischen Vorteil" dar.

Zeitweise war der Bogen dann stark genug, um auch gepanzerte Feinde zu "plätten". Das kam aber viel später.

MfG

ich denke auch 75pfund solten für die "otto-normalrüstung" ausreichen DasErste.de - Kopfball - Wie sicher waren Ritter in ihren Metallrüstungen, wenn die Gegner mit Pfeil und Bogen angriffen? gewesen sein das problem lag bei den persern. (wahrscheinlich) soweit ich weiß schützten nur papier-rüstungen gegen pfeile.
 
ich denke auch 75pfund solten für die "otto-normalrüstung" ausreichen DasErste.de - Kopfball - Wie sicher waren Ritter in ihren Metallrüstungen, wenn die Gegner mit Pfeil und Bogen angriffen? gewesen sein das problem lag bei den persern. (wahrscheinlich) soweit ich weiß schützten nur papier-rüstungen gegen pfeile.

Entschuldige, aber in deinem Link geht es um englische Langbogenschützen des Mittelalters, diese waren nicht beritten. Zwischen Carrhae 53 v. Chr. und Azincourt 1415 liegen fast 1500 Jahre.

OT: Persische Papierrüstungen wären mir neu. Parthische, Sarmatische und Sassanidische Kataphrakte kann man auch als technische Vorläufer der schwergepanzerten Kavalerie des Mittelalters -"Ritter"- ansehen.
 
soweit ich weiß schützten nur papier-rüstungen gegen pfeile.

Wehende Tücher haben sich auch als äußerst wirkungsvoll gegen Pfeile erwiesen. Wahrscheinlich stammt daher die Tradition des Fahnenschwingens.

Wenn ich recht erinnere, gab es mal in einer Geschichtssendung eine Demonstration, wie ein Reiter im Galopp sich mit einem über dem Kopf im Wind wehenden (Seiden-?)tuch erfolgreich vor Pfeilen schützt. Vielleicht erinnert sich jemand, welche Sendung das war.
 
Entschuldige, aber in deinem Link geht es um englische Langbogenschützen des Mittelalters, diese waren nicht beritten. Zwischen Carrhae 53 v. Chr. und Azincourt 1415 liegen fast 1500 Jahre.

OT: Persische Papierrüstungen wären mir neu. Parthische, Sarmatische und Sassanidische Kataphrakte kann man auch als technische Vorläufer der schwergepanzerten Kavalerie des Mittelalters -"Ritter"- ansehen.

nein diese papierrüstungen gab es aussließlich(?) in china. zu reit und langbogen kann ich nichts sagen vermute aber das sie auch stark genug waren um durch eine rüstungn durch zu schlagen
 
Bezüglich Carrhae sehe ich die Ursachen für die Niederlage eher in anderen Faktoren aus der Wirkung berittener Bogenschützen. Rom hat mehrere Jahrhunderte lang eine "feindselige Nachbarschaft" mit den Parthern gepflegt und konnte sich dabei im Allgemeinen ganz gut gegen berittene Bogenschützen behaupten. Zumal die Bogenwaffe zu damaliger Zeit vermutlich nicht genug Durchschlagkraft hatte, um römische Schilde oder Körperpanzerungen zu durchdringen. Der Pfeilbeschuss war eher "lästig" als tödlich.

Ich denke auch, dass ein Pfeil eines Reiters keinen römischen Schild durchschlagen konnte. Die Vorteile von berittenen Bogenschützen sind jedoch Reichweite, Beweglichkeit und Geschwindigkeit. Wenn es gelingt -z.B. durch vorgetäuschten Rückzug - auch nur Teile des Gegners zu umschliessen, kann in den Rücken geschossen werden. Wenn mich nicht alles täuscht, ist genau das bei Carrhae geschehen.
Crassus war sich im Vorfeld seiner Unterlegenheit bei Kavallerie bewusst. Daher bemühte er sich um berittene Verbündete. Armenien sagte zu, wurde aber von den Parthern aufgehalten und konnte daher bei Carrhae nicht eingreifen.
 
