Einwanderung ins Römische Reich

Marlon

Mitglied
Fanden durch die Blütezeit beispielsweise Augustus und Trajan vermehrt Einwanderungen ins Römische Reich statt?
 
Eher das Gegenteil. Man konnte nicht so einfach von außen "einwandern". Das gelang erst später in Zeiten militärischer Schwäche und wirtschaftlichen Niedergangs, als ganze "Barbarenstämme", die man nicht mehr abwehren konnte, den Föderatenstatus erhielten.
 
Fanden durch die Blütezeit beispielsweise Augustus und Trajan vermehrt Einwanderungen ins Römische Reich statt?

Die Formulierung "Einwanderungen ins Römische Reich" erscheint mir etwas verquer. Es gab Reichsgrenzen, über die sich ein Handel mit den "barbarischen Völkern" vollzog, zuweilen gab's dort auch Zustammenstöße mit Barbarenstämmen. Was außerhalb der Reichsgrenzen lag, war für die römische Administration feindliches oder doch gefährliches Gebiet. Eine "Einwanderung" im heutigen Sinn gab eskaum - jedoch mehrten sich Fälle, wo z.B. germanische Adlige nach Rom bzw. ins Imperium Romanum wechselten, um dort römische Lebensart, Kultur und Zivilisation kennenzulernen.

Arminius ist dafür ein gutes Beispiel, dessen Vater auf der Seite der Römer stand und eine prorömische Partei unter den Cheruskern anführte. Auf seine Initiative hin wurde Arminius als Kind zusammen mit sdeinem Bruder Flavius (!) zur Erziehung und militärischen Ausbildung nach Rom geschickt.

Was sich innerhalb der Reichsgrenzen befand, wurde wie die Bevölkerung Spaniens, Galliens oder Dakiens romanisiert (andere Reichsteile nur oberflächlich), während die Eliten der Barbarenvölker, deren Gebiet Rom erobert hatte, alles taten, um sich möglichst rasch mit den römischen Eroberern zu verbinden, was ihre Stellung und Reputation festigt.
 
Ich würde mal vermuten, wir haben schlicht keine Quellen, wieviele Menschen sich, von außen kommend, innerhalb der römischen Reichsgrenzen ansiedelten (abgesehen von Persönlichkeiten wie Arminius).

Klar ist, dass eine Einwanderung und Ansiedlung großer, geschlossener Gruppen (Völker) eine spätere Entwicklung ist; aber eine Einzel-Einwanderung würde ich auch vorher nicht ausschließen.
 
Dieter schrieb:
Eine "Einwanderung" im heutigen Sinn gab eskaum - jedoch mehrten sich Fälle, wo z.B. germanische Adlige nach Rom bzw. ins Imperium Romanum wechselten, um dort römische Lebensart, Kultur und Zivilisation kennenzulernen.

Generell würde ich das auch so sehen. Allerdings wurde zumindest in Germanien während der Germanenkriege und vorher z.T. eine bewusste Einwanderungspolitik betrieben, und man hat Ubier und die Reste der Sugambrer links des Rheins angesiedelt bzw. ihnen erlaubt, dort zu wohnen. Was die Angehörige von Adelshäusern etc. betrifft: die Kontakte sind derart mannigfaltig, so dass man davon ausgehen kann, dass sich fast ständig hochrangige "Geiseln" der verschiedenen Periphervölker in Rom befanden. Wovon durchaus auch die Heimatvölker dieser Personen profitieren konnten. Allerdings würde ich das jetzt auch nicht als "Einwanderung" betrachten, zumal diese Leute häufig dann in ihre Heimat zurückkehrten.
 
@Reinecke: Klar ist, dass eine Einwanderung und Ansiedlung großer, geschlossener Gruppen (Völker) eine spätere Entwicklung ist; aber eine Einzel-Einwanderung würde ich auch vorher nicht ausschließen.

Das mag es in Ausnahmen gegeben haben, aber nicht in nennenswerter Zahl. Der Limes sollte ja genau das verhindern und weniger ganze Heere aufhalten. Es wäre auch bei erfolgreichem Übertritt schwer geworden, fremdes Umfeld, fremde Sprache etc. - ein Kulturschock.
Der einzige legale Weg hätte über eine Rekrutierung beim Militär geführt.
Ein Vergleich mit den heutigen "Illegalen" drängt sich auf.
 