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Ich denke auch, dass ein Pfeil eines Reiters keinen römischen Schild durchschlagen konnte. Die Vorteile von berittenen Bogenschützen sind jedoch Reichweite, Beweglichkeit und Geschwindigkeit. Wenn es gelingt -z.B. durch vorgetäuschten Rückzug - auch nur Teile des Gegners zu umschliessen, kann in den Rücken geschossen werden. Wenn mich nicht alles täuscht, ist genau das bei Carrhae geschehen.
Crassus war sich im Vorfeld seiner Unterlegenheit bei Kavallerie bewusst. Daher bemühte er sich um berittene Verbündete. Armenien sagte zu, wurde aber von den Parthern aufgehalten und konnte daher bei Carrhae nicht eingreifen.
Genau so ist es. Crassus hat den Fehler gemacht, sich ohne hinreichende Unterstützung durch Reitereinheiten in offenes Gelände locken zu lassen, um dort dann mit Infaterietaktik gegen Reiter kämpfen zu wollen. Er hat zugelassen, dass Teile seiner schweren Infanterie sich von der Hauptmacht gelöst haben, um berittene Angreifer zu verfolgen. Ein ausscihtsloses Unterfangen. Mit der Folge, dass Truppenteile isoliert, umzingelt und niedergemacht werden konnten.

Direkte Angriffe auf die Hauptmacht der Römer blieben hingegen erfolglos. Und dabei ging es nicht nur um Angriffe berittener Bogenschützen. Auch Angriffe der parthischen Panzerreiter wurden abgewiesen. Die Legionen waren eigentlich nie direkt gefährdet. Sie haben nur keinen Weg gefunden, die Angreifer in einem Gefecht zu binden. Die Reiter waren einfach zu schnell. Ehe man sie packen konnte, waren sie auch schon wieder weg. Die Hoffnung, dass den Reitern irgendwann die Pfeile ausgehen, hat sich auch nicht erfüllt.

Irgendwann blieb Crassus nichts anderes mehr übrig, als unverrichteter Dinge abzuzuiehen - ständig verfolgt von diesen elendig schnellen Reitern, die nicht zu greifen waren und ununterbrochen diesen nervtötenden und lästigen Pfeilhagel abgelassen haben. Carrhae war keine "krachende Niederlage", sondern ein langsames Ausbluten. Ein schlecht vorbereiteter Feldzug. Das fing schon damit an, dass man eigentlich gar nicht genau weiß, warum Crassus diesen Krieg überhaupt begonnen hat.

In anderen Konfrontationen mit den Parthern haben die Legionen sich weitaus besser geschlagen. Sie hatten durchaus die Mittel, um mit den Reitern fertigzuwerden.

Germanien war wieder ein ganz anderer Fall. Auch da blieben die Legionen im Gefecht fast immer siegreich. Das hat nur nichts genutzt, weil die Germanen zu dezentral organisiert waren, um zu "merken", dass sie nach römischen Maßstäben eigentlich längst geschlagen waren.

MfG
 
@Maelonn: Sehe ich genauso. Bezüglich Carrhae könnte ich nur noch hinzufügen, dass unter ständigen Pfeilbeschuss, Schanzarbeiten für die Römer so wichtigen Marschlager nahezu unmöglich waren. Inwiefern dies problemlos in einem wüstenähnlichen Gebiet, in das Crassus sich hat locken lassen, auch ohne Pfeilhagel möglich gewesen wäre, ist außerdem fraglich. Daher kann man schon von einem weniger als ungeordneten Rückzug sprechen, denke ich.
:winke:
 
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Also, was die Durchschlagskraft antiker, mittelalterlicher oder neuzeitlicher Bögen angeht, die nehmen sich nichts.
Als die Menschheit anfing zu schreiben, gabs die Bögen schon so 10 000 Jahre.

Pfeile sind, wie uns die Archäologen verraten, in Schlachten selten sofort tödlich gewesen. Schmerzhaft, hinderlich und vorallem bei schlechter medizinischer Versorgung tödlich durch Wundinfektionen.

Was das Durschlagen von Rüstungen angeht, es kommt drauf an, wie man drauf schießt. So von oben runter, wie bei nem Pfeilhagel, reicht fast jede Rüstung mit Schild, um nicht tödlich getroffen zu werden. Füße und Hände sind da wohl mehr gefährdet. Im direkten Schuß, naja, kennt man die Schwachstellen, verletzt man den Gegner. Beides reicht ja aber, um den Kämpfer erstmal für ~1 Stunde außer Gefecht zu setzen.
Für Reiter sieht das noch anders aus, die können auf 20m an den Gegner ran, und auch Gesichtstreffer sind sehr wirksam. Und Schild oben, schießt auf die ungeschützten Beine.
 