... und man hat Ubier und die Reste der Sugambrer links des Rheins angesiedelt bzw. ihnen erlaubt, dort zu wohnen.
Dergleichen gab es relativ oft. Außerhalb des Reiches lebende, verbündete Stämme konnten auf Aufnahme in das Reich hoffen, wenn sie durch innergentile Konflikten ihre Heimat verlassen mussten. Das waren dann nicht alle, sondern eher die Anführer mit deren persönlichem Gefolge, sofern man geeignete Aufgaben für sie hatte - also meistens Grenzschutz oder Ansiedlung in verwüsteten Gegenden. Am angenehmsten war es den Kaisern beide Punkte verbinden zu können. Ein Beispiel dafür ist etwa der cheruskische Schwiegervater von Arminius: Segestes!

Fanden durch die Blütezeit beispielsweise Augustus und Trajan vermehrt Einwanderungen ins Römische Reich statt?
Im Bezug auf die beiden genannten Kaiser entbehrt die Frage m. E. nicht einer gewissen Ironie. Ich bitte das beim weiteren Lesen zu berücksichtigen.

…Es wäre auch bei erfolgreichem Übertritt schwer geworden, fremdes Umfeld, fremde Sprache etc. - ein Kulturschock.
Der einzige legale Weg hätte über eine Rekrutierung beim Militär geführt.
Ein Vergleich mit den heutigen "Illegalen" drängt sich auf.

…Sicher, ein paar Generationen später mag dein Wort von dem ‚Kulturschock’ einige Berechtigung haben. Vorher aber gilt folgendes:
In der Regel war in Europa außerhalb des Mittelmeergebietes die Ankunft der Römer eher ein Kulturschock für Einheimische und Nachbarn als wenn ein Stamm bislang seinen Wohnort von einem Ufer des Rheines auf das Andere verlegt hätte. Besonders in der Zeit von Augustus und Trajan gilt: Eine legale Einwanderung war [Vorsicht Ironie!] am leichtesten, wenn sich ein Volk annektieren ließ. Da brauchten die Leute nicht einmal ihren Wohnort zu wechseln.

Wie sollten "Einwanderer" in ein Reich kommen, das derart expandierte? Etwa wird angenommen, dass die Cherusker noch nie unmittelbar mit Rom in Kontakt geraten waren, ehe Drusus ihre Heimat - nach römischer Lesart - "unterwarf" und darauf vorbereitete eine Provinz zu werden. Etwa 2 Generationen früher war (das vor Caesar noch freie) Gallien noch eine Landschaft gewesen, wo keine Römer herrschten. In der Summe brauchten die Römer ganze 46 Jahre vom ersten Auftreten als Eroberer im ‚Kern’-Gallien bis zum Beginn der Eroberung Germaniens! Die römischen Heere waren vielleicht nur zu schnell für etwaige Immigranten?
Dazu kommt das Rom gerade jene Gebiete unter Kontrolle gebracht hatte, wo die einheimische Population vielleicht groß genug gewesen wäre, eventuelle Geburtenüberschüsse noch am Ehesten auf ‚Wanderschaft’ zu schicken. Dagegen hatten die dünner besiedelten ‚Germanengebiete’ vom Potential des Landes her gesehen noch viel Raum für eine ‚Binnenkolonisation’ – eine entsprechende (keltische) Lebensweise vorausgesetzt.

Abgesehen davon seine Heimat von Rom ‚annektieren zu lassen’, gab es oft die Möglichkeit sich wie Segest umsiedeln zu lassen. Zu dieser Art von Einwohnern des Römischen Reiches gehörten auch die Dediticii, die ich bereits öfters im Forum genannt habe. Diese „Unterworfenen“ wurden nur aufgenommen wenn Rom sie brauchte. Waren es vorher Kriegsgefangene gewesen, hätten sie theoretisch genauso gut als Sklaven – oder Schlimmer als Opfer für die Tierhatzen in den Arenen des Reiches enden können. Dediticii gaben ihre Freiheit mit ihrer Unterwerfung auf und erhielten ihren neuen Rechtsstatus durch die Gnade der Kaiser. Das konnte genauso gut durch Waffen, als auch durch vorherige Verhandlungen ausgemacht worden sein. Man sieht, es hat sich in 2000 Jahren doch einiges für Einwanderer gebessert!

[FONT=&quot]Bei diesem Kontext habe ich Probleme die Eingangsfrage wirklich zu verstehen. Für welchen Teil des Reiches erwartest du eine Einwanderung? Für Italien ist bekannt das sehr viele Sklaven von Außen in dieses Land kamen.[/FONT]
 
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