Bezüglich Carrhae könnte ich nur noch hinzufügen, dass unter ständigen Pfeilbeschuss, Schanzarbeiten für die Römer so wichtigen Marschlager nahezu unmöglich waren. Inwiefern dies problemlos in einem wüstenähnlichen Gebiet, in das Crassus sich hat locken lassen, auch ohne Pfeilhagel möglich gewesen wäre, ist außerdem fraglich. Daher kann man schon von einem weniger als ungeordneten Rückzug sprechen, denke ich.
:winke:

Es gibt hier eine detaillierte Beschreibung, die auf "Warhorse" basiert, in der die Schlacht bzw. Kampagne seitenlang analysiert wird.
?ímské legie ? Battle of Carrhae and the Parthian archers
 
So ungefährlich können Bogenschützen nicht gewesen sein. Die Parther haben mit berittenen Bogenschützen, wenigen Panzerreitern und etwas leichter Infanterie, meist von Hilfsvölkern, ein Weltreich erobert. Auch die Sarmaten haben sich gegen die Daker behaupten können und später den Römern einige Probleme bereitet.

Natürlich konnte man sich gegen Bogenschützen behaupten. Aber ganz so harmlos können sie wohl kaum gewesen sein. Außerdem reicht ein Pfeil in den ungeschützen Armen und Beinen schon, um einen Legionär schwerst einzuschränken oder kampfunfähig zu machen.

Geändert hat sich das wohl mit den Hunnen. Ich habe nie verstanden, was der Unterschied zwischen dem hunnischen und etwa dem syrischen Kompositbogen war. Der hunnische war wohl assymetrisch, weshalb er bei gleicher "Kürze" - ein Reiterbogen musste kurz sein - eine höhere Durchschlagskraft hatte. Aber so viel? Auch die Bodkin-Pfeilspitze war nichts Neues. Also warum waren sie gegen römische Armeen so erfolgreich?

Auch waren die Hunnen keine reine Armee von berittenen Bogenschützen. Man schätzt das sie nur eine Minderheit ihrer Armee stellten, als sie auf die Römer trafen. Die Mehrheit waren germanische und sarmatische Hilfstruppen. Wie bei den Parthern haben wir es also auch hier mit "Combined Forces" zu tun. Gegen eine rein hunnische Armee von Bogenschützen, hätten sich die Römer vielleicht besser geschlagen. Obwohl es auch hunnische Lanzenreiter gegeben haben soll.
 
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So ungefährlich können Bogenschützen nicht gewesen sein. Die Parther haben mit berittenen Bogenschützen, wenigen Panzerreitern und etwas leichter Infanterie, meist von Hilfsvölkern, ein Weltreich erobert. Auch die Sarmaten haben sich gegen die Daker behaupten können und später den Römern einige Probleme bereitet.

Natürlich konnte man sich gegen Bogenschützen behaupten. Aber ganz so harmlos können sie wohl kaum gewesen sein. Außerdem reicht ein Pfeil in den ungeschützen Armen und Beinen schon, um einen Legionär schwerst einzuschränken oder kampfunfähig zu machen.

Geändert hat sich das wohl mit den Hunnen. Ich habe nie verstanden, was der Unterschied zwischen dem hunnischen und etwa dem syrischen Kompositbogen war. Der hunnische war wohl assymetrisch, weshalb er bei gleicher "Kürze" - ein Reiterbogen misste kurz sein - eine höhere Durchschlagskraft hatte. Aber so viel? Auch die Bodkin-Pfeilspitze war nichts Neues. Also warum waren sie gegen römische Armeen so erfolgreich?

Auch waren die Hunnen keine reine Armee von berittenen Bogenschützen. Man schätzt das sie nur eine Minderheit ihrer Armee stellten, als sie auf die Römer trafen. Die Mehrheit waren germanische und sarmatische Hilfstruppen. Wie bei den Parthern haben wir es also auch hier mit "Combined Forces" zu tun. Gegen eine rein hunnische Armee von Bogenschützen, hätten sich die Römer vielleicht besser geschlagen. Obwohl es auch hunnische Lanzenreiter gegeben haben soll.



hatten sie vllt bessere sattel? bessere pferderassen? (gibs sowas überhaupt), oder bessere manöver? Parthisches Manöver ? Wikipedia
 
Sie hatten Steigbügel, das macht den Unterschied.

Das bestreiten die meisten Historiker und nennen die Awaren im 6ten Jhdt. als die Ersten, die Steigbügel verwendeten. Bei den Sarmaten könnte es Lederschlaufen gegeben haben; auch schwer umstritten. Die taugen aber nur zum Aufsteigen. Damit in den Kampf zu reiten wäre lebensgefährlich.

Ich denke, hätten die Hunnen im 4ten Jhdt. Steigbügel gehabt, hätten sie die Römer sofort kopiert. Wie so Vieles.
 
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